Vom Wirtschaftskrieg zum Währungskrieg - Goldhausse nur einen Trump-Tweet entfernt?
24.08.2018 | Robert Vitye
Viele Investoren sind nach dem jüngsten Kursrückgang der letzten Monate bei den Edelmetallen verunsichert. Zeit für einen Ausblick auf die zukünftigen Aussichten für Gold und Silber.
Zunächst einmal wurde der allgemeine Preisrückgang bei Gold und Silber zuletzt einhellig mit den steigenden Zinsen in den USA begründet. Das Argument, wonach steigende Zinsen Goldpreisanstiegen entgegenstehen, ist zwar weit verbreitet, jedoch inhaltlich falsch, wie unsererseits bereits in früheren Kommentaren beleuchtet und widerlegt: Schaden Zinserhöhungen dem Goldpreis?
Ferner sei ergänzt, dass in den USA derzeit eine Inflationsrate von 2,9% herrscht, die Zinsen jedoch trotz sieben Erhöhungen zwischen 1,75% - 2,0% liegen. Ergo: Der Realzins nach Abzug der Inflation ist über die gesamte Zeit negativ geblieben. Von einer Zinserhöhung kann in der für Investoren einzig maßgeblichen Realzinsbetrachtung keine Rede sein.
Zweites Argument: Die in den USA gestiegenen Zinsen schlagen auf die Emerging Markets wie die Türkei, China, Brasilien, Südafrika etc. durch, die in hohem Maße in US-Dollar verschuldet sind. In der Folge verlieren deren Währungen gegenüber dem US-Dollar, was zu einer weiteren Verschärfung der Auslandsschuldenlast führt und die genannten Länder wiederum in eine wirtschaftliche Schieflage bringt. In der Folge sind diese Länder sowie auch dortige Banken und Konzerne gezwungen, alles zu liquidieren, was sie gegen US-Dollar verkaufen können. Hierzu zählt auch Gold.
Dies führt uns der Wahrheitsfindung schon etwas näher - wenngleich Ursache und Wirkung in fataler Weise verwechselt werden. Nicht die in den USA (geringfügig) gestiegenen Zinsen sind die Ursache für die Probleme der Schwellenländer, sondern vielmehr die in den betreffenden Ländern vorher durch die massive Schuldenaufnahme erzeugten kurzfristigen und nicht nachhaltigen Wirtschaftsaufschwünge.
Es ist ziemlich einfach zu verstehen, dass aufgenommene Schulden bleiben, auch nachdem die daraus resultierende kurzfristige Boom-Wirkung verzogen ist. Natürlich wiegt die verbleibende Schuldenlast umso schwerer, wenn diese auch noch in ausländischer Währung aufgenommen wurde. Auch ist ergänzend nicht von der Hand zu weisen, dass Trumps "America First"-Philosophie sicherlich nichts gegen kurzfristige US-Wachstumsimpulse und Kapitalrückflüsse in die USA, bedingt durch den Rückzug von Anlegern aus Schwellenländern und Verlagerung der Investitionen in die USA, einzuwenden hat.
Dritter Punkt: Handelskrieg, Ausdehnung der Zölle und Unabhängigkeit der Notenbanken. Seit Beginn seiner Amtszeit beklagt Donald Trump die hohen Handelsbilanzdefizite, die die USA v.a. im Handel mit China sowie der EU erwirtschaften - in der EU geht dies allerdings ausschließlich auf Deutschland zurück. Über das Thema könnte man ganze Abhandlungen schreiben. In der Kurzform ist Trumps Argument jedoch nicht von der Hand zu weisen und in der Analyse auf zwei Teilbereiche aufzuteilen:
Höhe der wechselseitigen Zölle: Über alle Produkte betrachtet beträgt die durchschnittliche Zollhöhe in den USA auf Waren aus der EU 3,5%, in der EU auf US-Importe hingegen 5,2%. Somit ist also per Definition die EU um rund 50% protektionistischer als die USA - was auch nicht gänzlich verwundert, da Zölle die einzige direkte Finanzierungsquelle des EU-Haushalts darstellen.
