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ZB: Zinshoch erreicht, als nächstes kommen Zinssenkungen

26.10.2023  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der Rat der Europäischen Zentral Bank (EZB) hat, wie erwartet, die Leitzinsen unverändert gelassen. Der Hauptrefinanzierungszins liegt damit unverändert bei 4,50% (Spitzenrefinanzierungszins: 4,75%, Einlagenzins 4,0%).

In der (wieder einmal überaus wortreichen) Pressekonferenz wurde ersichtlich, dass der EZB-Rat nun eine deutliche Abschwächung der Euro-Konjunktur erkennt - dass er aber ihr Ausmaß sehr wahrscheinlich noch immer unterschätzt.

Denn die Euro-Geldmengen M1 bis M3 schrumpfen - insbesondere auch getrieben durch die EZB-Zinserhöhungen und die nachlassende Kreditnachfrage (ein Effekt der Leitzinserhöhungen) und die zögerliche Darlehensgewährung der Banken.

Ein fortgesetztes Schrumpfen der Geldmengen und eine anhaltende Kreditverlangsamung oder gar gesamtwirtschaftliche Rezession üben deflationäre Wirkungen auf die Güterpreise im Euroraum aus.

Die Kontraktion des Geldmengenangebots, verbunden mit nach wie vor relativ hoher Inflation, führen zu einer Reduktion der realen Geldmenge, also der realen Kaufkraft von Konsumenten und Produzenten. Der rezessive Effekt könnte kaum größer ausfallen!

Die üblichen Maßgrößen für Inflation (wie Konsumgüter- und Produktionsgüterpreisindizes) werden in den kommenden Monaten deutlich weiter nachgeben; die Inflation der Konsumgüterpreise könnte bereits in der ersten Hälfte 2024 negativ werden.

Zwar wiederholt der EZB-Rat gebetsmühlenartig, die Leitzinsen werden für längere Zeit hoch bleiben. Denn sie betreibt Geldpolitik mit dem Blick in den Rückspiegel. Doch angesichts der Kontraktion im monetären Bereich und den daraus erwachsenden Deflationseffekten wird die Öffentlichkeit, der Finanzmarkt vermutlich wohl überrascht werden, wenn die EZB (bald) ihren Kurs ändert.

Vor allem auch die steigenden Zinskosten für viele Euro-Regierungen werden den Druck auf den EZB-Rat drastisch erhöhen, die Kreditkosten wieder abzusenken.

Insgesamt gesehen erwarte ich, dass das Zinshoch erreicht ist, und dass die nächste Zinsbewegung der EZB nach unten zeigen wird - auch wenn die Inflation der Konsumgüterpreise noch (deutlich) über der 2-Prozentmarke sein sollte. Im ersten Quartal 2024 könnte es bereits so weit sein.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit


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