Edelmetalle Aktuell
14.04.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Das gelbe Metall konnte in den beiden Wochen seit unserem letzten Bericht um etwas mehr als zwei Prozent auf jetzt 678,00 $ je Unze zulegen. Einmal mehr war die Preisentwicklung dabei abhängig von externen Faktoren wie zum Beispiel den Bewegungen auf dem Ölmarkt oder jener des Dollars.
Letzterer fiel gegenüber dem Euro auf 1,3539 und damit auf das niedrigste Niveau seit Januar 2005. Die gemeinsame Währung ist damit weniger als 1,5 Cents von ihrem Allzeithoch (1,3667 am 30. Dezember 2004) entfernt und viele Analysten glauben, dass ein Test jener Marke bevorsteht, insbesondere, wenn man bedenkt, dass in Europa weithin eine erneute Zinsanhebung bis spätestens Juni erwartet wird.
Im Falle des Eintretens eines solchen Szenarios ist es nicht unmöglich, dass der Goldpreis das aktuelle Preisband zwischen 650 $ und 680 $ je Unze erst einmal endgültig verlassen und in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 700 $ je Unze klettern wird.
Eine solche Entwicklung würde auch unterstützt werden durch die Tatsache, dass die Nachfrage der Schmuckindustrie im Moment erstaunlich robust ist. Sowohl unsere Kollegen in Hongkong wie auch jene in New York berichteten, dass die Vorräte in der Schmuckindustrie aufgrund der hohen Preise im Moment vergleichsweise niedrig sind und die Hersteller keine andere Möglichkeit haben, als sich auch auf dem aktuellen, hohen Niveau einzudecken. Allerdings sieht die Situation in Europa etwas anders aus, hier beobachten wir vergleichsweise hohe Rückläufe an Recyclingmaterial.
Ebenfalls auf der Verkäuferseite stehen weiter die europäischen Zentralbanken. Die EZB berichtete am Mittwoch, dass zwei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche nahezu 9 Tonnen Gold verkauft hätten. Am Donnerstag gab außerdem die französische Notenbank bekannt, dass sie im Jahr 2006 insgesamt 105 Tonnen Gold verkauft habe. Der Präsident der Zentralbank, Noyer, sagte hierzu, dass seine Institution noch immer insgesamt 600 Tonnen Gold während der Laufzeit des aktuellen Zentralbankabkommens abstoßen wolle.
Das Edelmetallanalysehaus GFMS veröffentlichte in der letzten Woche die 40. Ausgabe seines weithin anerkannten Jahresberichts zum Goldmarkt. Vertreter der Firma sagten bei der Präsentation der aktuellen Ausgabe, dass der Goldpreis im Jahr 2007 ein neues Allzeithoch, was den Durchschnittspreis betrifft, erreichen werde. Für 2008 sei dann nicht ausschließen, dass die Notierung auch beim Kassapreis ein Rekordhoch erreichen könnte. Hervorgerufen würde ein solcher Anstieg durch eine andauernde Nachfrage von Investoren und durch eine weitere Reduzierung des Angebots. Das bisherige Allzeithoch war im Jahr 1980 mit 850 $ je Unze erreicht worden.
Was die nächsten Monate angeht, rechnet GFMS auf jeden Fall damit, dass die Nachfrage von Verarbeitern einschließlich der Schmuckindustrie dafür sorgen wird, dass der Goldpreis nicht mehr in die Nähe des Jahrestiefs von Anfang Januar bei 602 $ je Unze fallen kann.
GFMS teilte außerdem mit, dass die internationale Goldproduktion im Jahr 2006 auf ein Zehnjahrestief bei 2.471 Tonnen gefallen sei. Ein Minus in Höhe von 70 Tonnen bei den beiden weltgrößten Minen Yanaccocha in Peru (sie gehört Newmont) und Grasberg in Indonesien (sie gehört Freeport- McMoRan) habe durch das Anlaufen einiger kleinerer Projekte nicht aufgewogen werden können.
