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Thomas Allen: Bestimmt die Währungseinheit den Bullionwert?

29.10.2019
In der Ära des Goldmünzstandards diskutierten Volkswirtschaftler darüber, ob der Geldwert der Goldmünze nun den Wert des Goldbullion, oder ob Goldbullion den Wert der Goldmünze bestimmen würde. Wird der Wert jeder Währungseinheit durch den Bullionwert jeder Einheit bestimmt? Oder wird der Bullionwert jeder Geldeinheit durch den Wert der Währungseinheit bestimmt? In anderen Worten: Ist die Währungseinheit die unabhängige Variable oder ist es der Goldbullion?

In seinem Buch Money (1882) argumentiert George Weston, dass der Bullionwert durch den Wert der Münze, der Währungseinheit, definiert wird. Der Wert der Münze wird durch die Münz- und Papiergeldmenge bestimmt. Weston ist ein Befürworter der Geldmengentheorie. Unter sonst gleichen Bedingungen legt die Geldmenge den Wert der Währungseinheit fest; wobei er hiermit üblicherweise deren Kaufkraft meint.

Das gilt nicht nur für nicht umwandelbare, staatliche Fiat-Papiernoten, sondern auch für Goldkurantmünzen und anderen Geldarten. Ihm zufolge können Regierungen die Entwertung ihrer staatlichen Noten verhindern, indem deren Menge angemessen kontrolliert wird. Des Weiteren scheint er Fiat-Papiernoten der Regierung gegenüber den Goldkurantmünzen zu bevorzugen. (Eine Goldkurantmünze ist eine Münze, deren Geldwert dem Wert des Goldgehalts entspricht.)

Weston glaubt, dass ein Wechselkursverhältnis zwischen Kurantmünzen und Papiergeld permanent beibehalten werden kann, indem die Papiergeldmenge eingeschränkt wird. Weiterhin behauptet er, dass die Kontrolle der Papiergeldmenge verlässlicher sei, als das Papiergeld auf Anfrage hin gegen Münzen einzutauschen. Das beschreibt er selbst als "hoffnungslos verräterisch sowie kostspielig und ungeschickt."

Er fügt hinzu, dass es "falsch und betrügerisch" sei, die Voraussetzung, Banknoten gegen Goldmünzen auf Anfrage hin einzutauschen, zur Regulierung der Banknotenausgabe zu verwenden... "und sich dies in der Praxis als eines der schlimmsten Übel der Menschheitsgeschichte herausgestellt habe."

Ein derartiges System führt dazu, dass die Geldmenge zu stark schwankt. Ein besseres System soll den Goldpreis dazu verwenden, die Ausgabe nicht umwandelbaren Papiergeldes zu regulieren. Vielleicht liegt er richtig, doch keine Regierung hat es jemals geschafft, ein Wechselkursverhältnis zwischen Papiergeld und Münzen oder Bullion ohne Einlösbarkeit für mehr als ein paar Jahre aufrechtzuerhalten.

Außerdem verwenden Regierungen selten den Goldpreis, um die Ausgabe von nicht umwandelbarem Papiergeld zu regulieren. Eine derartige Methode ist zu restriktiv und macht die Verwendung nicht umwandelbaren Papiergeldes überflüssig; also die Ausgabe von Geld, das auf Politik und nicht auf der Volkswirtschaft basiert.

Weston bevorzugt eine statische Menge an Banknoten, wie die Bankensysteme Englands und der meisten anderen europäischen Länder sie verwendeten, in deren Rahmen beinahe alle Banknoten von Goldmünzen gedeckt waren. Ein großes Problem dieser statischen Geldmenge ist es, hohe Nachfrage nach diesen Noten zu bedienen - in der Weihnachtszeit beispielsweise.

Eine große Menge dieser Noten muss einen Großteil des Jahres ungenutzt in den Tresoren verweilen. Europäische Länder haben dieses Problem der Inelastizität mit scheckfähigen Einlagen umgangen, die Weston nicht als Geld ansieht. Indem scheckfähige Einlagen erweitert wurden, als die Nachfrage hoch war und diese gekürzt wurden, als die Nachfrage wiederum niedrig ausfiel, bedienten die Banken die monetären Bedürfnisse der Märkte.

