Edelmetalle Aktuell
29.01.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Die Edelmetalle haben in dieser Woche überraschend deutlich zulegen können. Sie profitierten von einem verbesserten Umfeld angesichts eines ansteigenden Ölpreises, höheren Notierungen für NE-Metalle, positiven Analystenkommentaren, sowie unterstützenden Meldungen von der Angebots- bzw. Nachfrageseite.
Nur beim Silber war in der letzten Woche auch industrielle Nachfrage zu verzeichnen, ansonsten konzentrierte sich das Kaufinteresse vor allem auf spekulative Adressen. Dieses war allerdings unerwartet hoch und sorgte dafür, dass die negativen Faktoren, die wir noch in der vergangenen Woche an dieser Stelle aufgeführt hatten, im Wesentlichen erst einmal zurückgestellt wurden.
Rein unter charttechnsichen Gesichtspunkten betrachtet, befinden sich die Edelmetalle momentan ohne Zweifel in einem Aufwärtstrend. Allerdings muss die weitere Entwicklung genau beobachtet werden, ist doch die Sicherheitsmarge, was den Trend angeht, trotz der verzeichneten Erfolge derzeit nicht allzu hoch. Solange jedoch die jeweiligen charttechnischen Unterstützungslinien halten, haben Gold und Silber durchaus die Möglichkeit, zumindest wieder auf die Höchststände der vergangenen Woche bei 654 $ bzw. 13,55 $ je Unze zu steigen.
Das Gold hält sich weiter in jenem Aufwärtstrend, in dem es sich bereits seit dem 5. Januar befindet. Die positive Entwicklung ist umso überraschender, da zuletzt eine Reihe von Gründen gegen das gelbe Metall sprachen. Dazu gehörte der sehr schwache Ölpreis, aber auch das Wiedererstarken des Dollars. Anscheinend werden diese beiden Punkte aktuell von den Goldliebhabern nur akzeptiert, wenn sie einen positiven Einfluss ausüben, umgekehrt werden sie einfach ignoriert.
Das Gold begann die vergangene Woche bei 628 $ je Unze und es stieg kontinuierlich auf den Höchstkurs bei 654 $, der schließlich am Donnerstag erreicht worden war. Die größte Einzelbewegung von 633 $ auf 647,50 $ gab es dabei am Dienstag, als der Ölpreis von 50,80 $, die noch am Montag notiert wurden, auf über 55 $ je Barrel zulegte und gleichzeitig der der Dollar gegenüber dem Euro fast einen Cent verlor.
Was die weitere Entwicklung angeht, wird viel davon abhängen, ob der Goldpreis die jüngsten Gewinne halten kann. Ein weiteres Mal würde ein rascher Rückgang des Ölpreises vielleicht nicht ignoriert werden und dies könnte dann das Gold mit sich reißen. Aus charttechnischer Sicht muss das gelbe Metall außerdem die Marke von 642 $ je Unze halten. Sollte dieses Niveau durchbrochen werden, würde der oben erwähnte Aufwärtstrend durchbrochen werden. Auf der anderen Seite des Trendkanals gibt es aktuell einen Widerstand bei den Höchstkursen der vergangenen Woche und dann bei 657 $ je Unze.
Einige Aufregung gab es in der letzten Tagen hinsichtlich einer möglichen Änderung der vom IWF für Zentralbanken vorgegebenen Bilanzierungs-regeln für Goldleihen und Swaps. Ein Münzhändler und selbsternannter Goldlobbyist aus den Vereinigten Staaten hatte erklärt, dass der IWF seine Regeln dahingehend angepasst hätte, dass in Zukunft verliehenes Gold von den Zentralbanken nicht mehr als Bestandteil der Währungsreserve ausgewiesen werden dürfe. Der IWF erklärte hierzu am Donnerstag, dass man zwar über neue Regelungen nachdenke, dass es aber keineswegs schon Beschlüsse hierzu gebe.
Zentralbanken haben wegen der extrem niedrigen Zinsen in den letzten Jahren den Umfang ihre Goldleiheaktivitäten bereits massiv reduziert. Sollten sie zusätzlich nun auch noch gezwungen sein, detaillierte Angaben über ihre Aktivitäten auf dem Goldleihemarkt zu machen, ist ein noch weitergehender Rückgang der Goldleihmengen in Zukunft durchaus denkbar. Kaum eine Zentralbank dürfte Lust haben, sich für Leihegeschäfte mit Zinserträgen zwischen 0 und 0,15% rechtfertigen zu müssen, bei denen sie gleichzeitig auf der anderen Seite noch das volle Kreditrisiko für die leihende Bank zu tragen hat.
