Die Unterwanderung der Medien
24.03.2019 | Manfred Gburek
Wer die Medien beherrscht, hat die Macht - vorausgesetzt, es handelt sich um solche Medien, die mit ihrer Propaganda die Mehrheit der Menschen erreichen. Wie ARD und ZDF. Deren aus eigener Sicht geradezu geniales Geschäftsmodell: Man kassiere die Bundesbürger Jahr für Jahr, gesetzlich abgesichert, mit jeweils rund 8 Milliarden Euro für eine Quasi-Steuer ab und verballere das Geld für Krimis mit unsäglichen Drehbüchern, für Sport-, Schlager- und Quizsendungen, und konzentriere die täglichen Nachrichten stark auf das Blabla aus den Parteizentralen, also wo die Macht ist. So schließt sich der Kreis.
Früher gab es die Gebühren-Einzugs-Zentrale (GEZ), eine unwürdige Institution, deren Schnüffler gern alle Bundesbürger verpetzten, die im Verdacht standen, ein Radio oder einen Fernseher zu besitzen. Doch seit dem Siegeszug des Internets mit seinen sozialen Medien erwies sich das GEZ-Geschäftsmodell als veraltet und nicht mehr tragfähig. Was lag also näher, als es zu einer Zwangsabgabe umzufunktionieren? Oder wie der WDR-Direktor Jörg Schönenborn diese irreführend nennt: "Demokratie-Abgabe". Deren Erhöhung steht im April zur Debatte. Und damit sie durchkommt, hat ZDF-Intendant Thomas Bellut schon mal vorgebeugt: "Ohne Beitragsanpassung ist das Qualitätsniveau nicht zu halten."
Was für ein "Qualitätsniveau"? Das der Plaudertaschen aus Talkshows von Anne Will und Maybrit Illner? Oder etwa das vom unmöglichen letzten Münster-Krimi? Egal, ohne dass Qualität näher definiert wird, ist die Aussage von Bellut ebenso wie die von Schönenborn jeweils nur eine nichtssagende Leerformel. So etwas setzt sich dann bis in die letzten Verästelungen der Fernsehsender fort.
Es kommt sogar noch dicker: Die ARD hat beim Berkeley International Framing Institute für 120.000 Euro ein Manual bestellt, das vor dubiosen Anweisungen zum Umgang mit der Sprache nur so strotzt. Seine Verfasserin, Elisabeth Wehling, ist nebenbei Mitglied der Jury zur Ermittlung des Reporterpreises. Dieser wurde auch an Claas Relotius verliehen, jenen ehemaligen "Spiegel"-Redakteur, dessen erfundene Reportagen aufflogen und die ganze Medienlandschaft durcheinander wirbelten.
Letzteres nicht zuletzt deshalb, weil das Manual private Sender bar jeder Objektivität als "medienkapitalistische Heuschrecken" bezeichnete und dadurch den Eindruck erweckte, als könne man keinen Medien außer den öffentlich-rechtlichen überhaupt noch trauen.
Wie weit die Unterwanderung der Medien durch andere Medien - nicht nur durch öffentlich-rechtliche - mittlerweile gediehen ist, belegt dieses Beispiel: Das nach eigenem Bekunden als "liberal-konservativ" ausgerichtete Monatsmagazin "Tichys Einblick"einschließlich seiner Internetseite "tichyseinblick.de" wurde vom Internetlexikon Wikipedia kurzerhand als "komplett an der Realität vorbeigehende Selbstbezeichnung" und als "nationalkonservativ bzw. eher rechtspopulistisch" gebrandmarkt.
Das Verwerfliche daran: Roland Tichy hat in seiner langen Zeit als Korrespondent und später als Chefredakteur der Wirtschaftswoche, als Berliner Korrespondent des Handelsblatts und Chefredakteur des Monatsmagazins €uro seine objektive politische Einstellung mehr als hinreichend bewiesen. Besonders schlimm: Wikipedia-Einträge wie der hier zitierte lassen sich nur schwer korrigieren, weil darüber ganze Gremien wachen. Nebenbei stellt sich die Frage, was politische Meinungen in einem Lexikon zu suchen haben.
Der Meinungsjournalismus ist nicht mehr aufzuhalten. Er begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem "Spiegel" und hat sich bis heute in den meisten Medien durchgesetzt. Man kann ihm durchaus etwas Positives abgewinnen, solange es die Meinungsfreiheit gibt, die ein demokratisches Korrektiv bildet. Aber ein mit dem Geld der Steuerzahler finanziertes Staatsfernsehen und ein fragwürdiges Institut, das private Sender als Heuschrecken niederzumachen versucht? Das geht einfach zu weit. Und die Konsequenz daraus? Eindeutig und leider mit sehr viel Zeitaufwand verbunden:
Man ist geradezu gezwungen, alle Medien so kritisch und tiefgründig wie möglich zu nutzen. Denn die Gefahr, auf "fake news" reinzufallen, ist gewaltig.
