Silber: Das Bild hellt sich leicht auf, trotzdem ist Vorsicht geboten!
16.10.2018 | Florian Grummes
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Die relativ günstige Ausgangslage bei den Sentimentdaten ist in den letzten Tagen aufgrund der Preisanstiege verschwunden. Teilweise liegen vor allem bei den kurzfristigen Sentiment-Signalen bereits erste klare Warnzeichen vor. Insbesondere die beiden Minen ETFs GDX und GDXJ sind schon relativ weit in die Zone des übertriebenen Optimismus vorgedrungen. Auch die wöchentliche Kitco Gold Umfrage erscheint zu einseitig und zu bullisch.Insgesamt liefert die Sentimentanalyse trotz der lediglich überschaubaren Erholung ein erstes Warnsignal.
4. Saisonalität:
Seit Ende Mai weigert sich der Silberpreis seinem über Jahrzehnte etablierten saisonalen Muster zu folgen. Für den Monat Oktober wären nun statistisch betrachtet eigentlich fallende Kurse zu erwarten. Bislang ist aber eine Erholung zu beobachten.
Kurzfristig liefert die saisonale Komponente ein Verkaufssignal, ab Ende Oktober kam es im Durchschnitt der letzten vierzig Jahre dann bis Mitte Dezember meist zu einer deutlichen Aufwärtsbewegung.
5. Silber in EUR
Rückblick:
In Euro gerechnet hat sich der Silberpreis seit dem Hoch am 15.Juni bei 15,32 EUR zwischenzeitlich bis auf 12,03 USD um knapp 21,5% verbilligt. Das brachte zwar einerseits die erneute Chance, günstig Silberbestände aufzustocken, andererseits nimmt das Leid der Investierten damit kein Ende.
Immerhin gelang nach einer zähen Bodenbildung im September zuletzt zumindest ansatzweise der Befreiungsschlag, denn Silber tastet sich seit 16 Handelstagen langsam in Richtung der Marke von 13,00 EUR vor. Der dabei erfolgte vorübergehende Rücksetzer bis auf 12,33 EUR brachte ein klar höheres Tief und eröffnet jetzt die Chance auf einen neuen Aufwärtstrend.
Euro-Silber Tageschart:
Auf dem Tageschart konnte sich der Euro-Silberpreis erneut über seine 50-Tagelinie (12,59 EUR) vorkämpfen. Die Bullen legen damit den ersten wichtigen Grundstein für eine größere Gegenbewegung/Erholung bzw. eventuell sogar für eine neue große Aufwärtswelle. Können sich die Notierungen nun oberhalb von 12,60 EUR halten, steht einem weiteren Anstieg bis an das obere Bollinger Band (12,90 EUR) sowie der Abwärtstrendlinie bei 13,10 EUR eigentlich nichts mehr im Wege.
Die Stochastik bestätigt den kurzfristigen Aufwärtstrend mit einem neuen Kaufsignal. MACD und RSI sind ebenfalls bullisch. Das mittelfristige Ziel ist die fallende 200-Tagelinie (13,43 EUR). Zuvor muss aber die starke Widerstandszone um 13,00 - 13,25 EUR überwunden werden. Am wahrscheinlichsten wäre es, dass die 200-Tagelinie bis in diese Zone gefallen ist, bevor es zu einem Zusammentreffen mit dem Preisgeschehen kommt. Solange sich der Eurosilber-Tageschart klar unterhalb seiner 200-Tagelinie bewegt, sind alle Erholungen lediglich als Gegenbewegung innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends einzustufen.
Zusammengefasst ist der Tageschart aufgrund des höheren Tiefs sowie dem Kaufsignal bei der Stochastik mit "bullisch" einzustufen. Um das große Bild zugunsten der Bullen zu drehen, muss aber erst die entscheidende Abwärtstrendlinie (aktuell ca. 14,35 EUR) geknackt werden. Bis dahin liegt noch eine lange Wegstrecke vor den Silberbullen.
Handelsempfehlung:
Silber bleibt stark unterbewertet. Die zuletzt ausgesprochene Kaufempfehlung um und unterhalb von 12,00 EUR hat gegriffen. Ab jetzt ist Silber eine Halteposition.
6. Zusammenfassung & Konklusion
Am letzten Donnerstag konnten sich Silber und vor allem der Goldpreis endlich aus der zähen Seitwärtsphase der letzten Wochen mit einem Kraftakt befreien. Gold konnte sich dabei mit 1.233 USD auf den höchsten Stand seit dem 26. Juli erholen. Silber hingegen hinkt weiterhin hinterher und verfügt daher über ein deutliches Aufholpotential. Gleichzeitig hat der Befreiungsschlag durch die zähe und mühsame Bodenbildung bereits viel Kraft gekostet, so dass eine weitere Abwärtswelle weder beim Gold noch beim Silber ausgeschlossen werden kann. Auf beiden Tagescharts könnte sich die Erholung der letzten Tage noch als bärische Flagge entpuppen.
Für den Silberpreis eröffnet ein Anstieg über 14,90 USD die Chance auf weitere Kursgewinne bis auf 15,20 USD und eventuell 15,50 - 15,65 USD. Alles andere ist zunächst Wunschdenken und wenig realistisch. Beim Goldpreis könnte die Erholung noch bis mindestens 1.240 USD, maximal aber bis 1.270 USD laufen, bevor ein erneuter Rücksetzer über die weitere Entwicklung entscheidet.
Insgesamt fällt es weiterhin schwer, die träge und wenig dynamische Kursentwicklung der letzten Wochen als wirklich bullisch einzustufen.
© Florian Grummes
www.goldnewsletter.de
Quelle: pro aurum Silberedition vom 16.10.2018
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