Was die Rückkäufe von Terminsicherungsgeschäften angeht, sagte GFMS, dass die Minengesellschaften im vergangenen Jahr ihre Absicherungspositionen um 373 auf 1.364 Tonnen reduziert hätten. Für 2007 erwarten die Londoner Analysten einen weiteren Rückgang um über 300 Tonnen.
Investoren haben per Saldo im vergangenen Jahr ebenfalls mehr Gold gekauft als verkauft und so ihre Positionen um 388 Tonnen aufgestockt. Auf der Abgeberseite standen dagegen die Zentralbanken, die netto 328 Tonnen Gold verkauft hätten. Dies war ein Minus von 51 Prozent gegenüber 2005 und die niedrigste Zahl seit 1997.
Auf der Nachfrageseite brachen die Schmuckverkäufe um 16 Prozent auf 2.280 Tonnen ein, die gesamte industrielle Nachfrage fiel auf ein 15-Jahrestief in Höhe von 2.919 Tonnen. Gerade einmal drei Länder, Indien, die Türkei und Italien, sorgten dabei für die Hälfte des Rückgangs bei der Schmucknachfrage.
Gleichzeitig nahm das Angebot an Recyclingmaterial um 25 Prozent auch 1.108 Tonnen zu. Für dieses Jahr erwartet GFMS einen Rückgang des Sekundärangebots, die aufgehoben wird durch eine nochmals geringere Schmucknachfrage. Dagegen sollen die Neuförderung, aber auch die Nachfrage von Investoren steigen.
Nach fast zwei Wochen in einem Seitwärtstrend brach das Silber zu Beginn dieses Monats gleich zweimal aus diesem aus. Der erste Versuch führte auf die untere Seite. Gewinnmitnahmen sorgten für ein Durchbrechen einer charttechnischen Unterstützungslinie, dieser Umstand zog eine Welle von Verkäufen nach sich. Das Metall fiel rasch auf einen Tiefstkurs bei 12,97 $ je Unze zurück. An dieser Stelle sorgten allerdings dann Schnäppchenjäger für eine rasche Trendwende und in Verbindung mit einem höheren Öl- und einem gestiegenen Goldpreis legte die Notierung stetig zu, bis sie gestern ein Niveau von 14,02 $ erreichte, dies war das höchste seit Anfang März. Hier wurden dann aber einige Pluspositionen wieder geschlossen und das Silber fiel auf 13,65 $ je Unze zurück. In den letzten Stunden stieg der Preis dann wieder an, der schwache Dollar, der auch das Gold beflügelte, war die wahrscheinlichste Ursache für die Kursgewinne.
Sollten Händler sich in der nächsten Zeit entscheiden, die Marke von 14 $ je Unze noch einmal zu testen, ist nicht auszuschließen, dass diese diesmal erfolgreich durchbrochen wird. In einem solchen Fall wäre dann die Marke von 14,20 $ je Unze das nächste Kursziel. Auf der anderen Seite gibt es Unterstützung bei 13,60, wir halten es für unwahrscheinlich, dass der Preis kurzfristig so weit zurückfallen kann.
Platin konnte sich von dem Einbruch, den es Anfang März erlitten hatte und der seinerzeit auf Stopp-Loss-Verkäufe von Fonds zurückging, weiter erholen. Jene Fonds sind später wieder auf die Käuferseite gewechselt und unterstützten so in Verbindung mit der andauernden industriellen Nachfrage den Anstieg. In den letzten sechs Wochen konnte der Platinpreis um 100 $ zulegen, davon 40 $ alleine seit Beginn dieses Monats.
Mit dem Höchstkurs dieser Woche bei 1.270 $ je Unze hat das Metall das höchste Niveau seit Mitte November erreicht. Damals handelte es, wenn auch nur für einen Tag, noch deutlich über diesem Niveau. Lässt man aber bei der Betrachtung der Kursentwicklung jenen Panik-Tag außen vor, dann hat das Platin in dieser Woche exakt auf jenem Preis angehalten, den es auch schon im September letzten Jahres nicht übersteigen konnte. Auch wenn die Notierung in den letzten 24 Stunden wieder etwas nachgegeben hat, gibt es aktuell keine Anzeichen dafür, dass die Rallye in Kürze beendet sein könnte. Rein technisch betrachtet ist jetzt sogar Platz für einen Anstieg hin zur Marke von 1.338 $ je Unze, dies war seinerzeit das Allzeithoch im Mai des vergangenen Jahres.
