Edelmetalle Aktuell
10.02.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Die Edelmetalle werden diese Woche wohl mit deutlichen Gewinnen abschließen, einmal mehr getrieben von einem höheren Ölpreis und einem schwächeren Dollar. Die hohen Preise, welche die Metalle heute Morgen verzeichneten, stehen dabei in einem scharfen Kontrast zu den Verlusten, die sie noch am letzten Freitag erlitten hatten.
Die Erholung begann schon vor dem letzten Wochenende kurz vor Börsenschluss in New York und diese erste Kaufwelle dauerte dann auch bis zum Mittwochnachmittag an. Erst dann gab es einen leichten Rückschlag nach der Veröffentlichung der neuesten Zahlen zu den US-Lagerbeständen bei Öl. Das Gold verlor in diesem Umfeld 1,5 Prozent an Wert, bevor sich der Wind am Donnerstagnachmittag schon wieder drehte. Hier sorgte dann eine Welle von Käufen durch US-Fonds für einen Anstieg auf neue Wochenhöchstkurse. Die neuerliche Nachfrage wurde unter anderem von Kommentaren seitens der Europäischen Zentralbank ausgelöst, in denen für die kommenden Monate weitere Zinserhöhungen in Europa nicht ausgeschlossen wurden. Diese Bemerkungen sorgten für eine Schwächung des Dollars gegenüber dem Euro, der auf über 1,30 zulegen konnte. Außerdem wurde die Rallye auch durch Bemerkungen des iranischen Führers Ali Khamenei angetrieben, der sagte, dass der Iran für den Fall eines Angriffs US-Ziele attackieren würde. Khameneis Äußerungen waren eine Reaktion auf die amerikanischen Truppenverstärkungen im Persischen Golf durch einen weiteren Flugzeugträger.
Die Edelmetalle befinden sich auf dem momentanen Niveau nun am Scheideweg. Sollten sie nicht über das aktuelle Preisniveau hinaus zulegen können, könnte der jüngste Aufwärtstrend endgültig gebrochen werden. Wenn sie es aber schaffen, die gerade ereichten Höchstkurse noch zu überschreiten, sind auch deutlich höhere Notierungen nicht länger auszuschließen.
Das gelbe Metall begann am Montag bei 648 $ je Unze und fiel dann relativ rasch auf den tiefsten Kurs der Woche bei 646 $ je Unze zurück. Schon im Verlauf des Tages stieg die Notierung aber vor dem Hintergrund eines steigenden Ölpreises an, und bis zum Dienstag erreichte der Goldpreis ein vorläufiges Hoch von 658,25 $ je Unze.
Berichte über hohe Energievorräte in den USA schickten danach den Ölpreis aber erst einmal auf Talfahrt und das gelbe Metall folgte ihm umgehend. Die Notierung fiel dabei bis auf den Eröffnungskurs dieser Woche zurück, nur allerdings, um danach ein weiteres Mal deutlich zuzulegen. Im weiteren Verlauf kletterte der Ölpreis dann auf über 60 $ je Barrel. Verantwortlich hierfür war das vergleichsweise kalte Wetter auf der Nordhalbkugel, aber auch die jüngsten verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und den USA. Hinzu kam noch der Anstieg des Euro/Dollar-Wechselkurses auf über 1,30. Vor diesem Hintergrund stieg das Gold auf einen neuen Höchstkurs von 661 $ je Unze an und erreichte damit fast wieder das Hoch der vergangenen Woche. Der Schlusskurs gestern Abend in New York war sogar der höchste seit dem 14. Juli des vergangenen Jahres. Bis jetzt konnte das gelbe Metall die charttechnische Doppelspitze der letzten beiden Wochen nicht nach oben durchstoßen. Allerdings sollte die Situation aufmerksam beobachtet werden, denn für den Fall, dass dieses dem Edelmetall doch noch gelingt, kann es leicht um weitere 10 $ je Unze zulegen, bevor es wieder auf Widerstand stößt.
Auf der anderen Seite würde das Gold erst an Glanz verlieren, wenn es unter das Niveau von 640 $ je Unze einbrechen sollte. Für die nächsten Tage halten wir dieses für einigermaßen unwahrscheinlich.
