Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die dunklen Jahre sind da (II)

15.09.2018  |  Egon von Greyerz
- Seite 3 -
Die Banker ziehen immer noch die Fäden

Die Meister des Finanzzirkus sind die Banker. Über den Bezug von Boni und Aktien im Billionen-$-Bereich haben sie in den vergangenen 15-20 Jahren von der Herstellung toxischer Finanzprodukte profitiert. Auch jetzt sind sie die einzigen Begünstigten jener Billionen von Dollars, die von den Regierungen zur Rettung des Finanzsystems gedruckt wurden. Warum profitieren die Banker von der Rettung ihrer eigenen Banken? Weil sie die Regierung kontrollieren, die Regierung beraten und wichtige Spendenquellen für Politiker sind.


Boni fließen wieder

Richtig, im Jahr 2009 zahlen viele Banken höhere Boni als 2008. Goldman Sachs ist auf dem besten Weg, Boni in Höhe von 20 Milliarden Dollar oder 700.000 $ pro Mitarbeiter zu zahlen. Bei Morgan Stanley stiegen sie gegenüber dem Vorjahr um 30% pro Angestellten, von 262.000 $ auf 340.000 $ dieses Jahr. Bei JP Morgan stieg der Bonuspool für das erste Quartal 2009 um 175% auf 3,3 Milliarden $, und der neue CEO der RBS, der verstaatlichten britischen Bank, erhält ein Incentive-Paket im Wert von 10 Millionen Pfund! Ähnliche Boni werden von vielen anderen Banken gezahlt.

Barclays Capital befindet sich beispielweise in einem massiven Kaufrausch und rekrutiert Führungskräfte mit großzügigen Willkommenspaketen und millionenschweren Bonusgarantien pro Mitarbeiter. 2008 war Morgan Stanley buchstäblich bankrott und musste gerettet werden, und trotzdem lagen die Bonus-Zahlungen für 2009 höher als im Vorjahr.

Zur temporären Stützung eines völlig bankrotten Finanzsystems haben Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt Billionen von Dollar ausgegeben, und jetzt, ein paar Monate später, verdienen die Banker wieder absurde Summen in einem Bankensystem, das nicht repariert wurde und noch immer bankrott ist. Das ist skandalös!


Toxische Strukturen sind wieder da

Doch nicht nur das, man ist sogar schon wieder dabei, neue Verbriefungsprogramme aufzulegen, um den Kapitalbedarf zu verringern und die Finanzhebel zu erhöhen. Goldman Sachs und Barclays Capital tun es jetzt schon, und viele andere Banken werden folgen. Genau diese Art von Programmen hatte die Finanzkrise überhaupt erst ausgelöst, und jetzt sind die Banker wieder am Werk. Dieses Verhalten der Banker ist vollkommen schändlich und unverantwortlich. Nichts haben sie aus ihrem katastrophalen, ausufernden Aktionen gelernt, außer, wie man das System maximal ausnehmen kann.

Wie bereits erwähnt, ist keines der Probleme im Bankensystem gelöst worden. Das System arbeitet immer noch mit einer 25- bis 50-fachen Finanzhebelwirkung, es ist weiterhin voll von toxischen Schulden und Derivaten, die Kreditbücher verschlechtern sich täglich, es gibt immer noch wertlose Papierwerte mit Fantasiepreis-Bewertungen, und die meisten Banken werden von denselben Bankiers geführt, die diese Probleme überhaupt erst verursacht hatten. Für eine typische Bank bedeutet ein 4%iger Rückgang der Anlagewerte die Vernichtung des Eigenkapitals. Aus unserer Sicht ist das der sichere Weg in eine Katastrophe.

Unterdessen unternehmen die Regierungen zaghafte Versuche, eine zukünftige Krise durch Regulierungskonzepte zu verhindern. Doch auch diese Vorschriften werden sich nur mit bekannten und historischen Problemen befassen. Und erneut werden die Banker die Behörden zum Narren halten, indem sie neue Strukturen schaffen, mit denen die neuen Regeln umgangen werden.


Beschleunigung des Abschwungs steht kurz bevor

Die nächste Phase dieser tragischen Geschichte wird in Kürze beginnen.

Im Vergleich zu den 1930er Jahren sind wir bereits jetzt in einer schlechteren Position als im vergleichbaren Stadium der damaligen Weltwirtschaftskrise. Die Industrieproduktion ist in vielen Ländern schlechter. Der Welthandel ist schlechter. Die Rückgänge an den Aktienmärkten sind größer als in der vergleichbaren Phase der Großen Depression. Die staatliche wie private Verschuldungssituation ist ebenfalls deutlich schlechter.


Also: Was wird wahrscheinlich als nächstes passieren?

• Arbeitslosigkeit sorgt für einen Anstieg der öffentlichen Defizite

Erstens wird es, wie oben dargestellt, zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen. Die arbeitslosen Massen werden tiefgreifende Auswirkungen auf die Ökonomie haben. Das wird immens steigende öffentliche Defizite zur Folge haben. Bereits jetzt ist ein alarmierender Rückgang der Steuereinnahmen in den USA, Großbritannien und den meisten anderen Ländern zu beobachten.

Doch es wird noch viel schlimmer werden. Wegen der Massenarbeitslosigkeit werden die Staatsausgaben rasant ansteigen. Die Steuern werden steigen, allerdings ist das so, als wolle man einen Stein ausquetschen - viel Geld für Steuern wird es nicht geben. Wenn die Mehrwertsteuern oder Umsatzsteuern erhöht werden, wird der Konsum noch weiter sinken. Darüber hinaus wird der Staat mehr Hilfsprogramme für Arme, Hungernde und Obdachlose umsetzen müssen. Die Folge ist noch mehr Geldschöpfung.

• Nächste Phase der Bankenprobleme

Zweitens: Die nächste Problemphase im Finanzsystem wird spätestens im Herbst 2009 beginnen. Da dies für alle ein totaler Schock sein wird, werden die Auswirkungen viel schlimmer sein als 2008. Bislang haben die US-Banken Verluste in Höhe von 1,1 Billionen Dollar eingefahren. Zurückhaltende Schätzungen beziffern die Gesamtverluste auf 2,2 Billionen Dollar, realistische Schätzungen gehen jedoch von etwa 4 Billionen Dollar aus, und hier sind etwaige Probleme im 600 Billionen $ bis 1 Billiarde $ schweren Derivatemarkt (von denen ein großer Teil wertlos ist) nicht mit eingeschlossen. In der nächsten Kapitalbeschaffungsrunde der Banken wird es nur noch einen Investor geben – den Staat. Also wird es mehr Geldschöpfung geben.

• Staatlicher Papiermarkt wird zusammenbrechen - zuerst in den USA und dann in Großbritannien

Im Rahmen enorm erhöhter Geldschöpfung werden die Märkte mit Staatspapieren überflutet, die niemand will, so dass am Ende nur noch der Staat selbst seinen Schrott kaufen kann. Die beiden Länder mit den größten Problemen sind Großbritannien und die USA. Ihre prekäre Situation wird zuerst ersichtlich. In den nächsten Monaten dürften die Ratingagenturen die Bewertung der Schulden beider Länder herabstufen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"