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Thomas Allen: Bestimmt die Währungseinheit den Bullionwert?

29.10.2019
- Seite 4 -
Kurantmünzen bezahlen nicht nur Schulden, sondern tilgen diese auch, da sie nicht die Verbindlichkeit einer anderen Person sind. Banknoten können Schulden nur bezahlen. Das tun sie, indem die Verbindlichkeit weitergegeben wird, letztlich an die Person oder Entität, die für die Note verantwortlich ist. Beispielsweise ist die US-Regierung für die heutige Federal-Reserve-Note verantwortlich. Entgegen Westons Behauptung sind Banknoten kein echtes Geld; sie sind Kreditgeld und können Schulden nicht tilgen.

Weston lehnt die Idee ab, dass Wechsel und scheckfähige Einlagen Geld sind. Ihm zufolge besitzen sie nicht dieselben Eigenschaften wie Banknoten und erhöhen die Geldmenge nicht. Heute, da in Industrieländern mehr scheckfähige Einlagen als Banknoten verwendet werden, liegen den meisten monetären Störungen, wie die Inflation, Veränderungen der scheckfähigen Einlagen zugrunde.

Demnach ignoriert Westons Geldmengentheorie das kommerzielle Geld, echte Wechsel, als Teil der Geldmenge. Wie Banknoten ist das kommerzielle Geld eine Form des Kreditgeldes, das zum Kauf von Waren und dem Bezahlen von Schulden verwendet werden kann. Anders als Banknoten besitzt kommerzielles Geld eine spezifische Lebensspanne, üblicherweise 90 Tage oder weniger, bevor es abläuft.

Oftmals ist die Menge kommerziellen Geldes größer als die der Banknoten und übersteigt sogar die Münz- und Papiergeldmenge. Wenn die Geldmenge der einzige entscheidende Faktor für den Geldwert ist, wie Weston behauptet, oder sogar der primäre Faktor, wie kann er das kommerzielle Geld dann ignorieren? Nichtsdestotrotz lehnt Weston die Idee ab, dass Wechsel Geld sind und demnach keinerlei Berücksichtigung als Teil der Geldmenge oder irgendeiner Geldmengentheorie benötigen.

Ähnlich ignoriert Westons Geldmengentheorie auch die scheckfähigen Einlagen, Scheckbuchgeld, als Teil der Geldmenge. Wie Banknoten sind scheckfähige Einlagen eine Form des Kreditgeldes, das zum Kauf von Waren und zur Bezahlung von Schulden verwendet werden kann. Anders als Banknoten, die viele Hände passieren können, bevor sie zurück zur Bank fließen, passieren Schecks typischerweise nur ein paar oder zwei paar Hände, bevor sie zur Bank zurückkehren.

Der große Unterschied zwischen einer Banknote und Scheckbuchgeld ist, dass eine Banknote ein Auftrag an eine Bank darstellt, Gold vom Konto der Bank an den Inhaber zu überweisen, während der Scheck ein Auftrag ist, dass Gold vom Konto des Scheckausstellers an den Inhaber zu überweisen. Zu Westons Zeit (1884) wurden zum Kauf von Waren und zur Bezahlung von Schulden in den Vereinigten Staaten mehr scheckfähige Einlagen verwendet als Banknoten. Er erkennt an, dass Schecks für den Großteil der Transaktionen verwendet werden.

Des Weiteren gab es unter dem Reservebankwesen - das damals sowie heute praktiziert wird - mehr scheckfähige Einlagen als Hartgeld, kommerzielles Geld und in Großbritannien Banknoten und in den Vereinigten Staaten Silberdollar und US-Noten, die von der Bank gehalten wurden; demnach gab es von ihnen mehr als das, was Weston als reales Geld ansieht. Jede Geldqualitätstheorie, die scheckfähige Einlagen ignoriert ist eine äußerst ineffektive Theorie. Nichtsdestotrotz lehnt Weston die Idee ab, dass scheckfähige Einlagen Geld sind und demnach keinerlei Berücksichtigung als Teil der Geldmenge oder irgendeiner Geldmengentheorie benötigen.