Wer genug Zeit mitbringt, kann sich dagegen mit einer probaten Methode stemmen: Den anspruchsvollen Beiträgen von Querdenkern und Kabarettisten auf YouTube oder in Mediatheken lauschen, zum Beispiel von Henryk M. Broder, Dieter Nuhr, oder vom Duo Max Uthoff und Claus von Wagner aus der ZDF-Sendung "Die Anstalt". Wobei man vor allem ihre kritischen Analysen beachten sollte.
Das Angenehme bei YouTube ist, dass neben den ausgewählten Beiträgen meistens Leisten mit Hinweisen auf andere Beiträge zu finden sind. Das hat den Vorteil, dass man umfangreich informiert wird, und zwar über verwandte wie auch über andere Themen. Dann tauchen neben den Analysen der genannten Querdenker zum Beispiel schon mal Interviews mit Anlagestrategen wie Hendrik Leber oder Jens Ehrhardt auf. Und wenn man die anklickt, kommen weitere Börsianer zu Wort - teils mit profunden Aussagen, teils jedoch auch mit fragwürdigen Tipps. Doch Letztere lassen sich in der Regel leicht als solche erkennen.
Anleger sind gut beraten, wenn sie sich von Tipps nicht beeinflussen lassen. Die Gefahr ist nämlich recht groß, weil die Tippgeber es meistens verstehen, ihre Meinung besonders plausibel erscheinen zu lassen. Dagegen hilft nur eines: Selbst nachdenken und danach handeln. Tipps sind meistens von Interessen gesteuert - auch eine Art der Unterwanderung durch Medien, hier zum Schaden der Anleger, und der kann gewaltig sein.
Zum Schluss sei noch auf eine Unsitte hingewiesen, die sich in den vergangenen Jahren wie eine Epidemie ausgebreitet hat: Journalistenpreise. Es gibt einen nach Altkanzler Helmut Schmidt benannten, einen Lokaljournalistenpreis, einen zu erneuerbaren Energien und einen vom Deutschen Derivate Verband ausgelobten - insgesamt schon über 700. Da drängt sich die Frage auf, ob die Journalisten, die einen der Preise ergattert haben, noch in der Lage sind, objektiv über das jeweilige Thema zu berichten. Beispielsweise über zu hohe Strompreise oder über Reverse-Index-Zertifikate - viel Stoff zum Nachdenken.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Aktien unter der Lupe
Früher gab es die Gebühren-Einzugs-Zentrale (GEZ), eine unwürdige Institution, deren Schnüffler gern alle Bundesbürger verpetzten, die im Verdacht standen, ein Radio oder einen Fernseher zu besitzen. Doch seit dem Siegeszug des Internets mit seinen sozialen Medien erwies sich das GEZ-Geschäftsmodell als veraltet und nicht mehr tragfähig. Was lag also näher, als es zu einer Zwangsabgabe umzufunktionieren? Oder wie der WDR-Direktor Jörg Schönenborn diese irreführend nennt: "Demokratie-Abgabe". Deren Erhöhung steht im April zur Debatte. Und damit sie durchkommt, hat ZDF-Intendant Thomas Bellut schon mal vorgebeugt: "Ohne Beitragsanpassung ist das Qualitätsniveau nicht zu halten."
Was für ein "Qualitätsniveau"? Das der Plaudertaschen aus Talkshows von Anne Will und Maybrit Illner? Oder etwa das vom unmöglichen letzten Münster-Krimi? Egal, ohne dass Qualität näher definiert wird, ist die Aussage von Bellut ebenso wie die von Schönenborn jeweils nur eine nichtssagende Leerformel. So etwas setzt sich dann bis in die letzten Verästelungen der Fernsehsender fort.
Es kommt sogar noch dicker: Die ARD hat beim Berkeley International Framing Institute für 120.000 Euro ein Manual bestellt, das vor dubiosen Anweisungen zum Umgang mit der Sprache nur so strotzt. Seine Verfasserin, Elisabeth Wehling, ist nebenbei Mitglied der Jury zur Ermittlung des Reporterpreises. Dieser wurde auch an Claas Relotius verliehen, jenen ehemaligen "Spiegel"-Redakteur, dessen erfundene Reportagen aufflogen und die ganze Medienlandschaft durcheinander wirbelten.