Während Händler über eine gute Nachfrage durch Privatkunden berichten, halten sich die industriellen Endverbraucher, aber auch die europäischen Schmuckproduzenten mit Käufen auffallend zurück. Anders präsentiert sich die Situation dagegen in Indien: Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters liegt der Goldabsatz auf dem Subkontinent derzeit vergleichsweise hoch. Einer der Gründe hierfür sei die momentan laufende Hochzeitssaison, die noch einen weiteren Monat andauern werde. Ein Stück weit neutralisiert werden solche Erfolgsmeldungen allerdings, wenn man auf der Angebotsseite die Entwicklung der Situation im Recyclingbereich beobachtet. So berichten unsere Kollegen in Hongkong, dass unverändert große Mengen Gold aus China zur Aufarbeitung eingeliefert werden. Ähnliche Nachrichten erreichen die Edelmetallhändler auch vom wichtigen Goldmarkt Türkei.
Der Ankauf von Scheidgut, aber auch die Übernahme von lokaler Neuproduktion dürfte einer der wichtigsten Gründe dafür gewesen sein, dass einige Zentralbanken in letzter Zeit eine leichte Erhöhung ihrer Goldreserven ausgewiesen haben. Zu diesen Notenbanken gehören jene Russlands, Kasachstans, der Philippinen und Griechenlands. Wir glauben allerdings, dass in diesem Quartett lediglich die russische Zentralbank eine strategische Anhebung der Goldreserven verfolgt.
Von den internationalen Goldminen gab es in dieser Woche wieder eine Reihe von Nachrichten, sie können bei Interesse ebenfalls über die Link-Sektion dieses Berichts aufgerufen werden.
Bei seinen Bewegungen hängt das weiße Metall nach wie vor Rockzipfel des großen Bruders Gold. Am letzten Freitag schloss es dabei bei nahezu 13,40 $ je Unze und damit ein Prozent über dem Tiefststand, den es vorher an diesem Tag erreicht hatte. Auf dem genannten Schlusskurs begann dann auch der Handel am Montag; auch hier, wie schon beim Gold, folgte rasch ein Test der unteren Seite und das Erreichen des Wochentiefskurses.
Aus den bereits beim Gold aufgeführten Gründen und obwohl auch beim Silber über einen starken Anstieg der Einlieferungen von Scheidgut berichtet wird, stieg die Notierung für das weiße Metall später rasch auf 13,82 $ je Unze an. Aber, wie schon beim gelben Metall, konnte dieser vorläufige Höchstkurs nicht verteidigt werden. Die anschließende Korrektur brachte stattdessen wieder Kurse von 13,45 $ je Unze, aber auch sie war nur von kurzer Dauer.
Als das Gold drehte und sein neues 10-Monatshoch auf Basis des Schlusskursus erreichte, wollte auch das Silber dem nicht nachstehen. Es stieg schnell wieder auf ein Niveau über der Marke von 13,80 $ an und heute Morgen erreichte es schließlich dann sein Wochenhoch bei 13,89 $ je Unze.
Auch wenn wir, wie an dieser Stelle schon mehrfach berichtet, fundamental keine Rechtfertigung für den jüngsten Preisanstieg sehen können, kann nicht bestritten werden, dass das charttechnische Umfeld durchaus positiv aussieht. Und Letzteres ist für Investoren und Spekulanten am Ende entscheidend. Um die hohen, an das Metall formulierten Ansprüche zu erfüllen, muss dieses nun über 13,92 $ je Unze klettern und dann auch noch die psychologisch wichtige Marke von 14 $ je Unze nehmen. Sollte das Silber hier erfolgreich sein, kann es dann vergleichsweise schnell auf die Höchstkurse vom vergangenen Dezember bei rund 14,20 $ je Unze steigen.
Während es, wie beschrieben, von der Industrie derzeit nicht viel Unterstützung für den Silberpreis gibt, bleiben die Investoren im Boot: Gestern alleine wurden über 5 Millionen Unzen (155 t) Silber in Form des in New York an der Börse notierten ETFs verkauft.
Dies, wie auch der auf den Endverbrauchern lastende Druck bei Gelegenheit wieder Metall kaufen zu müssen, dürfte dafür sorgen, dass ein schneller Test der wichtigen charttechnischen Unterstützung bei 13,30 $ je Unze in Kürze wohl eher nicht erfolgen wird.
Nach den späten und deutlichen Verlusten des Platinpreises am letzten Freitag, konnte das weiße Metall im Verlauf dieser Woche wieder massiv zulegen. Gleich zweimal, zunächst in der Wochenmitte und dann wieder heute Morgen, erreichte die Notierung dabei 1.200 $ je Unze. Sie überstieg damit den Höchstkurs der vergangenen Woche um rund ein Prozent.
Die industrielle Nachfrage in Europa, aber auch an der Shanghai Gold Exchange war in den vergangenen Tagen eher schwach. Offensichtlich schreckt die Verbraucher der hohe Platinpreis nach wie vor ab. Ob die Entscheidung, mit Käufen zu warten, richtig ist, bleibt indes abzuwarten. Wir glauben, dass die Metallnotierung auch weiterhin sehr gut unterstützt bleibt und dass der Preis für den Fall, dass die psychologisch wichtige Marke von 1.200 $ je Unze endgültig durchbrochen werden kann, schnell noch einmal um zwei bis drei Prozent zulegen könnte.
In dieser Woche gab es eine Reihe von Nachrichten von Seiten der Minen. Die für den Preis positivsten Meldungen waren jene über ein Andauern des Streiks in der südafrikanischen Modikwa-Mine und über neue Tarifauseinandersetzungen bei den beiden größten Platinproduzenten Implats und Anglo Platinum, die ebenfalls in einem Streik enden könnten.
Dazu kommt, dass bei der Nummer drei in Südafrika, Lonmin, noch immer die Schmelze repariert wird, was zumindest aktuell zu einem erheblichen Produktionsausfall führt.
Keinen direkten Einfluss auf dem Platin- und Palladiumpreis hatten dagegen Meldungen, nach denen Vladimir Potanin, der größte Anteilseigner am russischen Minengiganten Norilsk, sagte, dass eine mögliche zukünftige Übernahme seines Unternehmens durch den Staat "keine Tragödie" sein würde. Norilsk wird von Beobachtern immer wieder als eines der möglichen Übernahmeziele für den Kreml genannt, der sich in jüngster Zeit mehr und mehr wieder einen Zugriff auf strategische Rohstoffproduzenten sichert.
Weitere Nachrichten zum Thema Platin finden sich in der Liste der Internet-Links in diesem Bericht. Mit einem Doppelklick auf die Überschrift lässt sich die jeweilige Meldung aufrufen.
Aufkommende Diskussionen über größere Palladiumlieferungen aus Russland in die Schweiz konnten die Anhänger des weißen Metalls in dieser Woche wenig erschüttern. Unterstützt durch die Stärke der anderen Edelmetalle handelte das Palladium in einer Spanne zwischen 331 $ und 344 $ je Unze. Mit dem Hoch von heute Morgen in Höhe von 341 $ je Unze war das Palladium im Gegensatz zum Platin jedoch nicht in der Lage, ein neues Wochenhoch zu erreichen. Bestand hatte stattdessen weiter jener Höchstkurs, der schon am Mittwoch erreicht worden war.
Dieses Niveau bildet jetzt auch einen wichtigen Chartpunkt und sollte er am Ende doch noch durchbrochen werden, könnte der Wert des Metalls schnell auf das Januarhoch bei 352 $ je Unze klettern. Für den Fall, dass auch dieser Preis und dann noch zusätzlich der Höchstkurs von August bei 355 $ je Unze überschritten wird, sind weitere, deutliche Gewinne nicht auszuschließen.
Noch ist es aber nicht so weit, wir empfehlen industriellen Endverbrauchern mit einem regelmäßigen Bedarf trotzdem, über eine zumindest mittelfristige Preissicherung nachzudenken. Eine mögliche Strategie zum Beispiel für Juni könnte sein, Kaufoptionen mit einem Ausübungspreis bei 365 $ je Unze zu kaufen und dieses durch einen Verkauf der doppelten Menge von Verkaufsoptionen mit einem Ausübungspreis bei 325 $ je Unze zu finanzieren. Für den Fall, dass die Verkaufsoption (auf einem dann relativ günstigen Niveau) ausgeübt werden sollte, könnte eventuell überschüssiges Material per Termingeschäft vom Fälligkeitsmonat der Option weg auf einen zukünftigen Bedarfsmonat hinverlagert werden.