Auch wenn man durchaus argumentieren könnte, dass das Platin in solche Preisregionen auch aus eigenem Antrieb steigen könnte, weil es von allen vier Edelmetallen die beste fundamentale Ausgangslage hat, glauben wir nicht, dass dies passiert, ohne dass gleichzeitig eine freundliche Atmosphäre für Edelmetalle im Allgemeinen Unterstützung bietet. Sollte Gold & Co. (unerwartet) von größeren Gewinnmitnahmen betroffen sein, könnte deshalb auch das Platin erst einmal die Unterstützungslinien bei 1.250 $ und 1.215 $ je Unze testen. Auf dem letztgenannten Niveau, auf jeden Fall aber bei Preisen unter 1.200 $ je Unze, empfehlen wir industriellen Endverbrauchern dringend mit Hilfe von geeigneten Strategien Preissicherungen vorzunehmen.
Während es in den letzten beiden Wochen keine Nachrichten von den großen südafrikanischen Minengesellschaften gab, wurde von den Juniorgesellschaften einer Reihe von Verlautbarungen veröffentlicht. Einige der Meldungen können über die Link-Sektion auf Seite 4 dieses Berichts aufgerufen werden. Dort finden sich auch Meldungen zu den jüngsten Zahlen bei den Kfz-Neuzulassungen in wichtigen Weltregionen.
Das weiße Metall handelte in der Woche vor Ostern zunächst seitwärts in einem engen Band zwischen 347 $ und 353 $ je Unze. Die Stärke der anderen Metalle sorgte später aber für spekulative Käufe und das Palladium stieg am vergangenen Dienstag über das bisherige Preishoch vom März hinaus an. Diese Tatsache sorgte für weitere Käufe und am Ende erreichte der Preis am Donnerstag ein 11-Monatshoch bei 372 $ je Unze.
Die Notierung ist nun deutlich aus dem bisherigen Trendkanal nach oben ausgebrochen und, so langer die Umgebung für Rohstoffe im Allgemeinen und für Edelmetalle im Besonderen positiv aussieht, sind weitere Gewinne möglich.
Rein technisch betrachtet gibt es nun bis zum Höchstkurs vom Mai letzten Jahres bei 407 $ je Unze nicht mehr viele Widerstände. Noch ist es zu früh auf einer raschen Anstieg in dieser Preisregionen spekulieren, auf der anderen Seite sorgt das Umfeld aber für eine deutliche Unterstützung bei zunächst 366 $ und dann bei 345 $ je Unze.
Andauerndes industrielles Kaufinteresse und Gerüchte über ein Fortdauern der russischen Lieferprobleme sorgten für einen weiter steigenden Rhodiumpreis. In den letzten beiden Wochen übersprang das Metall dabei leicht die Höchstmarke vom vergangenen Jahr bei 6.275 $ je Unze. Es stabilisierte sich erst wieder heute Morgen bei 6.500 $ je Unze und damit auf dem höchsten Niveau seit dem 3. Juli 1990, an dem das Rhodium kurzzeitig sein Allzeithoch von 7.000 $ je Unze erreicht hatte, damals vor dem Hintergrund von Produktionsproblemen in Südafrika und Meldungen, dass Metall für die strategische Reserve der USA aufgekauft werden solle.
Wir glauben, dass die Rallye diesmal deutlich stabiler ausfällt als im Jahr 1990. So gibt es aktuell keinerlei Hinweise darauf, dass der Preis kurzfristig wieder nachgeben könnte. Ein Rückgang um mehr als 2.500 $ je Unze in etwas mehr als einer Woche, wie er damals stattfand, erscheint sogar geradezu undenkbar.
