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Interview mit Technologieexperte Fred Hickey (II): Bitcoin kein Wertspeicher. Gold schon

02.03.2018  |  Chris Martenson
Chris Martenson: Naja, Blasen sind immer eine Freude -auf dem Weg nach oben. Reden wir jetzt darüber, was auf dem Weg nach unten passiert. Aktienrückkäufe von Unternehmen: Sie waren ein großer Bestandteil der steigenden Aktienrenditen der letzten acht oder neun Jahre. Was aber passiert auf dem Weg nach unten?

Fred Hickey: Gut, wir wissen ja, was dann passiert. Wir konnten sehen, wie die Aktienrückkäufe 2009 ihren absoluten Tiefststand erreichten und dass sie 2007 ihr absolutes Hoch hatten. Wir wissen also, was passiert. Sie werden verschwinden. Die Unternehmen kaufen immer zu den höchsten Preisen. Sie folgen dabei ihren Kollegen. Bis jetzt ist es sehr gut für die Manager gelaufen, weil die Boni alle gestiegen sind, die Aktienkurse gestiegen sind und der Gewinn scheinbar gestiegen ist. Schaut man sich aber die Unternehmenssteuereinnahmen an, dann sind die alle rückläufig.

Man zahlt seine Steuern ja nicht auf die Aktienrendite, man zahlt sie auf den tatsächlichen Gewinn. Wir wissen alle, was dann passiert. Am Ende haben diese Unternehmen - angesichts dieser irren Bewertungen - enorm draufgezahlt. Mit Blick aufs Kurs-Umsatz-Verhältnis haben wir den teuersten Markt der Geschichte, selbst nach dem jüngsten Kursrückgang. Bei anderen Berechnungsmethoden haben wir aktuell die zweit- oder dritthöchsten Bewertungen. Als Vergleichsfälle werden die Jahre 1929 und 2000 herangezogen, und beide endeten mit schrecklichen Einbrüchen.

Wir werden etwas Ähnliches erleben; die Märkte werden deutlich fallen und die Unternehmen werden ihr Geld durch überteuerte Aktienkäufe verschwendet haben. Und dann werden sie nicht mehr in der Lage sein, am Tief zu kaufen.


Chris Martenson: Möglicherweise werden sie im Umfeld steigender Zinssätze auch noch große Mengen Unternehmenskredite umschulden müssen. Dahingehend hat auch die Trump-Administration ein Budget vorgelegt, in dem von insgesamt 6 Billionen $ Defiziten in den kommenden fünf Jahren ausgegangen wird - und dort ist noch keine Rezession eingerechnet oder irgendein anderer Faktor, der zum Tragen kommen könnte und diese Zahlen kaputt macht. Sehen Sie die Zinssätze steigen? Angesichts solcher Geldfluten müssen sie doch steigen, oder?

Fred Hickey: Sie steigen ja schon. Wir wissen, dass die Verbraucherschulden um mehr als eine Billion $ gestiegen sind, und der Durchschnittszins für Kreditkartenschulden ist gestiegen. Er liegt jetzt bei 15%. Wir haben erlebt, wie die Hypothekenzinsen vom 3%-Bereich auf jetzt 4,5% gestiegen sind. Der Zins für zehnjährige US-Staatsanleihen hat sich schon mehr als verdoppelt. Der Anstieg ist also schon da. Und ich denke, die Zinsen werden auch weiter steigen müssen, um das Geld anzuziehen, das für die Finanzierung der Verschuldung gebraucht wird.

Ich hatte irgendwo gelesen, dass um die 20% der gesamten US-Schulden im nächsten Jahr oder so umgeschuldet werden müssen. Und die Umschuldung wird zu höheren Zinssätzen erfolgen - für die Regierung, die Bundesstaaten und die lokalen Administrationen, die ebenfalls ungemein verschuldet sind. Dasselbe gilt für die Verbraucher und Unternehmen - sie alle sind rekordverschuldet. Studienkredite: von einst nichts auf 1,5 Billionen $! Gewaltige Schuldensummen. Selbst noch im letzten, vierten Quartal erhöhten sich die Ausgaben für Urlaubsreisen. Das war der historisch größte Sprung bei den Verbraucherkrediten innerhalb von zwei Monaten. Die Zinssätze werden steigen und die Finanzkraft aller wird darunter leiden.


Chris Martenson: 20% Umschuldung. Unglaublich. Ok. Ein kurzer Themenwechsel. Eine kurze Frage zu den Kryptowährungen, mit Bitcoin als führendes Beispiel. Erstens: Was halten Sie von den Kryptowährungen als Wertaufbewahrungsmittel? Und zweitens, vielleicht getrennt davon: Was halten Sie von der Technologie dahinter?

Fred Hickey: Gut. Man muss zwischen der Blockchain und den Kryptowährungen unterscheiden, und immer mehr machen das auch. Die Blockchain ist eine legitime Technologie. Es handelt sich um einen elektronischen Ledger, der es ermöglicht, Dinge unabhängig zu speichern. Die Systeme, die gerade entwickelt werden, sind effizienter. Viele Menschen, Banken, Kreditkartenunternehmen, Finanztransaktionsunternehmen arbeiten daran, und diese Technologie wird sich mit der Zeit als ein Plus für die Zukunft herausstellen, denke ich.

Die Kryptowährungen sind das, was Charles Kindleberger, Autor von Maniacs, Panics, and Crashes “delusive objects“ nannte. Sie haben geringen oder gar keinen Wert. Sie sind Spekulativobjekte, die zu Hochzeiten von Manien auftauchen. 2000 hatten wir die Dotcom-Unternehmen, die nie vorgegeben hatten, profitabel zu sein, einige hatten nicht einmal Einnahmen. Zudem kam dieser Baby-Wahn auf. Das sind deine Beanie Babies - deine Dotcom-Firmen ohne eigene Einkünfte und ohne Hoffnung auf einen realen, praktischen Marktwert, ok - zumindest vorläufig.

Bei den Kryptowährungen hieß es dann, dass sie in Zukunft als Tauschmittel genutzt werden. Es gab tatsächlich ein paar Frühanwender, die Bitcoin zu akzeptieren begannen - Reseller und dergleichen. Im Grunde haben sie alle wieder die Finger davon gelassen. Selbst die große Online-Gaming-Plattform - Steam heißt sie - hat kürzlich damit aufgehört.

Mitte Januar gab es in Miami eine Konferenz zu Kryptowährungen, und dort wurde Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Und warum? Naja, weil Bitcoin von 1.000 auf 20.000 auf 8.000 geht. Damit umzugehen, ist eben nicht so einfach. Zudem sind die Transaktionskosten enorm teuer. Also nutzt sie niemand als Tauschmethode, womit aber anfänglich geworben wurde.

Wenn wir über das Thema Wertspeicher reden: Erst kürzlich wurden Krypto-Nano-Einheiten einer italienischen Kryptowährung im Gegenwert von 170 Millionen $ gestohlen. Eine Woche davor wurden 530 Millionen $ in Japan gestohlen. Immer wieder große Diebstähle durch Hacker. Aus meiner Sicht führt das nicht gerade zu steigendem Vertrauen in ein Wertaufbewahrungsmittel. Bitcoin, die größte aller Kryptowährungen macht ein Drittel des Wertes aller Kryptowährungen aus. Obgleich sie schon eine der weniger aufgeregten ist, bewegte sie sich von 1.000 letztes Jahr auf 20.000 und wieder auf 8.000. Auch das ist nicht wirklich das Wertaufbewahrungsmittel, das man möchte.


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