Gold schlägt Dollar
14.10.2018 | Manfred Gburek
Kaum waren die Aktienkurse am vergangenen Donnerstag weltweit eingebrochen, da begannen Börsianer auch schon mit der Ursachenforschung. Als wenn sich allein aus einem Tagesereignis irgendwelche Rückschlüsse auf langjährige Ursachen ergeben könnten. Im Übrigen sind diese ja längst bekannt: Handelskrieg, höhere Zinsen und Überbewertung der Aktien in Amerika, Italiens Schuldenorgie und Brexit in Europa, Immobilienblase in Amerika und Europa, Überschuldung der Schwellen- und Entwicklungsländer in Dollar und so weiter.
Nicht einmal der entscheidende Auslöser des Kurseinbruchs lässt sich ermitteln. Viel spricht für irgendeinen unzeitgemäßen Algorithmus. Oder dafür, dass ein Investmentbanker aus Versehen den falschen Knopf gedrückt hat. Mit etwas Glück werden wir in den kommenden Wochen etwas mehr über die wahren Ursachen erfahren – falls bis dahin nicht viel gravierendere Ereignisse an den Aktienkursen gerüttelt und geschüttelt haben werden.
Ähnliches wie mit Aktien geschah mit dem Gold, allerdings in umgekehrter Richtung. Sein zunächst abwärts gerichteter Preistrend war bis vor etwa zwei Monaten durch tendenzielle Rückschläge vonseiten der Derivate geprägt. Diese trieben zwar auch noch danach ihr Unwesen, konnten den Preis aber nicht mehr nachhaltig drücken. Folglich bildete sich, wenn man die Preisausschläge glättete, eine Seitwärtsbewegung heraus.
In sie platzte dann am vergangenen Donnerstag ein Preissprung von mehr als 2 Prozent, der neben dem Gold auch Silber und Minenaktien nach oben zog. Deren Kurse schossen zum Teil sogar mit zweistelligen Prozenten in die Höhe. So etwas gilt erfahrungsgemäß als positives Zeichen sowohl für die Preise von Gold und Silber als auch für die Kurse der Minenaktien.
Doch oh weh, am Freitag mochten die Preise beider Edelmetalle sich noch so tapfer geschlagen haben, an der Abwärtsbewegung der Minenaktien konnten sie nicht viel ändern – womit wieder die Frage nach den Ursachen hochkocht, ohne allerdings beantwortet werden zu können. Indes, zumindest diese Erkenntnis ist uns geblieben: Gold und Silber in Metallform bilden eine andere Anlageklasse als die Minenaktien.
Wie steht es um das Verhältnis von Goldpreis und Aktienkursen außerhalb des Minensektors? Bilden sie eine negative Korrelation, steigt also der Goldpreis, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt? Dafür gibt es bei langfristiger Betrachtung kaum einen stichhaltigen Nachweis. Wie aus einer Bloomberg-Studie zu amerikanischen Aktien hervorgeht, haben sich im Lauf der Börsengeschichte negative und positive Korrelationen abgelöst, ohne dass irgendein klarer Zusammenhang zu erkennen war.
Es gab bestenfalls zeitliche Verschiebungen der Art, dass Anleger vorübergehend ins Gold flüchteten, als ihnen Aktien nicht geheuer vorkamen. Das geschah zum Beispiel einige Male während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts und nach dem Crash von 1987. Von 2003 bis 2011 entstand sogar eine positive Korrelation.
Aktuell zeichnet sich eine besonders spannende Entwicklung ab: Gold gegen Dollar. Beide gelten, historisch betrachtet, als sicherer Hafen – aber nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt. Während Gold in den 70er Jahren dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger entsprach, löste der Dollar das Edelmetall als sicheren Hafen ab, nachdem US-Präsident Ronald Reagan an die Macht gekommen war. Während der Reagan-Ära kehrte Vertrauen in den Dollar zurück, auch bedingt durch extrem hohe Zinsen im zweistelligen Prozentbereich.
