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Globale Krisenherde und der beginnende Neustart

24.09.2018  |  Jim Willie CB
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  • Deutschland und Russland arbeiten konstruktiv zusammen. Deutsche Marken und neu gegründete Tochterunternehmen produzieren und verkaufen ihre Waren am russischen Markt. Dieser bilaterale Handel kommt völlig ohne US-Dollar aus. Die große Ironie daran ist, dass der Handel sogar bald in goldgedeckten Nord-Euro abgewickelt werden könnte. Ich gehe davon aus, dass Frankfurt zu einem der zentralen Handelsplätze der eurasischen Wirtschaftszone für auf Renminbi lautende Assets avancieren wird.

  • Das Desaster um die Deutsche Bank und den italienischen Bankensektor gärt weiter vor sich hin. Die Deutsche Bank betreibt den großen Derivatehandel in Europa und verwaltet Schmiergelder in Billionenhöhe, mit denen die verschiedenen bankrotten Akteure unterstützt werden. Wenn Italien pleite geht, werden die französischen Banken die größten Leidtragenden sein, denn sie halten viermal so viele italienische Schuldpapiere wie die deutschen Kreditinstitute. Die Türkei und Italien werden das Finanzsystem wohl zum Einsturz bringen.

  • Die Europäische Kommission beginnt, gegen Washington und den US-Dollar zu rebellieren. Erst vor wenigen Monaten erklärte der Europäische Gerichtshof, dass die an Nord Stream II beteiligten Unternehmen das Recht haben, das Pipelineprojekt fortzusetzen. Das war im Grunde genommen eine Absolution von den US-Sanktionen. Dann folgte mit dem G-7-Gipfel das eigentliche Desaster, als einige Schlüsselstaaten in offenem Ungehorsam gegenüber Washington umfangreiche Handelsabkommen mit Russland abstimmten. Auch EU-Präsident Juncker hat erst kürzlich beklagt, dass die Zahlungen für europäische Handelswaren überwiegend in US-Dollar beglichen werden, was keinen Sinn ergebe.

  • Der Schieferöl- und Schiefergassektor steht kurz vor dem Kollaps. Ein vorübergehender Aufschub wurde der Branche nur durch das Eingreifen der US-Notenbank und der Wall Street gewährt, die den Marktpreis für Rohöl mittels Terminkontrakten anhoben. Doch der Preis wird seinen Weg zurück zu dem Gleichgewicht finden, welches von Angebot und Nachfrage diktiert wird.

    Die Banken würden ein 2- oder 3-Billionen-$-Desaster in der Energiebranche natürlich gern vermeiden, doch das Scheitern ihrer Strategie im Schieferölsektor ist vorprogrammiert. Es handelt sich um ein Ponzi-System, das nur funktioniert, solange die Zahl der Bohrtürme stetig zunimmt, bei dem aber nebenbei das Grundwasser der entsprechenden Regionen kontaminiert wird.

  • Der Goldwechsel und der Petro-Yuan werden den König Dollar zu Fall bringen. Die Einführung des Goldwechsels wird der Dolch im Herzen des herrschenden Petrodollar-Standards sein, während der Petro-Yuan und die auf Yuan lautenden Ölfutures in Shanghai schon heute das Todesurteil bedeuten. Selbst die Saudis akzeptieren für ihr Öl von China bereits Zahlungen in Renminbi.

  • In den USA erhöhen sich sämtliche Lebensmittel- und Verbraucherpreise. In der Geschichte ging Massenaufständen oft ein Anstieg der Lebensmittelpreise auf ein für viele Haushalte unerschwingliches Niveau voraus. Die Öffentlichkeit hat die Preissteigerungen mittlerweile bemerkt. Etwas Erleichterung dürften den US-Konsumenten die Benzinpreise bringen, aber der Bankensektor wird schwer angeschlagen aus der Krise im Energiesektor hervorgehen. Unterdessen verrotten die Sojabohnen in den Silos, weil die USA mitten im Handelskrieg keine Käufer mehr finden.

  • In Wirklichkeit ist es um die US-Wirtschaft gar nicht gut bestellt. Am Immobilienmarkt deutet sich ein neuer Rückgang an und der Risikofaktor der Subprime-Kredite zieht sich heute durch die gesamte Wirtschaft und alle Branchen. Der Automobil- und Kleinlastermarkt kollabiert bereits. Die Öffentlichkeit lässt sich noch durch die hohen Kurse der Aktienindices blenden, die einen hypnotisierenden Effekt zu haben scheinen.

Wenn die westlichen Zentralbanken die Geldpolitik weiter straffen, sei es durch höhere Zinssätze oder durch Kreditverknappung, wird das eine selbstmörderische Sequenz ins Rollen bringen. Die Randstaaten werden pleite gehen und die Banken des Westens werden auf ihren Forderungen sitzenbleiben. Folglich werden sie sich nach Osten wenden und sich um Zugang zur expandierenden eurasischen Handelszone bemühen, die Wirtschaftswachstum und neuen Wohlstand verspricht.

Unterdessen weisen alle Merkmale des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs die USA als Verlierer aus. China hat andere Verkäufer für die benötigten Produkte gefunden, während die Vereinigten Staaten Käufer verloren haben. Die verrottenden Sojabohnen auf dem Farmland der USA sind ein erschreckendes Beispiel. Gleichzeitig werden die Zollkosten an die US-Haushalte und Unternehmen weitergeben.

Die Trump-Regierung hat also vor allem eine Anhebung der inländischen Preise und eine Abkühlung des Außenhandels erreicht. Es scheint gerechtfertigt, diese Strategie als reinste Stümperei zu bezeichnen. (Allerdings waren die außenpolitischen Vorhaben und Initiativen der US-Regierung seit dem 11. September genau genommen ausnahmslos klägliche Misserfolge.)


Abschließende Bemerkungen zur klugen Taktik Chinas

China weiß seine Mittel immer besser einzusetzen. Das Land ist äußerst erfinderisch in Bezug auf neue Methoden und lässt sich offenbar gut beraten. Die Chinesen haben beispielsweise Angola Geld geliehen, damit das Land seine Staatsschulden innerhalb Afrikas bewältigen kann. Die Quelle dieser Finanzierung waren die US-Treasuries in den Devisenreserven Pekings, doch der Trick ist ein anderer:

Angola wird China das Geld zurückzahlen, nachdem es Rohöl am Offenmarkt in Renminbi verkauft hat. Das Land verkauft Öl nicht mehr für US-Dollars, sondern für Yuan. Die OPEC verliert damit ihre Bedeutung und China entwöhnt die afrikanischen Ölproduzenten vom US-Dollar, indem das Land ihre Verschuldung ausnutzt. Sie werden sehen, wie Nigeria dem Beispiel Angolas folgt.


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