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Geld regiert die Welt

23.12.2006  |  Matthias Lorch
- Seite 2 -
Die Banker

Die Banker waren nicht gewillt dieses hinzunehmen. Was die Banker wirklich dachten, kann man am besten an dem erkennen, was 1885 in der London Times erschien (Quelle):
"If this mischievous financial policy, which has its origin in North America, shall become indurated down to a fixture, then that government will furnish its own money without cost. It will pay off debts and be without debt. It will have all the money necessary to carry on its commerce. It will become prosperous without precedent in the history of the world. The brains and wealth of all countries will go to North America. That country must be destroyed or it will destroy every monarchy on the globe." - Hazard Circular, London Times 1865

Übersetzung: "Wenn diese spitzbübische Finanzpolitik, welche ihren Ursprung in Nordamerika hat, sich festsetzt, dann wird sich die Regierung ohne Kosten mit ihrem eigenen Geld ausstatten. Sie wird alle Schulden bezahlen und wird schuldenfrei sein. Sie wird all das nötige Geld haben um ihre Geschäfte zu tätigen. Sie wird wohlhabend werden, ohne Vergleich in der Weltgeschichte. Die Intelligenz und das Vermögen aller Länder der Welt werden nach Nordamerika gehen. Dieses Land muss vernichtet werden oder es wird alle Monarchien der Welt vernichten."

Mit etwas Phantasie kann man sich vorstellen, was mit den Menschen und Staatsystemen passierte, die sich der Macht der Banker entgegen stellten.


Das Ende von Bretton Woods

Seit 1971, als die Deckung des US Dollars mit Gold beendet wurde, wird die US-Währung nur noch durch Bank - Kredite ins Leben gerufen.

Die mit dem Dollar geschaffenen Änderungen destabilisierten auch andere Währungen, da ein Anker oder ein Wertmaßstab für das Währungssystem ganz fehlte. Dadurch wurde ein ganz neues System geschaffen. Alle Währungen wurden wechselseitig gegeneinander im Wert variabel. Doch die Illusion, dass weiterhin harte Arbeit und Sparsamkeit zu Wohlstand führen, hatte sich bei den Menschen festgesetzt.

Man denkt immer noch, dass durch Arbeit das Geld geschaffen und dann durch das angesparte Geld Wohlstand erzeugt wird. Aber da das Geld seither nur durch Kredite geschaffen wird, hat Sparsamkeit, Produktivität und harte Arbeit für den Wohlstand der Einwohner seine Bedeutung verloren.


Die Zinsen sind die Falle im System

Bernard Lietaer, ehemaliger Zentralbanker, erklärt das System folgenderweise (Quelle):

"While economic textbooks claim that people and corporations are competing for markets and resources, I claim that in reality they are competing for money - using markets and resources to do so. Greed and fear of scarcity are being continuously created and amplified as a direct result of the kind of money we are using. For example, we can produce more than enough food to feed everybody, and there is definitely enough work for everybody in the world, but there is clearly not enough money to pay for it all. In fact, the job of central banks is to create and maintain that currency scarcity. Money is created when banks lend it into existence When a bank provides you with a $100,000 mortgage, it creates only the principal, which you spend and which then circulates in the economy. The bank expects you to pay back $200,000 over the next 20 years, but it doesn`t create the second $100,000 - the interest. Instead, the bank sends you out into the tough world to battle against everybody else to bring back the second $100,000."

(Übersetzung: "Während Wirtschaftslehrbücher behaupten, dass Menschen und Firmen um Marktanteile und Ressourcen ringen, behaupte ich, dass sie in Wirklichkeit um Geld kämpfen - sie gebrauchen die Märkte und Ressourcen dafür. Die Gier und Furcht vor Mangel wird ständig aufrecht erhalten und verstärkt durch die Art Geld, die wir benützen. Wir können zum Beispiel mehr als genug Essen produzieren um alle satt zu machen und es ist definitiv genug Arbeit auf der Welt da für alle, aber es ist ganz klar nicht genug Geld auf der Erde um für das alles zu bezahlen. Es ist ein Fakt, dass Zentralbanken dafür da sind diesen Mangel zu kreieren und aufrecht zu erhalten. Geld wird geschaffen, wenn es die Banken verleihen. Wenn einen Bank dich mit einer 100.000 $ Hypothek versorgt, dann wird nur der Kreditbetrag geschaffen. Die Bank erwartet, dass du 200.000 $ über die nächsten 20 Jahre zurückbezahlst, aber sie schafft nicht die zweiten 100.000 $ die Zinsen. Die Bank sendet dich anstatt dessen in die harte Welt hinaus, um gegen jeden zu kämpfen, um diese zweiten 100.000 $ zurückzubringen.)

Geld wird aus dem Nichts geschaffen, es kommt über Kredite und dem Fraktionell Banking auf die Welt. Wenn eine Bank einen Kredit gibt, wird daraus Geld, das vorher nicht existierte. Arbeit und Investment sind dann lediglich da um es zu verteilen. Wenn das Geld ausgegeben wird, ist es in der Zirkulation. Und genau so wird es auch wieder aus der Zirkulation genommen, nämlich bei der Rückzahlung des Kredites verschwindet das Geld.

