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“Bankrott ‘95“ erneut auf dem Prüfstand

23.03.2018  |  James Turk
- Seite 4 -
Sollten sich beispielsweise die vom Staat gezahlten Zinssätze auf 4,92% verdoppeln, was im historischen Maßstab immer noch niedrig ist, so stünde die Solvenzquote schon bei 30,7%. Der Umkipppunkt wäre dann erreicht, selbst wenn man davon ausgehen würde, dass die Bundesregierung ihre Schuldenprognose tatsächlich nicht überschreitet. Das ist aber unwahrscheinlich. Mit Blick auf die US-Staatsverschuldung prognostizieren sachkundige Beobachter jetzt wieder jährliche Neuverschuldungszuwächse im Billionen-Bereich.

Auch die möglichen Auswirkungen der jüngsten Steuersenkungen auf die Staatseinnahmen werden jetzt - vor dem Hintergrund der immer häufiger diskutierten Billionen-Dollar-Defizite - neubewertet. Sollte zudem noch die Wirtschaftsaktivität aufgrund steigender Zinsen sinken, könnten die Staatseinnahmen sogar unter die prognostizierten Stände fallen.

Schnell könnte ein Bankrott der US-Bundesregierung anstehen. Um es mit Ernest Hemingway zu sagen, Bankrott geht zuerst schrittweise und dann überstürzt. Der schrittweise Teil findet nun schon seit Jahrzehnten statt, was einen zu der Frage drängt, ob der überstürzte Teil nicht bald schon beginnen wird.


Fazit:

Die Federal Reserve erkennt, dass die Marktkräfte jetzt stärker werden als die Finanzrepression, durch die die Zinssätze gedrückt wurden. Um diese Kräfte in Schach zu halten, reagierte die Zentralbank mit schrittweisen Zinserhöhungen und verbaler Überzeugungsarbeit in der Hoffnung, dass die Staatseinnahmen schnell genug anwachsen, um zu verhindern, dass die Solvenzquote ihren Umkipppunkt erreicht. Doch die Federal Reserve ist "hinter der Kurve".

Ich erinnere mich gut an diese Formulierung aus den 1970er Jahren. Die Zinssätze hörten nicht auf zu steigen, doch die Federal Reserve hinkte der zunehmend schlimmer werdenden Inflation hinterher, bis Paul Volcker Chef der Federal Reserve wurde. Er erhöht die Zinssätze so stark, dass der reale Zinssatz einen Rekordstand erreichte, woraufhin sich wieder eine Nachfrage nach dem Dollar einstellte. Somit sank auch die Geschwindigkeit, mit der die Kaufkraft des Dollars ausgezehrt wurde. Doch das wird diesmal nicht passieren.

Als Volcker die Leitzinsen Ende der 1970er und Anfang der 1980er auf jene extrem hohen Stände trieb, waren die USA noch die größte Gläubigernation der Welt. Heute sind sie die größte Schuldnernation der Welt. Folglich stehen dem aktuellen Federal Reserve-Chef, Jerome Powell, auch nicht dieselben Optionen zur Verfügung wie noch Mr. Volcker. Die US-Bundesregierung ist heute enorm überschuldet. Würde man heutzutage in Volcker-Manier die Zinssätze auch nur auf normale Stände erhöhen, um die Dollarnachfrage anzukurbeln, so wäre der Umkipppunkt gleich erreicht - ganz zu schweigen von Rekorderhöhungen. Was wird die Federal Reserve also machen?

Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Bundesregierung ihre Geldschöpfungsmacht freiwillig aufgeben wird und zum verfassungsgemäßen Dollar zurückkehrt, welcher mit 13,714 Gran Feingold definiert wurde. Auch wird sie keine Staatsausgaben kürzen oder geschichtliche Lektionen lernen. Als direkte Folge der schrankenlosen Neigung der US-Bundesregierung, jene Währung auszugeben, die von den Banken für sie aus dem Nichts geschöpft wurde, befindet sich der Dollar jetzt auf demselben Weg, den oft zuvor schon andere Länder beschritten hatten, als sie mit dem Zusammenbruch der Landeswährung auch einen ökonomischen Kollaps heraufbeschworen.

Durch das Drücken der Zinssätze auf unnatürlich niedrige Stände und durch jahrzehntelang zu niedrig ausgewiesene Inflationsraten gelang es den US-Bundesregierungen, die Solvenzquote unter Kontrolle zu halten. Die Misshandlung von Finanzprinzipien sowie unverantwortliches und selbstgefälliges Verhalten können aber nicht ewig bestehen. All das hat immer auch Konsequenzen.

Der Dollar wird eine Hyperinflation erleben. Wie schon jede andere Fiat-Währung vor ihm, wird auch der Dollar auf dem Fiat-Friedhof landen.


Fußnoten

(i) In diesem Bericht verwende ich nicht das Wort "Geld". Geld wird heutzutage allgemein verstanden. Es gibt Güter, und es gibt Dienstleistungen. Dann gibt es noch Geld, welches JP Morgan 1912 so definierte: “Geld ist Gold, und sonst nichts.“ Vgl.: https://www.goldmoney.com/research/goldmoney-insights/what-did-jp-morgan-mean

Es gibt zudem Geld-Substitute, die angeblich “Wert“ besitzen. Ich habe die Anführungszeichen absichtlich gesetzt, um deutlich zu machen, dass der Wert von Geld-Substituten temporär und flüchtig sein kann, weil deren Nützlichkeit auf unbeständigen Umständen gründet - so zum Beispiel Zigaretten im Nachkriegsdeutschland oder aber staatliche Erlasse mit Bezug auf Fiat-Währungen, etc. Der US-Dollar, das Britische Pfund, der Euro und andere Landeswährungen sind Geld-Substitute, wie auch Bitcoin und die anderen Kryptowährungen, die aus gutem Grund so genannt werden - sie sind eben kein Kryptogeld. Geld wird häufig mit "Währung" verwechselt. Das passiert, weil Geld fälschlicherweise als „Tauschmittel, Verrechnungseinheit und Wertaufbewahrungsmittel“ definiert wird. Dies sind Eigenschaften einer Währung, und weder Geld noch Geld-Substitute können als Währung zirkulieren.

(ii) Die Kaufkraft drückt den Wert einer Währung aus; gemessen wird sie an der Menge von Gütern, Dienstleistungen und anderen Währungen, die man mit dieser kaufen kann. Folglich ist es bei der Kalkulation von Vermögen oder anderen Wirtschaftlichkeitsrechnungen wichtig, in Kontext von Kaufkraft zu denken und dabei nicht die Einheiten der betreffenden Landeswährung zu benutzen. Jede dieser Landeswährungen verliert über die Zeit an Wert, da sie durch die Politik der Zentralbanken entwertet wird.

(iii) Es ist an dieser Stelle auch sinnvoll anzumerken, dass die US-Bundesregierung zur Erreichung dieser beiden Ziele - Senkung des US-Dollar-Zinses und Irreführung der Bevölkerung hinsichtlich der wahren Inflationsrate - ebenfalls die Gold-Zinssätze drücken musste, was folglich zum Sinken der Goldpreise führte. Dazu kommt es, weil Gold aus den Tresoren der Zentralbanken entfernt wird (ohne dies öffentlich auszuweisen) und anschließend zu unnatürlich niedrigen Zinsen an Entleiher verliehen wird, welche dieses Metall wiederum für Dollars und andere Währungen verkaufen.

Ließe man zu, dass die Gold-Zinssätze über die US-Dollar-Zinssätze stiegen, würde Gold sich in einer Backwardation befinden, der zukünftige Goldterminmarktpreis läge dann unter dem aktuellen Preis, was in freien Märkten ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Befindet sich Gold in einer Backwardation gegenüber dem Dollar, so impliziert das, dass Gold riskanter wäre als der Dollar - dies ist aber kein natürlich Ergebnis, schließlich kann die Kaufkraft des Dollar solange weginflationiert werden, bis er komplett verschwunden ist. Beim Gold kann so etwas unmöglich passieren - über 5000 Jahre hinweg hat es sich als nützlicher Kaufkraftschutz bewiesen, ungeachtet relativ kleiner zyklischer Aufwärts-und Abwärtsbewegungen bei der Gold-Kaufkraft.

