Die Reichsten horten Cash wie nie zuvor - aus gutem Grund!
12.10.2019 | Uli Pfauntsch
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Denn tatsächlich ist der S&P 500 seit der ersten Zinssenkung diesen Juli in mehr als einem Jahrzehnt leicht gesunken. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Korrelation zwischen dem Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 und dem Leitzins der US-Notenbank aufgrund der langen Niedrigzinsphase seit Anfang der 2000er Jahre gebrochen sei, wie die UBS feststellte. Die neuen Exportaufträge in den USA sind ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit 2009 zurückgegangen. Dies sei ein wichtiges Signal, da der Rückgang in der Vergangenheit mit einem Wandel des Gewinnwachstums im S&P 500 ins Negative zusammenfiel.
Die UBS ist der Ansicht, dass die Widerstandsfähigkeit in der Anlegerstimmung durch den weitverbreiteten Glauben erklärbar ist, dass weitere Zinssenkungen durch die Fed dazu beitragen werden, den Aktienmarkt zu unterstützen. Doch anders als etwa in den 90er Jahren, wo Fed-Lockerungsrallyes durch eine starke inverse Korrelation zwischen Zinssätzen und Kurs-Gewinnverhältnissen ermöglicht wurden, bestehe diese Beziehung heute nicht, so die UBS.
Fataler Trugschluss der Anleger!
Geopolitische Risiken. Politische Risiken. Interne Konflikte. Handelskrieg. Wirtschaftliche Risiken. Kreditrisiken. Und nichts davon scheint in der Lage zu sein, die Investoren aus der Ruhe zu bringen. Die US-Aktienindizes sind in diesem Jahr stark angestiegen und haben trotz all dieser Risiken und Unsicherheitsfaktoren neue Rekordstände erreicht.
Doch es wichtig, sich daran zu erinnern, was einen Einbruch der US-Aktienmärkte um 20% und den schlimmsten Dezember seit der großen Depression in den 1930er Jahren verursacht hat. Es war die Zinsanhebung im Dezember mit dem Plan für eine Reihe weiterer Zinsanhebungen und der Straffung der Fed-Bilanz auf "Autopilot".
Das ließ die Aktien einbrechen, während alles andere noch nicht einmal ein Achselzucken vom Markt erntet. Wenn Ihnen das nicht den Beweis liefert, wie abhängig die Aktienmärkte von den Notenbankern geworden sind (anstelle des altmodischen Konzepts der freien Preisbildung), was dann?
Anders ausgedrückt, ist es der unerschütterliche Glaube an die Fähigkeit der Notenbanken, jeden Einbruch an den Märkten mit zusätzlichen Lockerungsmaßnahmen zu verhindern.
Reiche horten Cash wie nie zuvor!
Eine von Banken, Vermögensverwaltern und Fondsgesellschaften gerne verwendete Börsenweisheit ist, dass Aktien langfristig immer steigen. Doch die vermögenden Investoren weltweit, einschließlich Warren Buffett, vertrauen auf eine andere Regel: "Börse ist keine Einbahnstraße".
Rezessionen gehen stets mit Bärenmärkten einher. Die Gewinne der Unternehmen brechen ein und die Aktienkurse folgen nach unten nach. Es gibt natürlich defensive Unternehmen, einschließlich aus Sektoren wie Nahrungsmittel und Getränke, Konsum, Versorger, Pharma- und Rüstung, die sich in Rezessionen traditionell besser schlagen. Doch die reichsten Investoren haben sich auf eine solche Rezession entsprechend vorbereitet und sind in diesen Sektoren übergewichtet. Deshalb sind die qualitativ besten Titel aus diesen Sektoren bereits hoffnungslos überbewertet.
Aus einer Umfrage von Campden Wealth Research unter 360 ultra-vermögenden UBS-Kunden geht hervor, dass 55% aller Family-Offices eine Rezession in 2020 erwarten. Demnach gebe es unter dieser Klientel die weitverbreitete Meinung, dass wir das Ende des derzeitigen Marktzyklus erreicht haben. Interessanterweise sagten 91% aller Family Offices, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China "große wirtschaftliche Folgen in 2020" haben werde und die Mehrheit glaubt ebenfalls, dass der Brexit negative Folgen für UK- und europäische Investments haben wird.
Gleichzeitig geht aus einem CNBC-Bericht vom 28. August hervor, dass die Reichen ihre Ausgaben deutlich zurückfahren. Verkäufe von Luxusgütern, hochwertigen Immobilien, Autos und Kunstgegenständen sind enorm gesunken. Das schwächste Segment der amerikanischen Wirtschaft ist derzeit das obere Ende des Immobilienmarkts.
Luxusimmobilien erleben das schlimmste Jahr seit der Finanzkrise, Luxusautos werden auf Autoshows zu Ladenhütern, Verkäufe auf Kunstauktionen gehen erstmals seit zehn Jahren zurück, und der auf gehobene Klientel spezialisierte Einzelhändler Nordstrom meldete seit drei Quartalen in Folge fallende Umsätze.
Kurzum, die Reichen horten Cash, und der Effekt auf die Wirtschaft sollte nicht unterschätzt werden. Die Top-10-Verdiener stehen bereits für rund die Hälfte der nominellen Konsumausgaben in den USA.
Der Cash-Bestand der Top-1-Prozent lag beispielsweise per 1. April 2019 bei mehr als 300 Milliarden Dollar, verglichen mit rund 15 Milliarden Dollar vor der „Großen Rezession“ und etwa 50 Milliarden Dollar Ende 2016.