Raus aus Aktien, rein ins Gold
30.12.2018 | Manfred Gburek
Das Aktienjahr ging am vergangenen Freitag mit einer leichten Erholung nach dem vorherigen Kursdesaster zu Ende. Derweil verteidigte der Goldpreis das seit Wochen gewonnene Terrain. Die Zeit für Jahres-Börsenprognosen ist damit weitgehend vorbei. Jetzt gilt es, mal ganz anders nach vorn zu blicken. Dazu mögen die folgenden Anregungen für Sie von Nutzen sein. Sie beginnen mit der Warnung vor Über-Informationen und enden mit konkreten Empfehlungen.
Haben Sie zuletzt schon mal darüber nachgedacht, wie wenige nützliche und wie viele überflüssige Informationen Sie täglich allein zur Geldanlage erhalten? Die Manager der meisten Medien haben keinen blassen Schimmer von dem, was Sie in Sachen Geld bewegt. Können sie auch nicht haben, sie wissen ja nichts über Ihre finanziellen Verhältnisse. Dann versuchen sie halt, es der vermeintlichen Mehrheit unter ihren Nutzern recht zu machen, und berichten zum Beispiel vorzugsweise über Aktien, wenn die gerade favorisiert werden, oder über einen Kurssturz wie vor Weihnachten und darüber hinaus.
Sie begleiten verbal die steigenden Immobilienpreise, weil alle Menschen nun mal irgendwo wohnen. Sie berichten über Fonds, von denen immer welche auf dem Siegertreppchen landen, und nehmen sich Zertifikate vor, deren Existenzberechtigung erst noch bewiesen werden müsste. In so einem Umfeld gedeiht dann auch die prozyklische Werbung, die Anleger allzu oft zu Fehlentscheidungen verführt.
Ich weiß zwar auch nicht, wie Sie Ihr Geld angelegt haben und welche finanziellen Pläne Sie gerade schmieden. Aber ich gehe davon aus, dass Sie sich intensiv mit Ihrer Anlagestrategie beschäftigen und dass dazu mehrere Anlageklassen gehören. Zum Beispiel Aktien, sobald sie ihre Kurseinbrüche hinter sich haben, Tagesgeld als Liquiditätsreserve, je nach Lebensalter gestaffelte notwendige Versicherungen, Immobilien, sofern sie kein Klumpenrisiko bilden, und nicht zuletzt Gold einschließlich Silber - gerade jetzt.
Womöglich vermissen Sie in dieser Aufzählung Fonds. Der Knackpunkt: Wenn Sie einen Fonds kaufen, überlassen Sie die Anlagestrategie in der Regel einem für Sie Unbekannten. Und falls Sie einen Fondsmanager doch kennen sollten, wird er Ihnen nicht gerade verraten, welche Aktien er demnächst kaufen oder verkaufen will. Die meisten Aktien waren nach ihrem fast zehnjährigen Aufwärtstrend überbewertet. Folglich fielen ihre Kurse zuletzt besonders kräftig, überwiegend schlagartig innerhalb kürzester Zeit.
Das hindert Anleger - institutionelle wie private - allerdings nicht daran, weiter davon zu träumen, dabei habe es sich nur um eine gesunde Kurskorrektur, aber nicht um eine nachhaltige Wende gehandelt. Denn im Hinterkopf der Anleger ist gespeichert, dass Aktienkurse über Jahrzehnte betrachtet trotz aller zwischenzeitlichen Dellen steigen. Nach fast zehn Jahren Hausse fehlt den meisten Anlegern die Phantasie, sich vorzustellen, dass die Kurse über eine längere Periode fallen könnten.
Das alles erinnert mich an die Jahre 1998 bis 2000: Auch damals gab es eine massive Überbewertung. Der Asienkrise mitsamt ihren Kursstürzen folgte ein sprunghafter Kursanstieg, danach kam es zur Russlandkrise und der Pleite des Hedgefonds LTCM. Dennoch erholten sich die Kurse sogar auch davon; erst nach der Jahrtausendwende begannen sie in größerem Umfang zu fallen, bis sie im Frühjahr 2003 ihren tiefsten Stand erreichten.
