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Deutschland im Chaos-Mode

21.03.2018  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 3 -
Nullzinsen zur Rettung der total verkorksten Banken und der Pleitestaaten sind eine Garantie für den Eigenkapitalverfall und die daraus resultierenden Probleme bei der Kapitalversorgung der Wirtschaft. Was heute noch funktioniert, ist lediglich die Versorgung per ungebremste Verschuldung, die sich ja wunderbar bei den niedrigen Zinsen lohnt.

Aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe! Wenn es nämlich kein ausreichendes Eigenkapital mehr gibt, wird sich dann der kapitalsuchende Unternehmer am Kapitalmarkt auf den kläglichen Rest stürzen (wenn ihm der nicht vom Staat in seiner Allmacht schon vorher abgenommen wurde). Und dann viel Erfolg bei der Verhandlung über den Zinssatz für dieses notwendige Kapital.

Vergessen Sie bitte nicht, dass der Durchschnittsanleihezinssatz in den letzten 40 Jahren so an die 5,8 bis 6,5% lag. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Das Schlimme daran ist, dass auch eine Naturwissenschaftlerin z.B. unsere Kanzlerin, daran nichts ändern kann: Bei einem Zinssatzanstieg von 5% auf 6% wäre das ein Anstieg von 20% und noch verkraftbar, aber von 1,5% auf 2,5% wären es schon 66% und dazu nicht nur ein Anstieg um diese 66%, sondern auch das noch auf inzwischen um das Doppelte erhöhte Schulden. Das hält keiner durch. Machen Sie bitte Ihre eigene Rechnung auf.

Bankenstabilität: Dazu muss ich nur wenig Worte machen. Wissen Sie, wie hier die jährliche KFZ-Prüfung stattfindet, die man braucht, um seine Jahresautoplakette zu bekommen? Ganz einfach: Man fährt zu einem Fachbetrieb, hier Revisado genannt, der „Fachmann“ sieht sich die normalen Zulassungs- und Versicherungspapiere an, fotografiert das Auto von allen vier Seiten und übergibt dann seinen Bericht für die neue Zulassung. Wer in Deutschland zum TÜV muss, wird das hiesige System lieben; aber klar ist, hier hat keiner die Bremsen, die Beleuchtung oder irgendetwas Wichtiges geprüft.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bankensicherheits-Prüfungen in der EU den Revisado-Prüfungen ähnlicher sind als die des deutschen TÜV. Und damit meine Unterstellungen, die trotz meiner Bankausbildung ja fast unsachlich sind, nicht unkommentiert im Raume stehen bleiben, verweise ich auf einen von mir sehr geschätzten Fachmann, Herr Markus Krall, der nun wirklich kompetent ist. Wen es interessiert, sollte bei Wikipedia oder FOCUS Online nachlesen.

Sein Buch "Der Draghi-Crash", das ich sehr empfehlen kann, wenn Sie Fakten und nicht Politikergeschwätz interessieren sollten, ist ein Muss für den Fachmann oder zumindest lesenswert. Und seine zusammengefasste Aussage ist kurz und bündig: "Nichts hat sich nach der Lehman-Pleite verbessert, nur die Risikovolumen haben sich drastisch erhöht". Ich habe nach dem Lesen seiner Kurzusammenfassung in FOCUS Money wirklich eine Nacht nicht schlafen können. Da kommt etwas wirklich Gefährliches auf uns zu.

Zum Export habe ich schon einiges gesagt, aber hier ein paar statistische Werte. Das einzige Land weltweit, das seinen Export gesteigert hat, ist Deutschland; was geschieht, wenn es bei den derzeitigen Ansätzen zu Währungs- und Handelskriegen kommt? Wer wird hier Opfer? Welche Regierung hat ihre Autoindustrie wegen der Abgasbetrügereien angegriffen, haben Sie etwas aus Frankreich zu dem Thema gehört? Ich nicht, aber wir haben auf die Firmen meist zurecht eingedroschen. Ich habe den Eindruck, also ob sich jetzt das Erbe von Herrn Morgenthau bald durchsetzen wird.

Zinsen, Forderungen und politisch bedingte Verbindlichkeiten: Wenn sich der abzeichnende Zinstrend weiter durchsetzt (und das ist logisch, denn wer verleiht ja schon sein Erspartes für Null- oder sogar Negativ-Zinsen), dann wir es finster für uns. Nicht, dass wir so schwach sind, aber so wie Gulliver hat man uns an vielen Seilen an den Boden gebunden. Und das durch Gesetze, die dann gegen uns wirken. Welche, fragen Sie? Es sind solche "Lächerlichkeiten" wie der EU-Bankensicherungsfonds, der gerade gebildet wird. Ahnen Sie, wer den größten Batzen an Liquidität für die Bankkontenabsicherung gebildet hat?

Ich weiß es. Ich weiß auch, dass diese edle unvergängliche US-Privatbank, deren Gründer die Gebrüder Lehman(n) ja aus dem Frankenland kamen, so ganz nebenbei fast das gesamte Tafelsilber aus dem Bankenstützungsfonds aufgebraucht hat, obwohl sie ja lediglich einige wenige Jahre in den Topf eingezahlt hatten. Das Modell muss man sich merken. Wenn mich mein US-Partner nicht belogen hat, war die Liquidationsquote der Lehman-Pleite so über 70% gelegen, auch dank der deutschen Bankenhilfe. Hoffentlich haben sich unsere europäischen Partner keine Nachhilfe bei Mr. Lehman geholt, denn dann werden wir ein zweites Mal gemolken.

Wahrscheinlich, sogar sehr wahrscheinlich werden wir es aber noch einmal erleben, denn Monsieur Macron ist ja ein Bankenspezialist und dem wird dieses Verfahren nicht unbekannt sein. Warum wohl besteht er so nachdrücklich auf dem europäischen Bankensicherungsfonds?

Es wird aber immer noch schlimmer.

Nun zu dem Verrechnungsweg bei der EZB. Ich schrieb schon vor vielen, vielen Jahren - und das zeitgleich mit Herrn Professor Sinn - über diese Büchse der Pandora. Bitte gehen Sie auf Wikipedia und lernen Sie, wie dieses Verfahren funktioniert. Als ich die Banklehre begann, es war 1961 - da mussten die Notenbanken zwar Verrechnungskonten miteinander führen, aber diese mussten spätestens nach drei Monaten ausgeglichen werden, und zwar durch Zahlung. So entstanden die Bundesbank-Gold-Reserven und die Devisenguthaben der Bundesbank.

Beide Vermögensteile waren frei verwertbar (halt, beim Gold stimmt das nicht, denn der größte Teil lag ja bei unseren amerikanischen Freunden, damit uns die bösen Russen es uns nicht wegnehmen konnten). Heute ist es anders: Die EZB schließt jeden Tag nach den erfolgten Transfers über die internen Notenbankkonten diese ab und ermittelt, welche Notenbank nun nach den Tagesstransfers wieviel Euros an Guthaben/Forderungen oder an Schulden/ Verbindlichkeiten bei der EZB hat. Die Verrechnungsguthaben bei der EZB sind keine freien Devisen, die man am Devisenmarkt veräußern kann, es sind nur buchhalterische Forderungen.


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