Der erwartete Anstieg des Rhodiumpreises kam schon in dieser Woche und damit überraschend schnell: Kaufinteresse, das zumeist von Händlern ausging, war dafür verantwortlich, dass der Wert des weißen Metalls auf 6.000 $ je Unze stieg und damit auf das höchste Niveau seit Mitte Mai 2006. Damals hatte der Höchstkurs bei 6.250 $ je Unze gelegen.
Aktuell fällt es dem Rhodium allerdings schwer, am laufenden Band neue Höchstkurse zu produzieren. Immer wieder kommt es zu Gewinnmitnahmen von Händlern bzw. Spekulanten, deren Abgaben den Preis für das teuerste Edelmetall dann zumindest vorübergehend wieder unter Druck setzen. So auch heute, als der Markt am Nachmittag einmal mehr leicht nachgab.
Mittelfristig betrachtet bleiben wir allerdings positiv eingestellt und empfehlen deshalb industriellen Endverbrauchern weiter, Rückschläge beim Preis für Käufe zu nutzen.
Ausgeblieben sind in dieser Woche Überraschungen beim Ruthenium: Dies heißt, dass der Aufwärtstrend der letzten Wochen und Monate auch in diesen Tagen angehalten hat. Angesichts einer Kombination von industriellen und spekulativen Käufen, legte das Metall diesmal um weitere 50 Dollars auf 870 $ je Unze zu.
Mit einem Paukenschlag verabschiedete sich in dieser Woche die 10-monatige Stillstandsphase beim Iridiumpreis. Vereinzelte industrielle Nachfrage sorgte zu Beginn der Woche für einen leichten Anstieg der Notierung und dieser Umstand sorgte umgehend für Aufmerksamkeit im Lager der Händler und Spekulanten. Diese dürften keine Chance gehabt haben, größere Mengen des mit fünf Tonnen Jahresproduktion äußerst raren Metalls an sich zu reißen, nichtsdestotrotz wurde der Preis im Verlauf der Woche auf 450 $ je Unze angehoben.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (09.02.2007, 16 Uhr)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Die Edelmetalle werden diese Woche wohl mit deutlichen Gewinnen abschließen, einmal mehr getrieben von einem höheren Ölpreis und einem schwächeren Dollar. Die hohen Preise, welche die Metalle heute Morgen verzeichneten, stehen dabei in einem scharfen Kontrast zu den Verlusten, die sie noch am letzten Freitag erlitten hatten.
Die Erholung begann schon vor dem letzten Wochenende kurz vor Börsenschluss in New York und diese erste Kaufwelle dauerte dann auch bis zum Mittwochnachmittag an. Erst dann gab es einen leichten Rückschlag nach der Veröffentlichung der neuesten Zahlen zu den US-Lagerbeständen bei Öl. Das Gold verlor in diesem Umfeld 1,5 Prozent an Wert, bevor sich der Wind am Donnerstagnachmittag schon wieder drehte. Hier sorgte dann eine Welle von Käufen durch US-Fonds für einen Anstieg auf neue Wochenhöchstkurse. Die neuerliche Nachfrage wurde unter anderem von Kommentaren seitens der Europäischen Zentralbank ausgelöst, in denen für die kommenden Monate weitere Zinserhöhungen in Europa nicht ausgeschlossen wurden. Diese Bemerkungen sorgten für eine Schwächung des Dollars gegenüber dem Euro, der auf über 1,30 zulegen konnte. Außerdem wurde die Rallye auch durch Bemerkungen des iranischen Führers Ali Khamenei angetrieben, der sagte, dass der Iran für den Fall eines Angriffs US-Ziele attackieren würde. Khameneis Äußerungen waren eine Reaktion auf die amerikanischen Truppenverstärkungen im Persischen Golf durch einen weiteren Flugzeugträger.
Die Edelmetalle befinden sich auf dem momentanen Niveau nun am Scheideweg. Sollten sie nicht über das aktuelle Preisniveau hinaus zulegen können, könnte der jüngste Aufwärtstrend endgültig gebrochen werden. Wenn sie es aber schaffen, die gerade ereichten Höchstkurse noch zu überschreiten, sind auch deutlich höhere Notierungen nicht länger auszuschließen.
