Die Verschärfung der Meldepflichten im Edelmetall-Markt dient nicht den Bürgern
05.10.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wer physische Edelmetalle in Deutschland kauft und bar bezahlt, kann das bis zu einer Obergrenze von 10.000 Euro anonym tun. Doch die Bundesregierung will die Obergrenze ab Januar 2020 auf 2.000 Euro senken. Der Anleger kann dann nicht einmal mehr 50 Gramm Gold kaufen (die derzeit etwa 2.230 Euro kosten), ohne dass er seinen Personalausweis vorlegen muss und vom Edelmetallhändler geprüft und registriert wird. Das sei aber notwendig, so die Bundesregierung, denn man müsse Geldwäsche und Terrorismus bekämpfen, die EU gäbe das schließlich vor.
Überzeugen kann das nicht. Die Bundesregierung weiß zum Beispiel gar nicht, wie hoch die Umsätze im Edelmetallmarkt und die Anzahl anonymer Tafelgeschäfte überhaupt sind. Das geht aus der Antwort auf eine "kleine Anfrage" der FDP an das Bundesfinanzministerium (BMF) hervor. Und auch die Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Edelmetallen, die das BMF in ihrer Auskunft nennt, sind so verschwindend gering, dass man nur den Kopf schütteln kann, wie man daraus eine sachlogische Notwendigkeit für eine Verschärfung der Meldepflichten im Edelmetallmarkt ableiten will.
Durch die Verschärfung der Meldepflichten entsteht dem Edelmetallmarkt in Deutschland Schaden. Sparern und Anlegern wird ein weiteres Stück ihrer finanziellen Privatsphäre genommen. Zudem steigen die Kosten für die Edelmetallhändler - mehr Papier, mehr Zeitaufwand, mehr Personal, mehr Risiko -, die letztlich der Edelmetallkäufer zu tragen hat - in Form höherer Preise, vermindertem Angebot oder schlechterem Service etc. Der Verdacht drängt sich auf, dass es den Bürokraten in Brüssel und Berlin um etwas ganz anderes geht: Dass sie ganz einfach wissen wollen, wer Edelmetalle besitzt, und dass sie dadurch auch den Nimbus der Edelmetalle als "anonyme Fluchtwährung" schwächen wollen.
Zumindest eins dürfte unmissverständlich klar werden: Die Bundesregierung ist nicht bestrebt, ihren Bürgern und der heimischen Wirtschaft dabei zu helfen, vorzusorgen gegen die Folgen, die das absehbare Scheitern des wahnwitzigen Euro-Währungsprojektes haben wird.
Und die Kriminellen, die üble Geschäfte machen, werden sich wohl leider von einer verschärften Meldepflicht für Edelmetalle in Deutschland und Europa nicht bremsen lassen. Sie werden auf andere Transaktionsmedien ausweichen, werden die Zahlungen ihrer hiesigen Geschäfte dank neuer Technologien über andere Regionen der Welt abwickeln.
Die Idee, man müsse nur alle Transaktionen der Menschen erfassen und kontrollieren, um das Böse abzuwehren, beschwört viel größere Probleme heraus, als die, die man lösen will oder vorgibt lösen zu wollen. Schon Benjamin Franklin (1706-1790), einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika, wusste das: Er wies darauf hin, dass der, der bereit ist, Freiheit gegen Sicherheit aufzugeben, am Ende beides verlieren wird.
Die kleine Anfrage an das BMF finden Sie hier.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH
Überzeugen kann das nicht. Die Bundesregierung weiß zum Beispiel gar nicht, wie hoch die Umsätze im Edelmetallmarkt und die Anzahl anonymer Tafelgeschäfte überhaupt sind. Das geht aus der Antwort auf eine "kleine Anfrage" der FDP an das Bundesfinanzministerium (BMF) hervor. Und auch die Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Edelmetallen, die das BMF in ihrer Auskunft nennt, sind so verschwindend gering, dass man nur den Kopf schütteln kann, wie man daraus eine sachlogische Notwendigkeit für eine Verschärfung der Meldepflichten im Edelmetallmarkt ableiten will.
Durch die Verschärfung der Meldepflichten entsteht dem Edelmetallmarkt in Deutschland Schaden. Sparern und Anlegern wird ein weiteres Stück ihrer finanziellen Privatsphäre genommen. Zudem steigen die Kosten für die Edelmetallhändler - mehr Papier, mehr Zeitaufwand, mehr Personal, mehr Risiko -, die letztlich der Edelmetallkäufer zu tragen hat - in Form höherer Preise, vermindertem Angebot oder schlechterem Service etc. Der Verdacht drängt sich auf, dass es den Bürokraten in Brüssel und Berlin um etwas ganz anderes geht: Dass sie ganz einfach wissen wollen, wer Edelmetalle besitzt, und dass sie dadurch auch den Nimbus der Edelmetalle als "anonyme Fluchtwährung" schwächen wollen.
Zumindest eins dürfte unmissverständlich klar werden: Die Bundesregierung ist nicht bestrebt, ihren Bürgern und der heimischen Wirtschaft dabei zu helfen, vorzusorgen gegen die Folgen, die das absehbare Scheitern des wahnwitzigen Euro-Währungsprojektes haben wird.
Und die Kriminellen, die üble Geschäfte machen, werden sich wohl leider von einer verschärften Meldepflicht für Edelmetalle in Deutschland und Europa nicht bremsen lassen. Sie werden auf andere Transaktionsmedien ausweichen, werden die Zahlungen ihrer hiesigen Geschäfte dank neuer Technologien über andere Regionen der Welt abwickeln.
Die Idee, man müsse nur alle Transaktionen der Menschen erfassen und kontrollieren, um das Böse abzuwehren, beschwört viel größere Probleme heraus, als die, die man lösen will oder vorgibt lösen zu wollen. Schon Benjamin Franklin (1706-1790), einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika, wusste das: Er wies darauf hin, dass der, der bereit ist, Freiheit gegen Sicherheit aufzugeben, am Ende beides verlieren wird.
Die kleine Anfrage an das BMF finden Sie hier.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH