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Wichtige Faktoren kündigen nächste Goldrally an

25.07.2018  |  Adam Hamilton
Die Sommerflaute hat den Goldmarkt fest im Griff und der Kursrückgang ist bislang stärker ausgefallen als gewöhnlich. Verantwortlich dafür ist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Der stärkere Dollar hat die Spekulanten am Goldterminmarkt zu aggressiven Verkäufen bewegt und die Abwärtsdynamik hat sich verselbstständigt. Die Investitionsnachfrage hat infolge des schwächeren Goldpreises und der nach wie vor in Rekordnähe notierenden Aktienkurse ebenfalls abgenommen. Das sollte sich aber schon bald ändern.

Der Sommer ist typischerweise die saisonal schwächste Zeit am Goldmarkt. Investoren und Spekulanten sollten in den Monaten von Juni bis August also mental auf ein ereignisloses oder bearishes Handelsgeschehen vorbereitet sein. Die regelmäßigen Nachfragespitzen, die sich im Großteil des restlichen Jahres beobachten lassen, fehlen in dieser Zeit. Dem Goldpreis wird daher kaum Aufmerksamkeit geschenkt.

Im Juni, als Gold bei etwa 1.300 $ notierte, habe ich meinen letzten Bericht zu diesem Thema veröffentlicht. Darin hatte ich davor gewarnt, in den Sommermonaten zu viel vom Goldpreis zu erwarten. Wer sich in dieser Zeit des Jahres entmutigen lässt, ist selbst schuld: Die letzten Jahrzehnte zeigen, dass die Goldnachfrage während des Sommers vergleichsweise gering ist, was zur Stagnation oder zum Rückgang des Kurses führt. Etwas anderes ist nicht zu erwarten.

Die Preisentwicklung war zuletzt schlechter als normalerweise, aber nicht ungewöhnlich schlecht. Der erste Chart zeigt, wie sich Gold in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Bullenmarkt-Jahren entwickelt. Wir betrachten dabei die Zeiträume von 2001 bis 2012 und von 2016 bis 2017. In den Jahren 2013 bis 2015 befand sich Gold in einem Bärenmarkt und zeigte daher ein ganz anderes Verhalten. Die Preisbewegungen all dieser Sommer sind indexiert, um sie vergleichbar zu machen.

Der letzte Schlussstand des Goldpreises vor dem Beginn des Marktsommers, d. h. der letzte Kurs im Mai, entspricht im Chart 100 Punkten und alle folgenden Bewegungen wurden ausgehend von dieser Basis dargestellt. Damit ist die Performance des Kurses in den verschiedenen Jahren vergleichbar, unabhängig vom tatsächlichen Kursniveau. Erreicht der indexierte Kursverlauf beispielsweise 105 Punkte entspricht das einem Gewinn von 5% im Laufe des Sommers. Die gelben Linien zeigen die Entwicklung in allen einzelnen Jahren, die rote Linie bildet den Durchschnitt aller Jahre ab.

Daran lässt sich die durchschnittliche Performance des Goldpreises im Sommer ablesen. Bis Ende Juli entwickelt sich das gelbe Metall demnach meist seitwärts oder abwärts. Die darübergelegte blaue Linie zeigt die indexierte Preisentwicklung in diesem Sommer bis zum Mittwoch. Im Vergleich zu den anderen Bullenmarkt-Jahren ist die diesjährige Performance ziemlich schwach, was eine Erklärung für die aktuell äußerst pessimistische Marktstimmung liefert.

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2001-2012 und 2016-2017 gab Gold im Juni im Durchschnitt 0,2% nach, bevor es im Juli zu einer durchschnittlichen Erholung um 0,9% kam. Mitte bis Ende Juli begann dann typischerweise die Herbstrally, die im August an Fahrt aufnahm und zu durchschnittlichen Kursgewinnen von 2,2% führte. Der kommende Monat zählt damit saisonal gesehen zu den stärkeren Monaten des Jahres, d. h. vor allem im Juni und Juli gilt es, die Sommerflaute auszusitzen. Sie sollte bald vorüber sein.

Wie das Chaos an gelben Linien zeigt, bewegt sich der Goldpreis gemessen am letzten Schlussstand im Mai im Sommer normalerweise im Bereich von +5% bis -5%. Bis zum Dienstag hielt sich das gelbe Metall an dieses Drehbuch, doch dann sank der Kurs unter die -5%-Linie, als der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell während seiner Aussage vor dem Bankenausschuss des Senats eine straffere Geldpolitik andeutete. Dies ließ den Goldkurs innerhalb eines Tages um 1,0% sinken.

Gegenüber dem Beginn des Marktsommers notiert Gold aktuell 5,4% im Minus und bewegt sich damit etwas unterhalb seiner üblichen Handelsspanne. Auf das Sentiment wirkt sich das mit Sicherheit nicht gerade positiv aus, aus technischer Sicht ist es aber nicht von entscheidender Bedeutung. Wie Sie sehen können ist der Kurs auch in anderen Bullenmarkt-Jahren während des Sommers um mehr als 5% gefallen. 2002 und 2009 ging es für den Goldkurs im Juli beispielsweise weiter bergab als in diesem Jahr. Es könnte daher interessant sein, sich die anschließende Entwicklung in diesen beiden Jahren anzusehen.

Wir Menschen sind oft dewegen so schlechte Investoren, weil wir eine lähmende Voreingenommenheit gegenüber den unmittelbaren Umständen haben. Wir gehen prinzipiell erst einmal davon aus, dass die aktuellen Bedingungen auch weiterhin bestehen werden und projizieren sie daher auf die unbestimmte Zukunft. In der Nähe der Sommertiefs am Goldmarkt wird mein Posteingang daher immer mit E-Mails überflutet, in denen sich frustrierte Anleger beschweren und mir erklären, warum der Goldpreis weiter fallen wird. Das geschieht allerdings nicht, weil sich die Verkäufe von selbst erschöpfen, wenn der Pessimismus seinen Höhepunkt erreicht hat.


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