China erhebt noch höhere Zölle auf Einfuhren und belegt ferner dort investierende Firmen auch noch mit hohen Auflagen, was u.a. zum Abfluss (Trump nennt das Diebstahl) geistigen Eigentums Richtung China führt - z.B. indem Investitionen nur im Rahmen von Beteiligungen chinesischer Firmen an in China gegründeten Projektgesellschaften ausländischer Firmen zugelassen werden.
Wechselkurse der Währungen: Zweiter wesentlicher Einflussfaktor der gegenseitigen Handelsbeziehungen neben Zöllen ist der Wechselkurs der Währungen. So kann vereinfacht dargestellt beispielsweise der Effekt einer generellen Zollerhebung von 10% auf sämtliche Einfuhren aus China in die USA durch Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar um 10% vollständig ausgeglichen werden, so dass die Zollerhebung ins Leere läuft.
Gelddrucken aus Gründen der "Nationalen Sicherheit"?
Bereits die Erhebung von Stahl- und Aluminiumzöllen wurden von der Trump-Administration mit der "Nationalen Sicherheit" begründet. Mit diesem Kniff wurden die Regeln der WTO sowie auch der Kongress in den USA übergangen. An dieser Stelle wird es besonders spannend: In den vergangenen Wochen fällt auf, dass Trump immer häufiger öffentlich die FED ins Zentrum seiner Kritik stellt. Damit bricht er ein Tabu, wonach sich Präsidenten aus der Geldpolitik heraushalten, da die Notenbank vermeintlich unabhängig sei. Im Juli hat er die FED öffentlich kritisiert, ihre Zinserhöhungen würden das durch seine Regierung geschaffene Wirtschaftswachstum gefährden.
Vor wenigen Tagen legte er in einem Fox-Interview nochmal kräftig nach und wiederholte und erhärtete seine Kritik. Heute stellte er sogar die kühne Behauptung auf, seine mögliche Amtsenthebung würde zu einem Markt-Crash führen und alle Menschen ärmer machen. An hinreichend Selbstbewusstsein mangelt es dem 45. US-Präsidenten jedenfalls nicht.
Zunächst einmal wurde der allgemeine Preisrückgang bei Gold und Silber zuletzt einhellig mit den steigenden Zinsen in den USA begründet. Das Argument, wonach steigende Zinsen Goldpreisanstiegen entgegenstehen, ist zwar weit verbreitet, jedoch inhaltlich falsch, wie unsererseits bereits in früheren Kommentaren beleuchtet und widerlegt: Schaden Zinserhöhungen dem Goldpreis?
Ferner sei ergänzt, dass in den USA derzeit eine Inflationsrate von 2,9% herrscht, die Zinsen jedoch trotz sieben Erhöhungen zwischen 1,75% - 2,0% liegen. Ergo: Der Realzins nach Abzug der Inflation ist über die gesamte Zeit negativ geblieben. Von einer Zinserhöhung kann in der für Investoren einzig maßgeblichen Realzinsbetrachtung keine Rede sein.
Zweites Argument: Die in den USA gestiegenen Zinsen schlagen auf die Emerging Markets wie die Türkei, China, Brasilien, Südafrika etc. durch, die in hohem Maße in US-Dollar verschuldet sind. In der Folge verlieren deren Währungen gegenüber dem US-Dollar, was zu einer weiteren Verschärfung der Auslandsschuldenlast führt und die genannten Länder wiederum in eine wirtschaftliche Schieflage bringt. In der Folge sind diese Länder sowie auch dortige Banken und Konzerne gezwungen, alles zu liquidieren, was sie gegen US-Dollar verkaufen können. Hierzu zählt auch Gold.
Dies führt uns der Wahrheitsfindung schon etwas näher - wenngleich Ursache und Wirkung in fataler Weise verwechselt werden. Nicht die in den USA (geringfügig) gestiegenen Zinsen sind die Ursache für die Probleme der Schwellenländer, sondern vielmehr die in den betreffenden Ländern vorher durch die massive Schuldenaufnahme erzeugten kurzfristigen und nicht nachhaltigen Wirtschaftsaufschwünge.
