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Wer Bargeld verbieten will, ist ein Heuchler

04.03.2018  |  Manfred Gburek
Die Preise von Gold und Silber befinden sich in der Konsolidierung, wie es seit längerer Zeit in gängigen Kommentaren heißt. Also Pendeln in beiden Richtungen. Das sollte Anleger jedoch nicht daran hindern, beide Edelmetalle in physischer Form - Münzen und Barren - als Versicherung gegen kommende Währungsturbulenzen und als Teil des liquiden Barvermögens zu horten. Im Folgenden geht es vor allem um Bares auf der hohen Kante, also um den anderen liquiden Vermögensteil - gar nicht langweilig, wie man spontan meinen könnte, sondern voller Überraschungen.

Beginnen wir mit den Geschäftsmodellen der Banken und Sparkassen. Die meisten sind extrem überholungsbedürftig. Das ist nicht neu und wird uns noch einige Jahre begleiten. Was uns aktuell besondere Sorgen bereiten sollte: Trotz aller - überwiegend unzureichender - Versuche, das Geschäft anzukurbeln, geht es nur im Schneckentempo weiter.

Dazu zwei Beispiele: Die Commerzbank erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Rendite auf das Eigenkapital von gerade mal 0,5 Prozent. Und die Deutsche Bank, einst eine wahre Geldmaschine, vermeldete zuletzt schon im dritten Jahr hintereinander einen Verlust. Viele deutsche Banken und Sparkassen laufen sogar Gefahr, die nächste Bankenkrise nicht zu überstehen. Daraus folgt: Anleger sollten jetzt die Initiative ergreifen, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen.

Bekanntlich sind Einlagen privater Anleger bis zu 100.000 Euro je Institut gesetzlich geschützt. Doch wie weit reicht dieser Schutz? Könnte er einem Bankrun wie seinerzeit in den südlichen Euroländern widerstehen? Zweifel sind angebracht, zumal Einlagen im Fall des Falles eingefroren werden dürften. Und die freiwillige Einlagensicherung der drei Institutsgruppen (private Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken) kann auch keine Wunder vollbringen. Einlagen zu jeweils unter 100.000 Euro (Eheleute 200.000 Euro) auf mehrere Institute zu verteilen, erscheint als eine von mehreren Schutzmaßnahmen dennoch empfehlenswert. Sie sollte halt nur nicht die einzige sein.

Hier handelt es sich um ein für Anleger höchst relevantes Detail zur aktuellen Diskussion über die gemeinsame Einlagensicherung aller Euroländer. Clemens Fuest, Chef des ifo-Instituts, hat das sich daraus ergebende Dilemma in einem Focus-Beitrag so zusammengefasst: "Ohne gemeinsame Einlagensicherung kann sich bei finanzieller Schieflage eines Eurolandes eine panikartige Kapitalflucht ergeben: Sparer plündern ihre Konten aus Angst, ihre Bank könnte pleite gehen, selbst wenn die ökonomischen Fundamentaldaten das nicht rechtfertigen."

Fuest hat dazu eine böse Ahnung: "Selbst das kategorische Nein zur Einlagensicherung und damit zu einer stärkeren Risikoteilung schützt Deutschland nicht davor, im Notfall für andere zu haften. Das hängt mit der aktuellen Lage der Banken in Europa zusammen. Die Institute halten in großem Umfang heimische Staatsanleihen und sind nur sehr schwach mit Eigenkapital ausgestattet."

Das Mindeste, wie private Anleger sich mit dem liquiden Teil ihres Vermögens gegen potenzielle Pleitebanken schützen können, ist - wie vorgeschlagen - zunächst die Streuung von Einlagen über mehrere Konten bei verschiedenen Banken und Sparkassen, jeweils begrenzt auf Beträge unter 100.000 Euro.

Das hat aus Sicht besonders vermögender Anleger zwar seine Grenzen, weil sie ihr Geld sicher nicht mehr als einem Dutzend an Instituten anvertrauen wollen, ist aber auch für sie grundsätzlich empfehlenswert. Wobei es nicht so sehr darauf ankommt, Zinsen bis zur letzten Stelle hinter dem Komma auszuquetschen, sondern beispielsweise auf die Ausstattung eines Instituts mit Eigenkapital, auf die von ihm nachhaltig erzielte Rendite und auf möglichst geringe Kreditrisiken.

