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Edelmetalle Aktuell

20.04.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Eine weitere Verkaufswelle beim Dollar brachte für das gelbe Metall noch am letzten Freitag weiteren Rückenwind. Dadurch war es in der Lage, die alte Handelsspanne von 650 $ - 680 $ endgültig zu verlassen und in einem ersten Schritt vor dem Börsenschluss in New York auf 686,- $ anzusteigen.

Am Montag startete das Metall dann nahezu unverändert, am Nachmittag sorgte aber ein Einbruch des Ölpreises um 2 Dollars auch auf dem Goldmarkt für Verkäufe. Dabei fiel die Notierung zunächst auf 682,- $ zurück. Als der Ölpreis sich dann wieder erholte und gleichzeitig der Dollar seinen Abwärtstrend fortsetzte, stieg das Metall wieder auf über 690,- $ an. In den Folgetagen schwankte die Notierung dann in einem engen Band zwischen 686,- $ und 691,- $ je Unze, der letztgenannte Preis war der höchste seit Mai letzten Jahres, als das Gold kurzzeitig auf ein 26- Jahreshoch bei 730, $- je Unze gestiegen war.

Das Unvermögen des Goldpreises, die psychologisch wichtige Marke von 700, $- rasch zu erreichen, sowie die wieder einmal einbrechenden Aktienkurse in China sorgten dann am Donnerstag für Gewinnmitnahmen. Die Notierung fiel infolge dessen auf 678,60 $ zurück. Erst hier kamen Schnäppchenjäger zurück auf den Markt und der Preis stieg bis zum Freitagmittag wieder auf 685,- $ an.

Trotz des gestrigen Rückschlags befindet sich das gelbe Metall weiter in einem Aufwärtstrend, aber die gleichzeitig vorhandene, gesunde Vorsicht bei den Anlegern sorgt dafür, dass die Marke von 700,- $ je Unze für den Moment nicht gerade mit wehenden Fahnen übersprungen werden kann.

Dieser Preis bleibt deshalb der kritische Punkt, sollte er am Ende überschritten werden, könnte die Hausse noch einmal deutlich an Fahrt gewinnen. Auf der anderen Seite muss das Metall für den Moment die Marke von 675,- $ je Unze halten. Sollte dies nicht gelingen, könnte es sogar bis auf 660,- $ zurückfallen.

Edelmetallhändler in Deutschland berichten trotz der hohen Preise über eine relativ gute Nachfrage in Form von Barren und Münzen, wir haben gleichzeitig aber einen sehr hohen Zufluss an Altmaterial gesehen, so dass der Saldo insgesamt trotz der erwähnten Käufe deutschlandweit negativ gewesen sein dürfte.

In dieser Woche gab die Zentralbank von Katar bekannt, dass sich ihre Goldreserven im Januar und Februar mehr als verdreifacht hätten. Allerdings sind die absoluten Zahlen noch immer ausgesprochen niedrig, die Gesamtmenge liegt jetzt bei etwa drei Tonnen. Damit liegt der Goldanteil an den Gesamtreserven trotz der Käufe weiter auf einem extrem niedrigen Niveau und das trotz der erklärten Absicht der Kataris, ihre Devisenreserven angesichts des sich abschwächenden Dollars zu diversifizieren.

Keine direkten Neuigkeiten gab es bezüglich möglicher Goldverkäufe des IWF. Es gibt weiterhin Druck von innen und außen, Teile der Reserven zu verkaufen, um so das befürchtete Defizit des Währungsfonds auszugleichen. IWF-Chef Rato sagte in einer Pressekonferenz am letzten Samstag, dass, selbst wenn man Gold verkaufen werde, man dies marktschonend machen werde. Der britische Finanzminister Gordon Brown (der selbst aktuell wegen der englischen Goldverkäufe in den Jahren 1999 - 2002 unter massivem öffentlichen Druck steht) sagte in diesem Zusammenhang, dass immer mehr Länder einen möglichen Goldverkauf des IWF akzeptieren würden.