Es lohnt sich, jetzt zumindest darüber nachzudenken, ob wir nicht wieder in ein Auf und Ab wie zwischen 1998 und 2000 hineinschlittern. Schließlich bleibt zu bedenken, dass der überwiegende Teil des seit 2009 anhaltenden Kursaufschwungs auf der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken mit den sie begleitenden niedrigen Zinsen und erst seit 2016 auf steigenden Unternehmensgewinnen beruht. Wird also die Geldpolitik straffer - wie seit fast drei Jahren in den USA -, ist mit rückläufigen Aktienkursen zu rechnen.
Eine Frage, die Börsianer sich in diesen Tagen immer häufiger stellen, nachdem der Goldpreis der jüngsten Aktienbaisse standgehalten hat: Gibt es eine negative Korrelation zwischen Aktien und Gold? Das heißt, dass der Goldpreis steigt, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt. Als Blaupause für dieses Verlaufsmuster gilt die Entwicklung der beiden Anlageklassen seit 2011, und zwar unter umgekehrten Vorzeichen: Aktienkurse rauf, Goldpreis runter, mit temporärer Unterbrechung im ersten Halbjahr 2016.
Ich wage zwar zu behaupten, dass man aus der negativen Korrelation nicht immer eine Gesetzmäßigkeit ableiten kann. Aber die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Goldpreis im Zuge sinkender Aktienkurse gestiegen ist. Es gab auch früher immer wieder Zeiten, als Anleger Gold favorisierten, während die Aktienkurse fielen, zum Beispiel zwei Mal recht heftig in den 70er Jahren, zeitweise in den 80er und 90er Jahren und zuletzt besonders markant von 2001 bis 2003. Es gab indes auch andere Zeiten,das heißt, solche mit positiver Korrelation, etwa von 2003 bis 2007 aufwärts und 2008 abwärts.
Es kam zu vielfachen Versuchen, den ein ganzes Jahrzehnt anhaltenden Aufwärtstrend des Goldpreises in der Zeit von 2001 bis 2011 - mit der Unterbrechung 2008 - zu begründen. Dazu habe ich allerdings kein Argument gefunden, das schlüssig genug erscheint.
Während der fraglichen Zeit fielen im Trend die Zinsen, die Inflation muckte immer nur vorübergehend auf, 2008 drohte der globale Finanzkollaps, und 2010 fand die bislang schlimmste Eurokrise statt. Daraus hätten sich gleich mehrfach Begründungen für einen größeren Anstieg des Goldpreises konstruieren lassen. Doch der begann schon im Herbst 2011 zu fallen und rappelte sich erst Anfang 2016 wieder hoch. Seitdem schwankt er hin und her, mit mehrfachen, zuletzt sogar kräftigen Ansätzen zur Erholung.
Es erscheint müßig, nach Gründen zu suchen, warum der Goldpreis sich so und nicht anders entwickelt hat, denn das ist Vergangenheit. Die gibt uns immerhin Denkanstöße zur möglichen Entwicklung in der Zukunft.
Denkanstöße der Art, dass Gold im Vergleich zu Aktien, zu Immobilien, zu Anleihen und zu sonstigen Anlagen im Lauf der vergangenen Jahre extrem preiswert geworden ist, das schwankungsintensivere Silber erst recht, dass der Goldpreisanstieg in Dollar je Feinunze (31,1 Gramm, die international übliche Messlatte) im vergangenen Jahr von den meisten Anlegern nicht beachtet wurde, dass der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflationsrate) negativ ist, was für Gold und für Silber spricht, dass die weltweite Überschuldung eine neue globale Flucht in Edelmetalle auslösen kann und dass die Attacken gegen den Goldpreis zuletzt - im Gegensatz zu den vergangenen fünf Jahren - zwar weiterhin stattfinden, aber an ihre Grenzen stoßen.
