Italien kann im "Notfall" auf EZB-Hilfe hoffen - oder?
31.05.2018 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Sorge, Italien wird seine Schulden nicht mehr vollumfänglich bedienen, hat die Zinsen für italienische Schuldpapiere in den letzten Tagen stark ansteigen lassen. Die Rendite für 2-jährige Papiere steht nun bei 2,0 Prozent, die für 10-jährige Papiere bei 3,06 Prozent.
Gleichzeitig sind auch die Rendite für langlaufende italienische Staatsanleihen gestiegen, während in den USA, Deutschland, Japan, Großbritannien und der Schweiz die Renditen für langlaufende Staatsanleihen gesunken sind - weil Investoren sie vermutlich als vergleichsweise sicher ansehen, und weil angesichts des "Italien-Schocks" Zinserhöhungen der Zentralbanken unwahrscheinlich(er) geworden sind.
Dass mit dem Straucheln Italiens, der drittgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Gemeinschaft, eine prekäre Situation entstanden ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Zwei grundsätzliche Szenarien sind nun denkbar.
(1) Die EZB hält Italien über Wasser. Dazu kauft die Bank italienische Papiere und senkt deren Renditen ab. Zudem erhalten italienische Banken bei Bedarf kurz- und längerfristige Kredite von der EZB zu günstigen Zinsen. In diesem Szenario sind nun zwei Entwicklungswege denkbar.
(i) Die EZB braucht nur vergleichsweise wenige Anleihen zu kaufen (und nur in vergleichsweise geringem Maße die Euro-Geldmenge auszuweiten), um die Zinsen niedrig zu halten. Die Lage beruhigt sich. Ein "Ansteckungseffekt" auf andere Euro-Staatsanleihen bleibt aus.
(ii) Die Monetisierung der Staatsanleihen treibt die Inflationssorgen in die Höhe. Es kommt zu einem Ausverkauf bei Euro-Anleihen. Um die Zinsen niedrig zu halten, kauft die EZB in großem Stile Schulden auf und weitet dadurch die Euro-Geldmenge stark aus. Der Euroraum wird zur Inflationsgemeinschaft.
(2) Die EZB springt Italien nicht bei. Italien muss sich unter gegebenen Marktkonditionen refinanzieren. Hierbei sind drei Entwicklungswege denkbar.
(i) Italien refinanziert sich zu deutlich höheren Zinsen. Die (neue) Regierung in Rom wird dadurch gezwungen, ihre Finanzlage grundlegend zu reformieren. Italiens Wirtschaft durchläuft eine harte "Anpassungsrezession", das Land bleibt aber im Euro.
Renditen für 2-jährige Staatsanleihen in Prozent (Quelle: Thomson Financial)
Gleichzeitig sind auch die Rendite für langlaufende italienische Staatsanleihen gestiegen, während in den USA, Deutschland, Japan, Großbritannien und der Schweiz die Renditen für langlaufende Staatsanleihen gesunken sind - weil Investoren sie vermutlich als vergleichsweise sicher ansehen, und weil angesichts des "Italien-Schocks" Zinserhöhungen der Zentralbanken unwahrscheinlich(er) geworden sind.
Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in Prozent (Quelle: Thomson Financial)
Dass mit dem Straucheln Italiens, der drittgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Gemeinschaft, eine prekäre Situation entstanden ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Zwei grundsätzliche Szenarien sind nun denkbar.
(1) Die EZB hält Italien über Wasser. Dazu kauft die Bank italienische Papiere und senkt deren Renditen ab. Zudem erhalten italienische Banken bei Bedarf kurz- und längerfristige Kredite von der EZB zu günstigen Zinsen. In diesem Szenario sind nun zwei Entwicklungswege denkbar.
(i) Die EZB braucht nur vergleichsweise wenige Anleihen zu kaufen (und nur in vergleichsweise geringem Maße die Euro-Geldmenge auszuweiten), um die Zinsen niedrig zu halten. Die Lage beruhigt sich. Ein "Ansteckungseffekt" auf andere Euro-Staatsanleihen bleibt aus.
(ii) Die Monetisierung der Staatsanleihen treibt die Inflationssorgen in die Höhe. Es kommt zu einem Ausverkauf bei Euro-Anleihen. Um die Zinsen niedrig zu halten, kauft die EZB in großem Stile Schulden auf und weitet dadurch die Euro-Geldmenge stark aus. Der Euroraum wird zur Inflationsgemeinschaft.
(2) Die EZB springt Italien nicht bei. Italien muss sich unter gegebenen Marktkonditionen refinanzieren. Hierbei sind drei Entwicklungswege denkbar.
(i) Italien refinanziert sich zu deutlich höheren Zinsen. Die (neue) Regierung in Rom wird dadurch gezwungen, ihre Finanzlage grundlegend zu reformieren. Italiens Wirtschaft durchläuft eine harte "Anpassungsrezession", das Land bleibt aber im Euro.