(iv) genauer erörtert wird dieser Punkt im folgenden Artikel von ShadowsStats: http://www.shadowstats.com/article/no-438-public-comment-on-inflation-measurement

(v) Inflationsangleichungen bei Löhnen werden normalerweise mit Verzögerung vorgenommen. Das heißt, dass ein Lohnarbeiter unter Umständen ein oder sogar mehrere Jahre unter Inflation zu leiden hat, bevor er eine Lohnangleichung erhält, welche jedoch auf dem inexakten Verbraucherpreisindex basiert. Erst mit der Zeit bekommen die Arbeiter das Gefühl, dass es ihnen aufgrund der Erosion der Dollar-Kaufkraft weniger gut geht.

(vi) In “Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ schrieb John Maynard Keynes: “Lenin soll erklärt haben, dass der beste Weg zur Vernichtung des kapitalistischen Systems die Vernichtung der Währung sei. Durch fortgesetzte Inflation können Regierungen sich insgeheim und unbeachtet einen wesentlichen Teil des Vermögens ihrer Untertanen aneignen. Auf diese Weise konfiszieren sie nicht nur, sondern sie tun es auch willkürlich, und während viele arm werden, werden einige in der Tat reich. Der Anblick dieser willkürlichen Verschiebung des Reichtums vernichtet nicht nur die Sicherheit, sondern auch das Vertrauen auf die Gerechtigkeit der bestehenden Verteilung des Reichtums.“ Deutsch: http://www.keynes-gesellschaft.de/wp/keynes-leben-und-werk/keynes-kein-inflationist/ Englisch: https://www.maynardkeynes.org/keynes-quotes.html

(vii) Gesamtverschuldung ist Bruttoverschuldung und nicht Nettoverschuldung; der Staat definiert diese als Gesamtverschuldung minus Menge der Bundesschulden, die vom Bund auf Treuhandkonten für Sozialversicherung und andere Zwecke gehalten werden. In Anbetracht der Tatsache, dass Schulden eine reale Verbindlichkeit und keine abstraktes Konzept sind, wird die tatsächlich geschuldete Schuldenmenge durch die Benutzung zweier verschiedener Kategorien für die Schuldenverpflichtungen des Bundes verschleiert. Zudem wird die tatsächliche Schuldenlast dadurch bagatellisiert, dass man sich in den öffentlichen Berichten des Staates wiederholt auf die Nettoverschuldung bezieht, was artig und unhinterfragt von den Leitmedien weitergetragen wird.

(viii) Man sollte nicht vergessen, dass diese Gesamtverschuldung keine Eventualverbindlichkeiten des Bundes umfasst, womit jene potentiellen Verbindlichkeiten gemeint sind, die aus zukünftigen Ereignissen und deren Folgen entstehen können. Vernünftige Schätzungen dieser Eventualverbindlichkeiten übersteigen die 100-Billionen $-Marke. Das ist mehr als das Fünffache der ausgewiesenen Bundesschulden.

(ix) Die Ausnahme von der Regel ist Deutschland. Nachdem die Lektionen aus einer selbst erlebten Hyperinflation gelernt und die Konsequenzen eines Währungszusammenbruchs durchlitten wurden, ist die Bundesbank nicht verpflichtet, die Schulden des deutschen Staates aufzukaufen.

(x) Vgl.: “Powell hints that the Fed will raise interest rates 4 times in 2018” (“Powell deutet an, dass die Fed die Zinsen 2018 viermal erhöhen wird.”) https://finance.yahoo.com/news/powell-hints-fed-will-raise-interest-rates-4-times-2018-160936735.html

(xi) Vgl. zum Beispiel hier: “Drastischer Anstieg der US-Staatsverschuldung um 1 Billion $ in weniger als 6 Monaten“ http://www.businessinsider.com/us-national-debt-spiked-1-trillion-in-less-than-6-months-2018-2?IR=T



© James Turk
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Dieser Artikel wurde am 16. März 2018 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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