Dies könnte langfristig zu einem (wenn auch vielleicht nur leichten) Anstieg der Zinsen führen, möglicherweise aber auch zu erhöhten Verkäufen. Letzteres vor dem Hintergrund, dass Goldreserven dann von den Notenbanken mehr und mehr als "Stressfaktor", ohne jede Möglichkeit, Erträge zu erwirtschaften, angesehen würden.
Gold Fields Limited, der viertgrößte Goldproduzent der Welt, teilte in der vergangenen Woche mit, dass man vor dem Hintergrund einer freundlichen Einschätzung für die weitere Goldpreisentwicklung die ausstehenden Terminsicherungsgeschäfte bei Western Areas geschlossen habe. Diese Positionen waren Goldfields nach dem Übernahme von Western Areas im vergangenen Dezember zugefallen.
Gold Fields sagte, dass man die Positionen im Durchschnitt bei 622,14 $ je Unze und mit einem Verlust in Höhe von 825 Millionen Dollars geschlossen habe. Das Terminbuch von Western Areas beinhaltete Fälligkeiten von Dezember 2006 bis Dezember 2014 und es bestand vor allem aus Optionen, die ein Delta von zusammen über 1 Mio. Unzen hatten.
Polyus, der größte russische Goldproduzent gab bekannt, dass man in dem Natalka-Vorkommen in der Region Magadan über Goldreserven in Höhe von 1.500 Tonnen verfüge. Die Produktion im Fernen Osten soll 2012 aufgenommen werden.
Silber folgte auch in den letzten Tagen überwiegend dem Goldpreis. Wie so oft fielen die Kursbewegungen dabei prozentual aber deutlich höher als bei den Schwestermetallen aus. Das weiße Metall startete am Montag bei 12,84 $ je Unze, als es am Donnerstag den Höchstkurs bei 13,54 $ erreicht hatte, war es um 5,5% voran gekommen. Im Vergleich dazu hatte das Gold nur um 2,8% zugelegt.
Zahlreiche Trendindikatoren deuten nun auf einen weiteren Anstieg des Silberpreises hin. Dazu muss das Metall aber das Niveau von 13,20 $ halten, ansonsten könnte es rasch auch wieder unter 13 $ je Unze fallen. Den ersten charttechnischen Widerstand gibt es bei dem Höchstkurs der letzten Woche, falls der überschritten wird, kann der Preis auch bis 13,80 $ und darüber hinaus steigen.
Platin startete in der vergangenen Woche knapp unterhalb der Marke von 1.160 $ je Unze. Bis zum Mittwochmorgen stieg der Preis dann langsam auf 1.176 $ an, vor allem in Folge des steigenden Goldpreises. Der sich anschließende Rückschlag war weder groß, noch dauerte er lange an. Eine Rede von Präsident Bush zur zukünftigen Energiepolitik der USA, in der er Einsparungen beim Energieverbrauch von bis zu 20% innerhalb der nächsten Dekade forderte, sorgte dann für eine rasche Trendwende beim Platinpreis. Die Äußerungen wurden als indirekte Unterstützung für aktuelle Versuche (vor allem der deutschen Autoindustrie) gesehen, in den USA eine "Diesel-Kultur" zu etablieren. Da ein Erfolg dabei zwangsläufig zu einem höheren Platinverbrauch führen würde, reagierte der Preis entsprechend und stieg bis auf 1.180 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau seit Ende November. Der Markt fiel danach wieder leicht, Meldungen am Freitag über einen Streik in der Modikwa-Mine in Südafrika ließen das Metall dann aber ein weiteres Mal über 1.170 $ ansteigen. Ein Sprecher der lokalen Gewerkschaft teilte mit, dass die Förderung in der Mine selbst inzwischen zum Stillstand gekommen sei. Das Unternehmen, das African Rainbow Minerals und Angloplatinum gemeinsam gehört, wies allerdings daraufhin, dass die eigentliche Produktion der Metalle durch die Verarbeitung von Erzvorräten und dank des Einsatzes von Leiharbeitern zunächst weitergehe.
Zusammen mit den anderen Edelmetallen befindet sich das Platin derzeit in einem Aufwärtstrend, allerdings muss es hierzu über 1.165 $ je Unze bleiben. Charttechnischen Widerstand gibt es auf der anderen Seite beim Höchstkurs der vergangenen Woche und dann wieder bei 1.190 $ je Unze.