Sehen Sie sich für Ihre weitergehenden Überlegungen den Chart des Goldpreises über ein Jahr an, und Sie werden feststellen, dass er - vorübergehende Rücksetzer inbegriffen - einen neuen Aufwärtstrend bildet, nach dem Motto: zwei Schritte vor, einen Schritt zurück, wieder zwei vor und so weiter. Dazu wünsche ich Ihnen 2019 und darüber hinaus viel Erfolg!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Anleger müssen umdenken
Haben Sie zuletzt schon mal darüber nachgedacht, wie wenige nützliche und wie viele überflüssige Informationen Sie täglich allein zur Geldanlage erhalten? Die Manager der meisten Medien haben keinen blassen Schimmer von dem, was Sie in Sachen Geld bewegt. Können sie auch nicht haben, sie wissen ja nichts über Ihre finanziellen Verhältnisse. Dann versuchen sie halt, es der vermeintlichen Mehrheit unter ihren Nutzern recht zu machen, und berichten zum Beispiel vorzugsweise über Aktien, wenn die gerade favorisiert werden, oder über einen Kurssturz wie vor Weihnachten und darüber hinaus.
Sie begleiten verbal die steigenden Immobilienpreise, weil alle Menschen nun mal irgendwo wohnen. Sie berichten über Fonds, von denen immer welche auf dem Siegertreppchen landen, und nehmen sich Zertifikate vor, deren Existenzberechtigung erst noch bewiesen werden müsste. In so einem Umfeld gedeiht dann auch die prozyklische Werbung, die Anleger allzu oft zu Fehlentscheidungen verführt.
Ich weiß zwar auch nicht, wie Sie Ihr Geld angelegt haben und welche finanziellen Pläne Sie gerade schmieden. Aber ich gehe davon aus, dass Sie sich intensiv mit Ihrer Anlagestrategie beschäftigen und dass dazu mehrere Anlageklassen gehören. Zum Beispiel Aktien, sobald sie ihre Kurseinbrüche hinter sich haben, Tagesgeld als Liquiditätsreserve, je nach Lebensalter gestaffelte notwendige Versicherungen, Immobilien, sofern sie kein Klumpenrisiko bilden, und nicht zuletzt Gold einschließlich Silber - gerade jetzt.
Womöglich vermissen Sie in dieser Aufzählung Fonds. Der Knackpunkt: Wenn Sie einen Fonds kaufen, überlassen Sie die Anlagestrategie in der Regel einem für Sie Unbekannten. Und falls Sie einen Fondsmanager doch kennen sollten, wird er Ihnen nicht gerade verraten, welche Aktien er demnächst kaufen oder verkaufen will. Die meisten Aktien waren nach ihrem fast zehnjährigen Aufwärtstrend überbewertet. Folglich fielen ihre Kurse zuletzt besonders kräftig, überwiegend schlagartig innerhalb kürzester Zeit.
Das hindert Anleger - institutionelle wie private - allerdings nicht daran, weiter davon zu träumen, dabei habe es sich nur um eine gesunde Kurskorrektur, aber nicht um eine nachhaltige Wende gehandelt. Denn im Hinterkopf der Anleger ist gespeichert, dass Aktienkurse über Jahrzehnte betrachtet trotz aller zwischenzeitlichen Dellen steigen. Nach fast zehn Jahren Hausse fehlt den meisten Anlegern die Phantasie, sich vorzustellen, dass die Kurse über eine längere Periode fallen könnten.
Das alles erinnert mich an die Jahre 1998 bis 2000: Auch damals gab es eine massive Überbewertung. Der Asienkrise mitsamt ihren Kursstürzen folgte ein sprunghafter Kursanstieg, danach kam es zur Russlandkrise und der Pleite des Hedgefonds LTCM. Dennoch erholten sich die Kurse sogar auch davon; erst nach der Jahrtausendwende begannen sie in größerem Umfang zu fallen, bis sie im Frühjahr 2003 ihren tiefsten Stand erreichten.
