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Edelmetalle Aktuell

23.01.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

Die Edelmetalle konnten in den letzten beiden Wochen den größten Teil jener Wunden wieder heilen, die sie in den ersten drei Tagen dieses Jahres erlitten hatten, als zum Beispiel das Gold in kürzester Zeit von 640,- $ je Unze auf gerade einmal 600,- $ je Unze zurückgefallen war. An meisten hat an der jüngsten Kurs-Bewegung beeindruckt, dass diese trotz der eindeutig negativen Signale stattfinden konnte, die von anderen Rohstoffmärkten ausging. Dazu zählten zum Beispiel die massiven Kursverluste beim Öl, aber auch jene beim Kupfer.


  • Gold

Das gelbe Metall konnte sich in den vergangenen 14 Tagen vergleichsweise eindrucksvoll von seinem 8½-Wochentief absetzen, das es am 5. Januar erreicht hatte. Die Käufe dauerten dabei nahezu die gesamte Berichtsperiode an, wobei es zwei größere Preissprünge am 12. Januar und dann am 17. Januar gab. Die Rallye brachte am Donnerstagnachmittag schließlich einen Höchstkurs von knapp über 636,- $ je Unze, bevor die Notierung zum Wochenschluss wieder leicht zurückfiel. Den großen Schritt am vorletzten Freitag schoben Händler vor allem auf eine Welle von Eindeckungen durch Inhaber von Minuspositionen vor dem langen Wochenende in den USA. Diese trafen den Markt in einer vergleichsweise illiquiden Situation, da zu diesem Zeitpunkt ausgerechnet auch noch das elektronische Handelssystem der Börse in Chicago (CBOT) gestört war. Die Chicagoer haben an den nordamerikanischen Handelsumsätzen inzwischen einen erheblichen Marktanteil und ein Ausfall macht sich deshalb entsprechend bemerkbar.

In den letzten Wochen ignorierten die Teilnehmer auf dem Goldmarkt weitgehend die Tatsache, dass maßgebliche Rohstoffmärkte mit massiven Kursverlusten zu kämpfen hatten. Öl fiel zum Beispiel in den letzten vier Wochen von 64,- $ auf gerade einmal 50,- $ je Barrel, bevor es sich am Freitag stabilisieren konnte. Kupfer fiel in diesem Zeitraum von 7.000,- $ pro Tonne auf nur noch 5.550,- $ je Tonne zurück. Das rote Metall konnte sich zwischenzeitlich zwar noch einmal leicht erholen, allerdings nur, um dann auch diese Zwischengewinne wieder abzugeben. Da es aktuell auch keine Unterstützung für das Gold durch einen sich abschwächenden Dollar gibt (der Euro fiel stattdessen gegenüber dem Dollar von 1,3260 auf weniger als 1,30 zurück), sind wir nicht davon überzeugt, dass das Gold die Kursgewinne der letzten Wochen in nächster Zeit wird erfolgreich verteidigen können. Sollte es zu Verlusten kommen, wäre das erste Ziel ein Niveau bei 620,- $ je Unze, falls dieses nicht hält, ist auch ein Test der wichtigen Marke von 600,- $ je Unze möglich. Auf der anderen Seite gibt es charttechnische Widerstände vor allem bei 640,- $ je Unze.

Die Käufer physischer Edelmetalle in Deutschland haben in den ersten Tagen der vergangenen Woche ihre Aktivitäten wieder etwas ausgeweitet. Allerdings hatten Banken und Händler keine Probleme, diese erhöhte Nachfrage vorerst aus den vorhandenen Vorräten zu bedienen, Nachbestellungen bei den Produzenten blieben deshalb zunächst die Ausnahme. Die am meisten gesuchte Münze ist nach Angaben von Händlern nach wie vor der relativ gesehen günstige Krügerrand, bei den Barren waren jene mit einem Gewicht von 100 bzw. 500 Gramm am populärsten.


