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Michael Pento: "Der kommende Crash wird schlimmer als 2000 und 2008"

26.07.2018  |  Chris Martenson
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Es erscheint ihnen unfair, weil einige Leute im Zuge dessen extrem reich werden, während andere, z. B. die arbeitende Bevölkerung Griechenlands, Spaniens, Italiens usw., das Nachsehen haben. Politisch betrachtet wird es dieses Mal wahrscheinlich äußerst schwierig für alle Zentralbanken, sich an den Händen zu fassen und "Kumbaya" zu singen. Ich glaube nicht, dass die EZB noch über die nötige politische Schlagkraft verfügt. Was denken Sie? Könnte Europa zur Bruchstelle der koordinierten globalen Geldpolitik werden?

Michael Pento: Guter Punkt, Chris. Ich sage schon seit Langem, dass die finanziellen Stimulierungsmaßnahmen nur dann erfolgreich beendet werden können, wenn die Zentralbanken das gleichzeitig tun und sich aufeinander abstimmen. Die Federal Reserve sollte die Zinsen also eigentlich nicht erhöhen, wenn die EZB und die Bank of Japan das nicht ebenfalls tun. Aber genau das geschieht gerade und wir sehen ja, was es in den Schwellenländern anrichtet. Der argentinische Peso, der brasilianische Real, die türkische Lira - all diese Währungen brechen massiv ein. Es ist sehr schwierig, den Geldhahn nur einseitig abzudrehen.

Sie haben in diesem Zusammenhang einen interessanten Punkt angesprochen, den ich noch kurz kommentieren möchte, und der dafür gesorgt hat, dass Trump Präsident werden konnte.

Die Mittelschicht wurde im Zuge dieser Geldpolitik dezimiert, ja regelrecht ausgenommen, und zwar nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Die Finanzialisierung der Wirtschaft, die Abschaffung des Konjunkturzyklus, das Vermeiden jeglicher Rezessionen führt dazu, dass die Menschen in der obersten Gesellschaftsschicht äußerst wohlhabend werden, weil sie bereits finanzielle Vermögenswerte besitzen. Sie halten Aktien, Anleihen und Immobilien, die alle im Preis steigen. Gleichzeitig werden aber auch Energie, Lebensmittel, Kleidung usw. teurer - Dinge, für die die unteren Schichten einen viel größeren Teil ihres Einkommens ausgeben.

Infolgedessen werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Es kommt zu einer Spaltung der Gesellschaft, die dazu beträgt, dass Parteien wie die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien an die Macht kommen, und dass jemand wie Trump zum US-Präsidenten gewählt wird. Ich denke, dass diese populistischen Bewegungen weiter an Einfluss gewinnen werden, während wir uns unaufhaltsam auf eine globale Rezession oder Depression zubewegen, die wahrscheinlich noch in diesem Jahr beginnen wird.


Chris Martenson: Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu. Noch eine kurze Nebenbemerkung: Das Wall Street Journal hat kürzlich einen umfangreichen, empathischen Beitrag über Italien veröffentlicht, der den Fokus hauptsächlich auf alle die jungen Frauen legte, die noch immer bei ihren Eltern wohnen müssen usw. Sie haben es tatsächlich geschafft, einen 1.800 Wörter langen Artikel zu schreiben, ohne dabei einmal auf die Ursachen dieser unglücklichen Lage einzugehen.

Wie wir gerade diskutiert haben, liegen diese in der Geldpolitik der Zentralbanken, die einen Keil der Vermögens- und Chancenungleichheit in die Gesellschaft getrieben hat. Wie kann es sein, dass uns noch immer solche Beiträge vorgesetzt werden? Das sind keine Fake News, aber sie lassen den Kontext und die Hintergründe völlig außer Acht.