Dieses Mal gibt es vielmehr eine Art Teufelskreis, der für eine ganze Weile andauern könnte: Durch den hohen Kassapreis sind industrielle Endverbraucher derzeit nicht willens, Rhodium auf Termin-Basis zu kaufen. Dies führt zu einer Verringerung der Marktliquidität und damit zu höheren Zinsen auf dem Leihemarkt. Diese Tatsache wiederum sorgt dafür, dass immer mehr natürliche Leihenehmer (z.B. aus der Glas- und der Chemieindustrie) sich dafür entscheiden, das Metall zu kaufen, statt es weiter zu leihen, was dann den Kassapreis erneut nach oben treibt.
Als Folge können wir nicht ausschließen, dass die Notierung in den nächsten Tagen und Wochen auf das oben genannte 16-Jahreshoch zurück ansteigt, auch wenn eine Paniksituation wie 1990 eher nicht auszumachen ist. Damals war das Metall an zwei Tagen um jeweils 2.000 $ je Unze angestiegen. Langfristig betrachtet, dürften extrem hohe Rhodiumpreise weit über dem aktuellen Niveau aber auch diesmal nicht von Dauer sein, anhaltende Preise von unter 5.000 $ je Unze erscheinen aber auf der anderen Seite ebenfalls nur kurzfristiger Natur sein zu können.
Der bisherige Star unter den kleinen Platinmetallen, das Ruthenium, kämpft weiterhin mit der Tatsache, dass Händler Metall abgeben wollen, die industriellen Verbraucher sich mit Käufen aber deutlich zurückhalten. Dadurch fiel der Preis in den letzten beiden Wochen um noch einmal 100 Dollars auf 525 - 625 Dollars je Unze. Ein Ergebnis des niedrigeren Ruthenium-Wertes war auch, dass die Notierung für Iridium schwächelte. Das Metall lag zuletzt bei 425 - 465 Dollars.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (14.04.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Das gelbe Metall konnte in den beiden Wochen seit unserem letzten Bericht um etwas mehr als zwei Prozent auf jetzt 678,00 $ je Unze zulegen. Einmal mehr war die Preisentwicklung dabei abhängig von externen Faktoren wie zum Beispiel den Bewegungen auf dem Ölmarkt oder jener des Dollars.
Letzterer fiel gegenüber dem Euro auf 1,3539 und damit auf das niedrigste Niveau seit Januar 2005. Die gemeinsame Währung ist damit weniger als 1,5 Cents von ihrem Allzeithoch (1,3667 am 30. Dezember 2004) entfernt und viele Analysten glauben, dass ein Test jener Marke bevorsteht, insbesondere, wenn man bedenkt, dass in Europa weithin eine erneute Zinsanhebung bis spätestens Juni erwartet wird.
Im Falle des Eintretens eines solchen Szenarios ist es nicht unmöglich, dass der Goldpreis das aktuelle Preisband zwischen 650 $ und 680 $ je Unze erst einmal endgültig verlassen und in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 700 $ je Unze klettern wird.
Eine solche Entwicklung würde auch unterstützt werden durch die Tatsache, dass die Nachfrage der Schmuckindustrie im Moment erstaunlich robust ist. Sowohl unsere Kollegen in Hongkong wie auch jene in New York berichteten, dass die Vorräte in der Schmuckindustrie aufgrund der hohen Preise im Moment vergleichsweise niedrig sind und die Hersteller keine andere Möglichkeit haben, als sich auch auf dem aktuellen, hohen Niveau einzudecken. Allerdings sieht die Situation in Europa etwas anders aus, hier beobachten wir vergleichsweise hohe Rückläufe an Recyclingmaterial.
