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Virtuelle Realität an den Finanzmärkten: Was gerade jetzt für Gold spricht

08.05.2018  |  Michael J. Kosares
"John Locke, der britische Philosoph, dessen Ideen die amerikanische Revolution maßgeblich mit vorantrieben, hatte eine Theorie über Wissen und Wahrnehmung entwickelt, die ich immer schon ärgerlich fand. Auf die Frage, ob wir eine Vorstellung von der Substanz hinter unseren Wahrnehmungen hätten, sagte er, wir hätten 'keine klare Vorstellung davon, und bezeichnen mit dem Wort Substanz daher nichts als ungewisse Annahmen über ein letztlich unbekanntes Etwas.'

Die philosophische Debatte hat sich in den folgenden Jahrhunderten weiterentwickelt, aber seine Idee fängt den unsicheren Zustand der weltweiten Finanzmärkte heutzutage ziemlich gut ein. Gelenkt werden diese auf kurze Sicht von Erwartungen, nicht von der Realität. Wenn viele Menschen einen falschen Eindruck von einer Sache haben, dann wird das eine entsprechende Marktbewegung auslösen. Und gegenwärtig ist die wirtschaftliche Substanz durchaus als 'letztlich unbekanntes Etwas' zu bezeichnen."
- John Authers, Financial Times

"Viele Trader an der Wall Street sind besorgt, dass sie künftig durch Maschinen ersetzt werden könnten. In einer Abteilung der Goldman Sachs Group ist das bereits geschehen: 'Vor 15 bis 20 Jahren hatten wir 500 Mitarbeiter, die im Aktienhandel als Marktmacher agierten. Heute haben wir drei', sagte Goldman Sachs' Präsident David Solomon am Montag auf der Milken Institute Global Conference in Berverly Hills, Kalifornien. Solomon wies darauf hin, dass die Einführung neuer Technologien im Trading das Geschäft für Kunden effizienter gemacht hat, aber auch neue Risiken mit sich brachte.

Für Goldman Sachs bedeutete es, dass sich die Zusammensetzung der Mitarbeiterschaft geändert hat. Die Bank beschäftigt heute 9.000 Ingenieure und hat mehr Angestellte, die sich in der erster Linie mit Regulierungen befassen."
- Sonali Basak und Christopher Palmeri, Bloomberg

Wie hat sich der Goldpreis in dieser neuen, virtuellen Finanzmarktrealität nun entwickelt? Die kurze Antwort ist: überraschend gut. Die sieben folgenden Charts bieten einen Überblick über die Performance des Edelmetalls in den letzten Jahren, als sich die Bedeutung computerbasierter Systeme für die Preisfindung an den Märkten zunehmend erhöhte. Anhand der Grafiken lassen sich zudem Vermutungen über die zukünftigen Kursentwicklungen aufstellen, falls das Holodeck plötzlich versagt und die Substanz wieder die Oberhand über die Wahrnehmung gewinnt.

An den verwirrenden und oftmals beängstigenden Investmentmärkten, die von siliziumbasierten Maschinen beherrscht werden, bleibt Gold der greifbarste Vermögenswert. Das Edelmetall ist eine Insel der Realität in einem Ozean aus Algorithmen, künstlicher Intelligenz, Big Data und Hochfrequenzhandel. Wenn Sie wie ich dieser Welt nicht mit instinktivem Vertrauen begegnen, werden Sie in den zuverlässigen, alten Goldmünzen und -barren wahrscheinlich einen sicheren Hafen finden. Gold bleibt letztlich die effektivste Absicherung gegen die Exzesse und die Unwägbarkeiten der neuen virtuellen Realität an den Finanzmärkten.


Chart 1: Gold und steigende Zinsen

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Entgegen der landläufigen Meinung steigt der Goldkurs, statt zu fallen, wenn sich die Zinsen erhöhen.


Die Kritiker des gelben Metalls behaupten oft, dass der Goldpreis negativ auf steigende Zinssätze reagiert. Historische Kursdaten können diese Behauptung jedoch nicht erhärten. Im Gegenteil: Seit die US-Notenbank Federal Reserve 2016 begann, die Zinsen anzuheben, hat sich der Goldpreis erhöht, wie der obenstehende Chart deutlich zeigt.

"Während im Allgemeinen die Meinung vorherrscht, dass Zinserhöhungen bearish für den Goldpreis sind, ist der tatsächliche Einfluss einer Zinsanhebung auf Gold unbekannt - falls überhaupt ein direkter Zusammenhang besteht. Die Korrelation zwischen dem Zinsniveau und dem Goldpreis ist in Wirklichkeit nur sehr schwach", heißt es beispielsweise auf Investopedia. "Steigende Zinsen könnten sogar einen positiven Einfluss auf den Goldkurs haben."


Chart 2: Gold und steigende Ölpreise

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Seit 2000 sind die Preise von Gold und Öl Weggefährten, auch wenn sie nicht im Gleichschritt marschierten.



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