Zentralbanken verkaufen kein Gold mehr
03.08.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Gold ist und bleibt eine wichtige Währungsreserve für die Zentralbanken.
Am 26. Juli 2019 verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) in einer Pressemitteilung, dass das sogenannte Goldabkommen der Zentralbanken ("Central Bank Gold Agreement" oder "CBGA") nicht verlängert wurde und am 26. September 2019 ausläuft. Das Abkommen wurde erstmalig im Jahr 1999 unterzeichnet, um die Goldverkäufe einiger Zentralbanken zu koordinieren. Das Abkommen wurde in den Jahren 2004, 2009 und 2014 verlängert. Die Entwicklung der Goldverkäufe seit dem Jahr 2000 zeigt Abb. 1.
Dem Abkommen gehörten zunächst 15 und zuletzt 22 Zentralbanken an: ECB, Nationalbank von Belgien, die Deutsche Bundesbank, die Zentralbank von Estland (Eesti Pank), die Zentralbank von Irland, die Zentralbank von Griechenland, die Zentralbank von Spanien, die Banque de France, die Banca d’Italia, die Zentralbank von Zypern, die Zentralbank von Lettland (Latvijas Banka), die Zentralbank von Litauen (Lietuvos bankas) die Banque centrale du Luxembourg, die Zentralbank von Malta, De Nederlandsche Bank, die Österreichische Nationalbank, die Zentralbank von Portugal, die Zentralbank von Slowenien (Banka Slovenije), die Zentralbank der Slowakei (Národná banka Slovenska), die Zentralbank von Finnland (Suomen Pankki), die Schwedische Riksbank und die Schweizer Nationalbank.
Was ist der Grund, dass das Abkommen nicht mehr verlängert wurde? "Mit Blick auf die Reife, die Liquidität und den Anlegerkreis hat sich der Goldmarkt seit 1999 beträchtlich entwickelt", erklärt die EZB. Für mögliche Goldverkäufe bedarf es also aus Sicht der Zentralbanken keiner Koordination mehr. Wichtiger dürfte jedoch sein, dass es auch von Seiten der bislang am Abkommen teilnehmenden Zentralbanken kein Interesse mehr gibt, Gold zu verkaufen. Weltweit sind die Zentralbanken längst wieder zu Netto-Goldkäufern geworden (siehe Abb. 2).
Das Gold wird (wieder) als unverzichtbare Währungsreserve gesehen. "Gold bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Weltwährungsreserven", so auch die EZB. Das Wissen darum prägt die Erwartungshaltung vieler Edelmetallanleger seit langem, und so gesehen dürfte die jüngste Verlautbarung der EZB keinen direkten Einfluss auf das Preisgeschehen im Goldmarkt ausüben.
Abschließend sei angemerkt, dass der Zusammenhang zwischen dem Goldpreis (USD/oz) und der Veränderung der internationalen offiziellen Goldreserven gar nicht so eng ist, wie man es vielleicht vermuten könnte, und dass sich daher aus der Statistik der weltweiten Goldreserven keine systematischen Rückschlüsse auf den Goldpreis ableiten lassen. Mit anderen Worten: Es gibt neben den Goldkäufen und -verkäufen der Zentralbank ganz offensichtlich auch (viele) andere Faktoren, die bedeutsam(er) sind. Die Zentralbanken sind nur ein Mitspieler im Goldmarkt, wenngleich ein sehr mächtiger.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Am 26. Juli 2019 verkündete die Europäische Zentralbank (EZB) in einer Pressemitteilung, dass das sogenannte Goldabkommen der Zentralbanken ("Central Bank Gold Agreement" oder "CBGA") nicht verlängert wurde und am 26. September 2019 ausläuft. Das Abkommen wurde erstmalig im Jahr 1999 unterzeichnet, um die Goldverkäufe einiger Zentralbanken zu koordinieren. Das Abkommen wurde in den Jahren 2004, 2009 und 2014 verlängert. Die Entwicklung der Goldverkäufe seit dem Jahr 2000 zeigt Abb. 1.
Quelle; Deutsche Bundesbank sowie IMF. "CBGA": Central Bank Gold Agreement.
Dem Abkommen gehörten zunächst 15 und zuletzt 22 Zentralbanken an: ECB, Nationalbank von Belgien, die Deutsche Bundesbank, die Zentralbank von Estland (Eesti Pank), die Zentralbank von Irland, die Zentralbank von Griechenland, die Zentralbank von Spanien, die Banque de France, die Banca d’Italia, die Zentralbank von Zypern, die Zentralbank von Lettland (Latvijas Banka), die Zentralbank von Litauen (Lietuvos bankas) die Banque centrale du Luxembourg, die Zentralbank von Malta, De Nederlandsche Bank, die Österreichische Nationalbank, die Zentralbank von Portugal, die Zentralbank von Slowenien (Banka Slovenije), die Zentralbank der Slowakei (Národná banka Slovenska), die Zentralbank von Finnland (Suomen Pankki), die Schwedische Riksbank und die Schweizer Nationalbank.
Was ist der Grund, dass das Abkommen nicht mehr verlängert wurde? "Mit Blick auf die Reife, die Liquidität und den Anlegerkreis hat sich der Goldmarkt seit 1999 beträchtlich entwickelt", erklärt die EZB. Für mögliche Goldverkäufe bedarf es also aus Sicht der Zentralbanken keiner Koordination mehr. Wichtiger dürfte jedoch sein, dass es auch von Seiten der bislang am Abkommen teilnehmenden Zentralbanken kein Interesse mehr gibt, Gold zu verkaufen. Weltweit sind die Zentralbanken längst wieder zu Netto-Goldkäufern geworden (siehe Abb. 2).
Das Gold wird (wieder) als unverzichtbare Währungsreserve gesehen. "Gold bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Weltwährungsreserven", so auch die EZB. Das Wissen darum prägt die Erwartungshaltung vieler Edelmetallanleger seit langem, und so gesehen dürfte die jüngste Verlautbarung der EZB keinen direkten Einfluss auf das Preisgeschehen im Goldmarkt ausüben.
Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.
Abschließend sei angemerkt, dass der Zusammenhang zwischen dem Goldpreis (USD/oz) und der Veränderung der internationalen offiziellen Goldreserven gar nicht so eng ist, wie man es vielleicht vermuten könnte, und dass sich daher aus der Statistik der weltweiten Goldreserven keine systematischen Rückschlüsse auf den Goldpreis ableiten lassen. Mit anderen Worten: Es gibt neben den Goldkäufen und -verkäufen der Zentralbank ganz offensichtlich auch (viele) andere Faktoren, die bedeutsam(er) sind. Die Zentralbanken sind nur ein Mitspieler im Goldmarkt, wenngleich ein sehr mächtiger.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH