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Axel Merk: Anstieg der Inflation und der Edelmetallpreise

06.06.2018  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Heute habe ich das Vergnügen, Axel Merk, den Geschäftsführer und Chief Investment Officer von Merk Investments und Autor des Buches "Sustainable Wealth" zum Interview begrüßen zu dürfen. Axel ist ein hoch geschätzter Gast auf zahlreichen Finanzkonferenzen sowie bei den verschiedensten Medien rund um den Globus, und wir freuen uns, dass er heute wieder bei uns ist. Axel, willkommen zurück und vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns genommen haben.

Axel Merk: Ich freue mich, hier zu sein. Was für eine Woche.


Mike Gleason: Ja, ganz genau. Axel, als wir uns im Februar unterhielten, befanden sich die Aktienmärkte gerade mitten in einem Abverkauf und die Volatilität hatte sich signifikant erhöht, nachdem sie zuvor ungewöhnlich niedrig gewesen war. Seitdem haben sich die Aktienkurse teilweise wieder erholt. Der S&P 500 hatte Ende Februar etwa die Hälfte seiner Kursverluste wieder wettgemacht und notiert seitdem innerhalb einer Handelsspanne.

Wir gehen davon aus, dass die Edelmetalle zumindest zur Zeit eine umkehrte Korrelation zu den Aktienmärkten aufweisen. Solange es nicht zu einem Rücksetzer bei den allgemeinen Aktien kommt oder das Interesse an den sogenannten sicheren Häfen unter den Vermögenswerten wieder zunimmt, wird es für die Edelmetalle schwierig sein, deutlich zu steigen. Doch wie schätzen Sie die Beziehung zwischen Gold und den Aktienmärkten ein, Axel? Welche Faktoren zählen Ihrer Ansicht nach zu den Haupttriebkräften am Aktienmarkt, sowohl aktuell als auch in Zukunft, sagen wir zum Ende des Jahres?


Open in new windowAxel Merk: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das im Februar erwähnt hatte, aber für mich ähneln die Märkte zur Zeit immer noch einer Waschmaschine. Alles wird durcheinander gewirbelt; die Korrelationen brechen zusammen. Wenn wir uns die Jahre seit der letzten Finanzkrise anschauen - und ich meine die Krise 2008, nicht letzte Woche - stellen wir fest, dass die US-Notenbank Fed bei jeder Krise US-Staatsanleihen gekauft hat.

Immer, wenn die Risikobereitschaft der Investoren abnahm und die Aktienkurse sanken, stiegen die Anleihen. Dadurch wurden die Vorstellungen von bestimmten Korrelationen und Zusammenhängen weiter verfestigt und auch der Goldpreis zeigte eine recht deutliche Korrelation zu den Kursen der US-Staatsanleihen. Daraus ergibt sich nun die Situation, dass sich Gold manchmal parallel zu den Aktienkursen entwickelt, und manchmal entgegengesetzt.

Wenn wir uns die monatliche Korrelation zwischen den Aktien und den Anleihen seit 1970 ansehen, beträgt diese 0,00, d. h. es gibt langfristig keinen Zusammenhang zwischen den Kursbewegungen. Dennoch besteht manchmal für einige Monate eine signifikante Korrelation. Der bemerkenswerteste Trend der letzten Zeit war meiner Meinung nach, dass die Renditen bis vor Kurzem noch gestiegen sind, während der Goldkurs nachgab. Als die Renditen dann wieder zurückgingen, hat der Goldkurs jedoch nicht zugelegt

Gold geht also zum Teil seine eigenen Wege. Ich gehe davon aus, dass viele der heutigen Goldkäufer diese Anlageentscheidung treffen, weil ihnen die Aktienmärkte aufgrund der sprunghaften Volatilitätszunahme Sorgen bereiten. Der Goldpreis steht im Zusammenhang mit der Volatilität, weil Gold keinen Cashflow hat, d. h. es gibt auch keine zukünftigen Cashflows, die abgezinst werden könnten - im Gegensatz zu Risikoassets wie beispielsweise Aktien. Hier werden die zukünftigen Cashflows stärker abgezinst, wenn sich die Volatilität erhöht, d. h. die Kurse fallen. Unter "normalen" Umständen sollte der Goldpreis also steigen, wenn es an den Aktienmärkten bergab geht. Doch offensichtlich ist das nicht immer der Fall.


Mike Gleason: Sie beobachten die Ereignisse in Europa und an den europäischen Märkten genauer als viele andere Analysten. Die Probleme einiger Staaten sind zuletzt wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Die Spanier und Italiener machen von sich reden, weil sie sich den Sparmaßnahmen der EU widersetzen. Dies erinnert uns an die tiefgreifenden, fundamentalen Probleme, die die Union nach wie vor hat, und die letztlich zu ihrem Auseinanderbrechen führen könnten. Wie schätze Sie die Lage ein? Werden wichtige Staaten wie Italien oder Spanien die EU verlassen und wird Großbritannien den Austritt abschließen? Oder gehen Sie davon aus, dass die EU diesem Sturm überstehen wird?

Axel Merk: Großbritannien wird fast mit Sicherheit austreten, aber auf absehbare Zeit wahrscheinlich kein anderer Staat. Vielleicht werde ich aufgrund dieser Aussage in einigen Jahren ziemlich dumm dastehen. Doch wir hatten hier den klassischen Fall einer Finanzkrise, bei der Heerscharen von Anlegern in einen Vermögenswert investierten, den sie als risikofrei betrachteten, nur um später festzustellen, dass ihr Investment doch gewisse Risiken birgt. Damit beziehe ich mich selbstverständlich auf die italienischen Staatsanleihen.

Wer wollte sich nicht eine gewisse Rendite sichern? Vor allem, wenn die EZB von jemandem geleitet wird, der "tut, was auch immer nötig ist" und dadurch im Grunde genommen für die Schuldpapiere bürgt? Warum sollte man sich mit einer negativen oder sehr geringen Rendite auf Bundesanleihen zufrieden geben, wenn man auch italienische Staatsanleihen mit viel besseren Kapitalerträgen kaufen kann? Die Anleger waren also hauptsächlich auf der Suche nach Renditen.


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