Michael Pento: Nun, die Bevölkerung wurde gewissermaßen betäubt und es ist sehr praktisch, sie in Bezug auf die Vorgänge im Hintergrund und in Bezug auf die Funktionsweise von Währungen so unwissend wie möglich zu halten. Es nützt den Machthabenden, wenn die Menschen nicht wissen, was einer Währung echten Wert verleiht, oder welche Vorzüge eine Deckung durch Gold hätte. Wenn sie wirklich wüssten, was mit der Kaufkraft ihres Geldes geschieht, wenn sie die Ursachen für die Kluft zwischen Reich und Arm wirklich verstehen würden ...

Sie verstehen das auf eine instinktive Weise, aber es wird ihnen nicht richtig erklärt, zumindest nicht auf Sendern wie CNBC. Dort werden Sie keine Diskussionen dieser Art zu hören bekommen. Ich wurde von diesem Sender übrigens schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr eingeladen und ich weiß nicht einmal, warum. Vielleicht, weil ich die Dinge beim Namen nenne und das Drucken von 12 Billionen Dollar als Geldfälschung bezeichne. Vielleicht, weil ich den Zuhörern erkläre, dass die Zentralbanken dieses Geld nie wieder aus dem Umlauf nehmen können.

Wenn sie das versuchen, wenn sie das Geld im Grunde genommen zerstören, dann steigen die Zinsen. Doch wenn sich die Zinssätze erhöhen, während gleichzeitig die größten Finanzblasen der Geschichte bestehen und die Verschuldung ein Rekordniveau erreicht hat, dann kollabiert die Wirtschaft, so wie im Jahr 2008. Darauf steuern wir zu. Aber vielleicht sind die Notenbanker auch ebenso ahnungslos wie die meisten anderen. Sie sehen sich die Phillips-Kurve an und hoffen, dass ihre Modelle ihnen sagen, was sie tun sollen.

Sie betrachten die Arbeitslosenquote in den USA und denken, "Oh mein Gott, wir stehen kurz vor der Hyperinflation." Dabei stehen wir in Wirklichkeit kurz vor einer deflationären Depression, nicht vor einer unkontrollierbaren Inflation. Das ist genau das Gegenteil. Doch sie vertrauen weiter auf ihre fehlerhaften Modelle, die noch nie richtig funktioniert haben, und auf die Daten, die der Wirklichkeit hinterherhinken. Die Inflation ist beispielsweise ein nachlaufender Indikator.

Die Notenbanker sorgen sich also darum, dass das Wachstum die Wirtschaft überhitzen könnte, wenn sie sich vielmehr darum sorgen sollten, was passiert, wenn die Wirtschaft einbricht. Was werden wir tun? Warum haben wir es dem Sturm der kreativen Zerstörung 2009 nicht erlaubt, die Assetpreise so weit sinken zu lassen, bis sie vom freien Markt gestützt werden? Wir könnten eine stabile Währung, eine stabile Dynamik von Inflation und Deflation sowie stabile Zinsen haben. Aber wir haben gegen den Abschwung gekämpft, der potentiell nur eine kurze, vorübergehende Depression gewesen wäre und vielleicht etwa zwei Jahre angedauert hätte.

Stattdessen hatten wir nun ein Jahrzehnt, welches sich in Wahrheit als langgezogene Rezession beschreiben lässt. Die Wirtschaft ist zu keinem Zeitpunkt dynamisch gewachsen. Das Wachstum lag bei 2% oder knapp darunter und selbst dieser Wert wurde nur erreicht, weil die Inflationsrate zu niedrig berechnet wurde. Aus wirtschaftlicher Sicht war das ein verlorenes Jahrzehnt, so wie das in Japan schon seit dutzenden Jahren der Fall ist. All das führt unweigerlich auf den nächsten Schritt hin, der meiner Ansicht nach viel schlimmer sein wird: eine synchrone, globale Depression. Das ist es leider, was die Zentralbanken und Regierungen ihrer Bevölkerung auferlegt haben.



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