Ebenfalls auf der Verkäuferseite stehen weiter die europäischen Zentralbanken. Die EZB berichtete am Mittwoch, dass zwei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche nahezu 9 Tonnen Gold verkauft hätten. Am Donnerstag gab außerdem die französische Notenbank bekannt, dass sie im Jahr 2006 insgesamt 105 Tonnen Gold verkauft habe. Der Präsident der Zentralbank, Noyer, sagte hierzu, dass seine Institution noch immer insgesamt 600 Tonnen Gold während der Laufzeit des aktuellen Zentralbankabkommens abstoßen wolle.
Das Edelmetallanalysehaus GFMS veröffentlichte in der letzten Woche die 40. Ausgabe seines weithin anerkannten Jahresberichts zum Goldmarkt. Vertreter der Firma sagten bei der Präsentation der aktuellen Ausgabe, dass der Goldpreis im Jahr 2007 ein neues Allzeithoch, was den Durchschnittspreis betrifft, erreichen werde. Für 2008 sei dann nicht ausschließen, dass die Notierung auch beim Kassapreis ein Rekordhoch erreichen könnte. Hervorgerufen würde ein solcher Anstieg durch eine andauernde Nachfrage von Investoren und durch eine weitere Reduzierung des Angebots. Das bisherige Allzeithoch war im Jahr 1980 mit 850 $ je Unze erreicht worden.
Was die nächsten Monate angeht, rechnet GFMS auf jeden Fall damit, dass die Nachfrage von Verarbeitern einschließlich der Schmuckindustrie dafür sorgen wird, dass der Goldpreis nicht mehr in die Nähe des Jahrestiefs von Anfang Januar bei 602 $ je Unze fallen kann.
GFMS teilte außerdem mit, dass die internationale Goldproduktion im Jahr 2006 auf ein Zehnjahrestief bei 2.471 Tonnen gefallen sei. Ein Minus in Höhe von 70 Tonnen bei den beiden weltgrößten Minen Yanaccocha in Peru (sie gehört Newmont) und Grasberg in Indonesien (sie gehört Freeport- McMoRan) habe durch das Anlaufen einiger kleinerer Projekte nicht aufgewogen werden können.
Was die Rückkäufe von Terminsicherungsgeschäften angeht, sagte GFMS, dass die Minengesellschaften im vergangenen Jahr ihre Absicherungspositionen um 373 auf 1.364 Tonnen reduziert hätten. Für 2007 erwarten die Londoner Analysten einen weiteren Rückgang um über 300 Tonnen.
Investoren haben per Saldo im vergangenen Jahr ebenfalls mehr Gold gekauft als verkauft und so ihre Positionen um 388 Tonnen aufgestockt. Auf der Abgeberseite standen dagegen die Zentralbanken, die netto 328 Tonnen Gold verkauft hätten. Dies war ein Minus von 51 Prozent gegenüber 2005 und die niedrigste Zahl seit 1997.
Auf der Nachfrageseite brachen die Schmuckverkäufe um 16 Prozent auf 2.280 Tonnen ein, die gesamte industrielle Nachfrage fiel auf ein 15-Jahrestief in Höhe von 2.919 Tonnen. Gerade einmal drei Länder, Indien, die Türkei und Italien, sorgten dabei für die Hälfte des Rückgangs bei der Schmucknachfrage.
Gleichzeitig nahm das Angebot an Recyclingmaterial um 25 Prozent auch 1.108 Tonnen zu. Für dieses Jahr erwartet GFMS einen Rückgang des Sekundärangebots, die aufgehoben wird durch eine nochmals geringere Schmucknachfrage. Dagegen sollen die Neuförderung, aber auch die Nachfrage von Investoren steigen.
- Silber
Nach fast zwei Wochen in einem Seitwärtstrend brach das Silber zu Beginn dieses Monats gleich zweimal aus diesem aus. Der erste Versuch führte auf die untere Seite. Gewinnmitnahmen sorgten für ein Durchbrechen einer charttechnischen Unterstützungslinie, dieser Umstand zog eine Welle von Verkäufen nach sich. Das Metall fiel rasch auf einen Tiefstkurs bei 12,97 $ je Unze zurück. An dieser Stelle sorgten allerdings dann Schnäppchenjäger für eine rasche Trendwende und in Verbindung mit einem höheren Öl- und einem gestiegenen Goldpreis legte die Notierung stetig zu, bis sie gestern ein Niveau von 14,02 $ erreichte, dies war das höchste seit Anfang März. Hier wurden dann aber einige Pluspositionen wieder geschlossen und das Silber fiel auf 13,65 $ je Unze zurück. In den letzten Stunden stieg der Preis dann wieder an, der schwache Dollar, der auch das Gold beflügelte, war die wahrscheinlichste Ursache für die Kursgewinne.
