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Aktien und Edelmetalle: Mit Initiative gegen die Ignoranz

28.01.2018  |  Manfred Gburek
Das immer noch junge Jahr 2018 regt die Phantasie an und veranlasst Anleger zu allerlei Spekulationen. Das hat uns gerade wieder der Weltwirtschaftsgipfel in Davos vor Augen geführt. Wenn dort die Größen aus Politik, Wirtschaft und Finanzen vor allem sich selbst feiern oder feiern lassen, trägt das für Anleger allerdings nur einen Teil zur Anregung ihrer Phantasie bei, und zwar den kleineren. Dagegen entspringt der größere Teil den eigenen Beobachtungen, dem Nachdenken, Kombinieren und Spekulieren, bis es schließlich zur Entscheidung kommt: Geld anlegen oder damit warten? Umgekehrt: Sich von bestimmten Positionen trennen oder sie weiter durchhalten?

Wer so weit gekommen ist, hat den meisten Anlegern schon viel voraus. Warum? Weil das Thema Börse in Deutschland weitgehend unpopulär ist, sodass Autodidakten mit gutem Riecher für Börsentrends eine - überwiegend erfolgreiche - Minderheit bilden. Und wo man versucht, das Thema Anlegern volksnah klar zu machen, beschränkt es sich meistens entweder auf Floskeln, etwa wenn die immer wieder beschworene langfristige Attraktivität von Aktien hervorgehoben wird oder wenn zur besten Zeit vor der ARD-Tagesschau aktuelle Ereignisse mit Börsenthemen vermischt werden.

Die meisten Kommentare zur Entwicklung der Aktienkurse sind eine Zumutung. Denn man fokussiert sich überwiegend - allzu oft sogar nur in einer Rückwärtsbetrachtung - auf die beiden aus 30 Aktien bestehenden Indizes Dax in Deutschland und Dow Jones in Amerika. U

nd der mit 50 Aktien breiter angelegte MDax? Ja, von Fall zu Fall wird er erwähnt, wie aus Anlass des Skandals um den Möbelhändler Steinhoff. TecDax mit 30 Aktien gefällig? Er ist wenigstens in einigen Insiderkreisen populär, weil Technologieaktien von Fall zu Fall mit hohen Kursgewinnen glänzen. SDax? Er besteht aus 50 - vielfach immer noch unterbewerteten - Aktien von zum Großteil mittelständischen Unternehmen, die an der Börse allerdings ein Schattendasein fristen. Kommentare, geschweige denn Analysen? Weitgehend Fehlanzeige.

Die Ignoranz der Anleger und Kommentatoren betrifft leider nicht nur die Lücken in der Berichterstattung, sie ist allzu oft auch irreführend. Nehmen wir den Dax, der im Übrigen am 1. Juli sein 30-jähriges Jubiläum feiern wird (genaugenommen war er bereits Anfang 1988 fertiggebastelt).

Er ist ein Performanceindex, das heißt, in ihm sind - international unüblich - Dividenden enthalten. Ihn mit Indizes zu vergleichen, bei denen das nicht der Fall ist, verbietet sich also von selbst. Dennoch geschieht es laufend. Wenn jetzt unter Börsianern besonders viel um gut 13.000 Dax-Punkte palavert wird, sollten Anleger sich darauf besinnen, dass der Kurs-Dax (ohne Dividenden) aktuell nur nicht mal halb so hoch steht. Und wenn die Interpreten von Charts sich auch noch über einen so wichtigen Aspekt hinwegsetzen, kann ich Ihnen nur raten, spätestens aus diesem Anlass Börsentrends und einzelne Aktien selbst zu recherchieren.

Konzentrieren Sie Ihre Initiative in Sachen Geldanlage zunehmend auf Gold, Silber und Minenaktien, wie hier in den vergangenen Wochen immer wieder vorgeschlagen. Je mehr Sie dann in die Details gehen, desto gewinnträchtiger wirken sich Ihre Recherchen auf die eigenen Finanzen aus. Edelmetalle gehören, sieht man von goldseiten.de und weiteren spezialisierten Internetseiten ab, derzeit nicht gerade zu den populären Themen. Doch das kann sich schnell ändern. Wobei mir eine nur allmähliche Änderung, wie sie sich derzeit andeutet, besser gefiele als eine plötzliche, weil sie signalisieren würde, dass Profis am Werk sind.

