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Michael Pento: "Der kommende Crash wird schlimmer als 2000 und 2008"

26.07.2018  |  Chris Martenson
- Seite 5 -
Chris Martenson: Die meisten Medien versuchen, die Zentralbanken als eine Art Wohltätigkeitsorganisation darzustellen und schreiben, dass das Gelddrucken ein Nullsummenspiel ist, wenn die Notenbanken ihren Job richtig machen. Manche ziehen einen Gewinn daraus, andere machen einen Verlust. Wenn in Japan Geld gedruckt wird, um den Yen abzuwerten, dann freut man sich. Juhuu, Rekordgewinne für Sony. Aber die Menschen, die versuchen von festverzinslichen Anlagen zu leben oder die auf importierte Lebensmittel angewiesen sind, haben darunter zu leiden.

Die Zentralbanken transferieren auf diese Weise Vermögen von der allgemeinen Bevölkerung in die Taschen einiger Unternehmen, weil ihnen das sinnvoll erscheint. Ich bin mir sicher, dass sie dafür Gründe haben, die in ihren Augen logisch sind. Aber sie organisieren auf die Weise eine Umverteilung des Kapitals, die der Gesellschaft als Ganzes schadet.

Ihre Theorie ist also, dass die Zentralbanken die Geldmenge, die Märkte und die Assetpreise zwar vorübergehend aufblähen können, aber dass sie letztlich scheitern müssen, weil es sich bei dem neu gedruckten Geld nicht um echtes Vermögen handelt. Und wenn der Crash beginnt, dann wird alles sehr schnell gehen und der Kollaps wird womöglich sehr viele Bereiche erfassen.


Michael Pento: Ganz genau. Ich würde das auch nicht als Nullsummenspiel bezeichnen, sondern eher als Negativsummenspiel. Kurzfristig bewirkt es vor allem die Auslöschung der Mittelschicht und den weiteren Abstieg der unteren Gesellschaftsschichten. Alle steigen ab, mit Ausnahme einer kleiner Klasse von Aristokraten. Eine Plutokratie, eine Herrschaft des Geldes, entsteht. Das ist an sich schon schlimm genug.

Doch am Ende des Kreditzyklus, wenn es wieder abwärts geht, werden alle ärmer. Wenn Sie dachten, das bisherige Gelddrucken war schon schlimm genug, dann ziehen Sie sich warm an. Beim nächsten Abschwung wird es nicht nur Zinssenkungen und quantitative Lockerungen geben. Die Zentralbanken werden auf neue Methoden wie Helikoptergeld, negative Zinsen und Bargeldverbote zurückgreifen müssen, um die Inflation wieder anzukurbeln.

In den Vereinigten Staaten wird es nicht reichen, den Leitzins wieder von 2,5% auf 0% zu senken und das frisch gedruckte Geld über die Banken und deren Überschussreserven zu verteilen. Das allein wird die Wirtschaft nicht wieder in Schwung bringen. Man wird das Bankensystem umgehen und das Geld auf direktem Wege verteilen müssen. Die Zentralbank wird also die Schulden des Finanzministeriums monetarisieren und dieses wird das Geld direkt an die Bürger weiterleiten.

Außerdem denke ich, dass man das Bargeld abschaffen wird. Meiner Meinung nach ließ man die Kryptowährungen nur deshalb so lange gewähren, weil die Zentralbanken etwas einführen wollen, was ich als "Fed Coin" bezeichne: eine digitale Währung, die über die Blockchain gehandelt wird.

Es wird sich um rein elektronisches Geld handeln und Sie werden es sich nicht physisch auszahlen lassen können. Sie werden nicht die Möglichkeit haben, Ersparnisse anzulegen, weil die Zinsen negativ sein werden, um die Geldumlaufgeschwindigkeit und das Geldangebot zu erhöhen. Das sind die Maßnahmen, mit denen ich rechne. Aus diesem Grund denke ich auch, dass es ein Negativsummenspiel sein wird. Die Inflationsraten werden steigen und die sozialen Unruhen werden zunehmen, weil die von den Zentralbanken geschaffene Situation langfristig nicht tragbar ist. Dieses System beginnt bereits überall auf der Welt Risse zu bekommen.


Chris Martenson: Michael, in der verbleibenden Zeit möchte ich noch eine Frage stellen: Wie kann sich der durchschnittliche Anleger schützen?

Michael Pento: Nun, wir haben ein Inflations-/Deflationsportfolio konstruiert. Im Moment sind wir in Bezug auf die allgemeinen Märkte auf Nettobasis short, wobei wir inverse ETFs verwenden. Wir nutzen keine Hebel und keine Margins. Das Modellportfolio ist short in Schwellenmärkten, während wir auf den US-Dollar derzeit Long-Positionen halten, weil wir in den USA im Verhältnis zu anderen Währungen immerhin noch ein gewisses Wachstum und höhere Zinsen haben. Ich glaube wirklich, dass die Zeit für Gold kommen wird, aber aktuell ist Gold in unserem Modellportfolio untergewichtet, weil der Kurs negativ auf steigende Zinsen reagiert.

Es gibt hier verschiedene Ansätze. Es gibt diejenigen, die zur Durchschnittspreismethode, zum langfristigen Kaufen und Halten von Gold raten und immer wieder versichern, dass alles gut wird. Es gibt diejenigen, die auf ein ausgeglichenes Aktien- und Anleiheportfolio setzen. Beides kann funktionieren, letzteres aber vor allem, wenn nicht an beiden Märkten riesige Spekulationsblasen entstanden sind. Diese haben wir zur Zeit allerdings und die Märkte werden letztlich einbrechen. Sowohl die Aktien- als auch die Anleihekurse werden in die Tiefe stürzen. Sie brauchen also ein Modell, das Ihnen sagt, wann es Zeit ist, auszusteigen und Ihre Gewinne zu schützen.

Der dritte Crash seit 2000 wird meiner Einschätzung nach der heftigste werden. Damals ist der NASDAQ um 85% abgestürzt und der S&P 500 hat etwa die Hälfte seines Wertes verloren. 2008 wiederholte sich das. Aber ich fürchte, dass die dritte Runde noch viel schlimmer wird. Wie gesagt, es gibt nicht viel, was die Zentralbanken und die Regierungen kurzfristig tun können, um den unkontrollierten Kurs- und Preisverfall zu stoppen und in Inflation zu verwandeln. Mittelfristig wird ihnen das aber durchaus gelingen und deswegen glaube ich auch, dass Gold im Zuge dessen einen bislang beispiellosen Aufwärtstrend erleben wird.


Chris Martenson: Michael, vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns genommen und Ihre Gedanken mit uns geteilt haben. Bitte sagen Sie unseren Lesern und Zuhörern noch, wo sie mehr über Ihre Arbeit und Ihren Fonds erfahren können.

Michael Pento: Besuchen Sie einfach meine Webseite PentoPort.com oder schreiben Sie mir direkt eine E-Mail an mpento@pentoport.com.


Chris Martenson: Wunderbar, und nochmals vielen Dank.

Michael Pento: Danke, Chris.


© Chris Martenson
Peak Prosperity



Der Artikel wurde am 27. Juni 2018 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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