Suche
 
Folgen Sie uns auf:

“Bankrott ‘95“ erneut auf dem Prüfstand

23.03.2018  |  James Turk
- Seite 3 -
An diesen Beispielen kann man sehen, welche übergeordnete Rolle die Nachfrage spielt. Tatsächlich ist die Hyperinflation eine “Flucht aus der Währung“. Zu Hyperinflation kommt es, wenn die Währungsnachfrage zusammenbricht. In ängstlicher Erwartung ihres Kaufkraftverlustes wollen immer weniger Menschen diese Währung besitzen. Also wird sie immer schneller ausgegeben oder gegen andere Währungen eingetauscht - und das bringt uns zur Bedeutung des Umkipppunktes.

Wenn diese Marke über 20% steigt und auf 30% zustrebt, geht die Nachfrage nach der betreffenden Währung zurück. Zu diesem Rückgang kommt es, weil historische Erfahrungen zeigen, dass die Währung sich auf dem Weg zur Hyperinflation befindet. Aus Vorsicht beginnen wachsame Beobachter daher mit dem Verkauf ihrer Währung, wobei sie ihre Kaufkraft, auf der Suche nach Sicherheit, in andere Währungen oder andere Vermögensformen verlagern. Einige schlagen Alarm, wie auch die Autoren von “Bankrott ‘95“, und tragen damit zum weiteren Sinken der Währungsnachfrage bei.

Wenn der Umkipppunkt über 30% steigt, beginnt sich die Erkenntnis von der finanziellen Notlage des Staates schnell durchzusetzen, was dazu führt, dass sich der Rückgang der Währungsnachfrage zu beschleunigen beginnt. Diese Beschleunigung lässt jene unvermeidliche Währungsflucht entstehen, die letztlich zum Zusammenbruch der Währung und zur Hyperinflation führt.


Der Teufelskreis, der Hyperinflation entstehen lässt

Steigt die Staatsverschuldung, steigt auch die staatliche Zinslast - das ist nur dann nicht der Fall, wenn die Zinssätze stark genug sinken, um die Gesamtmenge an Zinsleistungen relativ stabil zu halten, was - mit Blick auf die Tabelle oben - seit Mitte der 1990er der Fall war. Schuldenwachstum im Umfeld stabiler oder steigender Zinsen muss notgedrungen zu steigenden Zinslasten führen. In einem solchen Umfeld befindet sich die Währung auf den Weg zur Hyperinflation.

Immer und immer wieder ist Hyperinflation das Endergebnis ein und desselben Prozesses: Der Staat generiert nicht genügend Einnahmen, um seine Ausgabeambitionen decken zu können, die Verpflichtungen für den Schuldendienst eingeschlossen. Anstatt bei den Ausgaben zu kürzen, werden mehr Schulden emittiert.

Unter normalen Umständen werden diese Schulden von Investoren gekauft, doch ab einem bestimmten Punkt ist die Nachfrage dieser Investoren gesättigt. Dann kann der Staat nur noch auf das Bankensystem vertrauen, das ihm als Rettungsanker dient und jene Schulden aufkauft, die von den Investoren nicht gekauft wurden. (xi)

Erwartungsgemäß legen diese beiden Käufergruppen auch unterschiedliche Verhaltensmuster an den Tag. Investoren verwandeln ihre Staatsschulden nicht in Währung, das können nur Banken. Zentralbanken verwandeln Staatsschulden in Bar-Währung, d.h. in Papier-Banknoten, die von Hand zu Hand zirkulieren, so wie es bei der deutschen Hyperinflation der Fall war.

Geschäftsbanken schaffen Buchgeld, das dann per Scheck, Plastikkarten, Banküberweisungen und Ähnlichem im Bankensystem zirkuliert. Wie heißt es doch so schön, die Banken “schöpfen Dollars aus dem Nichts“. Mit der Magie der Bankenbuchhaltung schreibt eine Bank beim Kauf von Staatsschulden dem Bankkonto des Staates neu erschaffene Währungsmengen gut, die dann von der Regierung ausgegeben werden. Auf diesem Weg wurde die Hyperinflation in Argentinien erzeugt.

Ganz gleich, welche der beiden Hyperinflationstypen auftritt, an ihrem Anfang stehen immer Investoren, die nicht mehr in Lage oder gewillt sind, weitere Staatsschulden aufzukaufen. Dies führt wiederum zu wachsender Abhängigkeit des Staates vom Bankensystem, um an jene neu geschöpfte Währung zu kommen, die anschließend ausgegeben wird. Ob nun Bar-Währung oder Buchgeld, Banken verwandeln Staatsschulden in Währung, die der Staat benötigt, um seine Ausgaben zu bestreiten und um sich über Wasser halten zu können (also um den Anschein staatlicher Solvenz aufrechtzuerhalten).

Auf diesem Weg schafft der Staat, mit Unterstützung der Banken, einen nie enden wollenden Teufelskreis der Währungsentwertung - immer dann wenn er sich Geld leiht, um seine laufenden Ausgaben bestreiten zu können, einschließlich der Zinsleistungen für die ständig wachsenden Schulden. Mit steigender Verschuldung steigen die Zinssätze, was steigende jährliche Zinsleistungen an die Kreditgeber nach sich zieht und schließlich noch höhere Jahresdefizite verursacht; dies erfordert wiederum erhöhte Schuldenaufnahme und erneut steigende Verzinsung, wobei sich dieser Zyklus solange fortsetzt, bis er letztlich und unweigerlich unkontrollierbar wird und in einen hyperinflationären Währungszusammenbruch mündet.

Kreditaufnahme zur Deckung der Betriebskosten ist nie eine gute Idee. Eine noch schlechtere Idee ist es, Kredite aufzunehmen, um die Zinszahlungen für bereits existierende Schulden zu decken. Angewandt auf Staatsfinanzen führen diese schlechten Ideen zum schlimmsten Ergebnis, denn heute kontrolliert der Staat den Prozess der Währungsschöpfung. Er benutzt folglich die Banken, um Staatsschulden in zirkulierende Währung zu verwandeln. Wird das endlos so praktiziert, erzeugt der Staat unweigerlich einen Teufelskreis, unter dem letztlich jeder zu leiden hat, denn dieser Teufelskreis führt zur Hyperinflation und dem Zusammenbruch der Währung.


Die Solvenzquote im Blick behalten

Die Solvenzquote markiert die Risiken dieses Währungsschöpfungsprozesses. Der Umkipppunkt dient dabei als Warnsignal. Es leuchtet auf, wenn dieser Prozess kurz davor steht, in den beschrieben Teufelskreis zu münden, welcher zur Hyperinflation führt.

Es ist bedenklich, dass die Solvenzquote wieder im Steigen begriffen ist, nachdem sie 2015 ein Tief bei 12,4% markiert hatte. Meine Vorausberechnungen gehen von mindestens 15,3% für dieses Fiskaljahr aus. Die Zahl könnte aber höher liegen, sollten die Zinssätze, wie von den meisten erwartet wird, in diesem Jahr weiter steigen (x).

Eine Solvenzquote von 15% oder sogar 20% mag nicht beunruhigend erscheinen, allerdings kann sie sich schnell ändern. Aufgrund der Überschuldung der US-Bundesregierung reagiert die Solvenzquote extrem sensibel auf steigende Zinsen und/ oder Einnahmerückgänge.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"