Das heißt also, alle Rückzahlungen der Schulden verringern die Geldmenge in der Zirkulation. Und dieses führt zu einem Mangel an Geld und jeder merkt dann schnell, dass je härter man arbeitet und je mehr man spart um schuldenfrei zu werden, desto schwerer es für alle wird, noch Gewinn zu erwirtschaften.

Das führt zu immer mehr Entlassungen und damit zu immer weniger Geld in den Taschen. Die einzige Möglichkeit um das Geld zu ersetzen, ist ein neuer Kredit. Aus diesem Grund versuchen dann die Regierungen sich immer mehr zu leihen. Kurz gesagt, wenn die Wirtschaft wachsen soll, müssen die Gesamtschulden immer unbezahlbar bleiben.

Deshalb sind seit 1971 die nationalen Schulden weltweit so drastisch gestiegen.


Jeder gegen jeden

Aber wenn mit allen Krediten auf der Erde nicht soviel Geld geschaffen wurde um die daraus anfallenden Zinsen zu bezahlen, dann sind nationale Bankrotte am Ende unausweichlich. Und wie Bernard Lietaer sagte, ein erbitterter Kampf um den Rohstoff Geld ist damit entbrannt, denn da nie genug da ist, werden immer nur die Gemeinen, Grausamen und Rücksichtslosen diesen Rohstoff egenüber den Gutmütigen und Ehrlichen ergattern.

Jeder gegen jeden, im Überlebenskampf um den Rohstoff Geld, der als Zinsen in das System zurückfließen muss. Aus Krediten Geld zu schaffen und damit einer Sache, von der niemals genug da ist, hat die Gesellschaft dann auch regelrecht konditioniert auf Geld. Es hat die Menschheit, zumindest in der westlichen Kultur, gerade zu besessen darauf gemacht, als ob es der einzige Schlüssel zum Glück wäre.


Die Wirtschaft muss ständig wachsen

Da die Wirtschaft ständig wachsen muss, wurden auch die Kredite in die Dritte Welt ausgeweitet und bei den meisten dieser Staaten handelt sich es bereits um Sanierungsfälle.

Keine Frage, wenn ein Kreditgeber gespart hat, also auf Konsum verzichtet hat und sein Geld einem Kreditnehmer überlässt, dann sollte er sein Kapital selbstverständig mit Zinsen wieder zurückerhalten. Aber doch nur, wenn es diese Art von Kapital ist, für das auch gearbeitet wurde.

In dem Falle der Geldschöpfung durch die Banken, arbeitet nur der Kreditnehmer um den ohne Gegenwert geschaffenen Betrag mit Zinsen zurück zu bezahlen. Der Sparer, der auf die herkömmliche Ressource angewiesen ist, nämlich auf harte Arbeit, steht in Konkurrenz zu der spekulativen Geldwirtschaft.

Und diese wird unaufhörlich mit Geld aus dünner Luft versorgt. Deshalb ist ehrliche Arbeit so ziemlich das Schlimmste, mit dem die Sparer heute gestraft werden können. Das ist, wie wenn sie mit einer Gruppe Poker spielen und jeder ihrer Mitspieler, außer ihnen, hat vier Asse im Ärmel.


Kann ein Staat seine Schulden nicht weg exportieren?

Es ist genau wie mit der nationalen Wirtschaft, ein Unternehmen kann sparen, aber die Wirtschaft als Ganzes kann es nicht. Denn jede Einsparung eines Unternehmens ist gleichzeitig ein Umsatzausfall für ein anderes Unternehmen.

Die nationalen Schulden abzubauen durch Exportüberschüsse beinhaltet dann, dass irgendwo anders Handelsdefizite entstehen, die auf die eine oder die andere Art irgendwann einmal abgebaut werden müssen. Und da praktisch alle Staaten verschuldet sind, können sie nicht zahlungsfähig werden, wenn sie miteinander Handel treiben. Wenn der Handel für die Verschuldung nicht ursprünglich war, dann kann die Verschuldung damit auch nicht aus der Welt geschafft werden.

Die nationalen Schulden auf fehlenden Export zu schieben ist einfach, aber in Wirklichkeit ist die Weiterverschuldung um mehr zu exportieren genau so schlecht wie eine Weiterverschuldung um mehr zu konsumieren. Wie kann man erwarten, dass ein System, das mehr Schulden verlangt, die Schulden und damit die Zinszahlungen verringert?

Dass dieses auf Wachstum gegründete System an die Wand fahren muss, kann man auch schon an den Umweltfaktoren erkennen. Durch die 90er Jahre musste die Weltwirtschaft, nur um die Zinszahlungen zu gewährleisten, um 4,3% wachsen. Bei aber nur 4% Wachstum würde sich die Weltwirtschaft in 100 Jahren verfünfzigfachen. Das scheint dann doch etwas utopisch.




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