Über die normale Schwankungsbreite der Notierung hinaus, bleibt die langfristige Aufwärtsbewegung aber weiter intakt und aktuell gibt es genügend Gründe, warum das Metall auch weiter in den oberen 1.100ern verbleiben sollte. Wir empfehlen industriellen Endverbrauchern daher, kurzfristige Rückschläge für Käufe zu nutzen. Ursprüngliche Preisziele für Käufe zwischen 1.090 und 1.125 je Unze erscheinen derzeit als wohl zu ambitioniert. Eine Möglichkeit, um die aktuelle Situation etwas zu entschärfen und den laufenden Bedarf zumindest ein Stück weit durch Prämieneinnahmen zu subventionieren, könnte der Verkauf von Put-Optionen sein.
Aquarius Platinum berichtete am Donnerstag, dass die Ausbringung im zweiten Quartal des laufenden Finanzjahres 2007 um 2,4% gefallen sei. Das Unternehmen fördert Platinmetalle in Zimbabwe und Südafrika und produzierte im letzten Quartal insgesamt 136.928 Unzen. Verantwortlich für den Rückgang war eine niedrigere Förderung in den südafrikanischen Minen Kroondal und Everest, sowie teils vorgesehene, teils ungeplante Produktionsunterbrechungen in Zimbabwe.
Lonmin, der drittgrößte Produzent am Kap, berichtete im Gegensatz zu Aquarius über eine Produktionssteigerung im letzten Quartal um nahezu 11%. Weitere Informationen hierzu können in der Link-Sektion nachgelesen werden.
Catherine Ling, bei der Platingilde für die Förderung des Schmuckabsatzes in China zuständig, sagte derweil der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine deutliche Steigerung des Verkaufs an Platinschmuck in China erwarte. Die jährliche Wachstumsrate könne durchaus bis zu zehn Prozent betragen, die Ursache sei, dass in China in diesem Zeitraum geburtenstarke Jahrgänge ins heiratsfähige Alter kämen.
Das Palladium begann in der vergangenen Woche bei rund 340 $ je Unze. Angesichts des allgemein freundlichen Marktumfeldes stieg die Notierung dann auf 352 $ an, bevor es zum kurz vor dem Wochenende wieder knapp zwei Prozent verlor.
Wir erwarten, dass das Metall auch weiterhin keine eigenen Impulse entwickeln kann und abhängig bleibt von den anderen Edelmetallen, allen voran vom Gold. Aktuell liegt der nächste wichtige charttechnische Widerstand bei 355 $ je Unze, dies war im vergangenen September der zwischenzeitliche Höchstkurs. Auf der unteren Seite gibt es nun gute Unterstützung in den niedrigen 30ern; beide genannten Chartpunkte zusammen werden wohl die Handelsspanne für diese Woche definieren.
Wie erwartet, hat sich in der vergangenen Woche die Situation beim Rhodium wieder deutlich aufgehellt und das Metall stieg kräftig auf knapp 6.000 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau seit Mai 2006. Der größte Teil der Nachfrage kam von Händlern und zu einem kleineren Teil auch direkt von Spekulanten. Im Gegensatz dazu hielten sich industrielle Verbraucher deutlich zurück. Sie fürchten wohl, dass sich Käufe auf dem aktuellen Niveau am Ende als zu teuer herausstellen könnten. Wir sind dagegen nicht so sicher, ob es in der nächsten Zeit eine Chance geben wird, das Metall deutlich billiger einkaufen zu können, die Nachfrage ist hierfür einfach noch zu hoch. Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass das Metall relativ zeitnah sogar die Schallmauer von 6.000 $ je Unze durchbricht. Sollte es so weit kommen, kann dann auch ein Test des Höchstkurses des Jahres 2006 bei 6.275 $ je Unze nicht mehr ausgeschlossen werden.
Ruthenium hat die Gewinn-Mitnahmewelle der vorletzten Woche scheinbar vollständig verarbeitet. Das Metall stieg in den letzten Tagen um nahezu 100 $ an und notiert jetzt bei 720 $, einem weiteren Allzeithoch. Keine Neuigkeiten gibt es dagegen von Iridium, das 400 $-Preisniveau der letzten Monate scheint weiter festzementiert zu sein.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (29.01.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Die Edelmetalle haben in dieser Woche überraschend deutlich zulegen können. Sie profitierten von einem verbesserten Umfeld angesichts eines ansteigenden Ölpreises, höheren Notierungen für NE-Metalle, positiven Analystenkommentaren, sowie unterstützenden Meldungen von der Angebots- bzw. Nachfrageseite.