  • Silber

Das Silber handelte weitgehend parallel zum Gold und stieg am vergangenen Freitag noch auf 14,08 $ je Unze an. Auch wenn es damit die psychologisch wichtige Marke von 14 $ je Unze übersteigen konnte, hat die Dynamik für einen Anstieg hin zum oberen Ende des aktuellen Trendkanals nicht ausgereicht. Am Montag begann der Markt in der Nähe der Höchstkurse, als sich dann aber der Goldpreis nach Süden orientierte, folgte das Silber rasch und fiel bis auf 13,80 $ zurück. Später erholte es sich, aber das Metall war nicht mehr in der Lage, die Marke von 14,- $ überzeugend hinter sich zu lassen. Der starke Einbruch des Goldpreises am Donnerstag ließ dann auch den Silberwert um vier Prozent einbrechen, prozentual waren die Verluste damit deutlich höher als beim Gold. Wir haben in dieser Situation einen starken Anstieg der physischen Nachfrage beobachtet, dies war sicher einer der Gründe für den nachfolgenden Wiederanstieg.

Während das Platinpreis nach der Bekanntgabe der schweizerischen ETF-Pläne deutlich zulegen konnte, ignorierte der Silbermarkt die Pläne für entsprechende Produkte weitgehend.


  • Platin

Der Platinpreis stieg in dieser Woche auf das höchste Niveau seit Ende November, nachdem bekannt wurde, dass die Zürcher Kantonalbank und die in London beheimatete Firma ETF Securities Exchange Traded Funds (ETFs) auf Platin, Palladium und Silber an die jeweiligen Börsen bringen wollen.

Die ZKB verwies auf das bereits jetzt sehr große Interesse an den neuen Produkten hin. Außerdem teilte sie in diesem Zusammenhang mit, dass sie sich für die, für das erste Jahr geplanten Verkäufe bereits die notwendige Metallliquidität besorgt habe, vermutlich in Form von vorerst geliehenem Metall. Trotzdem reagierten die Platinzinsen in den letzten 24 Stunden mit einem Anstieg und die Leiheraten für ein Jahr entsprechen nun wieder in etwa den Dollarzinsen.

Während die 70.000 Unzen, die sich die ZKB für das erste Jahr als Verkaufsziel gesetzt hatte, vom Markt sicherlich ohne größere Probleme hätten verkraftet werden können, ist die beabsichtigte Verdoppelung der Absatzmenge durch das englische Produkt vom Markt sicher nicht mehr so leicht zu verdauen. Die kombinierten Verkaufsziele entsprechen über zwei Prozent einer Weltjahresproduktion und das in einem Markt, der ohnehin schon fundamental sehr angespannt ist. In nächster Zeit muss nun sehr stark auf Anzeichen geachtet werden, die darauf hindeuten könnten, dass es auch noch in den Vereinigten Staaten zur Börseneinführung eines vergleichbaren Produktes kommt. In einem solchen Fall wären dramatische Auswirkungen auf den Platinpreis und die -zinsen nicht auszuschließen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die ETFs auf Gold und Silber jeweils ein Absatzvolumen von ca. 20 Prozent einer Weltjahresproduktion erreicht haben. Und anders, als bei diesen beiden Metallen gibt es beim Platin keine größeren Metallvorräte in den Tresoren der Banken.

Dies ist vermutlich auch einer der Hauptgründe, warum die beiden weltgrößten Platinproduzenten in dieser Woche - und das nicht zum ersten Mal - ihre Ablehnung eines Platin-ETFs kundgetan haben. Anglo Platinum sagte hierzu, dass ein solches Produkt den Preis weiter beflügeln würde und damit einen negativen Einfluss auf die Schmucknachfrage hätte. Bei solchen Äußerungen haben die Produzenten sicherlich das Schicksal des Palladiums im Auge, bei dem es nach dem Anstieg auf ein Allzeithoch von 1.100,- $ je Unze im Jahr 2001 umfangreiche Substitutionsbemühungen gab, die das Metall zumindest in der Elektronikindustrie zeitweise weitgehend verdrängten und den Preis deutlich einbrechen ließen.

Die ZKB antwortete auf diese Einwendungen, dass man mit der Emission eines ETFs nur auf die Bedürfnisse der Investoren reagiere, die sich auch Produkte wünschen würden, die eine physische Auslieferung des jeweiligen Metalls ermögliche.

Im letzten November hatten Gerüchte über die Ausgabe eines Platin-ETFs in den USA den Preis bereits einmal auf ein Rekordniveau von 1.400,- $ je Unze getrieben. Und auch diesmal steigt schon seit Wochen das spekulative Interesse: Die jüngsten Daten der Börsenaufsicht in New York zeigen, das Hedge-Fonds ihre Pluspositionen in der vergangenen Woche auf das höchste Niveau seit Anfang 2006 ausgebaut haben.

