Negative Stimmung zum Jahresauftakt
02.01.2019 | Folker Hellmeyer
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Die Finanzmärkte zeichneten sich nicht nur die letzten sechs Monate, sondern zeichnen sich auch zu Jahresbeginn 2019 dadurch aus, stärker auf negative als auf positive Vorgaben zu reagieren.
So wirkten sich die ermutigenden Wasserstandsmeldungen seitens Trumps und Xis zu den nicht öffentlichen Handelsgesprächen zwischen Washington und Peking zum Jahresschluss positiv an US-Märkten aus, aber die heute veröffentlichten finalen Werte der Einkaufsmanagerindices, die bezüglich China enttäuschten (Caixin PMI 49,7 nach 50,2 Punkten), dominierten zunächst das Geschehen an den Aktienmärkten. Der Euro in der Bewertung gegenüber dem USD und auch Gold profitieren aktuell von diesen Sichtweisen.
Da China heute früh einmal mehr im Fokus steht, ist es Sinn stiftend, sich mit der Gemütslage in China zu beschäftigen.
Zunächst inkludiert der aktuell veröffentlichte Markit Index nicht die neueste Wendung in den Handelsgesprächen. Damit fokussiert sich der Finanzmarkt heute früh auf die Diskontierung von einer alten Nachrichtenlage. Fakt ist und bleibt, dass auch der aktuelle Status der Handelsgespräche nicht in Stein gemeißelt ist. Ergo bleiben fraglos Risiken gegeben.
In unserem Jahresausblick 2019 haben wir anhand von der Prognos-Untersuchung, die den Ergebnissen der EZB-Studie zum Handelskonflikt USA/China nahekommt, dargelegt, dass insbesondere die USA und Kanada bei einem Scheitern der Verhandlungen unter die Räder kämen, nicht China!
Zur Erinnerung: Prognos- Berechnung für das BIP per 2020 und 2025
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In wie weit damit die Diskontierung der zukünftigen Cash-Flows an den Aktienmärkten aktuell gerechtfertigt ist, ist durchaus diskussionswürdig. Das gilt um so mehr, als dass Chinas Wirtschaft in einer Form geöffnet wird, wie es größte Optimisten vor drei, sechs oder zwölf Monaten nicht vermuteten. Diese Öffnungen implizieren zusätzliches wirtschaftliches Expansionspotential.
Diesbezüglich macht es Sinn, einen Blick auf die Neujahrsansprache des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping in Auszügen zuwerfen: Xi Jinping betonte, an dem Reformkurs festzuhalten und sich weiter zu öffnen. Er betonte, China würde bei seinem Reformtempo nicht nachlassen und das Tor zur internationalen Öffnung weiter aufstoßen. Wie sich die Weltlage auch verändere, Chinas Zuversicht und Entschlossenheit zum Schutz der nationalen Unabhängigkeit und Sicherheit würden sich nicht ändern. Unsere Aufrichtigkeit und guter Wille, den Weltfrieden zu sichern und gemeinsame Entwicklung voranzutreiben, würden sich nicht ändern."
Eine Debatte, ob das Glas Wasser an den Aktienmärkten ob der aktuellen Unterbewertung halbvoll oder halbleer ist, erscheint mehr als berechtigt.
Aktuelles aus der Eurozone:
Die Zahl der Erwerbstätigen ist in Deutschland 2018 auf ein Rekordniveau gestiegen. Im Jahresdurchschnitt hatten circa 44,8 Millionen Personen einen Job, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Jahresvergleich zu 2017 nahm die Erwerbstätigkeit um 562.000 Personen oder 1,3% zu.
O-Ton: "Eine gesteigerte Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung sowie die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte glichen negative demografische Effekte aus, so dass 2018 die höchste Zahl an Erwerbstätigen seit der Wiedervereinigung im Jahr 1991 erreicht wurde." Die Wirtschaftsinstitute rechnen per 2019 mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends, obwohl das Wachstum weniger stark ausfallen dürfte.
Damit ist ein Wachstumstreiber in Deutschland über den Konsum, gefüttert von Lohnerhöhungen und höherem Beschäftigungsgrad, definiert. Auch aus Frankreich erreichen uns positive Nachrichten hinsichtlich der Struktur, die schlussendlich immer für die Konjunktur die Weichen stellt.
Präsident Macron will trotz der Proteste die Reformpolitik weiter vorantreiben. Er kündigte Reformen zur Arbeitslosenversicherung, dem Öffentlichen Dienst und bei Pensionen an.
In den vergangenen Jahren hätte Frankreich die Realität schlicht ignoriert, sagte Macron. Man könne nicht weniger arbeiten, mehr verdienen, die Steuern senken und die Ausgaben steigern. So ist es! Das Wunschdenken in den Gesellschaften und in den politischen Eliten vieler westlicher Länder, die Dynamik der Veränderungen der globalen Konkurrenzsituation ignorierend, hat zu den aktuellen Problemen geführt. Sich den Realitäten für die eigenen Volkswirtschaften fortgesetzt zu widersetzen, erhöhte nur den konjunkturellen Schmerz und das gesellschaftspolitische Risiko der zukünftigen Anpassung.
Diese Welt erlaubt kein "Free Lunch!"
Es bleibt bei der Erkenntnis des Aristoteles: Wer Strukturen verändert, verändert die zukünftigen Konjunkturverläufe und ultimativ die Haushaltslagen!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250 80 neutralisiert diese Bewertung.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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