  • Silber

Das Silber bewegte sich in den vergangenen 14 Tagen ebenfalls nach oben, wobei es sich in erster Linie am Goldpreis orientierte. Das Metall startete in dieser Periode bei 12,- $ je Unze und am vergangenen Montagmorgen erreichte es mit nahezu 13,- $ je Unze seinen Höchstkurs. Wie schon beim Gold hatten die Systemprobleme der Börse in Chicago auch beim Silber einen positiven Einfluss. Als dann der Durchbruch durch die Marke von 13,- $ je Unze aber doch auf sich warten ließ, stiegen enttäuschte Inhaber von Pluspositionen wieder aus und drückten dabei die Notierung zurück auf 12,35 $ je Unze. Angesichts eines vergleichsweise stabilen Goldpreises drehte der Markt allerdings wieder und das Metall stieg unter starken Schwankungen - aber per Saldo positiv - bis zum Freitag wieder auf 12,90 $ je Unze an.

Auch in den kommenden Wochen dürfte der Kursverlauf weiter sehr volatil ausfallen. Die eher an der fundamentalen Marktverfassung orientierten Händler verweisen dabei vor allem auf das, nur in beschränktem Umfang zunehmende Kaufinteresse der Industrie, während die Bullen sich auf die Investmentnachfrage (vor allem nach dem in New York an der Börse notierten ETF) konzentrieren. Dieses habe das grundlegende Bild entscheidend geändert habe und rechtfertige deshalb ein insgesamt deutlich höheres Preisniveau, so die Fans des Metalls.

Wir sehen uns selbst eher im ersten Lager und erwarten deshalb, dass der Silberpreis rasch fallen könnte, wenn der Goldpreis erst einmal ins Rutschen kommt.


  • Platin

Platin begann in der Berichtsperiode knapp über 1.100,- $ je Unze, dies war das niedrigste Niveau seit Mitte Dezember. Das Metall gewann dann aber innerhalb von nur drei Tagen 50,- $ je Unze hinzu. Unterstützt wurde die Notierung dabei vor allem durch Nachrichten, nach denen der russische Präsident Putin eine notwendige Exportlizenz für Platin und andere Edelmetalle, wie zum Beispiel Rhodium, nicht erteilt hatte. Aus diesem Grund musste der russische Minengigant Norilsk Nickel die Exporte der entsprechenden Rohstoffe der 31. Dezember 2006 einstellen. An diesem Tag war die ursprüngliche für fünf Jahre gültige Exportlizenz ausgelaufen. Allerdings ebbte die Preiseuphorie dann doch noch relativ rasch ab, nachdem bekannt wurde, dass Putin einen Erlass unterzeichnet hatte, der in Zukunft Exporte ohne jede mengenmäßige Restriktionen zulässt. Danach benötigt Norilsk nun noch ausschließlich eine generelle Exportge-nehmigung des Wirtschaftsministeriums.

Der Platinpreis gingen nach diesen Berichten wieder auf Talfahrt und erreichte am vergangenen Donnerstag ein Niveau von 1.126,- $ je Unze. Zu diesem Zeitpunkt verlagerte sich das Interesse der Marktteilnehmer von Russland nach Südafrika, dem global bedeutendsten Produzenten von Platinmetallen. Hier gab es am Donnerstagmorgen Berichte über eine Reihe von Stromausfällen in großen Teilen des Landes als Folge von technischen Problemen beim lokalen Stromversorger Eskom. Die Ausfälle belasteten auch die Produktion in einer Reihe von Bergbaubetrieben in Rustenburg, darunter solche der weltgrößten Platinproduzenten Anglo Platinum und Impala Platinum. Beide verloren einen halben Produktionstag in ihren Minen. Sprecher teilten darauf hin mit, dass es kein Problem sein werde, die jetzt ausgefallene Produktion nachzuholen. Sie wiesen aber darauf hin, dass längere Stromausfälle einen negativen Einfluss auf die Minenindustrie haben könnten.

Die Probleme in Südafrika waren der Hauptgrund für den Anstieg des Platinpreises am Donnerstagmorgen. Er legte dabei innerhalb von nur wenigen Stunden um fast 20,- $ je Unze auf 1.162,- $ je Unze. Die Wiederherstellung der Stromversorgung in der Region um Rustenburg sorgte anschließend wieder für Entspannung und am Freitagmorgen in Asien handelte das Platin bereits wieder in den Mitt-Vierzigern.

Auch wenn das Metall in der vergangenen Woche eine gewisse Unabhängigkeit an den Tag legte, wird es sich in nächster Zeit einem eventuell vom Gold ausgehenden Abwärtssog nicht entziehen können. In einem solchen Fall könnte der Wert des weißen Metalls ebenfalls deutlich fallen, anfänglich auf 1.125,- $, später aber auch in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 1.100,- $ je Unze. Spätestens auf diesem Niveau erwarten wir aber ein starkes Ansteigen der industriellen Nachfrage, die dann einen weiteren Preisverfall zunächst erfolgreich verhindern dürfte.

