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Jim Rickards: Die nächste Finanzkrise & warum Sie Gold und Silber brauchen

27.04.2018  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir eine Freunde, heute James Rickards, den Herausgeber des monatlichen Newsletters Strategic Intelligence und Leiter des James Rickards Project, welches sich mit der Analyse der komplexen Zusammenhänge zwischen Geopolitik und globalen Kapitalflüssen befasst, zu unserem wöchentlichen Podcast begrüßen zu dürfen. Mr. Rickards ist zudem der Autor verschiedener Bestseller, z. B. "Die Geldapokalypse", "Währungskrieg", "The New Case for Gold" und "Der Weg ins Verderben". Abgesehen davon ist Mr. Rickards auch Vermögensverwalter und Anwalt und wurde als Wirtschaftsexperte von namhaften Medien wie CNBC, BBC, Bloomberg, Fox News, CNN usw. interviewt.

Jim, danke, dass Sie sich heute wieder Zeit für uns nehmen. Wie geht es Ihnen?


Jim Rickards: Danke Mike, mir geht es großartig. Vielen Dank für die Einladung.


Mike Gleason: Ich möchte heute mit einem Ihrer aktuellen Bücher beginnen. In "Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können" machen Sie eine Reihe interessanter Bemerkungen. Während die Finanzmedien den Aktienboom und das Wirtschaftswachstum diskutieren, sind Sie nicht ganz so optimistisch. Wir wissen beide, dass ein Großteil des Wachstums der letzten Jahre auf den umfassenden Stimulierungsmaßnahmen der Zentralbanken beruhte, und dass die grundlegenden Probleme, die zur letzten Finanzkrise führten, noch nicht gelöst wurden.

Tatsächlich glauben Sie, dass die nächste finanzielle Katastrophe nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird, und dass sich viele wohlhabende Personen bereits darauf vorbereiten. Bitte legen Sie kurz dar, was Sie beobachtet haben.


Jim Rickards: Sie haben hier zwei verschiedene Themen angesprochen. Das eine ist die Frage, wie sich die Wirtschaft kurz- bis mittelfristig entwickeln wird. Welche Prognosen lassen sich für das kommenden Jahr treffen? Wie geht es an den Aktienmärkten weiter etc.? Das ist ein Teil der Analyse. Der andere, größere und tiefer schürfende Teil geht jedoch der Frage nach, ob es erneut zu einer verheerenden Finanz- und Liquiditätskrise, zu einer globalen Panik kommen kann und mit welchen Reaktionen in diesem Fall zu rechnen wäre.

Lassen Sie mich diese beiden Themen getrennt betrachten. Es gibt einen Unterschied zwischen einer normalen Rezession im Zuge des Konjunkturzyklus und einem Crash der Finanzmärkte. Beides kann miteinander einhergehen, aber das ist nicht zwangsläufig so. Am 29. Oktober 1987 ist der US-Aktienmarkt beispielsweise um 22% eingebrochen, an einem einzigen Tag. Das entspräche heute etwa einem Kursverlust von 5.000 Punkten beim Dow Jones. Wir wissen beide, dass niemand mehr von etwas anderem redet, wenn der Dow Jones nur 500 Punkte fällt.

Und jetzt stellen Sie sich einen Rückgang von 5.000 Punkten an einem Tag vor. Genau das ist prozentual gesehen aber im Oktober 1987 passiert. Es kam zu einer Panik an den Finanzmärkten, obwohl es keine Rezession gab. Der Wirtschaft ging es gut und nach ein paar Tagen hatten sich die Börsen von dem Schock erholt. Die Zeit danach war tatsächlich ganz günstig für Investments, denn die Aktien legten anschließend wieder zu. 1990 kam es dann z. B. zu einer normalen Rezession. Die Arbeitslosenzahlen stiegen, einige Unternehmen gingen Pleite, aber es kam nicht zu einem Finanzcrash.

2008 erlebten wir beides gleichzeitig. 2007 markierte den Beginn einer Rezession, die bis 2009 andauerte, und es entwickelte sich eine Panik an den Finanzmärkten, die im September und Oktober 2008 mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und AIG ihren Höhepunkt erreichte. Es handelt sich also um zwei verschiedene Dinge.