Es lohnt sich, jetzt zumindest darüber nachzudenken, ob wir nicht wieder in ein Auf und Ab wie zwischen 1998 und 2000 hineinschlittern. Schließlich bleibt zu bedenken, dass der überwiegende Teil des seit 2009 anhaltenden Kursaufschwungs auf der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken mit den sie begleitenden niedrigen Zinsen und erst seit 2016 auf steigenden Unternehmensgewinnen beruht. Wird also die Geldpolitik straffer - wie seit fast drei Jahren in den USA -, ist mit rückläufigen Aktienkursen zu rechnen.
Eine Frage, die Börsianer sich in diesen Tagen immer häufiger stellen, nachdem der Goldpreis der jüngsten Aktienbaisse standgehalten hat: Gibt es eine negative Korrelation zwischen Aktien und Gold? Das heißt, dass der Goldpreis steigt, wenn die Aktienkurse fallen, und umgekehrt. Als Blaupause für dieses Verlaufsmuster gilt die Entwicklung der beiden Anlageklassen seit 2011, und zwar unter umgekehrten Vorzeichen: Aktienkurse rauf, Goldpreis runter, mit temporärer Unterbrechung im ersten Halbjahr 2016.
Ich wage zwar zu behaupten, dass man aus der negativen Korrelation nicht immer eine Gesetzmäßigkeit ableiten kann. Aber die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass der Goldpreis im Zuge sinkender Aktienkurse gestiegen ist. Es gab auch früher immer wieder Zeiten, als Anleger Gold favorisierten, während die Aktienkurse fielen, zum Beispiel zwei Mal recht heftig in den 70er Jahren, zeitweise in den 80er und 90er Jahren und zuletzt besonders markant von 2001 bis 2003. Es gab indes auch andere Zeiten,das heißt, solche mit positiver Korrelation, etwa von 2003 bis 2007 aufwärts und 2008 abwärts.
Es kam zu vielfachen Versuchen, den ein ganzes Jahrzehnt anhaltenden Aufwärtstrend des Goldpreises in der Zeit von 2001 bis 2011 - mit der Unterbrechung 2008 - zu begründen. Dazu habe ich allerdings kein Argument gefunden, das schlüssig genug erscheint.
Während der fraglichen Zeit fielen im Trend die Zinsen, die Inflation muckte immer nur vorübergehend auf, 2008 drohte der globale Finanzkollaps, und 2010 fand die bislang schlimmste Eurokrise statt. Daraus hätten sich gleich mehrfach Begründungen für einen größeren Anstieg des Goldpreises konstruieren lassen. Doch der begann schon im Herbst 2011 zu fallen und rappelte sich erst Anfang 2016 wieder hoch. Seitdem schwankt er hin und her, mit mehrfachen, zuletzt sogar kräftigen Ansätzen zur Erholung.
Es erscheint müßig, nach Gründen zu suchen, warum der Goldpreis sich so und nicht anders entwickelt hat, denn das ist Vergangenheit. Die gibt uns immerhin Denkanstöße zur möglichen Entwicklung in der Zukunft.
Denkanstöße der Art, dass Gold im Vergleich zu Aktien, zu Immobilien, zu Anleihen und zu sonstigen Anlagen im Lauf der vergangenen Jahre extrem preiswert geworden ist, das schwankungsintensivere Silber erst recht, dass der Goldpreisanstieg in Dollar je Feinunze (31,1 Gramm, die international übliche Messlatte) im vergangenen Jahr von den meisten Anlegern nicht beachtet wurde, dass der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflationsrate) negativ ist, was für Gold und für Silber spricht, dass die weltweite Überschuldung eine neue globale Flucht in Edelmetalle auslösen kann und dass die Attacken gegen den Goldpreis zuletzt - im Gegensatz zu den vergangenen fünf Jahren - zwar weiterhin stattfinden, aber an ihre Grenzen stoßen.
Sehen Sie sich für Ihre weitergehenden Überlegungen den Chart des Goldpreises über ein Jahr an, und Sie werden feststellen, dass er - vorübergehende Rücksetzer inbegriffen - einen neuen Aufwärtstrend bildet, nach dem Motto: zwei Schritte vor, einen Schritt zurück, wieder zwei vor und so weiter. Dazu wünsche ich Ihnen 2019 und darüber hinaus viel Erfolg!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Anleger müssen umdenken