Wie steht es darum heute? Das Zinsniveau ist zwar noch weit vom zweistelligen Bereich entfernt, aber US-Präsident Donald Trump nimmt jede Gelegenheit wahr, um den von ihm eingesetzten Fed-Chef Jerome Powell wegen dessen rigider Zinspolitik zu beschimpfen. Dies und die Tatsache, dass die USA extrem hoch verschuldet sind, droht allmählich am Dollar als sicherem Hafen zu nagen. Von daher gesehen hat Gold also die Chance, den Dollar in dieser Funktion abzulösen.
Begriffe wie Dollarstärke oder Dollarschwäche implizieren unter anderem die Frage: In welcher Währung wird der Wert des Goldes überhaupt gemessen? Es kann nämlich sein, dass beide Begriffe in die Irre führen, je nachdem, ob man den Dollar in Euro und Schweizer Franken misst (also in relativ stabilen Währungen) oder in Yuan und Rubel, die derzeit beide schwach tendieren. Dementsprechend ist der Dollar für die einen Länder eine schwache, für die anderen Länder dagegen eine starke Währung. Und weil der Goldpreis international in Dollar gemessen wird, sind Anleger aus Ländern mit schwachen Währungen bestrebt, gleichermaßen am Gold und am Dollar zu verdienen.
Werfen wir noch einen spekulativen Blick in die Zukunft. Ausgangspunkt ist ein Euro, der sich im Verhältnis zum Dollar wie auch zum Gold kaum von der Stelle bewegt. Der amerikanische Präsident wird auch nach der Zwischenwahl vom 6. November unberechenbar bleiben. Das heißt, er wird die Beschimpfung des Fed-Chefs so lange fortsetzen, bis dieser einknickt und den Leitzins nicht wie angestrebt weiter erhöht - oder indem er abdankt. Daraus lässt sich zumindest eines schließen: Dass die Tage eines starken Dollars bis auf Weiteres gezählt sind.
Setzen wir die Spekulation auf diesem Gedanken basierend fort, sind die Aussichten für den Goldpreis und mit ihm auch für den Silberpreis recht ordentlich. Vorher muss es allerdings noch zu einer Initialzündung größeren Ausmaßes kommen; der vergangene Donnerstag hat diesbezüglich noch nicht genug gebracht. Umso mehr steigt jetzt die Spannung.
Übrigens habe ich in meinem neuen Ebook fünf Kapitel dem Thema Gold und Silber gewidmet. Details erhalten Sie über diesen Link.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Deutschland wird platt gemacht
Nicht einmal der entscheidende Auslöser des Kurseinbruchs lässt sich ermitteln. Viel spricht für irgendeinen unzeitgemäßen Algorithmus. Oder dafür, dass ein Investmentbanker aus Versehen den falschen Knopf gedrückt hat. Mit etwas Glück werden wir in den kommenden Wochen etwas mehr über die wahren Ursachen erfahren – falls bis dahin nicht viel gravierendere Ereignisse an den Aktienkursen gerüttelt und geschüttelt haben werden.
Ähnliches wie mit Aktien geschah mit dem Gold, allerdings in umgekehrter Richtung. Sein zunächst abwärts gerichteter Preistrend war bis vor etwa zwei Monaten durch tendenzielle Rückschläge vonseiten der Derivate geprägt. Diese trieben zwar auch noch danach ihr Unwesen, konnten den Preis aber nicht mehr nachhaltig drücken. Folglich bildete sich, wenn man die Preisausschläge glättete, eine Seitwärtsbewegung heraus.
In sie platzte dann am vergangenen Donnerstag ein Preissprung von mehr als 2 Prozent, der neben dem Gold auch Silber und Minenaktien nach oben zog. Deren Kurse schossen zum Teil sogar mit zweistelligen Prozenten in die Höhe. So etwas gilt erfahrungsgemäß als positives Zeichen sowohl für die Preise von Gold und Silber als auch für die Kurse der Minenaktien.
Doch oh weh, am Freitag mochten die Preise beider Edelmetalle sich noch so tapfer geschlagen haben, an der Abwärtsbewegung der Minenaktien konnten sie nicht viel ändern – womit wieder die Frage nach den Ursachen hochkocht, ohne allerdings beantwortet werden zu können. Indes, zumindest diese Erkenntnis ist uns geblieben: Gold und Silber in Metallform bilden eine andere Anlageklasse als die Minenaktien.