- Gold
Das gelbe Metall begann am Montag bei 648 $ je Unze und fiel dann relativ rasch auf den tiefsten Kurs der Woche bei 646 $ je Unze zurück. Schon im Verlauf des Tages stieg die Notierung aber vor dem Hintergrund eines steigenden Ölpreises an, und bis zum Dienstag erreichte der Goldpreis ein vorläufiges Hoch von 658,25 $ je Unze.
Berichte über hohe Energievorräte in den USA schickten danach den Ölpreis aber erst einmal auf Talfahrt und das gelbe Metall folgte ihm umgehend. Die Notierung fiel dabei bis auf den Eröffnungskurs dieser Woche zurück, nur allerdings, um danach ein weiteres Mal deutlich zuzulegen. Im weiteren Verlauf kletterte der Ölpreis dann auf über 60 $ je Barrel. Verantwortlich hierfür war das vergleichsweise kalte Wetter auf der Nordhalbkugel, aber auch die jüngsten verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und den USA. Hinzu kam noch der Anstieg des Euro/Dollar-Wechselkurses auf über 1,30. Vor diesem Hintergrund stieg das Gold auf einen neuen Höchstkurs von 661 $ je Unze an und erreichte damit fast wieder das Hoch der vergangenen Woche. Der Schlusskurs gestern Abend in New York war sogar der höchste seit dem 14. Juli des vergangenen Jahres. Bis jetzt konnte das gelbe Metall die charttechnische Doppelspitze der letzten beiden Wochen nicht nach oben durchstoßen. Allerdings sollte die Situation aufmerksam beobachtet werden, denn für den Fall, dass dieses dem Edelmetall doch noch gelingt, kann es leicht um weitere 10 $ je Unze zulegen, bevor es wieder auf Widerstand stößt.
Auf der anderen Seite würde das Gold erst an Glanz verlieren, wenn es unter das Niveau von 640 $ je Unze einbrechen sollte. Für die nächsten Tage halten wir dieses für einigermaßen unwahrscheinlich.
Während Händler über eine gute Nachfrage durch Privatkunden berichten, halten sich die industriellen Endverbraucher, aber auch die europäischen Schmuckproduzenten mit Käufen auffallend zurück. Anders präsentiert sich die Situation dagegen in Indien: Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters liegt der Goldabsatz auf dem Subkontinent derzeit vergleichsweise hoch. Einer der Gründe hierfür sei die momentan laufende Hochzeitssaison, die noch einen weiteren Monat andauern werde. Ein Stück weit neutralisiert werden solche Erfolgsmeldungen allerdings, wenn man auf der Angebotsseite die Entwicklung der Situation im Recyclingbereich beobachtet. So berichten unsere Kollegen in Hongkong, dass unverändert große Mengen Gold aus China zur Aufarbeitung eingeliefert werden. Ähnliche Nachrichten erreichen die Edelmetallhändler auch vom wichtigen Goldmarkt Türkei.
Der Ankauf von Scheidgut, aber auch die Übernahme von lokaler Neuproduktion dürfte einer der wichtigsten Gründe dafür gewesen sein, dass einige Zentralbanken in letzter Zeit eine leichte Erhöhung ihrer Goldreserven ausgewiesen haben. Zu diesen Notenbanken gehören jene Russlands, Kasachstans, der Philippinen und Griechenlands. Wir glauben allerdings, dass in diesem Quartett lediglich die russische Zentralbank eine strategische Anhebung der Goldreserven verfolgt.
Von den internationalen Goldminen gab es in dieser Woche wieder eine Reihe von Nachrichten, sie können bei Interesse ebenfalls über die Link-Sektion dieses Berichts aufgerufen werden.
- Silber
Bei seinen Bewegungen hängt das weiße Metall nach wie vor Rockzipfel des großen Bruders Gold. Am letzten Freitag schloss es dabei bei nahezu 13,40 $ je Unze und damit ein Prozent über dem Tiefststand, den es vorher an diesem Tag erreicht hatte. Auf dem genannten Schlusskurs begann dann auch der Handel am Montag; auch hier, wie schon beim Gold, folgte rasch ein Test der unteren Seite und das Erreichen des Wochentiefskurses.
