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Historische Linien: Chinas Gold und Maginot

22.02.2019  |  Egon von Greyerz
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Später in den 1930er und 40er Jahren verlor das chinesische Geld komplett an Wert, als Chiang Kai-sheks Herrschaft zu Ende ging. Er war von 1928-1949 Präsident des chinesischen Festlands. Chiang zog mit Glanz und Gloria ein. Schon 1929 bestanden die Staatseinnahmen zu 49% aus Krediten. Nach der japanischen Invasion verschlechterte sich die finanzielle Lage weiter. In den letzten Jahren der Herrschaft Chiangs brach die chinesische Wirtschaft ein und es kam zu ungezügelter Geldschöpfung. 3,4 Yuan kostete ein US-Dollar im Jahr 1934, 1949 waren es 23 Millionen Yuan.


Die chinesische Gold-Warteschlange

Während dieser hyperinflationären Phase, als es zu einer rabiaten Verschlechterung der ökonomischen Bedingungen kam, begannen die Chinesen die Bedeutung des Goldes zu verstehen. Der Fotograf Henri Cartier-Bresson hielt in seinem berühmten Bild unten einen richtigen chinesischen Gold-Run fest. Im Dezember 1948, als die Währung wertlos wurde, entschied die nationalistische Regierung, 40 Gramm Gold pro Person auszugeben. Wie man im Foto sehen kann, brach vollkommene Panik aus, als die Menschen versuchten, an das lebensrettende Gold zu kommen; viele wurden dabei erdrückt.

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Chinesen zogen wertvolle Lehre aus Hyperinflation der 1930er

Das Bild wurde vor 70 Jahren aufgenommen; viele der Menschen, die dort verzweifelt in langen Schlangen warten, um ihre 40 Gramm Gold (etwas mehr als eine Unze) zu bekommen, leben heute nicht mehr. Sie, und auch alle anderen Chinesen, die in der gleichen Situation steckten, werden ihren Kindern jedoch von den Konsequenzen einer Hyperinflation erzählt haben, denn sie alle hatten Armut, Hungersnot, Krankheit und Elend am eigenen Leib erfahren. Diese Ereignisse hatten großen Einfluss darauf, dass China heute mehr Gold kauft als jedes andere Land der Welt.

Seit jener Phase der Kriege und Misswirtschaft ist China über die letzten Jahrzehnte zu einer ökonomischen Supermacht aufgestiegen. Anders als im Westen haben die Chinesen schmerzlich erfahren müssen, dass verdientes Geld nicht nur für Konsumartikel ausgegeben werden sollte, sondern auch für schlechte Zeiten angespart werden muss. Aus diesem Grund kauft eine große Zahl von Chinesen auch regelmäßig Gold, um es langfristig zu besitzen.


Der Westen versteht Gold nicht

In Gold zu sparen wäre jedem Westler ein Gräuel. Praktisch niemand spart hier auch nur einen kleinen Teil in Gold. Stattdessen gibt der durchschnittliche Amerikaner oder Europäer sein gesamtes Einkommen aus und leiht sich dazu noch einiges mehr für Konsum, Studium, Auto oder Haus/ Wohnung.

Die chinesische Gold-Warteschlange ist also der erste "Auslöser", den ich zu Anfang des Artikels erwähnt hatte. Praktisch niemand im Westen versteht die Bedeutung dieser Schlange. Sie steht für die Verzweiflung von Menschen nach einer Zeit schwerer Misswirtschaft der Landesfinanzen. Die gesamte Welt befindet sich heute in einer ähnlichen Situation. Nach einer mehr als 100 Jahre andauernden Zerstörung des Papiergeldes mittels massiver Kreditanhäufung und Geldschöpfung, werden wir bald an den Punkt gelangen, wo Menschen auf der ganzen Welt verzweifelt nach echtem Geld oder Gold suchen werden. Doch an diesem Punkt wird es schon zu spät sein.


Keine Goldgeschäfte im Westen

Interessanterweise findet man im Westen praktisch keine Goldgeschäfte. In London gibt es heute zwei Spezialgeschäfte, wo man Goldbarren und -münzen kaufen kann. In Zürich gibt es eines im Zentrum der Stadt und eines außerhalb. Dasselbe gilt für die meisten Städte. Noch vor wenigen Jahrzehnten verkaufte buchstäblich jede Schweizer Bank Gold und hatte Gold in den Schaufenstern. All das ist verschwunden. Die UBS hatte vielerorts spezielle Goldschalter, doch auch die sind weg. Zugestandenermaßen gibt es aber eine Reihe von Online-Goldverkäufern.

Innerhalb der nächsten Jahre werden wir ähnliche Panik-Schlangen vor den wenigen, noch verbliebenen Goldgeschäften sehen. Die Panik wird nur schlimmer sein, weil auch diese Geschäfte keine verkäuflichen Bestände mehr haben werden. Höchstwahrscheinlich nicht einmal mehr jene 40 Gramm (1.800 $ heute), die die Chinesen 1938 bekamen. Denn wenn den Massen bekannt wird, dass Gold der einzige Weg zum Überleben ist, dann wird kein Gold zu keinem Preis mehr erhältlich sein.


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