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Michael Pento: "Der kommende Crash wird schlimmer als 2000 und 2008"

26.07.2018  |  Chris Martenson
- Seite 3 -
Michael Pento: Das ist ein Allzeithoch, aber auch die Qualität der Schuldverschreibungen hat abgenommen. Anders gesagt ist die Zahl der Zombie-Unternehmen ebenfalls höher als je zuvor. Zombie-Unternehmen sind die Gesellschaften, deren operativer Cashflow nicht reicht, um den Schuldendienst zu leisten. Auch das Volumen an Schuldverschreibungen mit BBB-Rating hat einen Rekord erreicht. Die Qualität der Kredite ist also schlechter, als wir das jemals erlebt haben.

Übrigens hat selbst Mario Draghi angekündigt, die quantitativen Lockerungen zu beenden. Die monatlichen Anleihekäufe der EZB werden im Oktober zunächst von 30 Milliarden auf 15 Milliarden Euro reduziert und dann zum Jahresende ganz eingestellt. Die Federal Reserve betreibt unterdessen ab Oktober das Gegenteil von QE, im Umfang von 50 Milliarden Dollar pro Monat. Die Zentralbanken erhöhen also die Zinsen. Der LIBOR ist, wie erwähnt, bereits von 0,3% auf 2,33% gestiegen.

Wenn die Zinsen steigen, bedeutet das mehr und mehr Stress für die Unternehmen, die ohnehin kaum die Gewinnschwelle erreichen, sowie für die Zombie-Unternehmen, die nur überleben können, weil sie neue Schulden aufnehmen, um die alten Schulden zu tilgen, und deren Einnahmen nicht einmal reichen, um die Zinsen zu bezahlen.

Die Situation ist in dieser Form völlig neu. Und aus diesem Grund wird die nächste Rezession oder Depression viel schlimmer werden. 2008 konnten die Zentralbanken immerhin noch die Zinsen senken. Nehmen wir nur die Fed als Beispiel: Ihr Leitzins lag bei 5,25%. Dieser wurde im Zuge der Krise auf 0% gesenkt, und erst danach wurden die quantitativen Lockerungen beschlossen. Ende 2007 und Anfang 2008 belief sich die Bilanzsumme der Fed noch auf 800 Milliarden Dollar.

Jetzt kann die Notenbank die Zinsen allerdings nur von 2% auf 0% senken und die Bilanz beträgt bereits 4,4 Billionen Dollar. Darüber hinaus lagen die US-Staatsschulden 2007 bei 10 Billionen Dollar, während sie jetzt 22 Billionen Dollar betragen. Es gibt einfach nicht mehr genügend Spielraum. Noch kritischer ist die Lage in Europa und Japan. Die Leitzinsen der EZB und der Bank of Japan liegen schon heute bei 0% bzw. im negativen Bereich. Die Rendite der deutschen Bundesanleihe beträgt 0,35%.

Mr. Kuroda, der Vorsitzende der Bank of Japan, hat es noch schwerer. Die japanische Wirtschaft befindet sich bereits auf halbem Wege zu einer offiziellen Rezession. Im ersten Quartal betrug das Wirtschaftswachstum des Landes -0,6%. Was wird die Bank of Japan tun, wenn es wirklich zu einem Abschwung kommt? Wie wird sie dem Land aus der Rezession helfen, wenn die Zinsen schon bei 0% liegen und sie bereits 80 Billionen Yen im Jahr neu druckt? Ich denke mir diese Zahlen nicht aus.

Das ist die Zentralbank eines bedeutenden Landes, einer bedeutenden Wirtschaftsnation. Ich glaube Japan hat die viertgrößte Wirtschaft der Welt und sie drucken jedes Jahr 80 Billionen Yen, nur um sich über Wasser zu halten, um den Anleihenmarkt und den Aktienmarkt vor der Implosion zu bewahren. Was können sie noch tun, wenn es zu einer Rezession kommt, Chris? Wahrscheinlich werden sie einfach nur die Hände in die Luft werfen. Was wollen sie auch machen, die Zinsen senken, Geld drucken? Ihnen bleiben keine Möglichkeiten mehr.

Wir leben in einer global vernetzten Wirtschaft. Wenn es in Japan abwärts geht, wird die Rezession auch auf die Vereinigten Staaten und auf China übergreifen - und es gibt nichts, was die Zentralbanken dagegen tun können, weil ihre Bilanzen bereits über alle Maßen strapaziert sind.


