Goldpreis vergebens manipuliert, Dollar zu Recht filetiert
26.08.2018 | Manfred Gburek
Was haben die Affären von US-Präsident Donald Trump mit dem Goldpreis zu tun? Mehr, als Sie denken! Der Reihe nach: Trump befindet sich, abgesehen von seinem Kampf gegen ehemalige Mitstreiter, seit einigen Wochen im Clinch mit der amerikanischen Zentralbank Fed. Er kritisiert per Twitter und im Fernsehen, Fed-Chef Jerome Powell mache mit der straffen Geldpolitik alles wieder kaputt, was der Präsident zur Konjunkturbelebung unternommen habe. Doch Powell setzt weiterhin Akzente, wie am vergangener Freitag im Bergort Jackson Hole: Die Geldpolitik bleibt, wie sie ist.
Zu Trumps verbalem Repertoire gehören zwei verräterische Sätze, die der Interpretation bedürfen: „Den Vereinigten Staaten sollte es möglich gemacht werden, alles wieder zurückzuholen, was durch illegale Währungsmanipulationen und ungünstige Handelsabkommen verloren wurde. Schulden werden fällig, und wir erhöhen die Zinsen!“ Während Satz Nummer eins in erster Linie die Tonart verschärft, mit der Trump seinen Dickkopf durchsetzen will, bringt der sarkastisch gemeinte Satz Nummer zwei eine neue Komponente ins Spiel: Schulden.
Das ist ein extrem sensibles Thema. Denn abgesehen von den vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich in Dollar verschuldet haben und jetzt zunehmend Schwierigkeiten wegen der Rückzahlung mit dem hoch bewerteten Dollar bekommen: Auch die USA sind in Dollar verschuldet, und zwar so massiv, dass sie ihre Schulden nie und nimmer zurückzahlen werden. Gleichzeitig müssen sie den Nimbus des Dollars als einzige Weltwährung aufrechterhalten - eine Gratwanderung mit vielen Stolperfallen.
Der Dollar müsste eigentlich abwerten. Aber wogegen? Die anderen Währungen, an vorderster Stelle der Euro und Chinas Yuan, gehen ihre eigenen Wege (dazu weiter unten mehr). Damit bleibt - zumindest theoretisch - Gold als weltweit uneingeschränkt akzeptierte Weltwährung. Doch der Wert des bisher geförderten, im Besitz der Zentralbanken bzw. deren Staaten befindlichen Goldes entspricht nur einem Minibruchteil des Werts aller derzeit umlaufenden Dollar-Beträge, etwa US-Staatsanleihen, sprich Dollar-Schulden. Von daher gesehen, lässt sich Geldpolitik mithilfe des Goldes allein schon wegen der Größenverhältnisse nicht realisieren.
Dennoch ist Gold als Wert an sich nicht wegzudenken. Bester Beweis: Trotz seiner Preis-Achterbahn mit zwischenzeitlichen Rücksetzern während der vergangenen Jahrzehnte hat der Preis von Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis heute in Dollar gemessen um das 34-Fache zugelegt. Das entspricht einer Dollar-Abwertung gegenüber dem Gold um 71 Prozent.
Nun kann man meinen, ein solcher Abwertungsverlust schädige den Dollar als einzige Weltwährung so sehr, dass er seine dominierende Rolle allmählich verlieren müsste. Doch gerade das passiert noch nicht. Von mehreren Gründen seien hier nur zwei genannt: Erstens hat die Dollar-Abwertung sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt, sodass sie vielen Marktteilnehmern nur selten bewusst geworden ist. Und zweitens ist es einer verschworenen Gemeinschaft von Geldpolitikern und Investmentbankern immer wieder gelungen, dem Goldpreis an bestimmten Hochspitzen Einhalt zu gebieten, wie Anfang 1980, Mitte der 90er Jahre und im Spätsommer 2011.
