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Öl, der Yuan und das dollarbasierte Währungssystem

09.02.2018  |  Steve Saville
Einige Kommentatoren haben viel Wirbel um die auf Yuan lautenden Öl-Futures gemacht, die schon bald an der Börse von Shanghai gehandelt werden können. Den globalen Währungsmarkt werden sie allerdings kaum beeinflussen.

Ob es am Ölterminmarkt nun auf Yuan lautende Kontrakte gibt oder nicht - auch bislang verhinderte nichts, dass die ölexportierenden Länder Yuan als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Tatsächlich begleicht China seine Rechnungen für Rohölimporte zum Teil bereits mit seiner eigenen Währung. Die neuen Öl-Futures werden vielleicht einen gewissen Anstieg des Ölhandels in Yuan begünstigen, denn sie ermöglichen es den Verkäufern, ihre Risiken durch Hedging-Strategien zu verringern. Das Hauptproblem besteht allerdings darin, dass der Yuan außerhalb Chinas keine sonderlich nützliche Währung ist. Solange ein internationaler Ölexporteur nicht gerade eine große Investition in China plant, stellt sich die Frage, was er mit der chinesischen Währung macht, wenn er sie als Zahlungsmittel annimmt.

Zudem beträgt der monetäre Wert des täglichen, weltweiten Ölverbrauchs weniger als 0,1% des täglichen Handelsvolumens an den internationalen Währungsmärkten und der Währungsmarkt wird nach wir vor vom US-Dollar beherrscht. Trotz der in einigen Kreisen beliebten Vorstellung, dass der Dollar Gefahr läuft, seine Vormachtstellung im globalen Währungssystem zu verlieren, steht er aktuellen Statistiken zufolge in 88% aller internationalen Transaktionen auf einer Seite des Handels. Der Euro, die zweitbedeutendste Fiatwährung der Welt, war an 30% aller Transaktionen beteiligt (Tendenz sinkend). Der Anteil des Yuan am internationalen Währungsmarkt ist hingegen sehr gering (weniger als 3%) und nimmt gemäß dem folgenden Chart sogar ab:

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Was wir damit zeigen wollen, ist die Tatsache, dass die Art wie ein Land seine Rohölimporte bezahlt keinen großen Einfluss auf den globalen Währungsmarkt haben wird. In Wirklichkeit sind Ursache und Wirkung sogar umgekehrt: Die Abwicklung des Ölhandels in US-Dollar ist keineswegs der Grund dafür, dass die amerikanische Währung das Währungssystem dominiert - zumindest nicht mehr. Vielmehr führt die Tatsache, dass der Dollar die weltweit bedeutendste Währung ist, dazu, dass die meisten internationalen Ölexporteure US-Dollars als Bezahlung verlangen.

Im Verhältnis zu anderen Währungen steigt und fällt der Wert des US-Dollars von Zeit zu Zeit, aber er dominiert in jedem Fall die globalen Geldströme. So funktioniert das heutige Währungssystem nun einmal, ob uns das gefällt oder nicht. Es basiert auf dem US-Dollar und daran wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch nichts ändern, bis es eines Tages zusammenbricht und durch etwas Neues ersetzt wird. Anders gesagt ist es höchst unwahrscheinlich - wir würden sogar fast sagen unmöglich - dass das derzeitige System weiterbesteht, wenn eine andere Währung den Dollar zunehmend verdrängt. Der Grund dafür ist einfach: Unter den anderen Fiatwährungen gibt es heutzutage keine einzige vernünftige Alternative zum US-Dollar.

Wir behaupten nicht, zu wissen, wie ein neues Währungssystem nach einem Kollaps aussehen wird. Eine Möglichkeit wäre ein auf Gold basierendes System, aber es könnte stattdessen auch der Versuch unternommen werden, eine globalen Fiatwährung zu schaffen. Das Establishment der Politik- und Finanzwelt würde Letzteres mit Sicherheit bevorzugen. Wir glauben jedoch nicht, dass ein solches System funktionieren könnte, denn es würde im Grunde genommen dem fehlgeschlagenen Euro-Experiment gleichen - auf einer viel größeren Skala.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 16. Januar 2018 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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