Sollten Händler sich in der nächsten Zeit entscheiden, die Marke von 14 $ je Unze noch einmal zu testen, ist nicht auszuschließen, dass diese diesmal erfolgreich durchbrochen wird. In einem solchen Fall wäre dann die Marke von 14,20 $ je Unze das nächste Kursziel. Auf der anderen Seite gibt es Unterstützung bei 13,60, wir halten es für unwahrscheinlich, dass der Preis kurzfristig so weit zurückfallen kann.
- Platin
Platin konnte sich von dem Einbruch, den es Anfang März erlitten hatte und der seinerzeit auf Stopp-Loss-Verkäufe von Fonds zurückging, weiter erholen. Jene Fonds sind später wieder auf die Käuferseite gewechselt und unterstützten so in Verbindung mit der andauernden industriellen Nachfrage den Anstieg. In den letzten sechs Wochen konnte der Platinpreis um 100 $ zulegen, davon 40 $ alleine seit Beginn dieses Monats.
Mit dem Höchstkurs dieser Woche bei 1.270 $ je Unze hat das Metall das höchste Niveau seit Mitte November erreicht. Damals handelte es, wenn auch nur für einen Tag, noch deutlich über diesem Niveau. Lässt man aber bei der Betrachtung der Kursentwicklung jenen Panik-Tag außen vor, dann hat das Platin in dieser Woche exakt auf jenem Preis angehalten, den es auch schon im September letzten Jahres nicht übersteigen konnte. Auch wenn die Notierung in den letzten 24 Stunden wieder etwas nachgegeben hat, gibt es aktuell keine Anzeichen dafür, dass die Rallye in Kürze beendet sein könnte. Rein technisch betrachtet ist jetzt sogar Platz für einen Anstieg hin zur Marke von 1.338 $ je Unze, dies war seinerzeit das Allzeithoch im Mai des vergangenen Jahres.
Auch wenn man durchaus argumentieren könnte, dass das Platin in solche Preisregionen auch aus eigenem Antrieb steigen könnte, weil es von allen vier Edelmetallen die beste fundamentale Ausgangslage hat, glauben wir nicht, dass dies passiert, ohne dass gleichzeitig eine freundliche Atmosphäre für Edelmetalle im Allgemeinen Unterstützung bietet. Sollte Gold & Co. (unerwartet) von größeren Gewinnmitnahmen betroffen sein, könnte deshalb auch das Platin erst einmal die Unterstützungslinien bei 1.250 $ und 1.215 $ je Unze testen. Auf dem letztgenannten Niveau, auf jeden Fall aber bei Preisen unter 1.200 $ je Unze, empfehlen wir industriellen Endverbrauchern dringend mit Hilfe von geeigneten Strategien Preissicherungen vorzunehmen.
Während es in den letzten beiden Wochen keine Nachrichten von den großen südafrikanischen Minengesellschaften gab, wurde von den Juniorgesellschaften einer Reihe von Verlautbarungen veröffentlicht. Einige der Meldungen können über die Link-Sektion auf Seite 4 dieses Berichts aufgerufen werden. Dort finden sich auch Meldungen zu den jüngsten Zahlen bei den Kfz-Neuzulassungen in wichtigen Weltregionen.
- Palladium
Das weiße Metall handelte in der Woche vor Ostern zunächst seitwärts in einem engen Band zwischen 347 $ und 353 $ je Unze. Die Stärke der anderen Metalle sorgte später aber für spekulative Käufe und das Palladium stieg am vergangenen Dienstag über das bisherige Preishoch vom März hinaus an. Diese Tatsache sorgte für weitere Käufe und am Ende erreichte der Preis am Donnerstag ein 11-Monatshoch bei 372 $ je Unze.