Eine Banknote ist nur ein Scheck, auf den die Bank selbst schreibt (Unter dem System, das Weston unterstützte und das nach dem britischen System nach dem Jahr 1844 modelliert wurde, ist das nicht der Fall. Unter dem britischen System ähneln die Banknoten den Goldzertifikaten, die in den Vereinigten Staaten ausgegeben wurden. Während Goldzertifikate vollständig durch Gold gedeckt waren, wurde ein Bruchteil der britischen Noten durch nicht handelbare Regierungswertpapiere gedeckt.

Wie Goldzertifikate waren es Lagerscheine, die versprachen, den Inhaber in Gold zu zahlen. Anders als US-amerikanische Goldzertifikate, die kein gesetzliches Zahlungsmittel waren, galten britische Noten als gesetzliches Zahlungsmittel. Auch wenn Weston andeutet, dass dieser Status der Banknoten sie zu realem Geld machen würde, scheint er Goldzertifikate als reales Geld zu akzeptieren, obwohl sie kein gesetzliches Zahlungsmittel sind.) Eine Banknote - wenn auch nur ein Lagerschein - ist ein Kreditinstrument, da es die Verbindlichkeit einer anderen Person ist.

Weston lehnt die Idee ab, dass Banknoten Kreditinstrumente sind: ein Scheck, den der Emittent selbst unterzeichnet, um dem Inhaber Geld zu zahlen, d.h. Goldmünzen. Für ihn sind Banknoten Geld an sich und keine Versprechen, Geld, d.h. Goldmünzen, zu zahlen.

Eine interessante Anmerkung, die Weston zitierte, stammt von John Stuart Mills, der sinnierte, dass Einlagen und Schecks Währungen unter den richtigen Umständen sogar ersetzen könnten. Weston dachte, dass ein derartiger Ersatz absurd sei. Doch heute sind die meisten Länder dabei, die Währung abzuschaffen und die Leute dazu zu zwingen, Bankeinlagen und Schecks zu verwenden; bevorzugt mit Bankkarten anstatt Papierschecks. Wenn das passiert, fällt die Geldmenge - laut Westons Theorie - auf Null: Seiner Definition des Geldes gemäß würde Geld aufhören zu existieren. Was würde dann den Wert von Goldbullion festlegen?

Weston stellt übermäßiges Vertrauen in die Regierung zur Schau, das Geldsystem des Landes zu verwalten. Wie die letzten 100 Jahre zeigen, sind Regierungen äußerst inkompetent, wenn es um das Verwalten von Geldsystemen geht, wenn das Ziel ist, Inflation, Hyperinflation, Panik, Depressionen, Rezessionen und andere wirtschaftliche und monetäre Störungen und Desaster zu umgehen. Wenn es das Ziel ist, Reichtum und Macht von den normalen Bürgern an die reichen und mächtigen zu übertragen, dann waren sie äußerst erfolgreich.

Wenn seine Geldmengentheorie versagt, hat Weston einen Plan B, der lautet: "alle anderen Faktoren bleiben gleich." Wenn sie scheitert, dann weil "alle anderen Faktoren nicht gleichgeblieben sind."

Zusammenfassend argumentiert Weston, dass der Wert von Goldbullion nicht den Wert einer Goldmünze oder des Papiergeldes kontrolliert, das den gleichen Nennwert besitzt. Das Gegenteil ist der Fall: Der maximale Wert von Goldbullion schwankt mit und wird durch den Wert der Goldmünze und des Papiergeldes zum Nennwert der Goldmünze reguliert. Des Weiteren hängt der Wert einer Währungseinheit von der Menge der Währungseinheiten ab - sowohl Münzen als auch Papiergeld.

Weston liegt falsch, wenn er behauptet, dass der Wert von Währungseinheiten Goldbullion seinen Wert verleiht. Im Gegenteil: Der Goldbullionwert verleiht der Währungseinheit ihren Wert. Der Wert des Goldes geht seinem Nutzen als Geld voran und dessen Nutzen als Geld geht seinem Nutzen als Münze voran. Weston verwechselt Wert mit Preis. Die Währungseinheit verleiht Gold seinen Preis, der objektiv ist, verleiht Gold jedoch nicht seinen Wert, der subjektiv ist.


© Thomas Allen



Dieser Artikel wurde am 15.04.2019 auf www.goldstandardinstitute.net veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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