Eine im Zeichen minimaler oder sogar negativer Zinsen infrage kommende Anlage liquider Mittel ist das Horten von Bargeld. Dazu war das 4. Bargeldsymposium der Bundesbank Mitte Februar besonders aufschlussreich; deshalb folgen hier die wichtigsten Eindrücke.

Vorab seien alle Anleger beruhigt, die ein Bargeldverbot fürchten: Solange in Deutschland, gemessen an der Zahl der Transaktionen, drei Viertel der Zahlungen an der Laden-, Theater- oder Kinokasse in bar erfolgen, ist diese Furcht nicht berechtigt. Auch nicht, wenn man statt der Transaktionszahl den Wert zugrunde legt: Demzufolge sind im vergangenen Jahr 48 Prozent der Zahlungen bar über den Tresen gegangen. Immerhin: Vor zehn Jahren waren es noch 58 Prozent.

Manchmal scheint sich so etwas wie eine Verschwörung gegen das Bargeld anzubahnen. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen, von denen eine besonders plausibel erscheint: Amerikanische, chinesische und sonstige Internetkonzerne, Anbieter von Kreditkarten und nicht zuletzt auch Groß- und Einzelhändler sammeln Daten, was das Zeug hält. Das heißt, sie sind daran interessiert, dass alles digitalisiert wird, damit sie über möglichst viele Daten verfügen. So wollen sie ihre Gewinne maximieren. Bargeld stört sie da nur, weil es die Anonymität der Anwender bewahrt.

Eine weitere plausible Erklärung für den - in diesem Fall von den nationalen Zentralbanken einschließlich der EZB ausgeführten - Kampf gegen das Bargeld ergibt sich daraus, dass Geschäftsbanken ihre Guthaben lieber als Bargeld ohne Zinsabzug in den eigenen Tresoren horten, statt sie mit Negativzinsen der Zentralbanken zu belasten. Im Übrigen ist schätzungsweise etwas mehr als die Hälfte der ausgegebenen Euro-Banknoten außerhalb des Euroraums angelegt, und zwar mit dem Ziel der Wertaufbewahrung. Bargeld-Befürworter tragen dazu ein triftiges Argument bei: Seht her, ihr Bargeld-Gegner, das ist doch der beste Beweis für das internationale Vertrauen in den Euro!

Doch die Gegner geben nicht auf. Zum Beispiel weiß Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu berichten: "So wird derzeit auf europäischer Ebene die Geldwäsche-Richtlinie überarbeitet, mit dem Ziel, dass Betreiber von Wechselstuben und Anbieter elektronischer Geldbörsen ihre Kunden künftig im Rahmen der üblichen Sorgfaltspflichten für Finanzhäuser kontrollieren müssen.

Und Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele plaudert aus der Schule: "Darüber hinaus zieht die Europäische Kommission ein generelles Verbot von Bargeldgeschäften über einem gewissen Betrag in Erwägung. Die Gründe ähneln jenen, die in der Diskussion um den 500-Euro-Schein vorgebracht wurden: Barzahlungsobergrenzen sollen Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung eindämmen. Mir ist aber nicht bekannt, dass es in Ländern mit Barzahlungs-Obergrenzen weniger Kriminalität als bei uns gäbe."

Trägt man alle mehr oder weniger verschlungenen Aktivitäten und fadenscheinigen Argumente der Bargeld-Gegner zusammen, liegt eine Schlussfolgerung nahe:

Noch mehr Heuchelei geht nicht. Allerdings sollten Anleger sich jederzeit vor Augen führen, dass die gegnerischen Truppen nicht locker lassen werden. Darüber dürften noch Jahre vergehen. Und die im jetzigen Zeitalter der Null- und Negativzinsen - mindestens real, vielfach auch nominal - begehrten, als Bargeld neben dem eigenen Gold- und Silberschatz empfehlenswerten 500-Euro-Scheine wird es auch noch jahrelang geben. Zwar wurde die Ausgabe neuer 500-Euro-Scheine gestoppt, aber die bereits umlaufenden sind als Zahlungs- wie auch als Wertaufbewahrungsmittel weiter gültig. Und nicht zu vergessen: die ebenfalls beliebten 200- und 100-Euro-Scheine so wie so.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

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