Nur beim Silber war in der letzten Woche auch industrielle Nachfrage zu verzeichnen, ansonsten konzentrierte sich das Kaufinteresse vor allem auf spekulative Adressen. Dieses war allerdings unerwartet hoch und sorgte dafür, dass die negativen Faktoren, die wir noch in der vergangenen Woche an dieser Stelle aufgeführt hatten, im Wesentlichen erst einmal zurückgestellt wurden.
Rein unter charttechnsichen Gesichtspunkten betrachtet, befinden sich die Edelmetalle momentan ohne Zweifel in einem Aufwärtstrend. Allerdings muss die weitere Entwicklung genau beobachtet werden, ist doch die Sicherheitsmarge, was den Trend angeht, trotz der verzeichneten Erfolge derzeit nicht allzu hoch. Solange jedoch die jeweiligen charttechnischen Unterstützungslinien halten, haben Gold und Silber durchaus die Möglichkeit, zumindest wieder auf die Höchststände der vergangenen Woche bei 654 $ bzw. 13,55 $ je Unze zu steigen.
- Gold
Das Gold hält sich weiter in jenem Aufwärtstrend, in dem es sich bereits seit dem 5. Januar befindet. Die positive Entwicklung ist umso überraschender, da zuletzt eine Reihe von Gründen gegen das gelbe Metall sprachen. Dazu gehörte der sehr schwache Ölpreis, aber auch das Wiedererstarken des Dollars. Anscheinend werden diese beiden Punkte aktuell von den Goldliebhabern nur akzeptiert, wenn sie einen positiven Einfluss ausüben, umgekehrt werden sie einfach ignoriert.
Das Gold begann die vergangene Woche bei 628 $ je Unze und es stieg kontinuierlich auf den Höchstkurs bei 654 $, der schließlich am Donnerstag erreicht worden war. Die größte Einzelbewegung von 633 $ auf 647,50 $ gab es dabei am Dienstag, als der Ölpreis von 50,80 $, die noch am Montag notiert wurden, auf über 55 $ je Barrel zulegte und gleichzeitig der der Dollar gegenüber dem Euro fast einen Cent verlor.
Was die weitere Entwicklung angeht, wird viel davon abhängen, ob der Goldpreis die jüngsten Gewinne halten kann. Ein weiteres Mal würde ein rascher Rückgang des Ölpreises vielleicht nicht ignoriert werden und dies könnte dann das Gold mit sich reißen. Aus charttechnischer Sicht muss das gelbe Metall außerdem die Marke von 642 $ je Unze halten. Sollte dieses Niveau durchbrochen werden, würde der oben erwähnte Aufwärtstrend durchbrochen werden. Auf der anderen Seite des Trendkanals gibt es aktuell einen Widerstand bei den Höchstkursen der vergangenen Woche und dann bei 657 $ je Unze.
Einige Aufregung gab es in der letzten Tagen hinsichtlich einer möglichen Änderung der vom IWF für Zentralbanken vorgegebenen Bilanzierungs-regeln für Goldleihen und Swaps. Ein Münzhändler und selbsternannter Goldlobbyist aus den Vereinigten Staaten hatte erklärt, dass der IWF seine Regeln dahingehend angepasst hätte, dass in Zukunft verliehenes Gold von den Zentralbanken nicht mehr als Bestandteil der Währungsreserve ausgewiesen werden dürfe. Der IWF erklärte hierzu am Donnerstag, dass man zwar über neue Regelungen nachdenke, dass es aber keineswegs schon Beschlüsse hierzu gebe.
Zentralbanken haben wegen der extrem niedrigen Zinsen in den letzten Jahren den Umfang ihre Goldleiheaktivitäten bereits massiv reduziert. Sollten sie zusätzlich nun auch noch gezwungen sein, detaillierte Angaben über ihre Aktivitäten auf dem Goldleihemarkt zu machen, ist ein noch weitergehender Rückgang der Goldleihmengen in Zukunft durchaus denkbar. Kaum eine Zentralbank dürfte Lust haben, sich für Leihegeschäfte mit Zinserträgen zwischen 0 und 0,15% rechtfertigen zu müssen, bei denen sie gleichzeitig auf der anderen Seite noch das volle Kreditrisiko für die leihende Bank zu tragen hat.