Es ist ziemlich einfach zu verstehen, dass aufgenommene Schulden bleiben, auch nachdem die daraus resultierende kurzfristige Boom-Wirkung verzogen ist. Natürlich wiegt die verbleibende Schuldenlast umso schwerer, wenn diese auch noch in ausländischer Währung aufgenommen wurde. Auch ist ergänzend nicht von der Hand zu weisen, dass Trumps "America First"-Philosophie sicherlich nichts gegen kurzfristige US-Wachstumsimpulse und Kapitalrückflüsse in die USA, bedingt durch den Rückzug von Anlegern aus Schwellenländern und Verlagerung der Investitionen in die USA, einzuwenden hat.
Dritter Punkt: Handelskrieg, Ausdehnung der Zölle und Unabhängigkeit der Notenbanken. Seit Beginn seiner Amtszeit beklagt Donald Trump die hohen Handelsbilanzdefizite, die die USA v.a. im Handel mit China sowie der EU erwirtschaften - in der EU geht dies allerdings ausschließlich auf Deutschland zurück. Über das Thema könnte man ganze Abhandlungen schreiben. In der Kurzform ist Trumps Argument jedoch nicht von der Hand zu weisen und in der Analyse auf zwei Teilbereiche aufzuteilen:
Höhe der wechselseitigen Zölle: Über alle Produkte betrachtet beträgt die durchschnittliche Zollhöhe in den USA auf Waren aus der EU 3,5%, in der EU auf US-Importe hingegen 5,2%. Somit ist also per Definition die EU um rund 50% protektionistischer als die USA - was auch nicht gänzlich verwundert, da Zölle die einzige direkte Finanzierungsquelle des EU-Haushalts darstellen.
China erhebt noch höhere Zölle auf Einfuhren und belegt ferner dort investierende Firmen auch noch mit hohen Auflagen, was u.a. zum Abfluss (Trump nennt das Diebstahl) geistigen Eigentums Richtung China führt - z.B. indem Investitionen nur im Rahmen von Beteiligungen chinesischer Firmen an in China gegründeten Projektgesellschaften ausländischer Firmen zugelassen werden.
Wechselkurse der Währungen: Zweiter wesentlicher Einflussfaktor der gegenseitigen Handelsbeziehungen neben Zöllen ist der Wechselkurs der Währungen. So kann vereinfacht dargestellt beispielsweise der Effekt einer generellen Zollerhebung von 10% auf sämtliche Einfuhren aus China in die USA durch Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar um 10% vollständig ausgeglichen werden, so dass die Zollerhebung ins Leere läuft.
Gelddrucken aus Gründen der "Nationalen Sicherheit"?
Bereits die Erhebung von Stahl- und Aluminiumzöllen wurden von der Trump-Administration mit der "Nationalen Sicherheit" begründet. Mit diesem Kniff wurden die Regeln der WTO sowie auch der Kongress in den USA übergangen. An dieser Stelle wird es besonders spannend: In den vergangenen Wochen fällt auf, dass Trump immer häufiger öffentlich die FED ins Zentrum seiner Kritik stellt. Damit bricht er ein Tabu, wonach sich Präsidenten aus der Geldpolitik heraushalten, da die Notenbank vermeintlich unabhängig sei. Im Juli hat er die FED öffentlich kritisiert, ihre Zinserhöhungen würden das durch seine Regierung geschaffene Wirtschaftswachstum gefährden.
Vor wenigen Tagen legte er in einem Fox-Interview nochmal kräftig nach und wiederholte und erhärtete seine Kritik. Heute stellte er sogar die kühne Behauptung auf, seine mögliche Amtsenthebung würde zu einem Markt-Crash führen und alle Menschen ärmer machen. An hinreichend Selbstbewusstsein mangelt es dem 45. US-Präsidenten jedenfalls nicht.