Daneben glaubt Weston, dass das Gesetz dem Gold seinen Wert verleiht. Außerdem ist der Goldwert als Handelsware kein Element, das seinen Wert als Geld festlegt. Dieser monetäre Wert des Goldes kann durch die Papiergeldmenge reguliert werden, die sich im Umlauf befindet. Eine Erhöhung der Geldmenge verringert den Wert der Goldmünze. Hier scheint er Wert mit Kaufkraft zu verwechseln.

Das sind zwei unterschiedliche Faktoren. Zudem führt eine Erhöhung der Papiergeldmenge nicht notwendigerweise zu einem Kaufkraftverlust der Goldmünze. In den Vereinigten Staaten stieg die Kaufkraft der Goldmünze im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, während zeitgleich die Menge an Papiergeld (einige Fiat, wie der US-Dollar und einige nicht wie nationale Banknoten) und der gesetzlichen Silberdollar anstieg. Doch das Fiat-Papiergeld und die Fiatsilberdollar könnten die Preise davon abgehalten haben, stärker zurückzugehen als es der Fall war.

Zudem scheint Weston zu glauben, dass Gold und Silber kein Geld sind. (Murray Rothbard widerspricht dem; er erklärt, dass Gold Geld ist, ungeachtet dessen Form.) Die Menschen begehren die Metalle, da es einfach ist, sie in Geld umzuwandeln - vermutlich meint er Münzen und möglicherweise Bullion als Reserven für Papiergeld. Doch Goldbullion wurde selbst als Geld verwendet und nicht nur dafür, Papiergeld zu decken.

Ihm zufolge begehren zivilisierte Menschen heute (1884) Gold nicht zur Ausschmückung, sondern nur als Geld. Wenn das stimmen würde, dann wäre die Herstellung von Goldschmuck ein unprofitables Unterfangen.

Weston behauptet, dass ein Wechselkursverhältnis zwischen Silber- und Goldmünzen unterhalten werden kann, indem die Menge an Silbermünzen eingeschränkt wird. Er zitiert mehrere Beispiele in Europa. Silbermünzen galten in den Ländern, die er erwähnt, entweder als Ersatz für Goldmünzen oder wurden bald darauf zu Ersatzmünzen. Diese Länder unterhielten den Goldstandard und ihre Silbermünzen waren direkt oder indirekt gegen Gold eintauschbar.

Diese Tauschbarkeit - nicht ihre Menge - hielt den Geldwert dieser Münzen auf demselben Niveau wie der Nennwert der Goldmünzen, auch wenn der Silbergehalt dieser Münzen weniger wert war als der Geldwert der Münze. (Wenn der Geldwert einer Münze den Wert ihres Bullionwertes festlegt, wie Weston beschreibt, warum ist der Silberwert dann nicht angestiegen, um dem Geldwert der Silbermünze zu entsprechen?)

Weston scheint hinterlistig, was Ersatzmünzen angeht und verwendet diese, um seine Behauptung zu unterstützen, dass der Metallgehalt einer Münze nicht den Wert der Münze an sich festlegt, sondern dass der Wert der Münze den Wert des Metallgehalts definiert. Ersatzmünzen sind Scheidemünzen, die für kleine Transaktionen genutzt werden, bei denen Goldkurantmünzen nicht verwendet werden können, ohne Rückgeld in Scheidemünzen zu erhalten.

Des Weiteren können Scheidemünzen in Goldmünzen eingetauscht werden. Wenn eine Ersatzmünze zirkulieren soll, dann muss der Wert des Metallgehalts geringer sein als ihr Geldwert, da die Münzen sonst für ihr Metall eingeschmolzen werden würden.

Nichtsdestotrotz passen seine Kommentare bezüglich des europäischen Silbermünzgeldes zum damaligen Silberdollar der Vereinigten Staaten. Der Silberdollar war Fiatgeld, dessen Menge durch Kongress und Finanzministerium festgelegt wurde. Weston zufolge wurde es auf dem gleichen Wert wie der Golddollar gehalten, indem die Menge produzierter Silberdollar eingeschränkt wurde. Auch wenn der Wert des Metallgehalts eines Silberdollar weniger wert war als ein Dollar, kündigte der Kongress an, dass der Silberdollar als gesetzliches Zahlungsmittel so viel wert sei wie ein Dollar.


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