Dies könnte langfristig zu einem (wenn auch vielleicht nur leichten) Anstieg der Zinsen führen, möglicherweise aber auch zu erhöhten Verkäufen. Letzteres vor dem Hintergrund, dass Goldreserven dann von den Notenbanken mehr und mehr als "Stressfaktor", ohne jede Möglichkeit, Erträge zu erwirtschaften, angesehen würden.
Gold Fields Limited, der viertgrößte Goldproduzent der Welt, teilte in der vergangenen Woche mit, dass man vor dem Hintergrund einer freundlichen Einschätzung für die weitere Goldpreisentwicklung die ausstehenden Terminsicherungsgeschäfte bei Western Areas geschlossen habe. Diese Positionen waren Goldfields nach dem Übernahme von Western Areas im vergangenen Dezember zugefallen.
Gold Fields sagte, dass man die Positionen im Durchschnitt bei 622,14 $ je Unze und mit einem Verlust in Höhe von 825 Millionen Dollars geschlossen habe. Das Terminbuch von Western Areas beinhaltete Fälligkeiten von Dezember 2006 bis Dezember 2014 und es bestand vor allem aus Optionen, die ein Delta von zusammen über 1 Mio. Unzen hatten.
Polyus, der größte russische Goldproduzent gab bekannt, dass man in dem Natalka-Vorkommen in der Region Magadan über Goldreserven in Höhe von 1.500 Tonnen verfüge. Die Produktion im Fernen Osten soll 2012 aufgenommen werden.
- Silber
Silber folgte auch in den letzten Tagen überwiegend dem Goldpreis. Wie so oft fielen die Kursbewegungen dabei prozentual aber deutlich höher als bei den Schwestermetallen aus. Das weiße Metall startete am Montag bei 12,84 $ je Unze, als es am Donnerstag den Höchstkurs bei 13,54 $ erreicht hatte, war es um 5,5% voran gekommen. Im Vergleich dazu hatte das Gold nur um 2,8% zugelegt.
Zahlreiche Trendindikatoren deuten nun auf einen weiteren Anstieg des Silberpreises hin. Dazu muss das Metall aber das Niveau von 13,20 $ halten, ansonsten könnte es rasch auch wieder unter 13 $ je Unze fallen. Den ersten charttechnischen Widerstand gibt es bei dem Höchstkurs der letzten Woche, falls der überschritten wird, kann der Preis auch bis 13,80 $ und darüber hinaus steigen.
- Platin
Platin startete in der vergangenen Woche knapp unterhalb der Marke von 1.160 $ je Unze. Bis zum Mittwochmorgen stieg der Preis dann langsam auf 1.176 $ an, vor allem in Folge des steigenden Goldpreises. Der sich anschließende Rückschlag war weder groß, noch dauerte er lange an. Eine Rede von Präsident Bush zur zukünftigen Energiepolitik der USA, in der er Einsparungen beim Energieverbrauch von bis zu 20% innerhalb der nächsten Dekade forderte, sorgte dann für eine rasche Trendwende beim Platinpreis. Die Äußerungen wurden als indirekte Unterstützung für aktuelle Versuche (vor allem der deutschen Autoindustrie) gesehen, in den USA eine "Diesel-Kultur" zu etablieren. Da ein Erfolg dabei zwangsläufig zu einem höheren Platinverbrauch führen würde, reagierte der Preis entsprechend und stieg bis auf 1.180 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau seit Ende November. Der Markt fiel danach wieder leicht, Meldungen am Freitag über einen Streik in der Modikwa-Mine in Südafrika ließen das Metall dann aber ein weiteres Mal über 1.170 $ ansteigen. Ein Sprecher der lokalen Gewerkschaft teilte mit, dass die Förderung in der Mine selbst inzwischen zum Stillstand gekommen sei. Das Unternehmen, das African Rainbow Minerals und Angloplatinum gemeinsam gehört, wies allerdings daraufhin, dass die eigentliche Produktion der Metalle durch die Verarbeitung von Erzvorräten und dank des Einsatzes von Leiharbeitern zunächst weitergehe.
Zusammen mit den anderen Edelmetallen befindet sich das Platin derzeit in einem Aufwärtstrend, allerdings muss es hierzu über 1.165 $ je Unze bleiben. Charttechnischen Widerstand gibt es auf der anderen Seite beim Höchstkurs der vergangenen Woche und dann wieder bei 1.190 $ je Unze.
