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Komplott gegen Bürger

12.01.2020  |  Manfred Gburek
Was hat der Siemens-Auftrag für ein Kohlebergwerk in Australien mit dem umstrittenen "Umweltsau"-Lied des WDR-Kinderchors zu tun? Anscheinend viel, denn in beiden Fällen geht es um das Klima - Kontinente übergreifend und derart intensiv, dass unter Umständen sogar eine Aktivistengruppe zur Siemens-Hauptversammlung Anfang Februar anzureisen beabsichtigt. WDR-Intendant Tom Buhrow fand es opportun, sich von dem verunglückten Satirelied zu distanzieren - und löste damit eine Protestbewegung in den eigenen Reihen aus, die über seine Sendeanstalt hinaus ging.

Was ist das nur für eine Gesellschaft, in der eine ganze Altersgruppe diffamiert wird, durch eine Wortwahl, die belegt, dass etwas in unserem Land nicht mehr stimmt? Aber was stimmt nicht? Da ist zum einen die immer grober werdende Sprache, die "dank" Internet zum Teil schon unerträgliche Ausmaße angenommen hat. Und da sind zum anderen die Medien, die ihren Anspruch auf Anerkennung als vierte Gewalt längst verloren haben.

Die heutige überwiegend digitale Medienvielfalt lässt sich nicht mehr mit der althergebrachten Zeitungs-, Zeitschriften- und Fernsehdominanz vergleichen. Die Printmedien sind inzwischen überwiegend auch im Internet aktiv. Dafür musste sich eine ganze Generation von Journalisten umstellen; viele von ihnen wurden arbeitslos.

Und die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten? Deren Journalisten werkelten weiter vor sich hin und - noch schlimmer - viele von ihnen gewöhnten sich eine unerträgliche belehrende Sprache an, im Zweifel mit einem gewissen politischen Linksdrall. Auf diese Weise verwischten Nachrichten und Kommentare, ohne dass die Intendanten rechtzeitig auf die Bremse traten. Die Finanzierung zulasten der Bundesbürger ist ja durch den Übergang von der peinlichen GEZ zum direkten Abkassieren gesichert.

An dieser Stelle sei der erfahrene Fernsehjournalist Peter Hahne aus Anlass der grausamen Ereignisse in der Silvesternacht 2015/16 auf der Kölner Domplatte zitiert: "Erst als das Internet glühte und Handyvideos vom Tatort die Runde machten, bequemten sich Politiker und Presseleute nach vier Tagen, von den konzentrierten sexuellen Übergriffen Hunderter arabischer Männer auf Frauen rund um den Kölner Dom dem Anlass gemäß und ausführlich zu berichten." Die traumatisierten Opfer der Übergriffe werden wahrscheinlich bis an ihr Lebensende unter den psychischen Folgen leiden.

Was ist faul an den öffentlich-rechtlichen Medien? Die Antwort reicht bis in die 50er Jahre zurück. Damals beschlossen die westlichen Besatzungsmächte aus dem Zweiten Weltkrieg, dass die Bundesrepublik föderal nach Bundesländern aufgestellt werden sollte. Was darauf basierend folgte, nannte sich Rundfunkstaatsvertrag: Eine Art Abstimmungsanleitung für die Bundesländer, finanziert durch Gebühren und darauf ausgerichtet, die Westdeutschen unter anderem mit Informationen, Beratung und Unterhaltung zu versorgen. Bereits dieser Auftrag bildete die Basis für das, was uns ARD und ZDF heute bieten - bis hin zu unsäglichen Seifenopern und Krimis mit brutalen Inhalten.

Es ist zwar höchste Zeit, den Rundfunkstaatsvertrag von Grund auf zu reformieren. Aber kaum ein(e) Politiker(in) traut sich, den Stein ins Rollen zu bringen. Hinter dieser Abwehrhaltung steckt im Grunde ein Komplott: Die öffentlich-rechtlichen Medien sollen auf paternalistische Weise weiterhin dafür sorgen, dass die Bundesbürger umerzogen werden. Und als wenn es dazu noch eines Beweises bedurft hätte, wurde die "Umweltsau" akustisch wie auch bildlich in Szene gesetzt - nach dem Motto: Gesundes Klima ist etwas Gutes, dafür lohnt es sich schon mal, mithilfe von Kindern die Atmosphäre zu vergiften.

Dabei steht im 104 Seiten umfassenden Rundfunkstaatsvertrag, letzte Fassung von 1991, ausdrücklich, die öffentlich-rechtlichen Medien "haben in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen; die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten."

Wie es mit dem WDR und den anderen föderalen Sendeanstalten weiter geht, ist einigermaßen abschätzbar: Sie werden ihre Pfründen verteidigen, durchgreifende Reformen sind von ihnen nicht zu erwarten. Insofern ist das folgende ältere Zitat von WDR-Intendant Tom Buhrow aus der Zeitschrift "journalist" vom Juni 2008 besonders aufschlussreich: "Ich finde es schade und traurig, dass der WDR so in der Kritik steht. Das hat er nicht verdient. Unsere Ansprüche sind hoch." Mal sehen und hören, wie hoch sie in Zukunft sein werden.

Und wie geht es mit der Klima-Diskussion weiter? Sie wird uns alle noch Jahrzehnte lang beschäftigen, speziell auch im Hinblick auf die Geldanlage. Was kann man sich darunter vorstellen? Einen bitteren Vorgeschmack bietet das aktuelle, 33 Seiten umfassende "Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken" der deutschen Finanzaufsicht BaFin. Es versteht sich als "sinnvolle Ergänzung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement für Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen und Kapitalverwaltungsgesellschaften" und kann unter bafin.de aus dem Internet geladen werden.

Die Bitternis besteht darin, dass man das Risikomanagement in der unternehmerischen Praxis leider nicht genau eingrenzen kann. Die BaFin macht es sich einfach, indem sie es kurzerhand zum "zentralen Punkt" erhebt und sich dann einer Sprache bedient, aus der niemand schlau wird: "Es geht auf die Risikoidentifikations-, -steuerungs- und -controllingprozesse sowie die 'klassischen' Methoden und Verfahren unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken ein." Vermögensmanager und Analysten aus den betreffenden Finanzbranchen dürften da erst mal passen, weil die unternehmerische Praxis nicht solche theoretischen, sondern konkrete Vorgaben abverlangt. Davon ist die BaFin aber noch weit entfernt.

So wird es kommen, wie es kommen muss: Alle mit dem Klimawandel befassten Wissenschaftler, Politiker, Behörden, Unternehmen, Verbände, Financiers, Aktivisten und Journalisten werden sich dem Thema jeweils auf ihre eigene Weise widmen. Und die Medien? Sie werden weiterhin versuchen, uns in ihrem Sinn zu manipulieren. Dabei dürfte ihnen die Klimadebatte von großem Nutzen sein.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

Neu bei gburek.eu: Dax-Unsinn, Aktien-Sinn


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