Edelmetallausblick 2020
10.01.2020 | Stefan Gleason
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Ein anhaltender Rückgang im Gold-Silber-Verhältnis auf historisch eher normale Niveaus würde nicht nur eine überdurchschnittliche Entwicklung des Silberpreises beinhalten, sondern wahrscheinlich auch einen Bullenmarkt in Gold und Silber. Der letzte starke Rückgang im Gold-Silber-Verhältnis von 2009 bis 2011 bedeutete einen Silberpreisanstieg auf über 49 Dollar je Unze und ein Rekordhoch des Goldpreises bei 1.900 Dollar je Unze.
Silber im Rampenlicht
Silber könnte das Metall sein, dass man 2020 beobachten (und besitzen) sollte. Wenn die weltweite Industrie- und Investmentnachfrage auch nur leicht zunimmt, wird das Angebot Schwierigkeiten haben, Schritt zu halten.
Tatsächlich bewegt sich das Silberminenangebot in die entgegengesetzte Richtung. Der "World Silver Survey" des Silver Institute zeigt, dass die Produktion jährlich um 2% sinkt.
Bergbauunternehmen erschöpfen ihre Silbervorkommen und hatten angesichts des niedrigen Spotpreises und geopolitischer Herausforderungen aufgrund sinkender Erzgehalte keinen Anreiz, neue Projekte zu entwickeln.
Laut Katusa Research "ist das durchschnittliche Erzgehalt seit 2010 um über 50% gesunken. Das ist keine gute Situation für ein Bergbauunternehmen. In einer Welt, in der die Produktionskosten steigen, doch der Gewinn je Tonne Gestein um 50% gesunken ist, stellt dies potenziell ernsthafte langfristige Probleme dar."
Die Investition in ein Bergbauunternehmen ist immer ein ungewisses Unterfangen, selbst wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat. Die Busts überwiegen oft die Booms.
Und im Falle von Silberbergbauunternehmen bauen die meisten hauptsächlich andere Metalle (wie Blei, Kupfer, Nickel, Zink oder Gold) ab - und Silber ist nur ein Nebenprodukt.
Der Mangel einer gesunden Silberbergbaubranche kann sich als Vorteil für Investoren in physisches Silber herausstellen. Es bedeutet, dass das Angebot in den kommenden Jahren eingeschränkt bleibt.
Selbst wenn höhere Spotpreise den Silberbergbau gewinnbringender machen, wird die angeschlagene Branche nicht die sofortige Kapazität besitzen, die Produktion in erheblichem Maße anzuheben. Es wird Jahre dauern, sie wieder aufzubauen.
In der Zwischenzeit sollte der Weg für einen Anstieg auf sein altes Rekordhoch frei werden, sobald der Silberpreis den oberen technischen Widerstand bei 20 Dollar bis 21 Dollar je Unze durchbricht.
Die Wild Card Platin
Das andere Metall mit einem großen Aufwärtspotenzial in den 2020er Jahren ist Platin. In den letzten Jahren wurde es von Palladium erschlagen. Doch der extreme Preisunterschied zwischen den beiden macht Platin nun zu einer verlockenden Alternative für Autohersteller und andere industrielle Anwender.
"Platin ist bei Investoren in Ungnade gefallen, nachdem der Emissionsbetrugsskandal der Volkswagen AG 2015 Berufspendlern den Anlass gab, sich von Dieselfahrzeugen abzuwenden. Der Markt hat den Rückgang der Nachfrage nach Autokatalysatoren überschätzt", berichtet Bloomberg (über Mining.com)
"Bis 2025 könnten etwa 850.000 Tonnen Palladium in Autokatalysatoren durch Platin ersetzt werden [...]"
Doch vorläufig behält Platin einen Angebotsüberschuss, während das äußerst erfolgreiche Palladium ein chronisches Defizit hat. Eine Investition in Platin sollte daher als gewissermaßen spekulativ angesehen werden.
Obwohl eine weitere Abwärtspreisbewegung wahrscheinlich begrenzt ist, könnte Platin den Großteil des Jahres 2020 in einer gemächlichen Bodenbildung verbringen, bevor die Wirkung der Ersetzung einsetzt und den Preis viel höher treibt.
Der sichere Hafen Gold
Wie immer sollten Edelmetallinvestoren zuerst Kernpositionen in Gold und Silber abstecken. Sie sind zuallererst Geld.
Die monetäre Nachfrage nach Gold - angeführt von Zentralbanken in Russland, China und anderswo - wird 2020 wahrscheinlich stark bleiben.
Selbst wenn die Weltwirtschaft schwächelt und dazu führt, dass die industrielle Nachfrage nach dem weißen Metall sinkt, werden die Goldkäufe nicht notwendigerweise sinken. Sie könnten sogar bei einer Flucht in die Sicherheit zunehmen.
Gold mag vielleicht bei über 1.500 Dollar je Unze nicht "billig" erscheinen. Doch es ist billig im Verhältnis zum US-Aktienmarkt. Und der Schutz, den physisches Gold vor den Risiken der Finanzturbulenzen bietet, ist unbezahlbar.
© Stefan Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 31. Dezember 2019 auf www.moneymetals.com und am 02. Januar 2020 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.