Aktuell haben wir es beim Goldpreis zwar nicht mit einer Hoch-, sondern mit einer Tiefspitze zu tun, aber auch hier hinterlässt die verschworene Gemeinschaft ihre Spuren: Sobald der Goldpreis nur ansatzweise steigt, wird er auf dem Umweg über Derivate gedeckelt. Wie lange so etwas anhalten kann, ist nicht im Voraus abzusehen. Tatsache bleibt indes, dass Trump sich einen gegenüber anderen Währungen fallenden Dollar wünscht. Das entspräche im Prinzip einem steigenden Goldpreis, mag er zwischenzeitlich noch so sehr manipuliert werden.
Steigt der Goldpreis, wird dies von den Marktteilnehmern als Misstrauen gegen den Dollar interpretiert. Dann hätte Trump zwar seinen Dickkopf durchgesetzt, doch der Dollar-Nimbus würde leiden. So ein Szenario kann auf Dauer nicht in seinem Interesse liegen. Es von seiner Agenda verschwinden zu lassen, allerdings auch nicht, weil am 6. November Kongresswahlen anstehen. Und um sie erfolgreich über die Bühne zu bringen, muss Trump Erfolge nachweisen. Fed-Chef Powell will jedoch seiner eigenen Linie treu bleiben. Das bedeutet: Solange die gute Konjunktur anhält, wird sich an der eher restriktiven Geldpolitik nichts ändern.
Die weiteren Aussichten für die amerikanische Konjunktur sind jedoch, anders als die gegenwärtige Entwicklung, durchaus gemischt. Das lässt sich deutlich an den Renditen der US-Staatsanleihen ablesen: Während die kurzfristigen zuletzt relativ stark gestiegen sind, haben die zehnjährigen schlapp gemacht. Das heißt, der Unterschied zwischen beiden ist geschrumpft. Falls die Fed bei ihrer restriktiven Geldpolitik bleibt, könnten sich die kurzfristigen und die zehnjährigen weiter angleichen und im Extremfall zu einer inversen Zinsstruktur führen: kurz höher als lang - erfahrungsgemäß Vorbote einer Rezession.
Die Gefahr, die von daher dem Dollar droht, wird von einer anderen Gefahr sogar noch übertroffen: Sollte Trump seinen Handelskrieg fortsetzen, dürften die EU und vor allem China nicht lange fackeln und internationale Geschäfte zunehmend in Euro bzw. Yuan abwickeln. Weitere Staaten würden sich ihnen anschließen. Wer eine solche Entwicklung für unwahrscheinlich hält, weil die USA im internationalen Zahlungssystem Swift das Sagen haben, sollte bedenken: Auch Europa verfügt bereits über Zahlungssysteme, die als Alternativen zu Swift infrage kommen und sich relativ schnell realisieren ließen. Das deutsche Außenministerium hat dazu sogar konkrete Pläne in der Schublade.
An dieser Stelle muss man sich fragen: Was hindert Europa und speziell Deutschland daran, Euro-Alternativen zum Dollar als internationale Handelswährung zu realisieren? China macht ja vor, wie es geht: Das Land hat in Schwellen- und Entwicklungsländern schon seine Währung Yuan durchgesetzt – selbst im Iran. Die Antwort ist ganz einfach: Europäische Politiker trauen sich nicht, die USA zu reizen, dafür existieren einfach zu viele traditionelle Verbindungen, von so einer einflussreichen Organisation wie der Atlantikbrücke bis zum militärischen Nato-Pakt.
Fazit: Der Dollar ist zwar noch nicht angeschlagen, aber auf dem Weg dahin. Denn erstens wird sich Fed-Chef Powell doppelt und dreifach überlegen, wie lange er seine Geldpolitik gegen Trumps Willen noch strafft. Zweitens will Trump einen schwachen Dollar auf Biegen und Brechen durchsetzen. Drittens unterstützen die nicht mehr rückzahlbaren riesigen Schulden der USA Trumps Vorhaben. Und viertens - am wichtigsten - wird der Dollar als internationale Handelswährung zusätzlich zum Yuan auch durch den Euro und weitere Währungen Konkurrenz bekommen.
Das alles spricht dafür, dass die jüngste Manipulation des Goldpreises als Dollar-Antipode nicht nachhaltig gelingen kann, dass also das aktuelle Preisniveau letztlich also für den Kauf von Gold spricht. Am vergangenen Freitag wurde diese These durch die Minenaktien unterstrichen: Sie machten nach längerer Konsoligierung wieder einen kräftigen Sprung nach oben.
Wenn Sie mehr über diese und weitere Zusammenhänge speziell aus Anlegersicht erfahren möchten, empfehle ich Ihnen die Lektüre meines neuen Ebooks.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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Zu Trumps verbalem Repertoire gehören zwei verräterische Sätze, die der Interpretation bedürfen: „Den Vereinigten Staaten sollte es möglich gemacht werden, alles wieder zurückzuholen, was durch illegale Währungsmanipulationen und ungünstige Handelsabkommen verloren wurde. Schulden werden fällig, und wir erhöhen die Zinsen!“ Während Satz Nummer eins in erster Linie die Tonart verschärft, mit der Trump seinen Dickkopf durchsetzen will, bringt der sarkastisch gemeinte Satz Nummer zwei eine neue Komponente ins Spiel: Schulden.
Das ist ein extrem sensibles Thema. Denn abgesehen von den vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, die sich in Dollar verschuldet haben und jetzt zunehmend Schwierigkeiten wegen der Rückzahlung mit dem hoch bewerteten Dollar bekommen: Auch die USA sind in Dollar verschuldet, und zwar so massiv, dass sie ihre Schulden nie und nimmer zurückzahlen werden. Gleichzeitig müssen sie den Nimbus des Dollars als einzige Weltwährung aufrechterhalten - eine Gratwanderung mit vielen Stolperfallen.
Der Dollar müsste eigentlich abwerten. Aber wogegen? Die anderen Währungen, an vorderster Stelle der Euro und Chinas Yuan, gehen ihre eigenen Wege (dazu weiter unten mehr). Damit bleibt - zumindest theoretisch - Gold als weltweit uneingeschränkt akzeptierte Weltwährung. Doch der Wert des bisher geförderten, im Besitz der Zentralbanken bzw. deren Staaten befindlichen Goldes entspricht nur einem Minibruchteil des Werts aller derzeit umlaufenden Dollar-Beträge, etwa US-Staatsanleihen, sprich Dollar-Schulden. Von daher gesehen, lässt sich Geldpolitik mithilfe des Goldes allein schon wegen der Größenverhältnisse nicht realisieren.
Dennoch ist Gold als Wert an sich nicht wegzudenken. Bester Beweis: Trotz seiner Preis-Achterbahn mit zwischenzeitlichen Rücksetzern während der vergangenen Jahrzehnte hat der Preis von Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis heute in Dollar gemessen um das 34-Fache zugelegt. Das entspricht einer Dollar-Abwertung gegenüber dem Gold um 71 Prozent.
Nun kann man meinen, ein solcher Abwertungsverlust schädige den Dollar als einzige Weltwährung so sehr, dass er seine dominierende Rolle allmählich verlieren müsste. Doch gerade das passiert noch nicht. Von mehreren Gründen seien hier nur zwei genannt: Erstens hat die Dollar-Abwertung sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt, sodass sie vielen Marktteilnehmern nur selten bewusst geworden ist. Und zweitens ist es einer verschworenen Gemeinschaft von Geldpolitikern und Investmentbankern immer wieder gelungen, dem Goldpreis an bestimmten Hochspitzen Einhalt zu gebieten, wie Anfang 1980, Mitte der 90er Jahre und im Spätsommer 2011.
Aktuell haben wir es beim Goldpreis zwar nicht mit einer Hoch-, sondern mit einer Tiefspitze zu tun, aber auch hier hinterlässt die verschworene Gemeinschaft ihre Spuren: Sobald der Goldpreis nur ansatzweise steigt, wird er auf dem Umweg über Derivate gedeckelt. Wie lange so etwas anhalten kann, ist nicht im Voraus abzusehen. Tatsache bleibt indes, dass Trump sich einen gegenüber anderen Währungen fallenden Dollar wünscht. Das entspräche im Prinzip einem steigenden Goldpreis, mag er zwischenzeitlich noch so sehr manipuliert werden.
