Thomas Allen: Bestimmt die Währungseinheit den Bullionwert?
29.10.2019
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Wenn Weston richtig damit liegt, dass das Gold, das aus einem Land entflieht, das einen ausgesetzten Goldstandard besitzt, ins Geldsystem anderer Länder fließt, dann wird nur ein kleiner Teil davon in zirkulierenden Goldmünzen landen. Die meisten werden als Einlagen zu Banken fließen und Basis zur Krediterweiterung werden. Der Großteil des Geldes, das durch diese Expansion geschaffen wird, wird zu scheckfähige Einlagen, während der Rest zu Banknoten wird. Diese Kreditexpansion verursacht monetäre Inflation und die resultierenden steigenden Preise. Deren Kontraktion führt zu Deflation und rückläufigen Preisen. Doch viele Probleme, die mit der Kreditexpansion zusammenhängen, können durch die Verwendung solider Bankenpraktiken verhindert werden (kein Reservebankwesen, was es mehreren Parteien erlaubt, gleichzeitig dasselbe Geld zu verwenden). Solide Bankpraktiken umfassen nicht das kurzfristige Leihen und gleichzeitige langfristige Verleihen sowie das Decken aller scheckfähigen Einlagen mit Kurantmünzen oder kommerziellem Geld. (Kommerzielles Geld ist einer echter Wechsel, der sich üblicherweise innerhalb von 90 Tagen oder weniger selbst liquidiert; das kann nur unter einem Rohstoffstandard wie dem Goldstandard funktionieren.)
Der Kaufkraftverlust, so behauptet Weston, resultiert von einer Reduzierung der Nachfrage nach Goldmünzen, als der Goldstandard ausgesetzt wurde. Jedoch meint er, dass der Kaufkraftverlust von einem Wertverlust der Goldmünze resultiert. Das Umgekehrte tritt auf, wenn der Goldstandard wiederaufgenommen wird und das Papiergeld wieder in Gold umwandelbar ist. Die Kaufkraft der Münze und des Papiers nimmt zu, da der Goldwert zulegt.
Er ignoriert die Theorie der Geldqualität, die den Anstieg und Rückgang der Kaufkraft des Geldes erklärt, was er als den Wert bezeichnet. Wenn der Goldstandard ausgesetzt wird, ersetzt qualitativ minderwertiges und nicht einlösbares Papiergeld, das weniger Wert und Kaufkraft besitzt als Gold, die Goldmünzen. Wenn der Goldstandard wiederaufgenommen wird, ersetzt eine qualitativ hochwertige Währung, Goldmünzen und Papiergeld, das in Gold einlösbar ist, die minderwertige und nicht einlösbare Papierwährung.
Er scheint auch den Anstieg und Rückgang der Preise größtenteils Veränderungen des Angebots und der Nachfrage des monetären Goldes zuzuschreiben. Er nimmt an, dass die Preisschwankungen von den Veränderungen des Goldwertes verursacht werden. Er ignoriert Veränderungen des Buchgeldes, mit Ausnahme von Banknoten, die er im Gegensatz zu Buchgeld als reales Geld ansieht und die stärkere Auswirkungen auf die Preise haben als Änderungen des Goldangebots.
Weston scheitert an der Erklärung, wie Währungseinheiten ihren ursprünglichen Wert erhalten. Unter dem Goldstandard erhalten Währungseinheiten ihren Wert von Gold. Die Währungseinheit wird als ein spezifisches Gewicht des Goldes definiert und die Währungseinheit besitzt den Wert dieses Gewichts an Gold. Beispielsweise definierte der Gold Standard Act von 1900 den Dollar als 23,22 Goldkörner (Grain). Deshalb besaß der Dollar den Wert von 23,22 Goldkörnern. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Währungseinheit ihren Wert von ihrem Metallgehalt bezieht, da der Bullionwert der Währungseinheit vorangeht.
Weston weist diese Idee zurück. Er behauptet, dass der Wert der Währungseinheit, der Dollar, den 23,22 Goldkörnern ihren Wert verleiht. Der Dollar mag 23,22 Goldkörnern ihren Preis verliehen, doch dem Gold nicht seinen Wert. Wert und Preis sind nicht dasselbe. Der Wert ist subjektiv; der Preis ist objektiv. Des Weiteren besitzt nicht alles, was einen Wert hat, auch einen Preis. Beispielsweise besitzt die Liebe eines Lebenspartners und eines Kindes einen großen Wert, aber keinen Preis.