Die Notierung ist nun deutlich aus dem bisherigen Trendkanal nach oben ausgebrochen und, so langer die Umgebung für Rohstoffe im Allgemeinen und für Edelmetalle im Besonderen positiv aussieht, sind weitere Gewinne möglich.
Rein technisch betrachtet gibt es nun bis zum Höchstkurs vom Mai letzten Jahres bei 407 $ je Unze nicht mehr viele Widerstände. Noch ist es zu früh auf einer raschen Anstieg in dieser Preisregionen spekulieren, auf der anderen Seite sorgt das Umfeld aber für eine deutliche Unterstützung bei zunächst 366 $ und dann bei 345 $ je Unze.
- Rhodium
Andauerndes industrielles Kaufinteresse und Gerüchte über ein Fortdauern der russischen Lieferprobleme sorgten für einen weiter steigenden Rhodiumpreis. In den letzten beiden Wochen übersprang das Metall dabei leicht die Höchstmarke vom vergangenen Jahr bei 6.275 $ je Unze. Es stabilisierte sich erst wieder heute Morgen bei 6.500 $ je Unze und damit auf dem höchsten Niveau seit dem 3. Juli 1990, an dem das Rhodium kurzzeitig sein Allzeithoch von 7.000 $ je Unze erreicht hatte, damals vor dem Hintergrund von Produktionsproblemen in Südafrika und Meldungen, dass Metall für die strategische Reserve der USA aufgekauft werden solle.
Wir glauben, dass die Rallye diesmal deutlich stabiler ausfällt als im Jahr 1990. So gibt es aktuell keinerlei Hinweise darauf, dass der Preis kurzfristig wieder nachgeben könnte. Ein Rückgang um mehr als 2.500 $ je Unze in etwas mehr als einer Woche, wie er damals stattfand, erscheint sogar geradezu undenkbar.
Dieses Mal gibt es vielmehr eine Art Teufelskreis, der für eine ganze Weile andauern könnte: Durch den hohen Kassapreis sind industrielle Endverbraucher derzeit nicht willens, Rhodium auf Termin-Basis zu kaufen. Dies führt zu einer Verringerung der Marktliquidität und damit zu höheren Zinsen auf dem Leihemarkt. Diese Tatsache wiederum sorgt dafür, dass immer mehr natürliche Leihenehmer (z.B. aus der Glas- und der Chemieindustrie) sich dafür entscheiden, das Metall zu kaufen, statt es weiter zu leihen, was dann den Kassapreis erneut nach oben treibt.
Als Folge können wir nicht ausschließen, dass die Notierung in den nächsten Tagen und Wochen auf das oben genannte 16-Jahreshoch zurück ansteigt, auch wenn eine Paniksituation wie 1990 eher nicht auszumachen ist. Damals war das Metall an zwei Tagen um jeweils 2.000 $ je Unze angestiegen. Langfristig betrachtet, dürften extrem hohe Rhodiumpreise weit über dem aktuellen Niveau aber auch diesmal nicht von Dauer sein, anhaltende Preise von unter 5.000 $ je Unze erscheinen aber auf der anderen Seite ebenfalls nur kurzfristiger Natur sein zu können.
Der bisherige Star unter den kleinen Platinmetallen, das Ruthenium, kämpft weiterhin mit der Tatsache, dass Händler Metall abgeben wollen, die industriellen Verbraucher sich mit Käufen aber deutlich zurückhalten. Dadurch fiel der Preis in den letzten beiden Wochen um noch einmal 100 Dollars auf 525 - 625 Dollars je Unze. Ein Ergebnis des niedrigeren Ruthenium-Wertes war auch, dass die Notierung für Iridium schwächelte. Das Metall lag zuletzt bei 425 - 465 Dollars.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (14.04.2007)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.