Steigt der Goldpreis, wird dies von den Marktteilnehmern als Misstrauen gegen den Dollar interpretiert. Dann hätte Trump zwar seinen Dickkopf durchgesetzt, doch der Dollar-Nimbus würde leiden. So ein Szenario kann auf Dauer nicht in seinem Interesse liegen. Es von seiner Agenda verschwinden zu lassen, allerdings auch nicht, weil am 6. November Kongresswahlen anstehen. Und um sie erfolgreich über die Bühne zu bringen, muss Trump Erfolge nachweisen. Fed-Chef Powell will jedoch seiner eigenen Linie treu bleiben. Das bedeutet: Solange die gute Konjunktur anhält, wird sich an der eher restriktiven Geldpolitik nichts ändern.
Die weiteren Aussichten für die amerikanische Konjunktur sind jedoch, anders als die gegenwärtige Entwicklung, durchaus gemischt. Das lässt sich deutlich an den Renditen der US-Staatsanleihen ablesen: Während die kurzfristigen zuletzt relativ stark gestiegen sind, haben die zehnjährigen schlapp gemacht. Das heißt, der Unterschied zwischen beiden ist geschrumpft. Falls die Fed bei ihrer restriktiven Geldpolitik bleibt, könnten sich die kurzfristigen und die zehnjährigen weiter angleichen und im Extremfall zu einer inversen Zinsstruktur führen: kurz höher als lang - erfahrungsgemäß Vorbote einer Rezession.
Die Gefahr, die von daher dem Dollar droht, wird von einer anderen Gefahr sogar noch übertroffen: Sollte Trump seinen Handelskrieg fortsetzen, dürften die EU und vor allem China nicht lange fackeln und internationale Geschäfte zunehmend in Euro bzw. Yuan abwickeln. Weitere Staaten würden sich ihnen anschließen. Wer eine solche Entwicklung für unwahrscheinlich hält, weil die USA im internationalen Zahlungssystem Swift das Sagen haben, sollte bedenken: Auch Europa verfügt bereits über Zahlungssysteme, die als Alternativen zu Swift infrage kommen und sich relativ schnell realisieren ließen. Das deutsche Außenministerium hat dazu sogar konkrete Pläne in der Schublade.
An dieser Stelle muss man sich fragen: Was hindert Europa und speziell Deutschland daran, Euro-Alternativen zum Dollar als internationale Handelswährung zu realisieren? China macht ja vor, wie es geht: Das Land hat in Schwellen- und Entwicklungsländern schon seine Währung Yuan durchgesetzt – selbst im Iran. Die Antwort ist ganz einfach: Europäische Politiker trauen sich nicht, die USA zu reizen, dafür existieren einfach zu viele traditionelle Verbindungen, von so einer einflussreichen Organisation wie der Atlantikbrücke bis zum militärischen Nato-Pakt.
Fazit: Der Dollar ist zwar noch nicht angeschlagen, aber auf dem Weg dahin. Denn erstens wird sich Fed-Chef Powell doppelt und dreifach überlegen, wie lange er seine Geldpolitik gegen Trumps Willen noch strafft. Zweitens will Trump einen schwachen Dollar auf Biegen und Brechen durchsetzen. Drittens unterstützen die nicht mehr rückzahlbaren riesigen Schulden der USA Trumps Vorhaben. Und viertens - am wichtigsten - wird der Dollar als internationale Handelswährung zusätzlich zum Yuan auch durch den Euro und weitere Währungen Konkurrenz bekommen.
Das alles spricht dafür, dass die jüngste Manipulation des Goldpreises als Dollar-Antipode nicht nachhaltig gelingen kann, dass also das aktuelle Preisniveau letztlich also für den Kauf von Gold spricht. Am vergangenen Freitag wurde diese These durch die Minenaktien unterstrichen: Sie machten nach längerer Konsoligierung wieder einen kräftigen Sprung nach oben.
Wenn Sie mehr über diese und weitere Zusammenhänge speziell aus Anlegersicht erfahren möchten, empfehle ich Ihnen die Lektüre meines neuen Ebooks.
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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