Sehen wir uns den Konjunkturzyklus an. In Bezug auf die Wirtschaft bin ich nicht besonders optimistisch. Ich weiß, dass derzeit ein großes Trara um das Wachstum gemacht wird. In den USA wurde gerade erst eine Steuerreform beschlossen und die Aktienmärkte sind auf neue Allzeithochs gestiegen. Man braucht sich die Kurse ja nur anzusehen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Faktoren, die in der Wirtschaft aktuell für heftigen Gegenwind sorgen. Es gibt z. B. Hinweise darauf, dass die Federal Reserve die Geldpolitik zu stark strafft.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Fed zwei Dinge gleichzeitig tut, die sie in dieser Kombination noch nie zuvor getestet hat. Sie erhöht die Zinsen und reduziert gleichzeitig ihre Bilanz. Letzteres ist das Gegenteil der quantitativen Lockerungen (QE), der Anleihekäufe. Diese sind wiederum nichts anderes als Gelddrucken. Die Notenbanker schaffen neues Geld aus dem Nichts und kaufen damit Anleihen auf. Auf diese Weise weiten sie die Geldmenge aus. Das hat die Fed von 2008 bis 2013 getan. 2013 begann sie dann, die Käufe zu verringern, bis das QE-Programm Ende 2014 abgeschlossen wurde. In diesen sechs Jahren hat die US-Notenbank ihre Bilanz von 800 Milliarden $ auf 4,4 Billionen $ erhöht.

Jetzt haben die Notenbanker den Kurs geändert und den Rückwärtsgang eingelegt. Sie werden allerdings keine einzige Anleihe verkaufen. Wenn eine Anleihe fällig wird, muss der Emittent den Nennbetrag zurückzahlen. Wenn Sie also beispielsweise eine US-Staatsanleihe gekauft haben, die heute ihr Fälligkeitsdatum erreicht, wird das US-Finanzministerium Ihnen Ihr Geld überweisen. Wenn es das Geld stattdessen jedoch an die Fed überweist, verschwindet das Geld. Das ist das Gegenteil von Gelddrucken. Die Fed zerstört im Grunde genommen Geld, sie verringert das Geldangebot und erhöht gleichzeitig die Zinsen.

Das ist praktisch eine doppelte Straffung und ich glaube nicht, dass die US-Wirtschaft auch nur annähernd so stark ist, wie die Notenbanker denken. Die Fed verlässt sich auf die sogenannte Philips-Kurve. Diese besagt derzeit, dass die Arbeitslosigkeit gering ist, was die Löhne nach oben treiben wird. Die Inflation wartet in diesem Szenario schon hinter der nächsten Ecke, deshalb wird die Geldpolitik gestrafft. Aber in dieser Theorie gibt es jede Menge Fehler.

Die Fed strafft die Geldpolitik also aus den falschen Gründen und zur falschen Zeit. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass das Wirtschaftswachstum zuletzt auf höherem Konsum beruhte, doch dieser basierte wiederum auf neuen Schulden. Die Leute reizten den Kreditrahmen ihrer Kreditkarten aus und die Privatverschuldung stieg deutlich an. Die Sparrate liegt dagegen in der Nähe eines sehr langfristigen Tiefs.

Diese Situation scheint auf Dauer nicht tragfähig zu sein. Es gibt also genügend Gründe zu glauben, dass die Fed es übertreiben wird, dass sie einen Fehler macht und die Wirtschaft in eine Zeit der Rezession oder der Disinflation und Stagnation wirft. Ich kaufe ihr die Geschichte, dass uns frohe Zeiten der Inflation bevorstehen, einfach nicht ab.

Es besteht auch Grund zu der Annahme, dass die Steuerreform die Wirtschaft nicht so stark positiv beeinflussen wird, wie man gemeinhin erwartet. Letztendlich wird nur das Haushaltsdefizit um eine weitere Billion Dollar erhöht - dabei befinden wir uns bereits in der Gefahrenzone. Das bremst die Wirtschaft nur zusätzlich aus. Es ist also aus vielen Gründen von einer wirtschaftlichen Abkühlung auszugehen, die dem Aktienmarkt den Wind aus den Segeln nehmen und zu einer potentiell sehr ernsten Korrektur von 10-20% führen wird. Wir reden hier von Kursverlusten von 5.000 bis 6.000 Punkten beim Dow Jones bis zum Jahresende. Das ist ein mögliches Szenario.


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