Aus den bereits beim Gold aufgeführten Gründen und obwohl auch beim Silber über einen starken Anstieg der Einlieferungen von Scheidgut berichtet wird, stieg die Notierung für das weiße Metall später rasch auf 13,82 $ je Unze an. Aber, wie schon beim gelben Metall, konnte dieser vorläufige Höchstkurs nicht verteidigt werden. Die anschließende Korrektur brachte stattdessen wieder Kurse von 13,45 $ je Unze, aber auch sie war nur von kurzer Dauer.
Als das Gold drehte und sein neues 10-Monatshoch auf Basis des Schlusskursus erreichte, wollte auch das Silber dem nicht nachstehen. Es stieg schnell wieder auf ein Niveau über der Marke von 13,80 $ an und heute Morgen erreichte es schließlich dann sein Wochenhoch bei 13,89 $ je Unze.
Auch wenn wir, wie an dieser Stelle schon mehrfach berichtet, fundamental keine Rechtfertigung für den jüngsten Preisanstieg sehen können, kann nicht bestritten werden, dass das charttechnische Umfeld durchaus positiv aussieht. Und Letzteres ist für Investoren und Spekulanten am Ende entscheidend. Um die hohen, an das Metall formulierten Ansprüche zu erfüllen, muss dieses nun über 13,92 $ je Unze klettern und dann auch noch die psychologisch wichtige Marke von 14 $ je Unze nehmen. Sollte das Silber hier erfolgreich sein, kann es dann vergleichsweise schnell auf die Höchstkurse vom vergangenen Dezember bei rund 14,20 $ je Unze steigen.
Während es, wie beschrieben, von der Industrie derzeit nicht viel Unterstützung für den Silberpreis gibt, bleiben die Investoren im Boot: Gestern alleine wurden über 5 Millionen Unzen (155 t) Silber in Form des in New York an der Börse notierten ETFs verkauft.
Dies, wie auch der auf den Endverbrauchern lastende Druck bei Gelegenheit wieder Metall kaufen zu müssen, dürfte dafür sorgen, dass ein schneller Test der wichtigen charttechnischen Unterstützung bei 13,30 $ je Unze in Kürze wohl eher nicht erfolgen wird.
- Platin
Nach den späten und deutlichen Verlusten des Platinpreises am letzten Freitag, konnte das weiße Metall im Verlauf dieser Woche wieder massiv zulegen. Gleich zweimal, zunächst in der Wochenmitte und dann wieder heute Morgen, erreichte die Notierung dabei 1.200 $ je Unze. Sie überstieg damit den Höchstkurs der vergangenen Woche um rund ein Prozent.
Die industrielle Nachfrage in Europa, aber auch an der Shanghai Gold Exchange war in den vergangenen Tagen eher schwach. Offensichtlich schreckt die Verbraucher der hohe Platinpreis nach wie vor ab. Ob die Entscheidung, mit Käufen zu warten, richtig ist, bleibt indes abzuwarten. Wir glauben, dass die Metallnotierung auch weiterhin sehr gut unterstützt bleibt und dass der Preis für den Fall, dass die psychologisch wichtige Marke von 1.200 $ je Unze endgültig durchbrochen werden kann, schnell noch einmal um zwei bis drei Prozent zulegen könnte.
In dieser Woche gab es eine Reihe von Nachrichten von Seiten der Minen. Die für den Preis positivsten Meldungen waren jene über ein Andauern des Streiks in der südafrikanischen Modikwa-Mine und über neue Tarifauseinandersetzungen bei den beiden größten Platinproduzenten Implats und Anglo Platinum, die ebenfalls in einem Streik enden könnten.
Dazu kommt, dass bei der Nummer drei in Südafrika, Lonmin, noch immer die Schmelze repariert wird, was zumindest aktuell zu einem erheblichen Produktionsausfall führt.
Keinen direkten Einfluss auf dem Platin- und Palladiumpreis hatten dagegen Meldungen, nach denen Vladimir Potanin, der größte Anteilseigner am russischen Minengiganten Norilsk, sagte, dass eine mögliche zukünftige Übernahme seines Unternehmens durch den Staat "keine Tragödie" sein würde. Norilsk wird von Beobachtern immer wieder als eines der möglichen Übernahmeziele für den Kreml genannt, der sich in jüngster Zeit mehr und mehr wieder einen Zugriff auf strategische Rohstoffproduzenten sichert.