Letzteres nicht zuletzt deshalb, weil das Manual private Sender bar jeder Objektivität als "medienkapitalistische Heuschrecken" bezeichnete und dadurch den Eindruck erweckte, als könne man keinen Medien außer den öffentlich-rechtlichen überhaupt noch trauen.
Wie weit die Unterwanderung der Medien durch andere Medien - nicht nur durch öffentlich-rechtliche - mittlerweile gediehen ist, belegt dieses Beispiel: Das nach eigenem Bekunden als "liberal-konservativ" ausgerichtete Monatsmagazin "Tichys Einblick"einschließlich seiner Internetseite "tichyseinblick.de" wurde vom Internetlexikon Wikipedia kurzerhand als "komplett an der Realität vorbeigehende Selbstbezeichnung" und als "nationalkonservativ bzw. eher rechtspopulistisch" gebrandmarkt.
Das Verwerfliche daran: Roland Tichy hat in seiner langen Zeit als Korrespondent und später als Chefredakteur der Wirtschaftswoche, als Berliner Korrespondent des Handelsblatts und Chefredakteur des Monatsmagazins €uro seine objektive politische Einstellung mehr als hinreichend bewiesen. Besonders schlimm: Wikipedia-Einträge wie der hier zitierte lassen sich nur schwer korrigieren, weil darüber ganze Gremien wachen. Nebenbei stellt sich die Frage, was politische Meinungen in einem Lexikon zu suchen haben.
Der Meinungsjournalismus ist nicht mehr aufzuhalten. Er begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem "Spiegel" und hat sich bis heute in den meisten Medien durchgesetzt. Man kann ihm durchaus etwas Positives abgewinnen, solange es die Meinungsfreiheit gibt, die ein demokratisches Korrektiv bildet. Aber ein mit dem Geld der Steuerzahler finanziertes Staatsfernsehen und ein fragwürdiges Institut, das private Sender als Heuschrecken niederzumachen versucht? Das geht einfach zu weit. Und die Konsequenz daraus? Eindeutig und leider mit sehr viel Zeitaufwand verbunden:
Man ist geradezu gezwungen, alle Medien so kritisch und tiefgründig wie möglich zu nutzen. Denn die Gefahr, auf "fake news" reinzufallen, ist gewaltig.
Wer genug Zeit mitbringt, kann sich dagegen mit einer probaten Methode stemmen: Den anspruchsvollen Beiträgen von Querdenkern und Kabarettisten auf YouTube oder in Mediatheken lauschen, zum Beispiel von Henryk M. Broder, Dieter Nuhr, oder vom Duo Max Uthoff und Claus von Wagner aus der ZDF-Sendung "Die Anstalt". Wobei man vor allem ihre kritischen Analysen beachten sollte.
Das Angenehme bei YouTube ist, dass neben den ausgewählten Beiträgen meistens Leisten mit Hinweisen auf andere Beiträge zu finden sind. Das hat den Vorteil, dass man umfangreich informiert wird, und zwar über verwandte wie auch über andere Themen. Dann tauchen neben den Analysen der genannten Querdenker zum Beispiel schon mal Interviews mit Anlagestrategen wie Hendrik Leber oder Jens Ehrhardt auf. Und wenn man die anklickt, kommen weitere Börsianer zu Wort - teils mit profunden Aussagen, teils jedoch auch mit fragwürdigen Tipps. Doch Letztere lassen sich in der Regel leicht als solche erkennen.
Anleger sind gut beraten, wenn sie sich von Tipps nicht beeinflussen lassen. Die Gefahr ist nämlich recht groß, weil die Tippgeber es meistens verstehen, ihre Meinung besonders plausibel erscheinen zu lassen. Dagegen hilft nur eines: Selbst nachdenken und danach handeln. Tipps sind meistens von Interessen gesteuert - auch eine Art der Unterwanderung durch Medien, hier zum Schaden der Anleger, und der kann gewaltig sein.
Zum Schluss sei noch auf eine Unsitte hingewiesen, die sich in den vergangenen Jahren wie eine Epidemie ausgebreitet hat: Journalistenpreise. Es gibt einen nach Altkanzler Helmut Schmidt benannten, einen Lokaljournalistenpreis, einen zu erneuerbaren Energien und einen vom Deutschen Derivate Verband ausgelobten - insgesamt schon über 700. Da drängt sich die Frage auf, ob die Journalisten, die einen der Preise ergattert haben, noch in der Lage sind, objektiv über das jeweilige Thema zu berichten. Beispielsweise über zu hohe Strompreise oder über Reverse-Index-Zertifikate - viel Stoff zum Nachdenken.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
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