Doug Casey: "Wir steuern auf einen katastrophalen Crash zu"
19.07.2018 | The Gold Report
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Doug Casey: Vier verschiedene Elemente und vier ganz unterschiedliche Investments. Ich bevorzuge nach wie vor Gold, aufgrund des hohen Wertes pro Einheit. Es wird weithin anerkannt und akzeptiert. Von allen Metallen gibt es nur zwei, die in ihrer Reinform nicht silbrig aussehen. Alle Metalle, Iridium, Rhodium, Platin, Palladium, Silber, Eisen haben einen silbrigen Schimmer, wenn sie in reiner Form vorliegen. Sie sind schwer zu unterscheiden. Es gibt nur zwei, die herausstechen und sich davon abheben: Kupfer und Gold.Ich bin also ein großer Fan von Gold und stocke meine physischen Bestände immer weiter auf. Silber ist dagegen das billigste Metall, mit dem man spekulieren kann, und weil der Markt so klein ist, ist es auch das volatilste Metall. Als Spekulationsobjekt mag ich Silber wirklich.
Platin und Palladium wiederum sind zum einen eine Wette auf den Technologiesektor und zum anderen eine Wette auf die Förderländer. Der Großteil des Goldes, das jemals gewonnen wurde, existiert nach wie vor in der einen oder anderen Form. Gold ist historisch. Gold ist Geld. Gold ist ein Vermögenswert. Silber, Platin und Palladium werden dagegen abgebaut und verbraucht, d. h. es gibt keine riesigen Bestände. Das Angebot ist hier also der entscheidende Punkt. Der Großteil alles Platins und Palladiums stammt aus Russland und Südafrika, aber die südafrikanische Produktion ist eine Zeitbombe.
Auf der Angebotsseite des Marktes könnten sich künftig enorme Probleme ergeben. Auf der Nachfrageseite ist festzuhalten, dass es sich in erster Linie um High-Tech-Metalle handelt, für die sich immer wieder neue Anwendungsbereiche finden werden. Andererseits werden sie derzeit aber hauptsächlich in Autokatalysatoren verwendet und der Trend geht weltweit eindeutig zu Elektroautos, in denen solche Katalysatoren nicht mehr benötigt werden.
In den 1960er Jahren kostete die Unze Platin noch weniger als 30 $, glaube ich. Der Marktpreis wurde nicht von der Regierung kontrolliert, so wie bei Gold. Ehrlich gesagt möchte ich mich nicht auf Spekulationen im Platin- oder Palladiumsektor einlassen. Es gibt sowohl bullische als auch bearishe Argumente, aber als Investor steige ich nicht gern in einen bestimmten Markt ein, wenn ich nicht sehe, dass die Chancen eindeutig zu meinen Gunsten verschoben sind. Bei diesen beiden Metallen handelt es sich meiner Meinung nach jedoch um eine 50/50-Chance, deswegen verzichte auf derartige Spekulationen.
Maurice Jackson: Wenn ich Ihr Sohn wäre, was würden Sie mir raten: zuerst Edelmetalle zu kaufen oder zuerst in die Aktien der Minengesellschaften zu investieren?
Doug Casey: Zuerst müssen Sie Kapital bilden. Sie brauchen einen gewissen Vermögensbestand, d. h. der erste Schritt wäre es, die Edelmetalle selbst zu kaufen. Erst wenn Sie diese Grundlage geschaffen haben, können Sie mit spekulativen Investments in die Minenunternehmen beginnen, denn das ist der volatilste Markt der Welt. Viele dieser Unternehmen bleiben erfolglos und verschwinden wieder in der Versenkung. Investoren wie Warren Buffet würden den Sektor daher nicht einmal mit der Kneifzange anfassen - er ist einfach zu riskant und zu volatil, um diese Aktien als Vermögenswerte zu halten.
Im Moment ist jedoch ein hervorragender Zeitpunkt, weil es an den Märkten ruhig ist. Die Metallpreise sind niedrig, d. h. es besteht eine gute Gelegenheit, um eine physische Position aufzubauen. Außerdem ist jetzt ein exzellenter Zeitpunkt, um in gut geführte und kapitalisierte Junior-Unternehmen der Bergbaubranche zu investieren. Die Trendwende wird kommen und es wird wieder aufwärts gehen. Wenn es soweit ist, könnten die Kursgewinne explosiv sein.
Maurice Jackson: Nach all diesen Jahren kaufen Sie noch immer aktiv Edelmetalle, obwohl Sie bereits über umfangreiche Anlagen verfügen. Warum?
Doug Casey: Weil Gold - und zum Teil trifft das auch auf Silber zu - der einzige finanzielle Vermögenswert ist, der nicht gleichzeitig die Verbindlichkeit einer Gegenpartei darstellt. Das ist ein entscheidender Punkt. Das Vermögen der meisten Menschen beruht nur auf Papier und in unserer heutigen Welt ist das äußerst riskant.
Es gibt jedoch noch einen anderen Grund, und das ist der Aufstieg Chinas. Die chinesische Wirtschaft ist schon heute so groß wie die US-Wirtschaft, und sie wächst viel schneller. Ich will damit nicht sagen, dass es in China keine Probleme gibt. Die gibt es natürlich, aber wenn wir langfristig denken, wenn wir eine Generation in die Zukunft blicken, sehen wir, dass China dreimal so groß sein wird, wie die US-Wirtschaft. Dadurch wird sich vieles ändern.
Das Ziel der Chinesen ist es, den US-Dollar als weltweite Reservewährung zu verdrängen und durch den Yuan zu ersetzen. Das wird eine Weile dauern, aber um den Prozess zu beschleunigen, werden sie den Yuan mit Gold decken, denke ich. Anders gesagt wäre der Yuan dann mit dem Dollar vor 1933 oder zumindest vor 1971 zu vergleichen. Wenn das geschieht, werden jede Menge Menschen Gold kaufen.
Maurice Jackson: Würde das im Gegenzug auch dazu führen, dass ein großer Teil der amerikanischen Banknoten zurück in die USA fließt?
Doug Casey: In den letzten Jahrzehnten waren US-Dollars das wichtigste Exportgut der Vereinigten Staaten. Die netten Ausländer schicken uns dafür Mercedes, Sony, Kokain und alles, was wir sonst noch brauchen. Mittlerweile treiben dutzende Billionen US-Dollar da draußen in der Welt umher. Tatsächlich ist der US-Dollar de facto die Währung zahlreicher Länder rund um den Globus.
Das Problem ist Folgendes: Wenn das Vertrauen in die US-Währung verloren geht, werden all diese Dollars zurück in die USA fließen. Andere Ausländer werden die Dollars nicht mehr haben wollen, aber die Amerikaner werden sie zurücknehmen müssen. Sie werden also zurückfließen, im Tausch gegen Besitzansprüche auf amerikanische Unternehmen, amerikanisches Land usw. Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen.