Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zerbrechliche Banken

03.02.2019  |  Manfred Gburek
- Seite 2 -
Damit ist indes noch nicht die Frage beantwortet, ob die Sicherungssysteme ausreichen, um die Folgen einer erneuten Finanzkrise abzufangen. Als es im Jahr 2008 an den Kapitalmärkten brenzlig wurde, erwies sich ja nicht etwa eines dieser - erst 2015 reformierten - Systeme als Retter in höchster Not, sondern die an jenem 5. Oktober an die Öffentlichkeit gerichtete Beruhigungspille von Kanzlerin Angela Merkel, die im legendären Satz gipfelte: "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind." Das war substanziell fragwürdig, ging jedoch psychologisch betrachtet gerade noch mal gut.

Wem weder die erwähnten Obergrenzen noch politisch motivierte Beruhigungspillen geheuer sind, kann als Liquiditätspolster auf gängige Goldmünzen und -barren anstelle von Tages- oder Festgeld setzen. Die bringen zwar keine Zinsen, aber Geld auf dem Konto ist in der Regel ja auch zinslos. Seit der Goldpreis wieder allmählich (und mit Unterbrechungen wie zuletzt am vergangenen Freitag) abzuheben beginnt, ist zu erwarten, dass es bis auf Weiteres dabei bleibt. Nebenbei bemerkt: Führende Vermögensverwalter setzen schon seit geraumer Zeit auf Gold.


Das Wort zum Wochenende: Der fatale Trend zu steigenden Schulden

Hinter dem jetzt vorläufig beendeten Shutdown in den USA steckt viel mehr als die Stilllegung des Staatsapparats, weil die oppositionellen Demokraten den Haushalt der Trump-Regierung einfach nicht genehmigen wollen. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, das tief in der ganzen amerikanischen Gesellschaft verankert ist: Auf Pump leben in der Hoffnung, irgendwie werde sich schon alles zum Besseren wenden.

Dazu nur dieses Beispiel: Bis 2007 nahmen die Amerikaner enorme Hauskredite auf in der Erwartung, die Hauspreise würden immer weiter steigen. Als die Preise dann einknickten und die Kreditblase platzte, standen die viel zu hoch verschuldeten Kreditjongleure vor dem Nichts - was andere, die es nicht so böse oder gar nicht erwischt hatte, in den vergangenen Jahren das ganze Spiel von Neuem begannen.

Das Spiel der Amerikaner beschränkt sich keineswegs auf Hauskredite. So zitiert die Wall Street-Kommentatorin Sophie Schimansky öffentliche Quellen, wonach fast 7 Prozent der US-Schulden auf staatliche Studentenkredite entfallen. Und laut einer Studie der Notenbank Fed vom vergangenen Juni mussten 42 Prozent aller Studenten Schulden für ihre Bildung aufnehmen. Im Durchschnitt ist jeder von ihnen zu mindestens 20.000 Dollar verschuldet.

Der Trend zu steigenden Schulden zeigt auch in Europa nach oben. Angeheizt wird er durch die bislang positive Wirtschaftsentwicklung und die niedrigen Zinsen. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass dies nicht für alle europäischen Länder gilt. Spanien, Italien, Portugal und Griechenland - um nur die vier besonders problematischen zu nennen - hinken wirtschaftlich hinterher, sodass der Kreditmotor dort stottert. Wenn die Franzosen, speziell die Gelbwesten, so weitermachen wie bisher, können sie sich schon bald in die Phalanx der Krisenländer einreihen. Ganz zu schweigen von den Briten, die gerade dabei sind, in Europa ein Tohuwabohu anzurichten.

Eine Frage, die bei der ganzen Diskussion über Schulden zu kurz kommt, betrifft ihr Verhältnis aus Sicht der Anleger, also im Wesentlichen der Eigentümer von Immobilien und Wertpapieren. Während Immobilieneigentümer - vor allem in ihrer Funktion als Vermieter - wie selbstverständlich mit Schulden = Krediten umgehen, ist das bei Wertpapierkrediten ganz anders: Sie scheinen besonders für private Anleger im Gegensatz zu institutionellen nur eine geringe Rolle zu spielen. Grund genug, ein wenig nach den Ursachen zu forschen.

Schulden, das hört sich nicht so gut an, also sprechen Banker lieber von Baufinanzierung, von Bau- oder Hauskrediten. Mit ihnen werden Immobilien beliehen, mal zu 60 Prozent, mal zu 80 Prozent, von Fall zu Fall auch höher. Entscheidend sind: die Bonität des Kreditnehmers und der ermittelte oder geschätzte Wert der Immobilie. Doch was sich so schlüssig ausnimmt, kann problematisch werden. Nur zwei Beispiele.

Erstens: Die Bonität kann von heute auf morgen nichts mehr wert sein, sobald ein Angestellter seinen Job verliert, ein Freiberufler unter Kundenschwund leidet oder ein Unternehmer konjunkturbedingt in eine Auftragsflaute gerät. Zweitens: Der Wert einer Immobilie ist keineswegs in Stein gemeißelt, vielmehr kann er steigen und fallen. Zurzeit erleben wir besonders in den deutschen Metropolen und Universitätsstädten einen Immobilienboom, angeheizt insbesondere durch die niedrigen Zinsen. Das wird sich ändern, sobald der Bedarf an Wohnraum gedeckt ist, sobald die Zinsen steigen und sobald die Kreditgeber aufgrund dessen mit der Beleihung von Immobilien etwas vorsichtiger werden.

Sind Immobilienkredite gang und gäbe, so lässt sich das von Wertpapierkrediten nicht geraden behaupten. Eine Ursache ist schnell gefunden: Wie die jüngste Bundesbank-Statistik belegt, ist das Geldvermögen der Deutschen in Höhe von gut 6 Billionen Euro vorrangig in niedrig verzinslichen Konten, Lebensversicherungen und vergleichbaren Geldwerten angelegt. Daraus ergibt sich kein Spielraum für Kredite. Eine ähnliche Größenordnung, die sich nur schätzen lässt, entfällt auf Immobilien.

Eine weitere Ursache besteht darin, dass die Kurse der Wertpapiere, vor allem der Aktien, stark schwanken. Kreditgeber beleihen sie folglich - falls überhaupt - in der Regel weder zu 60 noch zu 80 Prozent, sondern viel niedriger. Und das, obwohl deutsche Aktien über Jahrzehnte hinweg je nach Zeitspanne im Durchschnitt um 6 bis 7 Prozent an Wert zugelegt haben. Doch das ist ein Kapitel für sich.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"