Marktanalyse Dezember 2006
19.12.2006 | Claus Vogt
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Rohöl (WTI)Ein charttechnisch sehr interessantes Bild zeigt der Ölpreis. Es zeigt sich eine große obere Umkehrformation mit der Untergrenze bei gut 55 US-Dollar pro Barrel. Ein Bruch dieser Marke würde einen deutlichen weiteren Preisrückgang signalisieren. Aus dieser Formation ergibt sich ein Kursziel von etwa 35 $.
Dax
Der DAX folgte wie üblich den US-Vorgaben. Allerdings zeigt der deutsche Aktienindex immerhin eine kleinere charttechnische Formation, deren Untergrenze bei 6.200 Zählern verläuft und uns wenigstens einen technischen Anhaltspunkt für den nächsten Kursrückgang liefert.
Ein Bruch dieser Linie würde ein Kursziel von rund 5.800 Punkten ergeben. In diesem Bereich befinden sich auch starke technische Unterstützungen. Die Untergrenze einer potenziellen oberen Umkehrformation verläuft bei 5.300 Zählern. Ihr Bruch würde ein Ende der zyklischen Hausse signalisieren, die im Jahr 2003 begann und im großen Bild weiterhin als gewaltige Bearmarketrallye der im Jahr 2000 begonnenen langfristigen Baisse angesehen werden kann. Vergessen Sie nicht, dass der DAX im Jahr 2000 jenseits von 8.000 Punkten notierte. Obwohl er ein Performance-Index ist, dessen Anstieg durch die Fiktion reinvestierter Dividenden überzeichnet wird, befindet er sich also immer noch deutlich unter seinem Allzeithoch. Die Buy-and-Hold-Strategen, welche die Investmentfondsbranche dominieren, sind also auch nach sechs Jahren noch nicht wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen.
Dow Jones Industrial Average
Wie zahlreiche amerikanische und europäische Aktienindizes auch hat der Dow seit Mitte des Jahres einen außerordentlich ungewöhnlichen Kursaufschwung erlebt, den man als Fahnenstange bezeichnen kann. Dass es keinerlei größere Korrekturen gab, spricht für eine durch Shorteindeckungen getriebene Bewegung, die eine große Ähnlichkeit mit dem letzten Hurra des NASDAQ Composite Index Ende 1999/Anfang 2000 aufweist.
Die Hedgefondsmanager-Legende Julian Robertson sieht die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate übrigens ähnlich wie ich. Robertson war einer der Wenigen, die auch im Jahr 2000 einen kühlen Kopf bewahrten und die Spekulationsblase und ihre wahrscheinlichen Folgen erkannte. In einem kürzlich geführten Interview mit ihm heißt es:
"Sie sehen an den Aktienmärkten heute sicherlich nicht denselben Grad an Irrationalität wie damals?"
"Doch, genau das tue ich. Es gibt zurzeit eine gravierendere Spekulationsblase als damals."
Wie alle Mahner wurde auch Robertson seinerzeit verlacht und lächerlich gemacht. Aus charttechnischer Sicht gibt es zum Dow nicht viel zu sagen: Eine Korrektur ist mehr als überfällig. Die von dem Juli-Tief herrührende sehr steile Aufwärtstrendlinie wurde Ende November gebrochen. Seither hangelt der Dow sich unterhalb dieser Linie entlang. Die Momentumindikatoren haben bereits die November-Hochs nicht mehr bestätigt und signalisieren, dass die Luft dünner geworden ist.
S&P 500
Der S&P zeigt dasselbe charttechnische Bild wie der Dow Industrial. Die steile Aufwärtstrendlinie wurde Ende November gebrochen und die Kurse hangeln sich unter dieser Trendlinie entlang. Die steigende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft bei rund 1.320 Zählern, wo sich auch charttechnische Unterstützung befindet. Eine Korrektur bis in diesen Bereich ist überfällig.
Nasdaq Composite
Auch dieser Index zeigt eine steile Fahnenstange. Das potenzielle Ende dieser ungesunden technischen Entwicklung lässt sich mithilfe charttechnischer Analyse nicht prognostizieren. Eine vollkommen normale Korrektur der seit Juli laufenden Rallye - also in der Größenordnung von 40% bis 60% - würde einen Kursrückgang auf rund 2.200 Punkte oder 10% bedeuten.
Nikkei
Der japanische Aktienmarkt hat auch in diesem Jahr gezeigt, dass er in der Lage ist, ein von den US-Vorgaben relativ unabhängiges Eigenleben zu führen. Nach dem beeindruckenden Kursanstieg des Jahres 2005 begann im April dieses Jahres eine ausgeprägte Korrekturphase. Ob diese im Juni bereits ihr Tief gesehen hat, ist offen. Da sich im Bereich von 15.500 Punkten eine massive technische Unterstützungszone gebildet hat, betrachte ich diesen Bereich jetzt als ideal, um Stop Loss-Marken zu setzen.
© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank