Virtuelle Realität an den Finanzmärkten: Was gerade jetzt für Gold spricht
08.05.2018 | Michael J. Kosares
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Dreht die Fed mit ihrer derzeitigen Geldpolitik also die Temperatur in einem bereits kalten Raum weiter nach unten, wie sie es in den späten 1920er Jahren, kurz vor dem Börsencrash von 1929, schon einmal getan hat? Solche Fragen werfen die Vermutung auf, dass die Notenbank auf eine virtuelle Realität reagiert, auf ein Inflationsphantom, das in Wirklichkeit gar nicht existiert. Gold tut indes etwas, das vor zehn oder zwanzig Jahren nur wenige vorhergesagt hätten: Das Edelmetall erweist sich als effiziente Absicherung gegen die sehr reelle Disinflation unserer heutigen Zeit und gegen die systemischen Risiken, die diese mit sich bringt.
Chart 6: Gold und steigende Rohstoffpreise
Die Stärke im Rohstoffsektor widerspricht der virtuellen Realität an den Finanzmärkten
Eine der erfreulichen und oft übersehenen Überraschungen des Jahres 2018 war die starke Entwicklung des Rohstoffsektors, die auch auf den Goldmarkt abfärbte. Der obenstehende Chart illustriert die Beziehung zwischen den beiden Märkten seit Anfang 2016, wobei die Rohstoffe durch den Standard & Poor's Goldman Sachs Commodities Index repräsentiert werden. Dieser Index (dargestellt in blau) konnte in den letzten zwölf Monaten mehr als 21% zulegen. Jeff Currie, der Chef-Rohstoffstratege von Goldman Sachs, sagte kürzlich, dass "die strategischen Argumente für Rohstoffinvestitionen kaum jemals stärker waren."
Der Goldpreis hat die Aufwärtsbewegungen dieses Index in den letzten zwei Jahren oft vorweggenommen und sich zum Teil auch besser entwickelt. Im letzten Jahr haben die Rohstoffe dann aufgeholt. Vielleicht ist es nun an der Zeit für Gold, sich wieder an die Spitze zu setzen. Der Rohstoffsektor und der Goldpreis entwickeln sich jedenfalls in die gleiche Richtung.
Chart 7: Gold und der sinkende Dollar
In der virtuellen Finanzrealität ist der Dollar König und Gold ein bloßer Prätendent. In Wirklichkeit ist es jedoch andersherum.
In einem seiner ersten Statements nach seinem Amtsantritt als Wirtschaftsberater des US-Präsidenten wiederholte Larry Kudlow das jahrzehntealte Mantra vom starken Dollar. Er ging sogar soweit zu sagen, dass er "König Dollar kaufen und Gold verkaufen" würde. Der Chart oben macht deutlich, was dieser Trade einem Investor seit 1970 eingebracht hätte, als die Vereinigten Staaten die Bindung zwischen dem Dollar und Gold lösten und zuließen, dass beide Kurse am freien Markt unabhängig voneinander bestimmt werden.
Der Dollar, 1970 bei 100 indexiert, verlor seitdem 84,3% seiner Kaufkraft, während Gold gleichzeitig eine Wertsteigerung von 3.775% erfuhr (der Preis stieg von 35 $ 1970 auf 1.321 $ zum gestrigen Handelsschluss). Seit 1995 - dem Jahr, in dem Präsident Clintons Finanzminister Robert Rubin die "Politik des starken Dollars" erstmals öffentlich vorstellte - hat die US-Währung 39.2% ihrer Kaufkraft eingebüßt. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Preisinflation während dieser Zeit vergleichsweise gering war.
Gold konnte unterdessen einen Anstieg um 377,5% verbuchen (ausgehend von einem Preis von 374,90 $ je Unze 1995). Wenn man über alle politische Rhetorik hinwegsieht, wird also klar: Der wirklich gewinnbringende Trade war der Verkauf von Dollars und der Kauf von König Gold.
© Michael J. Kosares
USAGOLD / Centennial Precious Metals, Inc.
Der Artikel wurde am Mai 2018 auf www.usagold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.