Wie ich mein Gold anlege
19.04.2018 | Axel Merk
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Nach einem neunjährigen Bullenmarkt werden diejenigen, die Vorsichtsmaßnahmen gegen einen Marktrückgang getroffen haben, oftmals lächerlich gemacht. Wie "dumm" sie doch seien, nicht vollständig investiert zu haben. Bei allem Respekt, das ist kompletter Unsinn. Beim Investieren geht es nicht darum, einen Index zu schlagen, sondern darum, seine Ersparnisse im Einklang mit den eigenen Zielen zu verwalten. Und wenn man sich besser dabei fühlt, Sicherheit in Form von x, y oder z zu haben, egal was diese auch sein mögen, dann ist das genauso wichtig, wie irgendein Computer-Modell, das eine andere Investmentform empfiehlt und diese eine bestimmte Rendite zu haben habe.
Das Argument für ein diversifiziertes Portfolio ist, dass ein Portfolio als Ganzes eine bessere risikoadjustierte Rendite erzielen kann als eine einzige Investition. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass es immer diese eine unglaubliche Anlage geben wird, die andere "übertrifft". Diesem Argument nach sollten wir alle Lotto spielen, da man hier klar Millionen gewinnen kann. Man braucht jedoch kein Genie zu sein, um festzustellen, dass die Wahrscheinlichkeit diese Millionen zu gewinnen, extrem gering ist und dass die meisten Leute 100% ihrer Lottoschein-"Investition" verlieren würden. Dennoch bekommt der Lotteriegewinner die meiste Aufmerksamkeit.
Ähnlich bewirbt CNBC den gestrigen Gewinner am Aktienmarkt. In diesem Sinne denke ich nicht, dass es viel Sinn macht, für oder gegen irgendeine Anlage zu argumentieren; letztlich zählt nur das Gesamtpaket des Portfolios.
Da gibt es diejenigen, die ihren Kuchen haben und auch essen wollten. Vor allem wollen sie Profit aus den vermeintlichen Vorteilen des Goldbesitzes schlagen, wollen jedoch zeitgleich größeres Aufwärtspotential bei steigendem Goldpreis haben. Ich rede hier vom Kauf von Gold im Boden durch Investments in Goldbergbauunternehmen.
Die grundlegende Idee ist, dass die Bergbaukosten ziemlich gleich bleiben und die Profite damit überproportional steigen, sollte sich der Goldpreis erhöhen (sagen wir, der Goldpreis steht bei 1.300 Dollar; die Kosten der Förderung betragen 1.000 Dollar. Wenn der Goldpreis um 10% auf 1.430 Dollar steigt, würden sich die Profite des Goldbergbauunternehmens um 43,44% auf 430 Dollar, verglichen mit den 300 Dollar, steigen, wenn die Kosten unverändert bleiben). In Wirklichkeit ist es komplizierter.
Während des Goldpreisanstiegs in den Jahren vor 2011 konnte der Wert vieler Goldbergbauunternehmen nicht mit dem Goldpreisanstieg mithalten. Man könnte hier viele Gründe nennen; einer von ihnen ist, dass die Kosten aufgrund eines Stromkostenanstiegs nicht konstant blieben (man braucht eine Menge Strom, um Gold zu fördern), aber alle Aktionäre ein Stück vom Kuchen abhaben wollten; einschließlich der Arbeiter, die höhere Löhne verlangten und Regierungen, die höhere Steuern erhoben. Kleine, sogenannte Junior-Bergbauunternehmen sind vielleicht Spekulationen darauf, dass sie auf Gold stoßen. Im Jahr 2008 wurde klar, dass diese Unternehmen extrem abhängig vom Zugang zu Kreditmärkten sind.