Über die normale Schwankungsbreite der Notierung hinaus, bleibt die langfristige Aufwärtsbewegung aber weiter intakt und aktuell gibt es genügend Gründe, warum das Metall auch weiter in den oberen 1.100ern verbleiben sollte. Wir empfehlen industriellen Endverbrauchern daher, kurzfristige Rückschläge für Käufe zu nutzen. Ursprüngliche Preisziele für Käufe zwischen 1.090 und 1.125 je Unze erscheinen derzeit als wohl zu ambitioniert. Eine Möglichkeit, um die aktuelle Situation etwas zu entschärfen und den laufenden Bedarf zumindest ein Stück weit durch Prämieneinnahmen zu subventionieren, könnte der Verkauf von Put-Optionen sein.
Aquarius Platinum berichtete am Donnerstag, dass die Ausbringung im zweiten Quartal des laufenden Finanzjahres 2007 um 2,4% gefallen sei. Das Unternehmen fördert Platinmetalle in Zimbabwe und Südafrika und produzierte im letzten Quartal insgesamt 136.928 Unzen. Verantwortlich für den Rückgang war eine niedrigere Förderung in den südafrikanischen Minen Kroondal und Everest, sowie teils vorgesehene, teils ungeplante Produktionsunterbrechungen in Zimbabwe.
Lonmin, der drittgrößte Produzent am Kap, berichtete im Gegensatz zu Aquarius über eine Produktionssteigerung im letzten Quartal um nahezu 11%. Weitere Informationen hierzu können in der Link-Sektion nachgelesen werden.
Catherine Ling, bei der Platingilde für die Förderung des Schmuckabsatzes in China zuständig, sagte derweil der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine deutliche Steigerung des Verkaufs an Platinschmuck in China erwarte. Die jährliche Wachstumsrate könne durchaus bis zu zehn Prozent betragen, die Ursache sei, dass in China in diesem Zeitraum geburtenstarke Jahrgänge ins heiratsfähige Alter kämen.
- Palladium
Das Palladium begann in der vergangenen Woche bei rund 340 $ je Unze. Angesichts des allgemein freundlichen Marktumfeldes stieg die Notierung dann auf 352 $ an, bevor es zum kurz vor dem Wochenende wieder knapp zwei Prozent verlor.
Wir erwarten, dass das Metall auch weiterhin keine eigenen Impulse entwickeln kann und abhängig bleibt von den anderen Edelmetallen, allen voran vom Gold. Aktuell liegt der nächste wichtige charttechnische Widerstand bei 355 $ je Unze, dies war im vergangenen September der zwischenzeitliche Höchstkurs. Auf der unteren Seite gibt es nun gute Unterstützung in den niedrigen 30ern; beide genannten Chartpunkte zusammen werden wohl die Handelsspanne für diese Woche definieren.
- Rhodium
Wie erwartet, hat sich in der vergangenen Woche die Situation beim Rhodium wieder deutlich aufgehellt und das Metall stieg kräftig auf knapp 6.000 $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau seit Mai 2006. Der größte Teil der Nachfrage kam von Händlern und zu einem kleineren Teil auch direkt von Spekulanten. Im Gegensatz dazu hielten sich industrielle Verbraucher deutlich zurück. Sie fürchten wohl, dass sich Käufe auf dem aktuellen Niveau am Ende als zu teuer herausstellen könnten. Wir sind dagegen nicht so sicher, ob es in der nächsten Zeit eine Chance geben wird, das Metall deutlich billiger einkaufen zu können, die Nachfrage ist hierfür einfach noch zu hoch. Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass das Metall relativ zeitnah sogar die Schallmauer von 6.000 $ je Unze durchbricht. Sollte es so weit kommen, kann dann auch ein Test des Höchstkurses des Jahres 2006 bei 6.275 $ je Unze nicht mehr ausgeschlossen werden.
Ruthenium hat die Gewinn-Mitnahmewelle der vorletzten Woche scheinbar vollständig verarbeitet. Das Metall stieg in den letzten Tagen um nahezu 100 $ an und notiert jetzt bei 720 $, einem weiteren Allzeithoch. Keine Neuigkeiten gibt es dagegen von Iridium, das 400 $-Preisniveau der letzten Monate scheint weiter festzementiert zu sein.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (29.01.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.