In der letzten Woche haben der drittgrößte und der viertgrößte Platinproduzent in Südafrika, Lonmin und Northam, die neuesten Produktionszahlen bzw. Finanzergebnisse bekannt gegeben. Details hierzu können in der Link-Sektion nachgelesen werden.

Des Weiteren gab es einen Bericht aus China, dass dort die Steuer auf Luxuswaren einschließlich Schmuck erhöht werden solle. Beobachter aus der Industrie äußerten die Sorge, dass dies die Schmucknachfrage im Reich der Mitte negativ beeinflussen könnte. China war im vergangenen Jahr weltweit mit Abstand der größte Markt für Platinschmuck, insgesamt 25 Tonnen des Metalls wurden dort in dieser Form abgesetzt. Im Jahr 2005 hatte die Menge sogar noch bei 27,25 Tonnen gelegen. Dieser Sektor alleine ist angesichts solcher Zahlen für 10 Prozent der gesamten Weltnachfrage für Platin verantwortlich.


  • Palladium

Das Palladium bewegte sich in den letzten beiden Wochen zunächst in einer schmalen Handelsspanne zwischen 325,- $ und 332,- $ je Unze. Dabei wirkte sich die Tatsache preisdämpfend aus, dass die Exporte des Metalls aus Russland durch die beim Platin aufgeführten Probleme nicht betroffen waren. Erst in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche stieg die Notierung dann doch noch an. Dabei half zum einen das erneute Zulegen des Platinpreises angesichts der Meldungen aus Südafrika, aber auch positive Kommentare einer Reihe von Analysten.

Rein aus charttechnischer Sicht betrachtet, sieht sich das Palladium jetzt einem Widerstand bei 343,- $ je Unze gegenüber. Für den Fall, dass es diesem übersteigen kann, könnte es noch einmal deutlich zulegen. Das Metall bräuchte jedoch für einen solchen Ausbruch nach oben sicherlich die Unterstützung der anderen Edelmetalle. Da bei diesen die Stimmung vor dem Hintergrund der eher schwachen Notierungen für Öl und andere Rohstoffe jederzeit kippen könnte, ist nicht ausschließen, dass ein Anstieg des Palladiumpreises zunächst weiter auf sich warten lässt. Eine anfängliche Handelsspanne zwischen 325,- $ je Unze und 340,- $ je Unze ist deshalb die wahrscheinlichere Variante für den Handelsverlauf in den nächsten Tagen.


  • Rhodium

Wie die anderen Edelmetalle auch legte das Rhodium seit dem 5. Januar zunächst deutlich zu. Am vergangenen Freitag erreichte es dann einen vorläufigen Höchstkurs bei 5.875,- $ je Unze. Verantwortlich für die Kursgewinne war eine Kombination von Käufen durch industrielle Adressen, aber auch durch Spekulanten. Letztere reagierten damit vor allem auf die Meldungen über einen vorübergehenden russischen Lieferstopp. Gewinnmitnahmen durch Händler nach der Erteilung der Exporterleichterungen durch Präsident Putin hat den Markt später aber auf das aktuelle Niveau bei 5.575,- $ je Unze fallen lassen. Wir rechnen damit, dass das Metall jetzt zwischen dem aktuellen Niveau und spätestens 5.500,- $ je Unze einen Boden bilden kann und dann vor dem Hintergrund eines neuerlichen Anstiegs der Käufe durch die Industrie später wieder an Boden gewinnen wird.

Zum ersten Mal seit einem Jahr sah sich das Ruthenium in den vergangenen zwei Wochen ernsthaftem Widerstand gegenüber, als Händler begannen, einen Teil ihrer Pluspositionen zu liquidieren. Von einem Höchstkurs bei 700,- $ je Unze fiel die Notierung rasch auf ein Niveau in den niedrigen 600ern zurück. Wir schließen nicht aus, dass der Rutheniumpreis nach einer kurzen Atempause sein Höhenflug fortsetzen kann. Das Iridium notierte unverändert bei 400,- $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (22.01.2007)








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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