Chris Martenson: Nun, Michael, viele Leute fragen sich: Was sollte die Zentralbanken denn davon abhalten, die Geldmenge erneut auszuweiten und ihre Bilanzen noch einmal zu verdreifachen, zu verfünffachen oder zu verzehnfachen? Eine nicht ganz unberechtigte Frage.

Michael Pento: Ich werde Ihnen sagen, warum das nicht so einfach ist. Ein Fiatwährungssystem beruht allein auf Vertrauen. Wenn meine Dollar durch Gold gedeckt wären, wüsste ich, dass Gold einen inneren Wert hat. Es ist schön, selten, praktisch unzerstörbar und hat seine Kaufkraft seit tausenden von Jahren behalten. Dieser Wert basiert also im Grunde genommen nicht auf Vertrauen, sondern auf Wissenschaft und auf Fakten. Es kostet rund 1.000 Dollar, eine Unze Gold aus der Erde zu gewinnen. Die Förderung und Aufbereitung ist äußerst arbeits- und energieintensiv.

Ich weiß also, dass Gold einen inhärenten Wert hat. Wenn meine Währung jedoch nicht gedeckt ist, dann beruht ihr Wert allein auf dem Vertrauen in die Zentralbanken und deren Fähigkeit zur Kontrolle der Zinsen. Die Zentralbank kann Geld drucken, auch 85 Milliarden Dollar im Monat über mehrere Jahre hinweg.

Sie kann ihre Bilanzsumme von 800 Milliarden Dollar auf 4,5 Billionen Dollar erhöhen, aber dafür müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein: Erstens müssen alle anderen Staaten zur selben Zeit eine ähnliche Strategie verfolgen und zweitens müssen die Bürger oder zumindest die Märkte verstehen, dass die Zentralbank all die aufgekauften Finanzinstrumente auch wieder abverkaufen und dadurch die Geldmenge verringern und dem Bankensystem die Liquidität wieder entziehen kann. Das gibt der Öffentlichkeit das Vertrauen, dass ihr lausiger Fiatdollar seine Kaufkraft zumindest scheinbar behält.

Wenn die Zentralbank jedoch 3,7 Billionen Dollar an neuem Geld druckt, die Zinsen von 5,25% auf 0% senkt und anschließend nur leicht wieder anhebt, auf 2%, und dann eingesteht, dass sie ihre Bilanz nie wieder normalisieren kann, weil die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet, dann sieht die Situation ganz anders aus. Ich bin überzeugt davon, dass die Notenbanken wieder zum Gelddrucken übergehen werden, wenn sich die Weltwirtschaft abkühlt, und dieses Mal wird das Urteil der Märkte vernichtend ausfallen. Die Märkte sind der wahre Ursprung der Inflation und ihr Vertrauen in die Währungen und deren Kaufkraft würde in diesem Fall rasant schwinden.

Wenn die Federal Reserve unter Jerome Powell also bei einem Leitzins von vielleicht 2,5% erneut eine Zinssenkung beschließt oder eine neue Runde der quantitativen Lockerungen ankündigt, dann ist die Katze aus dem Sack. Der Markt wird dann verstehen, dass die Fed Schuldverschreibungen im Wert von Billionen von Dollar dauerhaft monetarisiert hat und diese Assets nie wieder verkaufen kann. Die Fed wird diese Dollars nie wieder aus dem Bankensystem entfernen können und das ist ein todsicheres Rezept für unkontrollierte Inflation, selbst wenn andere Zentralbanken eine ähnliche Strategie verfolgen. Der große Gewinner wird in diesem Fall Gold sein.


Chris Martenson: Sehr gut, dass Sie zu dieser Schlussfolgerung kommen. Auf Gold wollte ich ohnehin noch zu sprechen kommen, doch zuvor würde ich einen Gedankengang gern noch weiter verfolgen, weil er so wichtig ist. Europa scheint, politisch gesehen, zumindest in Bezug auf einige Angelegenheiten eine widerspenstigere, eine aktivere Bevölkerung zu haben als die Vereinigten Staaten. Die Europäer haben erkannt, dass es eine Ungerechtigkeit ist, wenn die Zentralbank Geld druckt und die Luft wirft bzw. in den "Markt" - d. h. die Großbanken - pumpt.


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