"Freiheit geht über Silber und Gold." - Über die Entstehung und das Scheitern unseres heutigen Schein-Geldes
05.12.2019 | Robert Vitye
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In keinem anderen ökonomischen Bereich ist heute der Mythos von der Notwendigkeit der „ordnenden Hand“ des Staates über das angeblich chaotische, ungeplante und zufallsgetriebene Geschehen am Markt stärker ausgeprägt als im Bereich des Geldes. Angedenk der unheilvollen Währungsgeschichte der vergangenen 100 Jahre erscheint dies mehr als paradox. Die negativen Auswirkungen staatlicher Einmischung in das Geldwesen beschränken sich keineswegs auf die ökonomischen Folgen von Umverteilung durch Inflationierung und Kaufkrafterosion. Vielmehr zementieren sich diese über die letzten 100 Jahre in Phasen unsäglicher Tyrannei, zwei Weltkriegen, einer zunehmenden Bevormundungsbürokratie, immer heftigeren Boom- und Bust-Zyklen inklusive überbordenden Schuldenexzessen sowie weitreichenden Eingriffen in die persönlichen Freiheits- und Eigentumsrechte.
In der aktuellen Papiergeld-Ära, dessen endgültigen Startschuss der damalige US-Präsident Richard Nixon 1971 lieferte, wirkt Gold als Spiegelbild der Währungsverwässerung. Staaten neigen bekanntlich von Natur aus zur Inflation.
Je verzweifelter die Notenbanken ihr Heil im Anwerfen der Druckerpresse suchen, umso mehr entlarvt Gold die Wirkungslosigkeit dieses Unterfangens. Im Gegensatz zur Erhöhung der Menge an Konsum- und Investitionsgütern, infolge von steigender Produktivität, führt die Erhöhung der Geldmenge zu keinerlei Prosperität, sondern lediglich zu Umverteilung von den Fleißigen zu den Währungs-Erstempfängern. Staaten schaffen eben keinen Wohlstand, sondern konsumieren ihn nur!
Rückfall in Kommandowirtschaft oder Renaissance des freien Marktgeldes voraus?
Spätestens mit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2001 sind die systembedingten Fehlallokationen und Instabilitäten offenbar und beschleunigen sich exponentiell. Seither wurde weltweit eine Ära historisch einmaliger Notenbankinterventionen zur Aufrechterhaltung der Schuldentragfähigkeit eingeläutet und das durch zu niedrige Zinsen entstandene Feuer regelmäßig mit Brandbeschleuniger behandelt. Trotz im Zeitverlauf immer aggressiverer Zinssenkungen auf mittlerweile Null und teils darunter, unzähliger Rettungspakete, Anleihe- sowie weiterer Wertpapierkäufe durch die Zentralbanken, vermag eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende nicht mehr gelingen.
Vielmehr häufen sich Finanzblasen, Krisen und Risiken in immer engeren Abständen. Kaum verwunderlich begann die aktuelle säkulare Goldhausse ebenfalls im Jahre 2001 - der produktive Sektor ist per Saldo nicht mehr in der Lage, die Abwertungsrate der Währung gegenüber Gold zu kompensieren. Kurzum: echtes Wachstum findet nicht mehr statt, der Kapitalfonds der Vergangenheit wird sukzessive aufgezehrt.
Ein Ausweg über Verhaltensänderung durch Erkenntnis aus der extremistischen Geldpolitik ist nicht erwartbar. Getreu der Einstein’schen Definition von Wahnsinn, immer wieder Dasselbe zu tun und auf unterschiedliche Ergebnisse zu hoffen, dreht die Interventionsspirale der Notenbanken immer schneller und mündet schon bald in deren nächsten Etappen Helikoptergeld und vermeintlich "moderner monetärer Theorie" (MMT) - klingt wohlfeil, ist nur weder modern noch monetär, sondern in Wahrheit desaströs und hinsichtlich der Wirkungsmechanismen bereits unzählige Male empirisch erprobt - u.a. in Weimar, Simbabwe und Venezuela.
Die Zersetzung unseres Geldsystems findet nicht isoliert statt. Vielmehr schreitet eine Art zusehends autoritärem Kollektivismus über ihren Wegbereiter der Geldpolitik voran und bewirkt schleichend eine sich sichtlich in alle gesellschaftliche Bereiche ausdehnende zentralistische Transformation und Machtkonsolidierung. Die Endstation dieses Prozesses liegt in einem Modell der Zentralverwaltungsökonomie mit staatlich gelenkter Zentralbank als Zentralkomitee und in weiten Teilen ebenfalls staatlich dominiertem Geschäftsbanksystem. Die DDR lässt grüßen.
Die Alternative liegt in einer Rückbesinnung auf die dienende Rolle guten Geldes sowie dessen Entstehung im Wettbewerb der Marktteilnehmer um diejenige Geldart mit dem höchsten Grad der Nutzenstiftung bzw. Bedürfnisbefriedigung. Geld hat überhaupt nichts an sich, was eine staatliche Bevormundung bzw. gar Monopolisierung erforderlich macht. Auch - und gerade in Fragen des Geldwesens - werden Bedürfnisse am effizientesten durch freie Menschen erfüllt.
Gold und Silber sind historisch belegt die besten Bollwerke gegen betrügerische Eigentumsverletzungen durch Inflation und Garanten der Freiheit. Ihre wertvollste Funktion liegt in ihrer natürlichen Limitierung der staatlichen Autorität.
Oder, um es mit den Worten Alan Greenspan zu sagen: "Deficit Spending ist schlicht und ergreifend ein System zur 'versteckten' Enteignung von Vermögen. Gold steht diesem hinterhältigen Prozess im Weg. Es steht für den Schutz von Eigentum. Wenn man das begriffen hat, versteht man auch die Feindschaft der Etatisten gegen den Goldstandard." (zitiert aus: "Gold und wirtschaftliche Freiheit", 1966)
© Robert Vitye
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Dieser Artikel wurde in ähnlicher Form im Edelmetall- & Rohstoffmagazin 2019/20 veröffentlicht. In der 264-seitigen Hochglanzbroschüre werden u. a. rund 40 Minengesellschaften vorgestellt sowie 60 Fachbeiträge und Interviews namhafter Autoren wie z. B. Dimitri Speck, Markus Blaschzok, Uwe Bergold, Dr. Thorsten Polleit, Hannes Huster, Ronald Stöferle, Matthias Weik & Marc Friedrich und J. A. Saiger abgedruckt.