Den Anstoß zu weiteren Überlegungen bieten Informationen, die jedermann über gängige Medien zur Verfügung stehen. Dazu ein einfaches Beispiel: Der Ölpreis ist seit dem vergangenen Sommer zwischenzeitlich um mehr als 50 Prozent gestiegen. Daraus kann man ableiten, dass er die Inflation mittels Basiseffekt - zeitversetzte Auswirkung - anheizen wird. Und weil die Inflation nicht nur eine bestimmte Zahl, sondern ein äußerst dynamischer Vorgang ist, liegt das Fazit nahe, dass sie sich auf mehrere Lebensbereiche auswirken wird.

Auf die Geldanlage sowieso: Vom Ölpreis abhängige Produkte werden erst für die verarbeitende Industrie, danach für die Konsumenten teurer. Und falls die Notenbanken mit restriktiver Geldpolitik - wie auch immer sie sie hinkriegen - dagegen zu steuern versuchen, werden die Anleihen- und wohl auch die Aktienkurse betroffen sein, die Preise von Gold, Silber und wahrscheinlich von vielen Rohstoffen begünstigt sein. Das alles ist für Sie sicher nicht neu, nur sollten Sie es sich jetzt häufiger als noch im vergangen Jahr durch den Kopf gehen lassen.

Der nimmermüde Münchner Professor Hans-Werner Sinn hat in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Tichys Einblick" Thesen zum Besten gegeben, die besonders nachdenklich stimmen. Hier ist ein vielsagender Ausschnitt: "Die deutsche Wirtschaft könnte einen Zinsanstieg gut verkraften. Nur die hoch verschuldeten Südländer in Europa kämen in eine Haushaltskrise, weil sie die Zinsen einfach nicht mehr zahlen können. Es sind die deutschen Sparer, die in dieser Konstellation draufzahlen."

Vermutlich denken Sie nun, eine solche Aussage sei ja nicht neu. Stimmt. Doch sie sollte Ihnen gerade in diesen Tagen zu denken geben, da EZB-Chef Mario Draghi sich mit seiner gegenüber den Südländern viel zu expansiven Geldpolitik aktuell in der schlimmsten Zwickmühle seiner Amtszeit befindet - und dies mit seiner Entscheidung aus der vergangenen Woche unterstrichen hat. Und die Bundesregierung - so man davon ausgeht, dass sie zurzeit überhaupt existiert - wird bis auf Weiteres mit sich selbst beschäftigt sein.

Seit einigen Tagen wird wieder mehr über die ungleiche Vermögensverteilung diskutiert. Den Anstoß gab so manche Diskussion beim Weltwirtschaftsforum in Davos, aber auch eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Auch dieses Thema ist nicht gerade neu, aber steter Tropfen höhlt den Stein: Letzten Endes handelt es sich um verdeckte Aufrufe zur Umverteilung des Vermögens und zu mehr sozialer Gerechtigkeit - oder was man in bestimmten Kreisen dafür hält, wie SPD, Grüne, auch Teile der CDU, NGOs (Organisationen jenseits der Regierungen), Internationaler Währungsfonds u.a.

In Deutschland hat die Umverteilung ansatzweise bereits stattgefunden, und zwar schleichend: Etwa ein Viertel des Geldvermögens der Deutschen konzentriert sich mittlerweile auf Bargeld und auf gar nicht oder nur mager verzinste Konten - mit wachsender Tendenz. Die seit neun Jahren favorisierten Aktien mit ihren hohen Kursgewinnen sind demgegenüber für die meisten Bundesbürger außen vor geblieben. Das bei einem Geldvermögen (ohne Immobilien) von insgesamt rund 6 Billionen Euro, macht 75.000 Euro pro Kopf.

Man fragt sich unwillkürlich, was da alles schief gelaufen ist. Mir fallen gleich mehrere Antworten ein: Geht es um Substanzielles, neigen die Deutschen eher zu Immobilien als zu Aktien. Darüber hinaus denken sie nominal statt real, weshalb sie sich so gern an Zinsen festbeißen, statt auch mal an Kursgewinne zu denken. Sie glauben an die Versprechen der Banken, Sparkassen, Fondsgesellschaften und Versicherungen. Die permanente aktive Beschäftigung mit den eigenen Finanzen ist nicht ihr Ding, die flexible Geldanlage erst recht nicht. Stattdessen lassen sie sich zum Kauf vorgefertigter Finanzprodukte überreden, von denen zuletzt besonders die digitale Vermögensverwaltung in Mode gekommen ist.

Die Liste ließe sich noch erweitern. Aber lassen wir das und fügen wir stattdessen lieber eine Überlegung hinzu, die sich in Erwartung der kommenden Inflation – siehe oben – geradezu aufdrängt: Gold, Silber und Minenaktien bieten die Voraussetzungen, um in nächster Zukunft favorisiert zu werden. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Ergreifen Sie die Initiative.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei gburek.eu: Immobilien - differenziert betrachtet


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