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Die kurzen Beine der Lügner-Kredite

23.03.2007  |  Claus Vogt
- Seite 5 -
Das Gesamtmodell

Die fundamentale Bewertung des US-Aktienmarktes ist sehr hoch. Alle klassischen Kennzahlen der Fundamentalanalyse wie Kurs-Umsatz-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis oder Dividendenrendite kommen einstimmig zu diesem Ergebnis. Aus fundamentalanalytischer Sicht sind Aktien weiterhin äußerst unattraktiv bewertet. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren müssen Aktionäre also damit rechnen, dass die Ergebnisse des Aktienmarktes ähnlich unattraktiv ausfallen werden wie für Käufer der Jahre 1998 bis 2001.

Die monetären Rahmenbedingungen sind ebenfalls weiterhin bearish für den Aktienmarkt und für die Wirtschaft. Die Zinsstrukturkurve ist bereits seit einem Dreivierteljahr invers, die kurzfristigen Zinsen sind also höher als die langfristigen. Damit gibt einer der verlässlichsten Rezessionsindikatoren eine deutlicheRezessionswarnung, die von anderen Frühindikatoren bestätigt wird. In der Vergangenheit gingen alle Rezessionen mit schweren Aktienbaissen einher. In Kombination mit der hohen fundamentalen Bewertung des Marktes ergibt sich ein äußerst prekäres mittelfristiges Börsenbild.

Das Geldmengenwachstum ist in den vergangenen drei Monaten wieder deutlich ausgeweitet worden. Annualisiert beläuft sich der Zuwachs neu kreierten Geldes auf 8,7% bei MZM, 0,7% bei M1 und 7,5% bei M2. Auf Jahresbasis fällt das Geldmengenwachstum noch deutlich geringer aus: MZM 3,5%, M1 minus 0,4% und M2 5,3%. Da geldpolitische Veränderungen mit teilweise sehr langen Verzögerungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten wirksam werden, lässt sich aus den Wachstumsraten der Geldmengenzahlen noch keine Entwarnung für die Finanzmärkte ableiten.

Die Sentimentindikatoren zeigen in einer langfristigen Betrachtung ein Bild extremer Sorglosigkeit. Beispielsweise wurde bei den Wertpapierkrediten der Rekord des Jahre 2000 eingestellt. Die Liquidität der Investmentfonds befindet sich mit 3,9% unter dem Stand vom März 2000 (4,0%). Die Volatilitätsindizes sind in die Nähe historischer Tiefs gefallen. Der Sentimentindikator von Investors Intelligence zeigt seit nunmehr 228 Wochen in Folge mehr Bullen als Bären. Das ist ein sehr viel längerer Zeitraum ungebremsten Börsenoptimismus’ als im Jahr 2000. Dieses extrem einseitige Sentiment legt die Vermutung nahe, dass die Aktienmärkte hier ein Risiko bergen, das dem des Jahres 2000 kaum nachsteht. Wie damals dürfte den meisten Marktteilnehmern sowohl die Phantasie als auch die Kenntnis der Finanzmarktgeschichte fehlen, um dieses Risiko erkennen zu können.


Fazit

Das Szenario einer sanften Landung der US-Wirtschaft - und mit ihr der Weltwirtschaft - ist überaus unwahrscheinlich. Sie sollten sich und Ihr Wertpapierdepot also auf eine Rezession und eine Baisse einstellen. Die durchschnittliche Baisse dauerte an der Wall Street 19,2 Monate und bescherte Kursrückgänge von 36,1%.

Der Kursverfall der vergangenen Tage wurde von den Medien und den stets bullishen Analysten als überfällige und willkommene Korrektur bezeichnet. Das in dieser Einschätzung zum Ausdruck gebrachte Sentiment spricht dafür, dass diese Korrektur sich später als der Beginn der nächsten Baisse herausstellen wird.


© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank



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