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Interview mit Jim Rickards (Teil I): Die nächste Finanzpanik mit Gold als Fluchthafen

31.01.2018  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir eine Ehre, James Rickards hier bei uns begrüßen zu dürfen. Mr. Rickards ist Herausgeber des monatlich erscheinenden Newsletters “Strategic Intelligence“ und Geschäftsführer des James Rickards Project, mit dem die komplexen Dynamiken von Geopolitik und globalem Kapital erforscht werden.

Er ist darüber hinaus Autor verschiedener Bestseller, darunter The Death of Money, Currency Wars, The New Case for Gold und The Road to Ruin. Zusätzlich zu seinen Leistungen als Autor ist Mr. Rickards auch als Portfolio-Manager, Jurist und bekannter Wirtschaftsberichterstatter tätig, der von CNBC, BBC, Bloomberg, Fox News und CNN interviewt wird, um nur einige zu nennen. Wir sind glücklich, ihn hier erneut beim Money Metals Podcast begrüßen zu dürfen.

Danke, dass Sie heute zu Gast in unserer Sendung sein können. Wir wissen das, wie immer, zu schätzen. Wie geht es Ihnen?


Jim Rickards: Mir geht es sehr gut, schön hier zu sein. Danke.


Mike Gleason: Ein guter Einstiegspunkt wäre wohl eines Ihrer letzten Bücher. Wir möchten Ihre Einschätzung zum Zustand der Weltwirtschaft hören. In Ihrem Buch The Road to Ruin: The Global Elites' Secret Plan for the Next Financial Crisis machen Sie einige sehr interessante Kommentare.

Während die Finanzmedien über boomende Aktienmärkte und stärkeres Wirtschaftswachstum berichten, sind Sie ja gar nicht so optimistisch. Wir beide wissen, dass der Großteil des Wachstums der letzten Jahre auf gewaltigen Zentralbankstimuli gebaut ist. Die fundamentalen Probleme, die auch die letzte Finanzkrise verursachten, wurden hingegen kaum gelöst. Sie gehen sogar davon aus, dass die nächste Finanzkatastrophe nicht mehr weit entfernt ist und dass sich viele aus der Elite schon darauf vorbereiten. Wäre es möglich, dass Sie Ihre Beobachtungen kurz darzulegen?


Open in new windowJim Rickards: Klar. Sie haben zwei verschiedene Diskussionsstränge angesprochen. Einer bezieht sich auf die Frage, wie es der Wirtschaft, sagen wir, kurz- bis mittelfristig gehen wird. Wie würde meine Prognose also für das kommende Jahr lauten? Was denke ich über Aktien und so weiter? Das ist der eine Teil der Analyse. Der andere ist ein wenig größer und tiefgreifender: Wie steht es mit einer weiteren großen Finanzkrise, einer Liquiditätskrise, einer globalen Finanzpanik und wie würde eine mögliche Antwort darauf aussehen?

Diese Unterscheidung möchte ich schon machen. Beide Teile sind miteinander verbunden, ich mache aber immer auf den Unterschied zwischen einer konjunkturzyklischen Rezession und einer Finanzpanik aufmerksam. Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Sie können zusammenfallen, müssen es aber nicht.

So fiel der Aktienmarkt am 29. Oktorber 1987 an einem Tag um 22%. Mit Blick auf den heutigen Dow Jones wären das also 5.000 Punkte. Wir liegen aktuell bei ca. 26.000 Punkten und ein Einbruch um 22% würde den Dow um ca. 5.000 Punkte fallen lassen. Sie und ich wissen, dass ein 500-Punkte-Verlust im Dow Jones ein Ereignis wäre, von dem jeder hören oder sprechen würde. Und jetzt stellen Sie sich mal 5.000 Punkte vor.

Prozentual ist genau das im Oktober 1987 passiert. Das war also eine Finanzpanik, dennoch gab es keine Rezession. Die Wirtschaft lief gut und nach ein paar Tagen hatte man die Sache wieder hinter sich. Die Zeit nach der Panik war in der Tat keine schlechte Zeit, um Aktien zu kaufen. Der Aktienmarkt erholte sich auch.

Dann gibt es, wie beispielsweise 1990, normale konjunkturzyklische Rezessionen. Die Arbeitslosigkeit stieg damals. Es gab einige Ausfälle, etc., aber es gab keine Finanzpanik.

2008 hatten wir dann beides. Es gab eine Rezession, die 2007 begonnen hatte und bis 2009 andauerte. Und es gab eine Finanzpanik, die ihren Höhepunkt zwischen September/ Oktober 2008 mit Lehman und AIG erreichte; wir reden hier also über zwei unterschiedliche Sachen. Sie können zusammen auftreten.

Unterscheiden wir also und reden wir über den Konjunkturzyklus. Hinsichtlich der Wirtschaft bin ich aktuell nicht so optimistisch. Aktuell gibt es da großes Tamtam, ich weiß. Wir hatten die große Trump-Steuergesetzgebung und am Aktienmarkt werden Allzeithochs markiert. Ich lese ja die all diese Nachrichten. Ich bin im Bilde, allerdings existieren in dieser Wirtschaft auch viele Gegenströmungen. Es gibt gute Indikatoren dafür, dass die Fed ihre laxe Geldpolitik derzeit zu stark zurückfährt.

Denken Sie daran, dass die Fed zwei Dinge gleichzeitig tut, was sie nie zuvor getan hat. Sie erhöht die Leitzinsen. Gut, das hat sie schon häufig getan - aber sie erhöht jetzt die Zinsen und reduziert gleichzeitig noch ihre Bilanzen. Das ist das Gegenteil von QE.

Ich bin sicher, viele Zuhörer wissen, was QE ist - Quantitative Lockerungen, also Geldschöpfung. Nichts weiter ist es. Die Fed macht das über Anleiheankauf. Wenn sie die Anleihen bezahlt, die von den Händlern kommen, dann macht sie das mit Geld, das aus dem Nichts geschöpft wurde. Auf diesem Weg weitet die Fed das Geldangebot aus. Das ging 2008 los und dauerte bis 2013 an.


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