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Kauft die russische Zentralbank Gold auf dem internationalen Markt?

11.01.2019  |  Ronan Manly
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Bürogebäude der Sberbank CIB in Zürich. Quelle: Unternehmenswebseite


Die Investmentbanktochter der russischen VTB Bank, VTB Capital, ist auch ein aktiver internationaler Goldhändler. Ende 2017 hatte die VTB Capital für 2018 geplant, 70-80 Tonnen Gold auf dem russischen Markt (in erster Linie an die Zentralbank) zu verkaufen. Weitere 35 Tonnen Gold wurden für Indien geplant und über 20 Tonnen sollten nach China gehen.

Allerdings überstieg die Goldnachfrage der russischen Zentralbank im Jahr 2018 die Erwartungen. Daraufhin musste die VTB ihre internationalen Verkaufspläne verringern und mehr Verkäufe nach Moskau umlenken, nur um die inländische Nachfrage der russischen Zentralbank zu bedienen.

Einem Interview mit Reuters vom 25. Dezember 2018 zufolge sagte der Leiter der Rohstoffabteilung der VTB Capital, Atanas Djumaliev: "Die Zahl der internationalen Verkäufe fiel 2018 niedriger aus als im Vorjahr. Dies ist zu einem höheren Maße den Aktivitäten der Zentralbank von Russland geschuldet. Sie war 2018 unser aktivster Kunde und erhöhte ihre Goldreserven erheblich."

Die VTB bestätigte, dass sie 2018 "mehr als 80 Tonnen Gold auf dem russischen Markt kaufte" und "ungefähr elf Tonnen nach China" verkaufte. Jedoch gab sie nicht die Gesamtmenge an Gold bekannt, die sie 2018 an die russische Zentralbank verkaufte. 2018 war die VTB mit einem begrenzten Angebot der russischen Goldproduzenten konfrontiert. Die Einschnitte in den internationalen Goldverkauf 2018 (z. B. nach China) könnten darauf hinweisen, dass VTB international gekauftes Gold an die russische Zentralbank weitergeleitet hat.


Fazit

Die Goldkäufe der russischen Zentralbank nehmen immer mehr zu. Bald werden die russischen Geschäftsbanken nicht mehr genug Gold von einheimischen Goldproduzenten beziehen können, um den goldenen Appetit der russischen Zentralbank zu stillen. Zum Glück haben diese russischen "Bullionbanken", wie die Sberbank und die VTB, bereits die Erfahrungen und die Handelsinfrastruktur auf internationalen Goldmärkten, um den Goldbarrennachschub andernorts zu beziehen, wie in Zürich und London.

In diesem Zusammenhang ist damit zu rechnen, dass die Goldkäufe der russischen Zentralbank Auswirkungen auf die verfügbaren Goldbestände auf den internationalen Goldmärkten haben werden. Der frühere geschlossene Kreislauf der Goldkäufe der russischen Zentralbank - von russischem Bergbau über russische Geschäftsbank zur russischen Zentralbank - wird nicht mehr so klar umrissen sein wie bisher. Beispiele für diesen geschlossenen Kreislauf lesen Sie im Artikel: "Zentralbanken im Goldrausch: Werden Nachfrage und Preis beeinflusst? "

Daher könnten die Goldkäufe der russischen Zentralbank beginnen, eine stärkere Auswirkung auf die Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage auf die physischen Goldmärkten weltweit auszuüben. Ob das einen Einfluss auf den "internationalen Goldpreis" haben wird, ist umstritten. Dieser wird nämlich auf den künstlichen und teilweise gedeckten Londoner OTC- und COMEX-Goldmärkten festgelegt.

Diese Papiergoldmärkte handeln mit Unmengen von Papiergold; ein Vielfaches mehr am Tag als die gesamte physische Goldmenge, die Zentralbanken in einem Jahr kaufen. Deshalb wird es nur eine Verschiebung in der Goldpreisbildung geben, wenn eine kritische Masse von Marktteilnehmern physische Lieferungen fordert oder ein Ereignis das Vertrauen der Investoren in den Londoner OTC-Markt und die COMEX untergräbt.

Diese Analyse ließ die Möglichkeit außer Acht, dass die russische Zentralbank einige ihrer Goldkäufe aus anderen Beständen bezieht. Diese könnten vielleicht aus dem Gosfund kommen, dem "Staatsfonds für Edelmetalle und Edelsteine", der dem "Gokhran" untersteht. Vielleicht kann die russische Zentralbank ihren Goldbedarf auf diese Weise aufstocken.

Da der Gokhran aber keine Auskünfte über seine Geschäfte in diesem Bereich gibt, kann man das nie mit absoluter Sicherheit wissen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Russische Föderation Gold direkt aus geheimen staatseigenen Goldminen, die offiziell nicht existieren, fördert und einen Teil der Fördermenge an die russische Zentralbank weiterleitet.

Die russische Zentralbank könnte, wie auch andere Zentralbanken, die Dienste einer anderen Zentralbank nutzen, um ihre Goldkäufe aufzustocken. Es kämen die Goldhandelsabteilungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der Bank of England, der Banque de France oder der Federal Reserve of New York in Frage. Aber da auch diese Institutionen extrem schweigsam ihren Goldhandelsaktivitäten gegenüber sind, wissen wir es nicht genau.

Eine Sache ist jedoch ziemlich sicher. Jegliches Gold, das die russische Zentralbank auf dem internationalen Markt kauft, wird schnellstens zurück nach Russland geschickt. Es gehört nun mal zur russischen Politik, kein Gold im Ausland aufzubewahren.


© Ronan Manly
BullionStar



Dieser Artikel wurde am 25. Dezember 2018 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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