Hier ein Beispiel für den Unterschied zwischen Preis und Wert: Wenn eine Person ein Shirt für 10 Dollar kauft, dann besitzt das Shirt unter einem Goldstandard einen Wert von 232,2 Goldkörnern und einen Preis von 10 Dollar. (Was ist der heutige Wert eines Shirts, wenn man es mit einer 10-Dollarnote kauft? Ohne den Dollar an sich zu definieren, was eine schlechte und unbefriedigende Definition ist, die unakzeptabel sein und nicht verwendet werden sollte - der Dollarwert entspricht Waren im Wert von einem Dollar - kann niemand den Dollarwert definitiv definieren.)
Bevor irgendein Rohstoff zu Geld wurde, zu einem Zahlungsmittel, muss er einen Wert unabhängig von seinem monetären Nutzen besessen haben. Sein monetärer Nutzen kommt zu seinem eigentlichen Wert als Rohstoff hinzu, erschafft diesen jedoch nicht. Weston gibt zu, dass Gold als Schmuck Wert besaß, etc. bevor es geprägt wurde.
Sein Nutzen als Münze kommt zu diesem Wert hinzu und verleiht Gold damit sogar seinen höchsten tatsächlichen Wert. Wenn das stimmt, dann würde keine Goldmünze jemals wieder eingeschmolzen werden, um als Schmuck zu dienen; denn der größte Goldwert wird in Form einer Münze erreicht. Doch da Goldmünzen oft für ihr Gold eingeschmolzen wurden und dieses Metall für andere Zwecke verwendet wurde, wird Gold nicht immer am häufigsten in Münzform verwendet.
Daneben ist Weston unklar, wie Papiergeld seinen Wert erhält; neben der Tatsache, dass die Regierung dessen Menge einschränkt. Er erklärt nicht, wie diese Einschränkung dem Papiergeld anfänglich Wert verleiht; vor allem nicht einlösbares Papiergeld. Einlösbares Papiergeld leitet seinen Wert vom Gold ab, das es repräsentiert. Nicht einlösbares Papiergeld nimmt seinen Wert von der Goldmünze, die es ersetzt. Die Quantität hat nichts mit diesem anfänglichen Wert zu tun.
In seinem Argument, in dem er beweisen möchte, dass Münzen den Bullionwert festlegen, zeigt Weston, dass die Regierung ihr Geldsystem und die Kaufkraft ihres Geldes einfach manipulieren kann - üblicherweise zum Nachteil der Bevölkerung. Jedoch schafft er es nicht, ein staatlich manipuliertes Geldsystem zu identifizieren oder zu beschreiben, das besser funktioniert - oder genauso gut - wie der auf Goldmünzen basierte Standard, der von einem gut funktionierenden Kreditsystem begleitet wird. Als Beispiel bietet er jedoch Brasilien an, das den Goldpreis als Index verwendet, um die Menge an Fiatpapiergeld zu regulieren.
Unter dem Goldmünzstandard reguliert die Regierung die Menge an produzierten Goldmünzen nicht. Jedoch greift sie öfter ein, um die Menge an ausgegebenen Banknoten einzuschränken, auch wenn derartige Interventionen nicht notwendig und wahrscheinlich unerwünscht sind, da sie die Märkte verzerren können. Marktkräfte entscheiden die Menge geprägter und eingeschmolzener Goldmünzen. Wenn die Regierung nicht eingreift, regulieren die Marktkräfte die Menge an ausgegebenen Banknoten - und in gewissem Ausmaße auch, wenn sie eingreift.
Egal ob Banknoten einlösbar oder nicht einlösbar in Goldkurantmünzen sind, so argumentiert Weston, dann sind sie Geld an sich. Sie sind reales Geld und keine reine Form des Kreditgeldes. Tatsächlich werden sie als Zahlungsmittel verwendet. Ebenfalls werden sie beinahe immer zur Recheneinheit, wenn sie nicht einlösbar sind; vor allem, wenn die Regierung sie zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Doch reales Geld wie Gold- und Silberkurantmünzen erfüllen eine monetäre Aufgabe, die diese Noten nicht handhaben können.