Grundsätzlich sollten Investitionen in Bergbauunternehmen im Kontext aller ihrer möglichen Risiken bewertet werden, da Investoren ebenfalls u.a. Managementrisiko, regulatorisches Risiko, Kreditrisiko in Betracht ziehen sollten. Große, etablierte Bergbauunternehmen hatten mehr Interesse daran, die Goldunzen in ihrem Besitz zu erhöhen (sie kauften also andere Bergbauunternehmen), als ihre Profite zu maximieren. Nichts davon bedeutet, dass Bergbauunternehmen gute oder schlechte Investitionen sind. Aber Investoren müssen ihre Hausaufgaben erledigen und erkennen, dass diese Risiken komplexer sind, als das Risiko des Goldbesitzes.
Regulatorische Risiken umfassen ebenfalls den physischen Goldbesitz. Vom 5. April 1933 bis zum 31. Dezember 1973 untersagte das Dekret 6102 von Präsident Roosevelt das "Horten von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten innerhalb des Kontinents der Vereinigten Staaten." Angesichts der Tatsache, dass der US-Dollar nicht länger vom Gold gedeckt wird, könnte man jede Sorge aus der Welt schaffen, dass ein derartiges Verbot wiedereingeführt wird.
Jedoch zeigt uns die Geschichte, dass die Sorgen etwas für sich haben. Ich sehe mir meine Anlagen unter Betrachtung von Risikoszenarien an und während ich persönlich nicht denke, dass ein erneutes Verbot des Goldbesitzes in naher Zukunft wahrscheinlich ist, also ist diese Wahrscheinlichkeit immer noch größer als Null.
Dennoch müssen wir uns, wie bei jeder anderen Anlage auch, fragen, was wir damit erreichen wollen. Verschiedene Investoren investieren in Gold zu verschiedenen Zwecken; sie könnten ebenso gut verschiedene Prozentsätze relativ zu ihrem Investitionsportfolio besitzen; die Situation eines jeden Investors ist sicherlich verschieden. So wie Regulierungen es mir nicht erlauben, spezifische Investitionsempfehlungen in einem öffentlichen Forum auszusprechen - da es unmöglich ist, die spezifische Situation jedes Lesers zu kennen - so macht es genauso wenig Sinn, darauf zu bestehen, dass es nur einen Weg des Goldbesitzes gibt.
Eine Anmerkung zum Gegenparteirisiko
Der größte Nachteil, den ich beim Besitz von physischem Gold im eigenen Hause sehe, ist das Verlustrisiko. Man könnte es so gut verstecken, dass man es vergisst; es wäre nicht das erste Mal, dass ein zukünftiger Hausbesitzer Gold auf dem Dachboden oder in der Wand findet. Dann gibt es das große Diebstahlrisiko. Wenn man Gold kauft, muss man sich dann auch eine Waffe anschaffen? Es ist so: Das Schöne am Gold ist, dass es keinerlei Gegenparteirisiko mit sich bringt. Sobald man es jedoch berührt, schafft man ein Gegenparteirisiko. Das ist der Grund, warum viele ihr Gold nicht auf einer Bank aufbewahren möchten.
Jedoch ziehen viele nicht in Betracht, dass dies das Risiko eines physischen Verlusts nicht beseitigt. Man wählt sein Übel und, abhängig von den Umständen, könnten verschiedene Lösungen oder diversifizierte Ansätze passend für die gewählte Goldanlagestrategie sein.
Das gilt natürlich nicht nur für Gold. Wenn man sein Gold auf einer Bank verwahren lässt: Was passiert dann, wenn man mehr besitzt, als die von der FDIC versicherte Menge? Was ist mit den Aktien? Verwahrt man alles bei demselben Broker oder weiß man, was mit den Aktien passieren wird, wenn er bankrottgeht?
In der Zeit nach 2008 wurde es beliebter, Vermögenswerte auf mehrere Verwalter aufzuteilen. Jedoch hat sich dieser Trend in meiner Analyse in den letzten Jahren umgekehrt. Wenn man die institutionellen Investoren betrachtet, dann sind die Geschäftskosten in den letzten Jahren dramatisch gestiegen und haben so dafür gesorgt, dass viele Anleger die Anzahl der Verwalter (oder Primebrokers), die sie einsetzen, verringert haben.