Aktuell notiert das Platin bei 1.315,- $ je Unze und wir können nicht ausschließen, dass es anfänglich bis auf 1.350,- $ je Unze ansteigt. Darüber bildet dann die Marke von 1.400,- $, das Allzeithoch vom vergangenen November, die nächste wichtige Marke. Alles in allem scheint die Notierung aktuell sehr gut unterstützt zu sein und industrielle Endverbraucher sollten deshalb jeden größeren Rückschlag dazu nutzen, sich, was die Preise betrifft, zum Beispiel durch Termingeschäfte abzusichern.

Norilsk Nickel, Russlands größter Produzent von Platinmetallen, teilte am vergangenen Montag mit, dass alle Platin- und Rhodiumlieferkontrakte erfüllen werden sollen, auch wenn die Firma aktuell keine Exportlizenz für 2007 habe. Russland hatte zwar die Exportquoten für Edelmetalle im Januar aufgehoben, allerdings müssen die Exporteure noch immer eine Lizenz des Wirtschaftsministeriums vorweisen. Norilsk verfügt aktuell über keine Lizenzen für die beiden oben genannten Metalle. Das ist sicher ein Grund dafür, warum die Preise für Platin und Rhodium aktuell so fest sind. Für Palladium hat Norilsk eine Zehnjahresquote, die bis zum Jahr 2008 gültig ist. Die Firma teilte deshalb mit, dass man zumindest beim Palladium keine Schwierigkeiten mit den Exporten erwarte. Der Antrag auf eine Exportlizenz liege derzeit aber beim zuständigen Ministerium, man hoffe deshalb noch immer auf eine rasche Lösung der Probleme.


  • Palladium

Nach dem jüngsten Ausbruch des Palladiumpreises aus der Monate alten Handelsspanne, legte die Notierung zuletzt deutlich zu. Noch am vergangenen Freitag erreichte das Metall im US-Markt einen Wert von 375,- $ je Unze. Am Montagmorgen in Japan stieg der Preis dann sogar noch höher auf 377,- $ je Unze an. Dieser Phase mit relativ hohen Notierungen folgte zunächst eine Seitwärtsbewegung, die am Dienstag dann auch den Tiefstkurs der Woche bei 369,- $ je Unze brachte.

Der Markt drehte dann wieder, als den Händlern klar wurde, dass es nicht nur Pläne für ein Platin- ETF gibt, sondern, dass auch für das Palladium ein solches Produkt angeboten werden solle. Die ZKB rechnet bei diesem Metall im ersten Jahr mit einem Absatz von sogar 200.000 Unzen.

Dieser Umstand, sowie die Tatsache, dass der Platinpreis mit Leichtigkeit über die Marke von 1.300,- $ je Unze sprang, sorgte für einen Anstieg der Palladiumnotierung auf 381,25 $ je Unze und damit auf das höchste Niveau seit Mai 2006. Seinerzeit war der Wert des weißen Metalls auf 407,- $ ja Unze geklettert und dieses Niveau bildet nun auch in der jetzigen Situation das große Kursziel.

Trotz des Preisanstiegs und des drohenden ETFs haben die Palladiumzinsen nicht weiter reagiert, dies ist auch ein Zeichen, dass es beim Palladium, anders als bei seinem Schwestermetall Platin, noch größere Metallvorräte gibt.


  • Rhodium

Bei Rhodium kam in dieser Woche leichter Verkaufsdruck auf. Von dem 17-Jahreshoch, das es noch in der letzten Woche mit 6.500 $ erreicht hatte, fiel es auf 6.425 $ je Unze zurück. Wir sehen den Rückgang aber nicht als Beginn einer Trendwende an und empfehlen industriellen Endverbrauchern weiter, Rückschläge für Terminkäufe zu nutzen.

Händler versuchen noch immer Ruthenium zu verkaufen, aber zum ersten Mal seit Wochen gibt es erste Anzeichen für eine wieder ansteigende Nachfrage aus der Industrie. Möglicherweise findet die Notierung deshalb auf dem aktuellen Niveau von 525 $ - 625 $ einen Boden. Iridium notiert nahezu unverändert bei 420 $ - 460 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (20.04.2007)








Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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