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Desaster am High-Yield-Markt

05.06.2018  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Zerstörung von Träumen

Hier der wirklich gruselige Teil: WeWork ist nichts Ungewöhnliches. Die Welt ist bevölkert von ähnlich dürftigen unternehmerischen Kreditnehmern. Das ist die unausweichliche Folge eines Jahrzehnts des frei verfügbaren Gelds. Hier möchte ich erneut Grant Williams zitieren.

"Zehn Jahre nach Beginn des andauernden Laborexperiments der weltweiten Zentralbanken findet man überall Beispiele dieser Art von Wahnsinn. Dieser wurde der Geldpolitik geschürt, indem Kapitalkosten auf praktisch null reduziert und Investoren dazu gezwungen wurden, Risiken auf sich zu nehmen, die sie normalerweise umgangen wären, um irgendwie Renditen zu erwirtschaften.

WeWork ist ein Beispiel für ein Unternehmen, für das massive negative Cashflows, im Angesicht des rapiden Wachstums, kein Problem darstellen. Es gibt jedoch eine Vielzahl anderer. Uber, AirBnB, SnapChat und natürlich Tesla haben dank luftiger Träume, die von charismatischen CEOs vorgebracht wurden, die Vorstellungskraft der Investoren für sich eingenommen. Aber an dem Tag, an dem sich die Dinge verändern und an dem die Wirtschaft beginnt, schwächer zu werden, oder - Gott bewahre - Investoren nach Renditen auf ihre Investitionen suchen, anstatt sich mit losen Versprechungen zukünftiger gigantischer und bahnbrechender Umsätze zufriedenzugeben, ist alles vorbei."


Hören Sie, bei mir dreht sich alles um "luftige Träume". Ich habe sie auch. Ich bewundere Unternehmer, die Risiken auf sich nehmen und neue Wege einschlagen. Sie sind der Schlüssel zum Wirtschaftswachstum. Ein Unternehmen aufzubauen, ist der beste und effektivste Weg, privaten Reichtum zu erlangen. Aber es stimmt auch, dass die meisten dieser Träume nur einfache Träume sind und niemals in Erfüllung gehen werden. Einige wenige Investoren, die auf diese Wunschvorstellungen wetten, gewinnen viel, doch der Großteil verliert mehrere oder all seine Investitionen.

Adam Neumann von WeWork hat Investoren davon überzeugt, dass sein Büromietunternehmen in Wirklichkeit als ein Technologieunternehmen angesehen werden sollte. Wir schaffen hier eine "Community", meint er. Was auch immer das sein mag. Es gibt einen erfolgreichen und größeren Konkurrenten, dessen Bewertung etwa 10% von WeWork entspricht. Aber dieser ist nun mal im Bürovermietungsgeschäft tätig und nicht im Geschäft zur "Schaffung einer Community/Aufbau der Zukunft".

Eine lange Reihe von Geschäftsmännern und -frauen hat anscheinend die Gabe, Investoren davon zu überzeugen, nicht bewertete Anleihen zu kaufen, die ungedeckt sind und hinter denen keinerlei Vermögenswert steht. Das Problem ist, dass die Zerstörung von Träumen ansteckend zu sein scheint. Die Psyche der Investoren ist zerbrechlich, also kann der Zusammenbruch eines im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Traumes, weniger bekannte Träume ebenfalls zum Platzen bringen. Ich denke, dass wir gerade dabei sind, auf diesen Punkt zuzusteuern.

Jedoch finden interessante und etwas kontraintuitive Entwicklungen statt. Man mag denken, dass die Renditen der Anleihen, die von riskanten Unternehmen ausgegeben werden, im Laufe des Zyklus steigen. Das wäre konsistent mit der Nachfrage der Investoren nach mehr Kompensation für ihr Risiko. Aber so ist das nicht passiert.

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Nachdem die Renditen während des Einbruchs der Ölpreise von 2015 bis 2016 höher stiegen - als auch viele Schieferölunternehmen ernsthafte Probleme hatten - sanken sie 2017 stark. Nicht zufällig war das derselbe Zeitpunkt, zu dem die Federal Reserve begann, die Zinsen jedes Quartal zu erhöhen. Weil sie befürchteten Kapitalverluste zu verzeichnen, lockerten Investoren, die US-Staatsanleihen hielten, ihre Kreditstandards und steigerten so die Nachfrage nach Schrottanleihen, was deren Renditen wiederum nach unten drückte. Das ist zumindest meine Theorie.

Wir können das klassische Verhalten zum Ende des Zyklus beobachten: Werfe deine Bedenken über Bord und stecke Kapital in die riskanteren Ecken des Marktes. Dieser künstlich erschaffene Nachfrage stützt Unternehmen finanziell, die ansonsten den fundamentalen Kräften erliegen wären.


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