Weitere Nachrichten zum Thema Platin finden sich in der Liste der Internet-Links in diesem Bericht. Mit einem Doppelklick auf die Überschrift lässt sich die jeweilige Meldung aufrufen.
- Palladium
Aufkommende Diskussionen über größere Palladiumlieferungen aus Russland in die Schweiz konnten die Anhänger des weißen Metalls in dieser Woche wenig erschüttern. Unterstützt durch die Stärke der anderen Edelmetalle handelte das Palladium in einer Spanne zwischen 331 $ und 344 $ je Unze. Mit dem Hoch von heute Morgen in Höhe von 341 $ je Unze war das Palladium im Gegensatz zum Platin jedoch nicht in der Lage, ein neues Wochenhoch zu erreichen. Bestand hatte stattdessen weiter jener Höchstkurs, der schon am Mittwoch erreicht worden war.
Dieses Niveau bildet jetzt auch einen wichtigen Chartpunkt und sollte er am Ende doch noch durchbrochen werden, könnte der Wert des Metalls schnell auf das Januarhoch bei 352 $ je Unze klettern. Für den Fall, dass auch dieser Preis und dann noch zusätzlich der Höchstkurs von August bei 355 $ je Unze überschritten wird, sind weitere, deutliche Gewinne nicht auszuschließen.
Noch ist es aber nicht so weit, wir empfehlen industriellen Endverbrauchern mit einem regelmäßigen Bedarf trotzdem, über eine zumindest mittelfristige Preissicherung nachzudenken. Eine mögliche Strategie zum Beispiel für Juni könnte sein, Kaufoptionen mit einem Ausübungspreis bei 365 $ je Unze zu kaufen und dieses durch einen Verkauf der doppelten Menge von Verkaufsoptionen mit einem Ausübungspreis bei 325 $ je Unze zu finanzieren. Für den Fall, dass die Verkaufsoption (auf einem dann relativ günstigen Niveau) ausgeübt werden sollte, könnte eventuell überschüssiges Material per Termingeschäft vom Fälligkeitsmonat der Option weg auf einen zukünftigen Bedarfsmonat hinverlagert werden.
- Rhodium, Ruthenium und Iridium
Der erwartete Anstieg des Rhodiumpreises kam schon in dieser Woche und damit überraschend schnell: Kaufinteresse, das zumeist von Händlern ausging, war dafür verantwortlich, dass der Wert des weißen Metalls auf 6.000 $ je Unze stieg und damit auf das höchste Niveau seit Mitte Mai 2006. Damals hatte der Höchstkurs bei 6.250 $ je Unze gelegen.
Aktuell fällt es dem Rhodium allerdings schwer, am laufenden Band neue Höchstkurse zu produzieren. Immer wieder kommt es zu Gewinnmitnahmen von Händlern bzw. Spekulanten, deren Abgaben den Preis für das teuerste Edelmetall dann zumindest vorübergehend wieder unter Druck setzen. So auch heute, als der Markt am Nachmittag einmal mehr leicht nachgab.
Mittelfristig betrachtet bleiben wir allerdings positiv eingestellt und empfehlen deshalb industriellen Endverbrauchern weiter, Rückschläge beim Preis für Käufe zu nutzen.
Ausgeblieben sind in dieser Woche Überraschungen beim Ruthenium: Dies heißt, dass der Aufwärtstrend der letzten Wochen und Monate auch in diesen Tagen angehalten hat. Angesichts einer Kombination von industriellen und spekulativen Käufen, legte das Metall diesmal um weitere 50 Dollars auf 870 $ je Unze zu.
Mit einem Paukenschlag verabschiedete sich in dieser Woche die 10-monatige Stillstandsphase beim Iridiumpreis. Vereinzelte industrielle Nachfrage sorgte zu Beginn der Woche für einen leichten Anstieg der Notierung und dieser Umstand sorgte umgehend für Aufmerksamkeit im Lager der Händler und Spekulanten. Diese dürften keine Chance gehabt haben, größere Mengen des mit fünf Tonnen Jahresproduktion äußerst raren Metalls an sich zu reißen, nichtsdestotrotz wurde der Preis im Verlauf der Woche auf 450 $ je Unze angehoben.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (09.02.2007, 16 Uhr)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.