Wie steht es um das Verhältnis von Goldpreis und Aktienkursen außerhalb des Minensektors? Bilden sie eine negative Korrelation, steigt also der Goldpreis, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt? Dafür gibt es bei langfristiger Betrachtung kaum einen stichhaltigen Nachweis. Wie aus einer Bloomberg-Studie zu amerikanischen Aktien hervorgeht, haben sich im Lauf der Börsengeschichte negative und positive Korrelationen abgelöst, ohne dass irgendein klarer Zusammenhang zu erkennen war.
Es gab bestenfalls zeitliche Verschiebungen der Art, dass Anleger vorübergehend ins Gold flüchteten, als ihnen Aktien nicht geheuer vorkamen. Das geschah zum Beispiel einige Male während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts und nach dem Crash von 1987. Von 2003 bis 2011 entstand sogar eine positive Korrelation.
Aktuell zeichnet sich eine besonders spannende Entwicklung ab: Gold gegen Dollar. Beide gelten, historisch betrachtet, als sicherer Hafen – aber nicht gleichzeitig, sondern zeitversetzt. Während Gold in den 70er Jahren dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger entsprach, löste der Dollar das Edelmetall als sicheren Hafen ab, nachdem US-Präsident Ronald Reagan an die Macht gekommen war. Während der Reagan-Ära kehrte Vertrauen in den Dollar zurück, auch bedingt durch extrem hohe Zinsen im zweistelligen Prozentbereich.
Wie steht es darum heute? Das Zinsniveau ist zwar noch weit vom zweistelligen Bereich entfernt, aber US-Präsident Donald Trump nimmt jede Gelegenheit wahr, um den von ihm eingesetzten Fed-Chef Jerome Powell wegen dessen rigider Zinspolitik zu beschimpfen. Dies und die Tatsache, dass die USA extrem hoch verschuldet sind, droht allmählich am Dollar als sicherem Hafen zu nagen. Von daher gesehen hat Gold also die Chance, den Dollar in dieser Funktion abzulösen.
Begriffe wie Dollarstärke oder Dollarschwäche implizieren unter anderem die Frage: In welcher Währung wird der Wert des Goldes überhaupt gemessen? Es kann nämlich sein, dass beide Begriffe in die Irre führen, je nachdem, ob man den Dollar in Euro und Schweizer Franken misst (also in relativ stabilen Währungen) oder in Yuan und Rubel, die derzeit beide schwach tendieren. Dementsprechend ist der Dollar für die einen Länder eine schwache, für die anderen Länder dagegen eine starke Währung. Und weil der Goldpreis international in Dollar gemessen wird, sind Anleger aus Ländern mit schwachen Währungen bestrebt, gleichermaßen am Gold und am Dollar zu verdienen.
Werfen wir noch einen spekulativen Blick in die Zukunft. Ausgangspunkt ist ein Euro, der sich im Verhältnis zum Dollar wie auch zum Gold kaum von der Stelle bewegt. Der amerikanische Präsident wird auch nach der Zwischenwahl vom 6. November unberechenbar bleiben. Das heißt, er wird die Beschimpfung des Fed-Chefs so lange fortsetzen, bis dieser einknickt und den Leitzins nicht wie angestrebt weiter erhöht - oder indem er abdankt. Daraus lässt sich zumindest eines schließen: Dass die Tage eines starken Dollars bis auf Weiteres gezählt sind.
Setzen wir die Spekulation auf diesem Gedanken basierend fort, sind die Aussichten für den Goldpreis und mit ihm auch für den Silberpreis recht ordentlich. Vorher muss es allerdings noch zu einer Initialzündung größeren Ausmaßes kommen; der vergangene Donnerstag hat diesbezüglich noch nicht genug gebracht. Umso mehr steigt jetzt die Spannung.
Übrigens habe ich in meinem neuen Ebook fünf Kapitel dem Thema Gold und Silber gewidmet. Details erhalten Sie über diesen Link.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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